Kapitel 45

Leben herrschte schon immer in Italien, besonders in der Hauptstadt Rom, doch heute schien es, als würde es lebendiger werden, denn viele Musiker, Besucher, Party-lustige und Touristen kamen in Gruppen in den Strand von Ravello und machten aus dem Nachmittag fast schon das Nachtleben, das jeden ansteckte, der sich dem Strand nur näherte. Viele der Frauen liefen bei dem Wetter in Tops und Shorts oder in Bikinis rum. Die Männer trugen entweder normales oder Strandsachen und Badehosen. Francesco mochte das Nachtleben, egal wie früh es stattfand, sehr, doch da er nun Ariana hatte, so achtete er nicht mehr auf die ganzen Bikinischönheiten, die ihm hinterherschauten. Er hatte nur Augen für sie. „Habe ich dir schon gesagt, wie zauberhaft du heute aussiehst?", fragte er sie und sah sie mit einem funkelnden Blick in den Augen an.

Amüsiert lachte Ariana, wobei sie ihr Haar festhalten musste, damit sie sprechen konnte. Noch immer war es angenehm warm, weshalb sie lediglich ein leichtes Kleid trug: Eines mit Spagettiträger und einem weiten Rock. „Das hast du tatsächlich. Ich glaube, ich habe nach dem zehnten Mal aufgehört zu zählen", meinte sie gut gelaunt, während sie die fröhlichen Menschen, die tranken, tanzten und lachten, beobachtete.

Die Begegnung mit Melina und Nina hatte sie aufgeheitert und Manon erst einmal vergessen lassen. Auch das gemeinsame Essen mit Francesco und der kleine Nachtisch im Hotelzimmer trugen zu ihrer guten Laune bei.

„Ich kann es nicht oft genug sagen", sagte Francesco ihr das. „Denn du siehst wirklich bezaubernd aus."

Francesco machte es sehr glücklich, dass sie wieder bessere Laune hatte als noch vor Tagen. Sie und ihre beste Freundin hatten sich sehr zerstritten und keiner der beiden wagte den Versuch der Entschuldigung. „Hat Manon versucht, dich anzurufen?" Er wollte wissen, dass wieder Frieden zwischen den Mädchen herrschte.

In dem Moment verdüsterte sich Arianas Gesicht. „Nein. Ich habe versucht, sie anzurufen, habe ihr Textnachrichten geschrieben, aber sie antwortet nicht." Es tat ihr wirklich weh, dass ausgerechnet ihre Kindheitsfreundin so reagierte, aber sie konnte es nicht ändern.

„Und Sprachnachrichten? Hast du es auch damit versucht?"

Seufzend nickte sie und bat, erstmal das Thema ruhen zu lassen. Sie wollte sich ihre gute Laune nicht verderben lassen, sondern Spaß bei dem Strandfest haben.

„Okay, Süße." Er küsste ihr Haar, legte sein Arm enger um sie und sie gingen weiter. Sie rochen die frische salzige Meeresluft und kamen den feiernden Menschen immer näher, bis Francesco einer seiner Leute wahrnahm. Was machte er hier?

„Was ist los?", fragte Ariana, die seine Anspannung wahrnahm.

Doch die Anspannung verschwand genauso schnell, wie sie gekommen war, als Francesco sah, wie sein Kollege sich prächtig amüsierte. „Gar nichts, habe nur nicht erwartet, ihn hier zu treffen, weil er zu der Zeit eigentlich arbeiten sollte."

Neugierig stellte sich Ariana auf die Zehenspitzen und versuchte zu erkennen, wen er meinte, doch es waren zu viele Leute. „Wer denn? Andreas?", fragte sie.

„Nein, nicht Andreas. Wem anderes." Er führte Ariana weiter und sie kamen dann später bei der tanzenden Menge an, die wild ihre Hüften schwangen, mit ihren Partnerinnen oder Nachtdates tanzten, tranken und lachten und das Nachtleben, was noch nicht wirklich begann, lebten. Die Musik war laut, das Gelächter auch und die Menschenmenge machte es einem unmöglich, sich da durchzuquetschen. Irgendwie schafften es die beiden dann doch. Francesco erspähte ihn kurz darauf. Er stand bei zwei brünetten Damen in Bikinis und amüsierte sich köstlich mit ihnen. „Hey, Torin!"

