Kapitel 33
Kaum zu glauben konnte man sagen, es war nur eine Woche nach dem Streit und den umwerfenden Sex her und er fühlte sich viel lebendiger als je zuvor in seinem verdammten Leben. Sein Jahr in Marseille lief viel bunter und schöner, seit er Ariana um sich hatte und die ihn mit ihrer zauberhaften Seele und Herz verzaubert hatte. Wenn er ihr niemals ihre Zeichnung zurückgegeben hätte, wäre all das zwischen ihnen niemals passiert und sein Leben würde immer noch so ablaufen wie es immer war. Reisen, Frauen und noch mehr Frauen, die er nur zum Trinken oder für eine Nacht benutzte. Doch je mehr er Ariana kennenlernte, umso mehr glaubte er, sie zu kennen. Manchmal, wenn er vor seelischer Erschöpfung schlief, so tauchte manchmal vor seinen Augen einen Namen auf.
Angelina.
Woher kannte er diesen Namen und welche Bedeutung hatte sie für ihn? Und warum immer tauchte Arianas Gesicht auf, wenn er an diesen Namen dachte?
Gerade kam ein Kellner zu ihm und berichtete ihm von einer Ledertussi, die sich einfach ohne Reservierung Eintritt verschafft hatte. Das Restaurant war voll belegt und der Kellner, ein Junge, der gerade mal 18 war, war unsicher, was er tun sollte.
„Ich kümmere mich um diese Person. Gehe wieder an die Arbeit."
Der Kellner ging wieder an die Arbeit.
Francesco nahm die Witterung auf und erkannte den Duft von Leder und Magnolien. Er kannte sie und ging auf die Person am Eingang zu, bevor sie ihn erspähen konnte.
Rote Haare, die wie Wellen an ihrem Rücken hinab glitten und das Schwarz des Leders hervorhoben, spielten im sanften Wind von draußen. Eng anliegend saß die Kleidung am schlanken, mit prächtigen Kurven ausgeprägten Körper, die jedoch nicht zu übertrieben waren.
Er wusste, dass es all natürlicher Herkunft war. Noch nie hatte Acacia daran geglaubt, mit Schönheitsoperationen besser auszusehen. Sie stand zu sich selbst. War selbstbewusst, was bei manchen Frauen zu Neid führen konnte.
Als sich die Frau umdrehte, fixierten ihre grauen Augen den Restaurantbesitzer. Ein Funkeln der Freude erschien darin und sie öffnete ihre Arme. „Francesco!"
„Acacia", sagte er, sein Erstaunen verbarg er gut. „Was führt dich hier?" Kurz aber innig schloss er sie in die Arme. „Ganz sicher nicht, um mich hier zu besuchen." Er wusste sofort, da steckte mehr hinter dem Besuch.
„Das ist nur ein Grund. Es gibt ernste Neuigkeiten und ich hoffe, du hast Zeit für mich", erklärte sie und schob ihn von sich weg, um ihn zu betrachten. „Aber wie geht es dir? Das interessiert mich im Moment sehr."
„Mir geht's gut, danke der Nachfrage. Aber nun erzähl schon, was ist vorgefallen?"
Es schien ernst, wenn sie schon da war, um ihn aufzusuchen. „Hat Andreas dich zu mir geschickt?"
Acacia nickte. „Er und Torin. Lass uns bitte an einem ruhigen Ort sprechen." Diese Informationen waren nicht für Außenstehende geeignet. Und das Restaurant wimmelte im Moment nur von Gästen, die sich die köstlichen Gerichte von Francesco einverleiben wollten.
Kurs sah Francesco sich um und musste ihr recht geben, es war hier zu voll, um dort Wichtigkeiten zu besprechen. Er überlegte. Im Weinkeller ging es nicht, in seinem Büro auch nicht. Da blieb nur draußen die einzige Möglichkeit. Francesco packte sie sachte am Arm und führte sie zum Hintereingang, doch sie mussten zuerst an seinem Büro vorbei, damit sie draußen waren.
Kaum draußen bei den Mülltonnen blieben beide stehen und standen sich gegenüber Auge um Auge.
„Also gut, Acacia", begann er und verschränkte die Arme, „Was gibt's zu berichten?"
Lässig lehnte sie sich an die Tür und sah auf den Verkehr, der vor dem Restaurant herrschte. „Es geht um die Morde und Entführungen, die sich ziemlich schnell vermehren."
Alarmiert sah er sie an und sein Gesicht verzog sich zu einer besorgten Miene. „Wie viele sind es diesmal, die ermordet worden oder vermisst werden?
"Aktuell sind die Zahlen bei ungefähr 74. Die Zahl steigt weiter. Es gibt immer mehr Vermisste, doch nicht alle gehören dazu. Diese herauszufiltern kostet zusätzliche Zeit", erklärte Acacia sachlich. Warum auch schönreden? Die Lage war gefährlich und unangenehm für alle.
Das hörte sich keineswegs gut an. Das grenzte schon an katastrophal. Welterschütternd.
