Kapitel 31 - Teil 2 -
„Ja, das gibt es", sagte er und kam mit langen Schritten auf sie zu. „Ariana, bitte, hör auf, dich so zu benehmen. So unnahbar." Er wollte, dass sie ihn verstand und sich nicht vor ihm verschloss. Die vergangenen Tage waren ein Alptraum für ihn, besonders, da er fast jetzt täglich mit seltsamen Visionen konfrontiert wurde.
"Soll ich wirklich all die Zeit so sehr genießen, dass es mir das Herz herausreißt, sobald du weg bist?", fragte sie knirschend, beendete aber ihre Arbeit und verschloss den Schrank sorgfältig.
„Du quälst dich selbst, indem du mich ignorierst", kommentierte er und rückte ihr so nahe, dass sie fast die Hitze seiner starken Brust spüren konnte. Er hörte sie schlucken. „Hör einfach nur auf, deinen gekränkten Stolz zu streicheln und hör mir ..."
Ariana versteifte sich und blieb stehen. Seine plötzliche Nähe war ihr zu viel, genau wie die Hitze, die ihr die Luft zum Atmen nahm. „Dann sprich." Etwas anderes als zuhören blieb ihr nicht übrig.
„Ariana", fing er an und sah ihr tief in die Augen, „Ich weiß, ich bin vielleicht deiner Meinung nach einer dieser Kerle, der viele Frauen hatte und immer einen Fluchtversuch unternimmt, nur um ihnen zu entkommen, doch das war früher, bevor ich dir begegnete. Ich sah in dir auch zuerst eine neue Herausforderung, die ich erobern wollte, schon allein, weil du das unnahbarste bist, was mir je begegnete. Doch ... du bist anders, in deinen Augen sehe ich Sehnsucht, doch du verschließt dein Herz vor der Wahrheit und das machte mich neugierig. Ich wollte dich kennenlernen, doch dass ich viel für dich am Ende fühlen würde, darauf war ich nicht vorbereitet. Du hast mir wieder Grund gegeben zu leben und es würde mich innerlich zerreißen, wenn ich weiß, dass Ich der Verantwortliche dafür bin, dass du dich von mir entfernst und im Stillen leidest." Er hörte bis heute noch ihr herzzerreißendes Weinen und immer noch brach es ihm das Herz, wenn er sie so zerbrechlich und allein vor sich sah.
„Und was soll ich deiner Meinung nach machen? Mir das Herz herausreißen, damit der Abschied am Ende doch nicht so weh tut?", fragte sie flüsternd und den Tränen nah. Seine Worte berührten sie zutiefst und sie hob ihre Hand, um mit dem Daumen seine Lippen nachzufahren. Sinnlich und verträumt.
„Du sollst einfach nur deine Gefühle laufen lassen, damit du endlich von deinen Kummer befreit bist." Mit einer Hand streichelte er ihr über die samtene Wange und erstaunte erneut, wie weich ihre Haut dort war. Himmel, wie schön sie doch war, auch wenn ihre Augen eine schmerzende Traurigkeit trugen. „Wenn du willst, können wir sogar Nummern austauschen, damit du mich nicht zu sehr vermisst."
Unsicher legte Ariana den Kopf schief. „Ich weiß nicht", gestand sie mit geschlossenen Augen niedergeschlagen. Sonst würde das eventuell Zustände wie bei Juler annehmen. Anrufen, vermissen, schlimme Nachrichten hören.
Francesco umfasste zärtlich ihr Gesicht und zwang sie sanft, zu ihn aufzuschauen. „Bitte, hör auf, dich vor mir zu verschließen. Offenbare mir deine Gefühle und zeige mir dein wahres Ich. Wenn du willst, darfst du mich sogar beleidigen, schlagen, anschreien, mir das Gesicht zerkratzen, Hauptsache, du lebst als wirklicher Mensch!"
Als Antwort schüttelte Ariana den Kopf. So war sie nicht, oder nur ganz selten, wenn sie wirklich genug hatte. Im Moment war sie allerdings so instabil, dass alles nur in Tränen enden würde.
Eine schwere, bedrückende Enge machte sich in ihrem Herzen breit und erschwerten Ariana das Atmen. „So etwas tue ich nicht", sagte sie, auch wenn sie sich oft vorstellte, jemanden anzuschreien und ihre Wut herauszulassen. Doch damit verletzte sie andere.
