Nancy

Die Dusche tat mir gut und als ich aus dem Bad kam ging es mir deutlich besser. Zumindest fühlte ich mich frischer. Das änderte sich jedoch schlagartig, als ich das Zimmer betrat. Neben der Wand lehnte ein blonder Engel. Und ich trug nichts außer einem Duschhandtuch und einem Handtuch auf dem Kopf. Mit einem kleinem Kreischen hüpfte ich zurück ins Bad. "Geh raus. Ich hab nichts an!" Ich wusste es klang kindisch, aber das war mir gerade sowas von egal. Da stand ein fremder, unglaublich attraktiver Mann in meinem Zimmer und ich hatte nichts an. Ich hörte ein leises und vor allem sehr sexy Lachen. "Nur der Vollständigkeit halber. Das ist MEIN Schlafzimmer." Sie Stimmt war dunkel wie Schokolade und hatte einen vollen Klang. Ich hatte schon immer eine Schwäche für Männer mit einer tiefen Stimme. Auch wenn der Kerl in meinem (pardon seinem) Schlafzimmer unglaublich arrogant klang. Macho schoss es mir automatisch durch den Kopf. "Du kannst gerne noch ein paar Stunden in MEINEM" das betonte er extra "Bad verbringen. Ich kann warten." Damit machte er mir unmissverständlich klar, dass er in diesem Zimmer bleiben würde. Früher oder später musste ich ja mal aus dem Bad. Ich holte tief Luft und schlang das Handtuch, das mir jetzt viel zu klein vorkam, enger um mich. Dann ging ich, so elegant wie es eben in einem Handtuch möglich war, aus dem Badezimmer. "Und was soll ich jetzt anziehen? Ich kann ja schlecht so bleiben." Er mustert mich und grinste dann dreckig. "Also ich hätte nichts dagegen." Ich schnappte empört nach Luft. Da stand ein Wildfremder vor mir und dann machte er mich gleich an. Ich verzog meine Augen zu schmalen Schlitzen. Maja nannte diesen Blick immer meinen "Killer-Blick". "Aber ich kann Lucy mal fragen ob sie die Klamotten leiht. Nachher. Zuerst reden wir." Ich schaute an mir runter. So? Als könnte er Gedanken lesen antwortete er "Ja, so. Je früher wir darüber reden, desto besser." Er setzt sich auf das Bett und klopfte einladend neben sich. Aus purem Protest setzte ich mich ans andere Ende des breiten Bettes. Mit einem kleinen Seufzer schnappt er mich um die Taille und zog mich neben sich. Ich hatte nicht einmal mehr Zeit zu protestieren. Ich funkelte ihn wütend an. Was bildete der sich eigentlich ein? "Hättest du vielleicht dann auch mal die Güte mir zu sagen wer du bist" zickte ich ihn an. Und das konnte ich ziemlich gut. Er stand auf und verbeugte sich spöttisch vor mir. "Vergibt mir, My Lady. Mein Name ist Jack." Dann setzte er sich wieder neben mich. "Nancy" sagte ich einfach nur und war nicht einmal überrascht, als er "ich weiß" antwortete. "Also, worüber musst du so dringend mit mir reden?" fragte ich ein bisschen freundlicher. Ich wollte dem guten Jack ja auch noch eine Chance geben. "Woran kannst du dich noch erinnern?" fragte er ohne große Umschweife. Ich wusste sofort worüber er sprach. Fröstelnden zog ich das Badetuch enger um mich, als die Erinnerungen wie ein kalter Regenschauer auf mich niederprasselten. "Die Kerle haben mich verfolgt und dann, als ich dachte ich sein in Sicherheit in eine Gasse gezerrt und dann..." ich brach ab und schloss die Augen. Ich wollte die Bilder aus meinem Kopf haben. "Danach nichts mehr. Außer Schmerz und dann wurde ich hier wach." Am Ende flüsterte ich nur noch. Jack holte tief Luft. "Ich fand dich in der Gasse du lagst da in deinem Blut. Ich wusste du würdest sterben wenn ich nichts tun würde." Er brach ab und sah mich an. "Ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte, konnte dich nicht sterben lassen. Also hab ich dich verwandelt." Wie in einem Flashback erlebte ich den furchtbaren Schmerz noch einmal. Ein Wimmern kam aus meiner Kehle. "Ich konnte dich nicht sterben lass." flüsterte er, als wollte er sich vor mir (oder vor sich selber?) rechtfertigen für das, was er getan hatte. Mein Hals war trocken. "Und...wa...was bin ich jetzt?" flüsterte ich und kniff die Augen zu. Hoffte, dass es ein Albtraum war, dass ich gleich wach werden würde. "Ein Vampir" sagte Jack. Ich starrte ihn mit großen Augen dann. Dann begann ich hysterisch zu lachen. "Oh Gott, ein Vampir" brach es aus mir zwischen einem Laut, der halb Schluchzer, halb Lachen war heraus. "Es gibt keine Vampire. Hast du zu viel Twilight gelesen? Was bist du für ein kranker Freak?" Jetzt brüllte ich. Ich wollte es nicht glauben, auch wenn ich tief in meinem Inneren wusste, dass er Recht hatte. Die Veränderungen an meinem Körper waren mir gleich komisch vorgekommen und ich hatte mich schon vor dem Preis gefürchtete, den ich dafür zahlen musste. "Nein, Nancy. Und Twilight ist sowieso nur Müll. Ich meine, hallo? Nur tierisches Blut? Kein Vampir hält es aus sich nur von Tierblut zu ernähren. Und glitzern in der Sonne? Entschuldig bitte, wir sind keine Diskokugeln und..." das reichte.

Ich sprang auf und raste aus dem Zimmer. In meinem Badetuch. Bloß weg von diesem Verrückten. Wo war ich bloß gelandete? In einem Irrenhaus für Leute mit Vampirfimel? In einem extremen Fetischclub für Leute, die einen Faible für Vampire hatten und das Ganze extrem übertrieben? Ein Schluchzer kam aus meiner Kehle und ich schlug mir die Faust vor den Mund. Dabei spürte ich schmerzhaft wie sich meine Eckzähne in meine Lippe bohrten. Ich leckte darüber und schmeckte Blut. Vorsichtig fuhr ich mit der Zunge über meine Eckzähne. Sie waren nicht viel länger als vorher, aber unglaublich scharf. Mit einem Aufheulen rannte ich weiter. Ich hatte keine Ahnung wo hin. In meinem Kopf herrschte Chaos und ein Satz hatte die Oberhand gewonnen:  Weg von hier!

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top