„Wer bzw. von wo sind die Entführten?", verlangte er zu wissen. „Was ist zurzeit aktuell?"
Seufzend fuhr sich Acacia über ihre rote Lockenpracht. "Es sind zurzeit hauptsächlich Collegestudenten. Sie wird seit über einer Woche vermisst. Es gibt keinerlei Spuren. Hinzu kommt, dass einige Morde und Verschwinden unerklärlich sind. Wir können sie vom Geruch her nicht identifizieren", sagte Acacia ernst.
Francesco runzelte die Stirn. „Wie bitte? Wiederhole das?" Er musste sich da verhört haben, ganz sicher. Es war völlig unmöglich, dass ein Geruch nicht identifizierbar war.
Einen Bruchteil der Sekunde verzogen sich Acacias Lippen zu einem Schmunzeln. Das war Francesco, wie er war. Seine Überraschung machte ihn immer sexy und sie vergötterte den Italiener. „Du hast richtig gehört, Francesco."
So eine Scheiße, fluchte er grimmig und seine Miene wurde wütend. Das war schlimmer, als er geglaubt hatte? „Glaubst du, Vincenzo steckt dahinter? Und was sagen die anderen? Haben sie irgendwelche Hinweise gefunden, die auf ihm hindeuten können?"
Niedergeschlagen schüttelte Acacia den Kopf. „Das ist es ja. Fast jede Suche verläuft im Nichts. Es ist zurzeit schwer, wirklich Anhaltspunkte zu finden. Luna Rossa ist bereits völlig ausgelastet mit Informationen suchen und die Morde aufzudecken", sagte sie ernst und wandte den Kopf zur Tür. Von dort hörte man einen Wind pfeifen, der einige Regentropfen gegen die Fassade drückte. Das Wetter war in den letzten Tagen immer schlechter geworden und regelmäßige Herbststürme suchten Europa heim.
Das war gar nicht gut, wie Francesco feststellen musste und er ging ein bisschen auf und ab. Sogar das Quartier hatte seine Schwierigkeiten, irgendwelche Hinweise zu finden und aufzunehmen. Luna Rossa war das geheime Quartier in Rom, was sie im zweiten Weltkrieg gegründet hatten, seit sie mehr zu einem Team zusammengeschweißt waren und nach Nomaden suchten, die zu viel für Unruhe sorgten und sich nicht um Regeln scherten.
„Wenn das wirklich wahr ist, was du sagst, dann wäre es besser, ich kehre so schnell es geht wieder zurück. Es sei denn, die anderen wünschen das anders?"
Acacia schüttelte den Kopf. „Nein, sie möchten, dass du zurückkommst. Du als Anführer solltest dir vor Ort eine eigene Vorstellung machen." In ihrer Stimme schwang Hoffnung und Bitte mit. Langsam wussten die Teammitglieder nicht mehr, was sie machen sollten.
Das hatte er befürchtet. Doch wie sollte er das zeitlich schaffen, einen Nachfolger für das Restaurant zu finden, dem er sogar genügend vertrauen konnte? Und was wurde aus Ariana? Wie würde sie reagieren, wenn sie wusste, dass er viel früher gehen musste als geplant und gewollt?
Francesco gefiel es kein bisschen. In ihm verknotete sich alles zu einem eiskalten Klumpen und das Herz wurde ihm schwer. „Wann soll ich da sein?", war das einzige, was er wissen wollte.
„Ich bin hier, um dich abzuholen", gestand Acacia leise. „Wir dachten, wir würden es in den Griff bekommen, doch es scheint nicht so zu sein. Daher meinten sie, ich soll dich mitbringen, wenn ich schon in der Nähe bin."
Verflucht noch eins!
Warum musste das ausgerechnet in dieser Woche sein, wo alle schief gehen musste?
„Wann genau brauchen sie mich? Ich habe noch mit dem Restaurant viel zu tun, ich muss dafür einen Nachfolger noch suchen und ..." Ariana. Was sollte mir ihr werden?
„Es ist dringend, Francesco. Wir brauchen dich so schnell wie möglich. Zwei bis drei Tage hast du Zeit", erklärte Acacia, auch wenn es nicht ganz stimmte. Es war wichtig und er wurde sofort gebraucht, doch ihr war klar, dass es nicht ganz so schnell ging.
Das gefiel Francesco kein bisschen und er spürte, wie ihm das Herz schwer wurde. Ariana. Was würde nur aus ihr werden, wenn er früher ging?
„Gib mir zwei Tage, um alles zu erledigen", sagte er dann und überlegte, was er Ariana sagen sollte.
Acacia nickte. „Ich werde auf dich warten", sagte sie und verschwand im Regen und zwischen der Menschenmenge.
Das ist so unfair, nicht?
Francesco muss gehen, aber was wird mit Ariana?
Wird sie traurig sein, oder wird sie das verstehen? Sicher beides.
Ganz liebe Grüße, bleibt weiter dabei und habt ein schönes Wochenende x3
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