Mit einer schmerzenden Zärtlichkeit streichelte er mit beiden Daumen über ihre Wangen. „Dann tu das endlich, lass dich gehen. Ich spüre doch in dir ist etwas, was dein Herz verschließt und ich bin mir ganz sicher, du bist in einem goldenen Käfig gefangen, der dich vor allem abschottet, was dich glücklich machen könnte. Du bist nicht Du, also bitte, lass zu, dass du wieder die Gefühle hast, die du mir zeigtest, als ich dich geliebt habe. Zeig mir jede Art von Leidenschaft, die in dir schlummert." Er wollte ihre wahre Natur sehen, nur so konnte er wissen, dass sie lebte und ehrlich zu sich selbst war.
Einen Augenblick lang starrte Ariana ihn an, bevor sie sich wirklich gehen ließ. Es kam so heftig und explosionsartig, dass sie nichts dagegen tun konnte, als sie anfing, Francesco grob von sich zu schubsen. „Du bist ein Arsch, Francesco!", rief sie wütend und kam auf ihn zu, nur um ihn im gleichen Moment von sich zu schubsen. „Drängelst dich in mein Leben, was ich mittlerweile gut fand, aber dann kommst du, gleich nachdem wir miteinander geschlafen haben, damit an, dass du bald wieder gehen musst! Ist das fair? Nein, Hauptsache, dein männliches Gehirn da unten ist befriedigt!"
„Als ob ich nur mit meinen Schwanz denke, Ariana", knurrte er sie an. Er fand's gut, wie sie sich gehen ließ. Sie sollte ja weiter machen. „Du fand's es genauso gut wie ich, die Nacht und ja, ich weiß, dass ich gehe, aber ..."
„Nichts aber!", unterbrach Ariana ihn wütend und schubste ihn erneut. „Ja, ich fand es gut, aber nicht, dass du einfach mit solch einer Hiobsbotschaft danach kommst!"
„Du wolltest Ehrlichkeit und ich gab sie dir, anders als dein Ex Juler", konterte er zurück und seine Augen nahmen einen feurigen Blick an.
„Ich hätte mich nie darauf einlassen sollen! Du wirst mir genauso das Herz brechen!", rief sie immer wütender.
„Denkst du ich weiß nicht, wie du leidest? Ich habe es doch selber gehört, als du mich fortgeschickt hast. Ich hörte dein Weinen und jede einzelne Träne, die du vergossen hast, brachte mich um."
„Dann hör auf, mich noch mehr leiden zu lassen und geh!", brüllte Ariana so laut, dass ihre Stimme versagte. Zitternd vor Wut und sogar rot im Gesicht, sah sie Francesco an. Wie eine Amazone, die bereit zu kämpfen war, sah sie aus. „Du wirst mich nicht verstehen, dass ich nur noch mehr leiden werde, weil ich mein Herz an dich verloren habe. Verdammt nochmal, ich liebe dich! Das ist mir erst klar geworden und jetzt, wo ich es weiß, werde ich dich wieder verlieren! Also mach es nicht noch schlimmer!" Es war ein Geständnis, das sie hatte für sich behalten wollen, bis der richtige Zeitpunkt kam, es zu sagen, weil sie Zeit gebraucht hatte, um sich darüber im Klaren zu sein. Doch jetzt war es raus.
Stille breitete sich im diesen Raum aus und Francesco schwieg wie erstarrt. Was sagte sie da? Sie liebte ihn? Wie konnte das nur passieren? Und dann noch so schnell?
Francesco wusste keine Worte der Erwiderung, wusste nicht was er sagen sollte. Doch nun ergaben seine eigenen Gefühle einen Sinn. Weshalb er immer Sorge um sie empfand, wieso er immer ihre Nähe suchte, weshalb er es genoss, sie zu necken. Und warum dieses brennende, unaufhörliche Verlangen in ihm herrschte, wenn er sie nur sah. Und warum er sie nicht traurig sehen konnte. Weil er Gefühle für sie hatte. Ja, er liebte Ariana ebenso innig und würde sie nicht allein lassen.
Nun, da ihm das klar wurde, so wusste er auch, er würde alles für sie tun.
Die Hitze in ihren aufgebrachten Blick brannte sich in sein Gedächtnis hinein und erhitzten ihn, weswegen er sich nicht zurück nahm, als er zielstrebig auf sie zuging, sie an die Wand hinter ihr und sie hart und Verlangens küsste.
Anfangs spürte er den Widerstand und auch, wie ihr Kopf nicht wollte, ihr Körper aber vor Verlangen nach ihm rief. Nicht umsonst legten sich ihre Arme an seine Brust und sie zog ihn sogar eine Sekunde an sich heran, bevor sie den Kuss unterbrach und ihn doch von sich schob. „Francesco, nein", sagte sie völlig außer Atem.