Dieser hob den Kopf und winkte ihm zu. Francescos Anwesenheit war ihm schon länger aufgefallen.

Sobald er mit Ariana näher kam, begrüßte er seinen Freund mit einem kräftigen Handschlag und musterte seine Begleitung. „Freut mich", sagte er mit einem stark schottischen Akzent, der Ariana zum Schmunzeln brachte.

„Mich auch. Ich bin Ariana", stellte sie sich vor und hielt ihm die Hand hin.

Torin nahm sie lächelnd. „Seid ihr hier zum Feiern?"

„Eigentlich wollte wir nur ein Spaziergang am Strand machen, dann haben wir dich erspäht", gestand Francesco und strich mit dem Daumen sacht über Arianas Seite. „Und was führt dich hier?"

Torin grinste und hob seinen Drink nach oben. „Siehst du doch. Mich amüsieren", sagte er, doch seine blauen Augen funkelten in einer gewissen Weise, die Francesco kannte.

Beutejagd war wieder mal. Diese bedeutete meist, sich eine Schönheit anflirten lassen, bis sie für einen heiße Nacht willig war und dass er dann, wenn es soweit war, von ihr trank. Wie jeder Vampir war er fähig, ihr die Erinnerung an das Ereignis zu nehmen, damit die Sexpartnerin sich letztendlich nur noch an die heiße Nacht mit einem anonymen Mann erinnerte.

„Ach, verstehe. Und hast du ein paar Zuckertörtchen gefunden, die dir gefallen?", fragte Francesco Torin und deutete auf die Brünetten an der Bar.

„Und ob. Sogar mehrere", behauptete er grinsend, wobei Francesco sicherlich wusste, dass er gleichzeitig seine Arbeit verrichtete.

Als er erneut zum Sprechen ansetzte, wurde er von einer singsangartigen Stimme unterbrochen. „Halli Hallo!", erklang eine Frauenstimme aus der Menschenmasse hervor. Sie sprang auf und ab, um auf sich aufmerksam zu machen. Dabei wippte ihre rote Lockenpracht im Takt mit.

„Wer ist das?", fragte Ariana interessiert.

„Das ist Acacia, Torins Schwester", beantwortete Francesco Arianas Frage.

„Ich frage mich, was sie hier wieder macht?", stöhnte Torin halb genervt halb lachend. „Sie sollte doch in ihren Zimmer sitzen und mit ihren Puppen spielen."

Die Männer schmunzelten. Typisch Torin, immer noch den Beschützer für das Küken spielen.

„Das habe ich gehört!", rief die junge Frau mit dem Namen Acacia, wobei sie sich durch die Menge drängelte.

Schließlich stolperte sie mehr schlecht als recht aus einer Wand von Tanzenden und stellte sich mit nach hinten gedrückten Schultern vor den Männern hin. „Ich spiele nicht mit dieser Art von Puppen", bemerkte sie nüchtern, nahm Torin und gleich darauf Francesco in den Arm und betrachtete dann Ariana, die sie von Weitem schon in Marseille gesehen hatte. Ihr nickte sie freundlich zu und bekam ein Nicken zurück.

„Was führt dich eigentlich hier, Acacia?", wollte der Italiener wissen, nachdem sie ihn losgelassen hatte. „Du solltest eigentlich bei Sam und Andreas sein?" Es war deutlich rauszuhören, dass er seinen Ärger unterdrückte.

Acacia flüsterte ihm ans Ohr, dass sie einer Fährte auf der Spur war und nur deswegen hier war. Sie würde nicht lange bleiben. Es war Zufall, dass sie sich hier begegneten.

Alarmiert sah er sie an und fragte sie leise, ob sie alle seine Hilfe brauchten in Moment.

