Kapitel 35 - Teil 1 -
Flughafen, Rom:
Es war keine zwölf Stunden her, seit er Ariana das letzte mal gesehen, geküsst und geliebt hatte und es fühlte sich trotz allem wie eine qualvolle Ewigkeit an. Ariana hatte er im Schlaf beobachtet, sie hatte so friedlich geschlafen, total nackt und befriedigt lag sie unter ihrem Lacken und war das schönste, was seine Augen gesehen hatten. Wie gerne hätte er sie noch einmal geliebt, doch er wusste, sein Flug war schon zu nahe und er musste gehen. Als sie noch geschlafen hatte, gab er ihr einen letzten Kuss auf dem Mund und hatte die Worte gemurmelt, die er bestimmt noch nie in seinem Leben gesagt hatte. „Ich liebe dich."
Ja, genau diese Worte hatte er gesagt und es befreite Francesco ein Stück seines Selbsthasses und Kummer, da er nun wusste, was er fühlte und er dieses immer spüren wollte. Lange hatten beide sich im ihren Zimmer geliebt, bis es lange nach Mitternacht war und er wusste, es war an der Zeit zu gehen.
„Also, wiederhole bitte, was du nochmal alles gesagt hast, Acacia?", fragte er sie das erneut, als sie den Flughafen, der total überfüllt war von Touristen und Einwohner Italiens, verließen.
Sich vor der Sonne schützend, zog Acacia ihr dunkles Tuch über den Kopf und zog ihre dünnen Handschuhe an. Auf dem Weg zum Wagen, den sie bereits reserviert hatte, erzählte sie Francesco erneut alles, was sie wusste.
Kaum in der Tiefgarage angekommen, zog sie das Tuch herunter und atmete ein. „Dort drüben ist der Wagen", sagte sie und zeigte auf einen dunklen BMW.
Francesco nahm ihr den Autoschlüssel ab, erweckte das Auto zum Leben, in das sie dann einstiegen und sofort losfuhren. Knappe fünf Minuten später nach langem Schweigen, fragte Francesco sie: „Wieso hast du das gemacht?"
„Was gemacht?", fragte Acacia stirnrunzelnd.
„Du weißt schon. Dich der Sonne ausgesetzt, obwohl du die noch nicht so gut verträgst wie deine Brüder?" Seine Sorge war deutlich rauszuhören. Acacia war die Jüngste in der ganzen Truppe und das einzige Mädchen in der Luna Rossa. Und da die meisten alle über dreihundert waren, so war es doch ein angeborener Instinkt, dass sie automatisch in Acacia eine kleine Schwester sahen, die unbedingt beschützt werden musste.
Lachend winkte sie ab. „Das ist eine reine Übung für mich, Francesco. Je mehr ich damit zu tun habe, desto weniger anfällig bin ich", erklärte sie ernst. So schlimm wie am Anfang war es schon lange nicht mehr. Daher trug sie auch nur noch Tücher, um einige Körperteile zu schützen.
„Aber dass du trotzdem gekommen bist, erstaunt mich. Wie kommt es, dass Andreas es zugelassen hat? Und was ist mit Torin? Hat ihm das gefallen?" Da der Schotte Torin ebenso rothaarig war wie sie, hatte er es sich zur Berufung gemacht, den großen Bruder von ihr zu spielen. Oftmals neckten und stritten sich die beiden ja, aber sie hatten irgendwie dasselbe Temperament, was sie gut zusammengeschweißt hatte.
„Ganz und gar nicht", erwiderte Acacia vergnügt. Sie hatten sich ziemlich gestritten, aus dem die Rothaarige als Siegerin hervorgegangen war. Für ihr junges Alter hatte sie eine erstaunliche Kunst, wörtliche Streits zu gewinnen. Ihre Zunge war so scharf, dass sich viele daran verbrannten, sobald Acacia frech wurde oder ihre Meinung sagte.
Über sie konnte er nichts anderes als den Kopf zu schütteln. Das war so typisch Acacia, niemand konnte sich mit ihr anlegen ohne der Gefahr zu laufen, seine wertvollsten Juwelen zu verlieren.
„Du weißt aber, dass wir alle, ganz besonders Torin, nur Sorgen um dich haben." Und um Ariana, fügte er im Gedanken noch hinzu.
„Ich weiß", gab sie ehrlich zu, während Francesco geschickt den Wagen durch die Straßen fuhr. „Aber ich bin ein volles Mitglied von Luna Rossa und möchte mich nicht von etwas abhalten lassen, das mich zurück wirft." Ihrer Meinung nach war sie genauso viel wert wie die Männer. Auch diese hatten anfangs Probleme mit der Sonne gehabt.
„Und das ist etwas, was wir sehr bewundernswert an dir finden. Du lässt dich nicht unterkriegen und setzt deinen Willen durch, was dich wichtig für uns macht." Brüderlich lächelte er ihr zu, bevor er wieder auf die Straße schaute und in einer Seitenstraße abbog, die nur sie kannten und die auch zugleich die beste Abkürzung zum Hauptquartier war.
Zufrieden lachte Acacia erneut und gähnte. "Sie erwarten uns bereits", sagte sie, als sie dem Hauptquartier, das etwas außerhalb von Rom lag, näher kamen. Nicht direkt außerhalb, aber auf einem Hügel und es sah für andere wie eine alte Burg aus.
