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Noch einen letzten Blick auf mein Handy.
„Sie haben keine neue Nachricht.", wäre das gewesen, was es mir in dieser Situation hätte sagen müssen. Nun gut. Nicht, dass ich auf eine Nachricht gewartet gehabt hätte oder so. Heute war ein Tag wie jeder andere. Weshalb machte ich mich deswegen verrückt?
Um ehrlich zu sein, manchmal fragte ich mich, aus welchen Gründen ich unbedingt in einer Beziehung sein wollte. Vielleicht, weil alle meine Freundinnen einen Freund hatten und mit diesem Händchenhaltend über den Schulhof laufen?
Ja, das sieht schon irgendwie romantisch aus. Aber man sollte sich niemals vom Schein trügen lassen. Tina und ihr Freund stritten sich ständig und das musste man auch nicht unbedingt haben. Manchmal fragte ich mich, wie es sein konnte, dass sie immer noch zusammen waren.
Hastig steckte ich mein Handy in meinen Schulranzen. Jetzt musste ich mich beeilen. Ich war schon echt spät dran.
Die U-Bahn-Station erreichte ich gerade noch rechtzeitig. In dem Moment, in dem die U-Bahn quietschend auf dem Gleis einfuhr, stand ich vor ihr. Die Türen öffneten sich und ich quetschte mich an den Anderen vorbei, um einen Sitzplatz direkt neben der Tür zu ergattern. Somit hatte man es immer einfacher, wieder auszusteigen. Vor allem, wenn sich die U-Bahn schon etwas gefüllt hatte, was besonders kurz vor meiner Schule der Fall war. Heute schien mein Glückstag zu sein. Mein Platz befand sich sogar mit Sicht auf den Ausgang. Ohne Probleme aussteigen zu können, war heute garantiert.
Aber ein paar Stationen lagen noch vor mir, bevor ich endlich am Ziel angelangt wäre. Entspannt lehnte ich mich zurück und lauschte der Musik, die aus meinen Kopfhörern tönte. Nichts könnte mich jetzt mehr aus der Ruhe bringen. Oder besser gesagt, fast nichts. An jeder Station, an der wir vorbeizogen, waren sie wieder angebracht, die bescheuerten Plakate mit Werbung für den Tag im Jahr, den ich am meisten hasste. Den Valentinstag!
Blumen hier, Schokolade da, Schmuck dort drüben. Nirgendwo war man vor ihnen sicher. Manchmal fragte ich mich, ob alle übrigen Menschen auf dieser Welt das so prickelnd fanden. Es musste doch noch mehr Personen in meiner Situation geben. Wieso wurden wir bestraft, wo wir doch eh schon keine Beziehung hatten? Warum?
Da! Da stand er wieder. Direkt vor mir. Dieser gutaussehende Typ, den ich bereits seit Beginn des Schuljahres entdeckt hatte. Er schien in die Oberstufe des Gymnasiums ganz in der Nähe von meiner Schule zu gehen, soweit ich das herausgefunden hatte. Einmal hatte er ein Oberteil mit dem Schullogo getragen, was bedeutete, dass er wahrscheinlich Mitglied der Volleyball AG war. Dafür war dieses Gymnasium nämlich bekannt. Er hatte in jedem Fall den Englisch-Leistungskurs gewählt, denn darüber hatte er sich des Öfteren mit seinem besten Freund unterhalten, der übrigens auch schon eingestiegen war.
Wie gewöhnlich, unterhielten sich die beiden angeregt. Wie ihr seht, weiß ich über ihn eine ganze Menge. Und es gibt sehr viele Dinge, die er über mich nicht weiß. Falls er mich überhaupt schon einmal bemerkt hatte, so unscheinbar und unattraktiv wie ich war. Bestimmt hatten ihn super viele Mädchen auf ein Valentinsdate eingeladen. Im Gegensatz zu mir, die noch nie jemand gefragt hatte.
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