Dunkelheit
Kapitel 6
Dunkelheit
Ich saß in der Badewanne. Ehrlich gesagt, ich war wirklich nie dieser Badefan. Aber in diesen Filmen taten das die Hauptpersonen irgendwie auch immer, also hatte ich beschlossen, es mal zu versuchen. Ich setzte mich in das angenehm warme Badewasser, auf dem sich Schaum gebildet hatte. Ich tauchte kurz unter und wollte einfach nur kurz die Welt vergessen. Aber den Gefallen wollte mir die Welt einfach nicht gestatten. Ich mag ihn...verdammt. Wieso ist mir das jetzt erst aufgefallen? Wieso musste ich es Yume sagen?
Sie sah mich emotionslos an. Yume, sag doch etwas! Aber plötzlich fing sie an zu lachen. "Ich wusste es doch!", sagte sie. Ich sah sie verdutzt an. Sie streckte einer ihrer Hände zu mir aus, zum hochhelfen und ich nahm sie dankend, aber verwirrt an. "Dann sind wir jetzt wohl oder übel Rivalinnen", sagte sie. Meine Pupillen weiteten sich. Ich starrte sie lange an, als ich dann ein kaum bemerkbares Nicken von mir gab. "Klar...", flüsterte ich. Die Situation ist so etwas von eigenartig. Aber ich war wirklich dankbar. Das Yume es so leicht hinnahm. "Aber damit eins klar ist...", sagte ich dann, als ich den Kopf hob. "...ich werde aufjedenfall mein Bestes geben!" "Mit weniger wäre ich auch nicht zufrieden!", sagte sie lächelnd.
Das hatte sie geantwortet. Sie ist wirklich so stark. So bewundernswert. Aber ich habe ihr mein Wort gegeben. Ich werde mein Bestes geben und kein Stück weniger. Ich weiß noch, früher haben wir uns auch immer in den selben Jungen verliebt. Und dann habe ich sie immer das selbe gefragt. "Wie muss für dich ein Junge sein?" Und sie wusste immer nie eine Antwort. Sie sagte immer, er solle gutaussehend sein, schlau, humorvoll und solche sachen. Und dann stellte sie mir immer danach die selbe Frage. Ich hatte eigentlich nie über die Frage auf mich bezogen nachgedacht. Und ich habe immer gesagt: "Ich denke, ich muss einfach das Gefühl haben, er ist der Richtige." Und daraufhin hat sie mich immer ausgelacht, wie kitschig ich sei...
Nächster Tag. Heute hatten wir einen Wandertag. Unsere Klasse war die einzige, die wirklich wandern ging. Es war ein zwei Tages Ausflug. Ich hasse wandern. Hatte ich schonmal erwähnt, das ich keine Kondition habe? Wir wurden in 4 Gruppen eingeteilt. Und zum allen übelst sah meine Gruppe auch noch so aus: Naoki, Yume und Mitsuru. Nicht ernsthaft, oder?
"Los, geht's!", sagte Yume motiviert. "Ich würde ja sagen, das wir die vierer Gruppe nochmal in zweier Teilen", sagte sie und tat auf extra süß. Ich wollte grade protestieren, als Yume schon sagte: "Gut, ich geh mit Mitsuru-kun!" Ich sah Naoki an, der den Mund auch geöffnet hatte, um etwas zu sagen, ihn dann aber auch langsam schloss. Dann erwiederte er meinen genervten Blick. "Naoki", flüsterte ich. "Ja?" "Lass uns das beste daraus machen." Er schenkte mir daraufhin ein grinsen. Yume unterhielt sich währendessen aufgeregt mit 'Mitsuru-kun'. Naja, eher, sie redete und er 'hörte zu'. Wir gingen ein gutes Stück vom Ausgangspunkt aus. Ca. eine dreiviertel Stunde? Sie wollte Krieg? Den kann sie ruhig haben. "Machen wir bitte kurz eine Pause?", fragte ich, woraufhin Mitsuru stoppte. Yume hatte es erst gar nicht bemerkt, blieb dann aber auch stehen. "Gut", flüsterte Naoki.