„Bitte, fang nicht damit an", bettelte er fast schon und bedeckte ihr Gesicht mit Küssen, als er ihr wieder näher trat und seine Nase nahmen den köstlichen Duft ihrer Erregung wahr.
„Du manipulierst mich", warf sie ihm heiser mit ausweichendem Blick vor. Diese ständige Hitze, die sie seit dem ersten Mal begleitete, wurde ihr oft zu viel. So auch jetzt.
„Du manipulierst dich selbst, versteht du das nicht?", wollte er ihr klar machen und sah ihr intensiv in die Augen. Das Feuer darin brannte lichterloh und er kam ihr wieder näher zu ihr heran, wodurch die heiße, stahlharte Ausbuchtung seiner Sehnsucht nach ihr nur deutlich spürbar für sie wurde.
Plötzlich bekam Francesco eine Ohrfeige, die nicht so stark war, wie Ariana es gerne hätte, aber es war eine Genugtuung. Gleichzeitig auch ein Schock, da sie niemanden schlagen wollte.
„Süß, deine Ohrfeige", machte er noch das Kompliment dafür, „aber die letzte hatte mir besser gefallen, denn da war noch dein wahres Feuer drin."
„Halt die Klappe, Francesco", zischte sie ihn an, dabei sehnte sich ihr Körper völlig nach ihm. Von ihm gehalten zu werden, mit ihm am Strand spazieren zu gehen, gemeinsam zu kochen und zu lachen. All das würde so schnell vorbei sein, dass sich jede Faser ihres Körpers traurig war, wenn sie nur daran dachte, dass es bald vorbei sein würde.
„Wie du möchtest", murmelte er nur und begann ihren Hals mit hauchzarten Küsse zu bedecken. Unter seinen Lippen schmeckte er die Süße ihrer Haut und spürte sowie hörte er das schnelle Schlagen ihres Herzes.
Auch ihr heiseres, fast wimmerndes Stöhnen drang zu seinen Ohren. Arianas Hände krallten sich in seine Schultern, als er plötzlich eine heiße Träne auf seiner Haut spürte.
Als hätte man ihn mit einem Eimer kalten Wasser übergossen, schaute Francesco erschrocken auf und sah mit Erschütterung die glitzernden Augen, in der Tränen schimmerten und aus der eine einzelne schon längst geflossen war. „Chérie, was hast du?" In ihm gefror alles. War er zuweit gegangen? Hatte er sie gedrängt?
„Du wirst nie verstehen, wie sehr mein Herz an dir hängt und wie ich mich fühle, wenn du nicht da bist", flüsterte Ariana brüchig, wobei sie sich trotzig über ihre Wangen fuhr. Das half allerdings nicht viel, da die Tränen zurückkehrten. „Ich weiß, wie sehr ich dich anfangs von mir geschoben habe. Aus Angst, verletzt zu werden. Und genau das war der Grund, wie du siehst. Ich werde dich verlieren."
„Du wirst mich keineswegs verlieren", betonte Francesco und sah sie an. „Wenn du dir das die ganze Zeit über einredest, wirst du es wirklich glauben und dann verlierst du den Überblick von der Realität. Und glaub mir, ich spreche aus Erfahrung."
Sofort wurde Ariana klar, dass er viel Erfahrung besitzen musste, wenn er so sprach. „Vielleicht hast du recht ...", murmelte sie und lehnte sich gegen die Wand, an der sie kurz zuvor noch von Francesco gedrückt worden war. „Aber ich kann nicht einfach ... anders denken." Ihre Erfahrung war nicht weitreichend genug, um sich so sicher zu sein wie Francesco. Was sie jedoch wusste war, dass sie ihn wollte. Ausgerechnet ihn, den sie bisher so gut es ging vermieden hatte.
Ariana sah auf und schluckte. Ihr Verhalten war kindisch, das wusste sie und es war ihm gegenüber nicht gerecht. „Ich bin dumm, nicht wahr? Sag mir, dass ich dumm bin."
„Du bist keineswegs dumm, Ariana", sagte er sanft und umfasste erneut ihr bereits nasses Gesicht. „Du bist so vieles mehr, als du in dir siehst. Du bist intelligent, wunderschön, gütig und trotzdem so feurig, leidenschaftlich, sturköpfig und so selbstsicher in dem, was du tust. Niemals sollst du von Zweifel, Angst oder Vorurteile geplagt sein, nur weil wir möglicherweise voneinander getrennt sind von Entfernung her. Solange das hier", eine Wange ließ er los, um nach ihrer Hand zu greifen, die er auf seine Brust legte, „mit deinem verbunden ist, gibt es kein Abstand zwischen uns."
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top