Mit einem Kopfschütteln verneinte sie stumm die Frage. Im Moment war es nicht nötig, da es noch andere gab, die arbeiteten. Ihr Chef konnte sich ruhig eine Auszeit gönnen, da es mit den Fällen wieder ruhiger geworden war. Die Gefahr war jedoch nicht gebannt. „Alles in Ordnung soweit. Amüsiert euch ruhig", meinte sie lächelnd.

Erleichtert atmete er auf. „Gut." Er wandte sich an Ariana. „Wollen wir dann weiter?", fragte er sie. Den Spaziergang wollten sie beide noch machen.

„Gerne. Den Spaziergang bei Sonnenuntergang ist der Schönste", gestand sie und nickte Torin und Acacia zu. Es war nett, sie irgendwie kennengelernt zu haben, auch wenn sie nicht genau wusste, wie sie mit Francesco in Verbindung standen.

Die Sonne ging unter, als sie Hand in Hand weiter ihren Spaziergang weitermachten und die letzten warmen Strahlen der Sonne genossen. Später hielten sie an und Francesco fragte sie, ob sie sich im Sand setzen wollen.

Zu dem Zeitpunkt war die Sonne nur noch als ein halber Glutball am Horizont zu sehen. „Natürlich", meinte Ariana und zog ihn mit sich hinunter. Wer würde das nicht sehen wollen? Selbst in Marseille gönnte sich Ariana manchmal diesen Moment.

„Wie gefällt dir der Tag bis jetzt?", wollte Francesco wissen und sah sie mit einem zärtlichen Blick an. Seine Stahlblauen Augen fesselten sie.

Ariana schmiegte sich an ihn, hielt seinem Blick jedoch stand. „Er ist wunderschön. Noch schöner, da du dabei bist", gestand sie und küsste sein Kinn. „Ohne dich ist alles nur halb so schön."

Plötzlich klingelte Francescos Telefon und unterbrach die angenehme, romantische Stimmung.

Verärgert über die Störung knurrte er fast und zog sein Handy hervor. Ausgerechnet jetzt musste Andreas sich bei ihm melden. Dabei war er jetzt mit Ariana den ganzen Tag und Abend verabredet, den er insgeheim geplant hatte. Er wollte sie nach diesem Abend wieder in ihrem Hotelzimmer verführen, bis sie besinnungslos in seinem Armen lag und friedlich schlief.

„Es ist Andreas", sagte er.

„Geh ruhig ran", bat Ariana leise, musste sich aber das Seufzen unterdrücken. Immer diese Störungen! Doch wenn es wichtig war, sollte Francesco nicht zögern.

Traurig hörte er ihre Enttäuschung heraus und zog sie zu einem Kuss an sich, der ihr keinen Zweifel mehr gab, dass sein Hauptgedanke nur sie war. „Ich werde mich beeilen", versprach Francesco ihr, tupfte ihr noch ein Kuss auf den Mund, stand auf und ging ein Stück, um den Anruf entgegenzunehmen.

Zurück blieb Ariana, die ihren Blick verträumt auf den Horizont hielt. Es war immer so schön und regte ihre Inspiration an. Schon jetzt bildete sich ein neues Bild in ihrem Kopf, das sich festsetzte und sie seufzte glücklich. Die Musik der Party war selbst hier hörbar, genau wie von diesem Restaurant nahe der Klippe. Dieses wollte sie mit Francesco noch besuchen.

Der Wind schob die Wellen vor sich her und wurden dadurch größer. Ihr Blick glitt zu der Klippe, an dem die mächtigen Wellen brandeten und zerschellten. Sogar ein kleiner Regenbogen bildete sich durch all die kleinen Wassertropfen.

Erneut seufzte Ariana und lächelte, als sie plötzlich, trotz der Dämmerung etwas im Wasser ausmachte. Ein schwarzer Fleck, der sich hin und her bewegte, dann verschwand und wieder auftauchte.

Himmel, war da etwa jemand bei diesem Wind im Wasser? Ariana sprang auf und sah sich um. Niemand schien etwas mitzubekommen, weshalb sie einen waghalsigen Entschluss fasste.

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