Wir setzten uns auf einen Baumstamm und fingen an, unsere Sandwiches zu essen. "Du, Mitsuru?", fragte dann Yume, als sie ihn lange betrachtet hatte. "Was sind das eigentlich für Narben auf deinem Arm?", fragte sie beiläufig. Blitzschnell zeigte er auf mich. "Sie ist schuld", sagte er nur und aß behutsam sein Brot weiter. Ich merkte, wie ich schlagartig rot wurde. Von der letzten Prügelei war das noch übrig geblieben. Warum kam das mir so zweideutig vor?! "Ich habe dir gar nichts getan!", quitschte ich daraufhin peinlich berührt und drehte mich weg. Yume blickte aufgeregt hin und her, aber ich stand dann auch schon auf. "Lasst uns weitergehen...", murmelte ich. Yume wollte gerade aufstehen, als man sie daraufhin schon aufschreien hörte. "Agh!" ICh rannte sofort zu ihr. "Was ist los, Yume?!", fragte ich sie hektisch, während sie zu boden sank. "Ich...ich glaube, ich habe mir den Fuß verknackst", sagte sie schmerzerfüllt. "Zeig mal her", beruhigte ich sie. Behutsam zog ich ihr zuerst ihren Schuh und dann ihren Socken aus. Es war rot angeschwollen. "Keine Sorge, Yume, es ist zwar etwas angeschwollen, aber wir sind bald da...", sagte ich. "Kannst du gehen?" Daraufhin versuchte sie aufzustehen, was ihr aber misslang. "Nein", schluchzte sie. "Mitsuru muss mich huckepack nehmen...", sagte sie, woraufhin er nickte und sich ihr hinbeugte. Moment...was soll das? Ein Krampf machte sich in meiner Brusthöle breit. Ich muss etwas sagen..."Yu..." ich wurde schon unterbrochen, als Naoki Mitsuru schon wegschubste. "Pfoten weg!", knurrte er ihn an, woraufhin Mitsuru sich wegdrehte. Naoki hatte seinen Platz eingenommen. "Mach schon", sagte er zu Yume. "N-Nao..." Er hob sie diesesmal einfach hoch und trug sie im klassischen 'Braut'- Style. Schlagartig errötete Yume. "L-lass mich r-r-runter", stotterte sie, aber Naoki ignorierte sie, bis sie Ruhe gab. Die beiden gingen schon mal vorraus. "Echt witzig die beiden...", lachte ich, woraufhin Mitsuru nickte. Moment nochmal...Yume und Naoki sind weg...das heißt...Nur noch Mitsuru und ich sin übrig?!
Mitsuru kramte in seinem Rucksack herum, schaute auch um den ganzen Platz. "V-Vielleicht sollten wir auch zurück gehen?", sagte ich. Ich war so nervös und mein Puls raste, sodass ich das Pochen in meinem Kopf hören konnte. "Gehen wir noch ein bisschen", antwortete er, worauf sich meine Pupillen weiteten. Wieso? Anscheinend hatte ich auch so einen Gesichtsausduck gemacht, da er mich aufklärte. "Anscheinend habe ich mein Handy vorhin am Anfang vergessen." Ich seufzte. Etwas Anspannung rieselte von mir ab. "Gut, aber beeilen wir uns, es wird bald dunkel." Also gingen wir den Weg zurück. Ich mit etwas Abstand hinter ihm her. Schweigen. Ich wollte es zerbrechen. "Hattest du schon mal eine Freundin?", plazte es aus mir heraus. Oh Gott! Wie peinlich! "Nein", gab er kurz und monoton. Ich sollte es vielleicht nicht zu weit treiben, aber mein Mund wollte nicht stoppen. "Obwohl du so populär bist?" Er lachte kurz ehe er antwortet: "Ich denke, ich habe einfach noch nicht die getroffen, wo ich denke, sie ist die Richtige." Und schlagartig schoss mir das Blut in den Kopf. Ich denke, ich muss einfach das Gefühl haben, er ist der Richtige. Von dort an bekam ich keinen Richtigen Ton mehr heraus.
Langsam dämmerte es, und als wir endlich sein Handy gefunden hatten und uns wieder auf den Weg zum Treffpunkt machten, war die Sonne schon fast zur Hälfte untergegangen. Ich merkte, wie ich nervös wurde, wie mein Körper anfing zu zittern und meine Beine sich einfach nicht mehr bewegen wollten. Auch Mitsuru bemerkte es. "Was ist los, Chizuma?", fragte er. ICh bekam keinen Ton heraus. Er kam auf mich zu. "Chizuma?", flüsterte er. "K-kann ich dir ein Geheimnis verraten?", stotterte ich. "Klar." "Und du lachts mich ja nicht aus?" "Sicher nicht." Ich atmete tief ein. "Ich habe Angst im Dunkeln." Und er fing an zu lachen. "Wie gemein", murmelte ich. "Tut mir leid, aber du brauchst doch keine Angst zu haben. Wir müssen uns beeilen, sonst machen sich die anderen noch Sorgen...", sagte er, als wäre es das normalste auf der Welt. Es machte mich wütend. "Ich sage es dir doch! Es geht nicht. Dunkelheit ist so erdrückend, so finster, sie macht mir Angst! Mein Körper fängt unkontolliert an zu zittern und ich kann mich einfach nicht bewegen! Es geht nicht!" Plötzlich nahm er meine Hand in seine. Ich starrte ihn an. "Du brauchst wirklich nicht vor etwas wie Dunkelheit Angst haben. Schau mal nach oben." ICh tat das dann auch. Mittlerweile war es stockfinster geworden. Doch mein Körper zitterte nicht mehr. Sein fester, warme Händedruck gab mir Sicherheit. "Siehst du die Sterne?" Ja, sie sind wunderschön, wollte ich sagen, aber ich hatte wieder meine Stimme verloren. Ich nickte stattdessen. "Siehst du?Dunkelheit hat etwas schönes an sich. Eigentlich sind die Sterne immer da, nur man sieht sie nicht immer. Um so dunkeler die Dunkelheit ist, um so heller leuchten die Sterne." Und ich weis nicht, warum, aber durch diesen Spruch, konnte ich wieder losgehen. Und nicht nur das. Von dort an hatte ich keine Angst mehr von der Dunkelheit. Sie war von dort an etwas schönes.
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