Das Richtige sagen

Kapitel 4

Das Richtige sagen

"Chiii!" Yume wunk mit ihrer Hand vor meinem Gesicht herum, was mich aus meiner Starre erwachen ließ. "Hmm?" "Was ist eigentlich los?" Ich zögerte. "Bin nur etwas müde...", antwortete ich dann. Wir hatten gerade Pause und ich biss lustlos von meinem Essen ab. Yume sah mich zweifelnd an. "Weißt du, seid wann du so bist? Seid drei Wochen schon! Was ist passiert? Sag es mir doch!" Ja, drei Wochen waren schon vergangen. Und seit dem habe ich ihn nicht mehr gesehen. Mitsuru. Was wohl passiert ist? Er war eine Woche lang nicht in der Schule gewesen...und die restlichen bin ich ihm wohl aus dem Weg gegangen. Ich hatte gefragt, ob ich mit Naoki Platz tauschen hätte können, der mal wieder ganz komisch drauf war und mich daraufhin angeschrien hatte. Aber letztendlich hatte er eingewilligt. Und wieder wurde mir klar, wie schrecklich feige ich bin. Es machte mich wütend. Wütend auf mich. Aber ich wollte es nicht einsehen. Also ließ ich meine Wut heraus. Leider an die falsche Person. Ich sah Yume böse an, weil sie nicht aufhöhrte, mich anzubetteln. Es machte mich rasend. "Yume!", ich stand auf. Es wäre besser, wenn ich die Klappe gehalten hätte, aber es war schon zu spät, ich merkte, wie sich das Andrenalin in meine Adern pumpte und wie mein Herzschlag rasend wurde. "Du hast gut Reden! Nie erzählst du mir auch irgendetwas! Aber ich habe mich mitlerweile damit abgefunden, okay?! Also sei nicht so irre nervig, den es gibt zur Zeit wirklich wichtigeres!! Du weis ja gar nicht, was in mir vorgeht!" Und da hatte ich es ausgesprochen. Mir wurde es jetzt bewusst und ich hielt mir die Hand vor den Mund. Ich hielt den Atem san. Langsam streckte ich meine Hand in ihre Richtung. "Yume...ich..." Ich wollte das nicht sagen! Sie schlug sie weg. Ihr Blick war auf den Boden gerichtet. Plötzlich blickte sie nach oben, starrte mir direkt in die Augen. Gänsehaut machte sich bei mir breit. Kleine Tränen hatten sich an den Winkeln ihrer Augen gebildet. Sie stürzte plötzlich nach vorne und packte mich am Hemdkragen. "Ich soll keine Ahnung haben?! Weißt du überhaupt, wie es MIR geht?! Es geht immer doch nur um dich! Dir ist noch nicht mal aufegfallen, das ich schlimme Depressionen habe, weil ich mich mit Naoki immer streite!! Aber selbst das hast du wohl nicht gemer...", sich brach mitten im Satz zusammen. Sie fiel auf die Knie und plötzlich quollen die zurückgehaltenen Tränen aus ihr heraus. Ich war sprachlos. Wie konnte ich nur so selbstsüchtig sein? "Yume...", meine Stimme bebbte und ich versuchte sie stark klingen zu lassen, was mir schrecklich misslang. "Ich wusste doch nicht...ich..es..tut...oh.." Ich beneide Leute, die die Fähigkeit haben, immer die Richtigen Worte zu finden. Vielleicht war es unpassend in diesem Moment daran zu denken, aber ich wundere mich, ob ich jemals jemanden mit dieser Gabe treffen werde. Yume stand auf. "Lass es gut sein...", sagte sie nur. "Es tut mir leid, das ich dir nicht helfen kann...", war das letzte was sie noch sagte, als sie schon davon ging.