„Andreas und Torin ganz sicher", entgegnete er und fuhr die kaum sichtbare Straße hoch, bis sie vor dem große Tore standen und dort hielten. Aus dem Boden kam ein Scanner hervor, Francesco sprach da rein und seine Augen an das grüne Scannerlicht hielt. Der leise Piep, der dann ertönte, sagte ihm, der Einlass sei gewährt und sie konnten durchfahren. „Ich glaube, die Sicherheitsvorkehrungen wurden erweitert, seit ich das letzte Mal hier war, oder?", wollte er wissen, da er sich denken konnte, dass Sam dahintersteckte.
"Ja, Sam tüftelt und übertrifft sich immer wieder. Ihm liegt die Sicherheit von uns wirklich am Herzen", sagte Acacia und bat ihn, anzuhalten. "Den Rest laufe ich. Wir treffen uns im Besprechungsraum. Ich will mich noch umziehen."
„Wieso? Hast du ein Date?", neckte er sie und schmunzelte über das Gesicht, was sie verzog, ehe sie ihm die Zunge raus streckte und ihn damit zum Lachen brachte. Kaum hatte sie die Autotür zugeknallt, fuhr er weiter und dann in die Tiefgarage hinein, wo er parkte, ausstieg, abschloss und auf dem fast unsichtbaren Fahrstuhl zuging, der ihn sofort sieben Stockwerke unter die Erde beförderte. Die Türe öffneten sich und Francesco durchquerte den beleuchteten Korridor, bog einige Male ab, bis er direkt vor die Kommandozentrale stand. Die Glastür öffnete sich mit einem leisen Surren und das laute, schnelle Tippen auf der Tastatur führte ihn direkt zum Herz der Zentrale. Sam war gerade beschäftigt mit der Europakarte, wo er sicher nach Hinweisen suchte, die ihm möglicherweise helfen könnte, um die vermissten Frauen wiederzufinden.
Allerdings sah er auf, als der Boss näher kam. Seine dunkle Haut schimmerte im Licht und seine ebenso dunklen Augen ließen ihn mystisch wirken, „Francesco! Wie gehts dir, alter Freund?", sagte er freudig und erhob sich, um ihn mit einem Handschlag zu begrüßen. Es gab zwar keinen Grund zur Freude, doch sie hatten sich schon länger nicht gesehen.
Francesco erwiderte seinen Gruß. „Ganz gut, eigentlich. Kann es sein, dass du die Sicherheitsvorkehrungen erweitert hast? Der Scannerlicht war mir ganz neu?" Früher war der nicht so grell, hatte so ein leuchtendes Waldmeistergrün, jetzt aber war es ein grelles Giftgrün.
Sam nickte frech grinsend, verlor dann jedoch sein Lächeln. „In der heutigen Zeit kann man nicht vorsichtig genug sein, Francesco. Nach all den Vorfällen, die sich weiter anhäufen, sowieso", erwiderte er und streckte sich ausgiebig, bevor er sich noch einmal setzte und etwas eintippte. „Wir treffen uns gleich im Besprechungsraum."
„Alles klar. Sind die anderen bereits anwesend oder noch auf der Suche oder Jagd?" Beides wäre möglich. Es wäre möglich, dass sie nach Zeugen oder Hinweise über die vermissten Frauen suchten oder dass sie auf Nahrungssuche gingen.
Samuel schüttelte den Kopf und meinte, dass sie extra eine Besprechung angesetzt hatten, sobald Acacia verlautet hatte, wann sie ankamen. Demnach sollten alle bereits da sein, wobei sie sich wohl vorbereiteten. „Luna Rossa braucht dich, Francesco. Bisher sind wir gut klargekommen, doch jetzt wird es zu viel. Diese Entführungen und Morde müssen aufhören", sagte Samuel ernst.
Grimmig nickte Francesco. „Da stimme ich dir zu." Er wandte sich um mit den Worten: „Wir warten dann auf dich", und ging zielstrebig auf den Besprechungsraum zu, wo er bereits Andreas und Torin erspähte. Kaum betreten wurde er sofort von Torin angesprochen.
„Hey, Francesco", grüßte der Schotte ihn mit einem Schulterschlag. „Gut, dass du da bist. Es gibt erneute Fälle", informierte er ihn ernst und schob den Anführer fast schon in den Besprechungsraum.
„Davon hab ich bereits gehört. Die kleine Prinzessin ist auch wieder da", informierte er Torin und grinste. Diesen Spitznamen hatten sie Acacia heimlich gegeben. Wenn die herausbekommen sollte, dass man sie hinter ihrem Rücken so nannte, na dann würde die Kacke wortwörtlich am dampfen sein.
„Sprich nicht so laut. Sie hat ihre Lauscher überall", bemerkte Andreas, der einen Ordner auf den Tisch legte und Francesco dann zur Seite zog. „Die meisten sind unterwegs, aber die Besprechung mit dir, Acacia, Torin, Samuel und mir reicht aus." Immerhin waren sie das Kopfteam von Luna Rossa, die für alle Befehle verantwortlich waren. „Wie geht es Manon und Ariana?", wollte er von Francesco leise wissen.
Wirklich so gehofft hatte er, dass Andreas das schmerzliche Thema nicht ansprechen würde. Das einzige, was er wirklich hoffte war, dass niemand sonst von den Frauen erfuhr. „Ihnen geht es gut, nur Ariana vermisst mich schmerzlich. Die Trennung war uns beide schwer gefallen", nuschelte er.
Wem würde eine Trennung nicht schwer fallen?
Armer Francesco, wird er sie jemals wiedersehen?
Was ist eure Meinung oder Vermutung bzw. euer Wunsch?
Habt alle noch einen schönen Montag x3
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