Schweigend setzte ich mich auf meinen Platz.Ich hatte einen Kloß im Hals, am liebsten wäre ich nach Hause gegangen. Ich sah Naoki an. Sie haben Streit? Weswegen wohl? Was sollte ich tun? Plötzlich drehte Naoki seinen Kopf und sah mich verwundert an. Ich merkte schon, wie meine Augen anfingen, anzuschwellen und rot zu werden. Ich versuchte es bestmöglichst zu unterdrücken. Ich nahm mein Heft, riss eine Seite heraus nahm einen Stift und schrieb darauf "Du musst dich deinen Sorgen stellen und darüber Reden" Ich gab es ihm und hastig schrieb er zurück. "Aber ich habe Angst davor" schrieb er zurück. Also wusste, wovon ich sprach. Plötzlich kam eine andere Figur ins Spiel. Mitsuru. Ich merkte, wie er uns Aufmerksamkeit schenkte. Er nahm die Briefe und las sie sich durch. Er sah mich kurz an. Völlig emotionslos. Und plötzlich fing er an zu lachen. Ich sah ihn entsetzt an. Er hörte abrupt auf und drehte sich dann wieder von uns weg. Das erste mal, das er mich seit damals beachtet hat. Und daraufhin klingelte die Schulglocke. Er packte seine Sachen und stürmte nach draußen. Ich muss schneller sein!! Ich packte ihn an seinem Hemd. "Wieso hast du gelacht?!", fragte ich ihn. Sein komisches, spöttisches grinsen verletzte mich. Er zog mich in eine Ecke, in der uns niemand sehen konnte. Er fing an. "Was gibt dir das Recht, anderen Leuten so einen Rat zu erteilen?" 'Du musst dich deinen Sorgen stellen und darüber Reden' "Du schaffst es ja selber nicht. Mir ist klar, das du wissen willst, was damals vorgefallen ist, und auch wenn ich es dir nicht sage, hast du so leicht aufgegeben und ignorierst mich?" Ich blickte auf den Boden. Ich bin schrecklich. Er gab ein verachtendes 'Pff' von sich, als er vortfuhr. "Ich habe dein Gespräch mit dieser Yume mitbekommen. Ist es nicht genau das selbe? Du läufst ihr davon! Ich will dich ja hier nicht belehren, aber du solltest es wirklich auch nicht tun. Du solltest dich deinen Sorgen stellen! Solche Menschen sind grauenvoll..." Ich schluckte. Tränen kamen in mir auf. "...solche Menschen sind...Feiglinge." Und damit war unser Gespräch beendet. Anfangs hatte er mich geschockt. Aber alles was er gesagt hatte, war wahr. Er hatte mir die Augen geöffnet. Er hatte das richtige gesagt.

Es war schon Abend. Ich klopfte an der Tür. Atmete tief ein, ehe die Tür aufgemacht wurde. "Chizuma..." Yumes Mutter klang geschockt. "Ich weiß, es ist spät, aber darf ich kurz zu Yume?", fragte ich sie. Sie gab mir einen Traurigen Blick. "Sie will nicht aus ihrem Zimmer kommen. Sie hat sich selbst eingeschlossen. Ich weiß nicht, was ich noch tun sol...", ich unterbrach sie. "Keine Sorge, ich werde mich stellen", sagte ich entschlossen.

Ich klopfte an ihrer Zimmertür. An ihr war ein großes Schild gemalt, auf dem in Großbuchstaben 'YUME' stand. Das hatte sie wohl in der Grundschule gemalt.

„Können wir reden?", fragte ich zögerlich. Es kam keine Antwort. Ich setzte mich an die Zimmertür und sprach los. „Yume, ich möchte mich erstmal einfach nur entschuldigen. Es tut mir so leid, Yume", meine Stimme wurde zittrig. „Ich war nur in letzter Zeit so aufgewühlt und so sauer auf mich selbst und aber es an dir ausgelassen. Ich kann dir nicht versprechen, dass das nicht nochmal passiert, aber ich verspreche dir, das ich immer zur Verfügung stehe, Wut und Frustration an mir auszulassen. Also, wirst du mir sagen, ob du mir verzeihst und warum es dir so schlecht geht?" Ich war so nervös. Yume ist meine einzige Richtige Freunden. Ich brauche sie. Und ich sage das wohl viel zu selten. Plötzlich wurde mir die Lehne weggerissen. Ich flog nach hinten und lag plötzlich auf meinem Rücken. Etwas tropfte auf meine Backe. Ich sah nach oben. Yume weinte. Ich setzte mich auf und wurde plötzlich dann von ihr umarmt. „Okay...", sagte sie. Ich erwiderte die Umarmung und Erleichterung machte sich breit, das ich weit grinsen musste. (Und auch ein bisschen heulen T.T) Ich löste mich von ihr und wischte mit dem Ärmel meiner Jacke ihre Tränen weg. „Ich brauche dich."

Wir setzten uns nach einer Weile auf ihr Bett und sie erzählte mir, was mit ihr und Naoki los ist.

„Ich streite mich mit ihm, weil...", sie zögerte. Ich nahm ihre Hand in meine und drückte sie. „...weil ich mich in jemanden anderen verliebt habe", fuhr sie fort. Ich hatte eine schlimme Vermutung, aber ich wollte es nicht wahr haben. Sie sollte aufhören! „Mitsuru...", sagte sie noch.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top