Kapitel 18 - Teil 2 -
„Wenn das mal kein Zufall wieder ist", erklang die tiefe Männerstimme, die die Frauen nur all zu gut kannten. Keiner von beiden hatte es so richtig wahrgenommen, doch nun standen Francesco und Andreas direkt vor ihnen und sahen so gut aus, dass es schon sogar verboten war.
Einen Moment lang wurde alles um sie herum still. Zumindest glaubte Ariana das, als sie Francesco anstarrte und dann einen Blick zu Andreas warf. Beide sahen in ihren edlen Anzügen eher aus, als wären sie auf einer Geschäftsreise. „Schon wieder?", fragte Ariana stirnrunzelnd. „Diese Zufälle häufen sich in letzter Zeit zu sehr an", bemerkte sie, lächelte aber ganz leicht und auch ein wenig schüchtern, weil es unhöflich wäre, die beiden jetzt wegzuschicken.
„Nicht nur dein Zufall", entgegnete Manon und sah Andreas an, der so unglaublich heiß aussah in diesen blauen Anzug und dem gestärkte weißen Hemd. Und seine Haare erst, diese Locken sahen aus wie eben erst aus dem Bett aufgestanden; eine gefährliche Kombination, die jede Frau anzog.
Da Manon Ariana erzählt hatte, was am Abend der Gala geschehen war, wusste sie, dass Andreas ein Bild gekauft hatte. Das fand sie bis heute noch ein wenig suspekt, aber auch sehr nett.
„Ich freue mich, Sie wiederzusehen, Mademoiselles", grüßte Andreas die beiden Frauen und ließ sich elegant auf dem Barhocker neben Manon nieder. „Darf ich Ihnen einen Cocktail ausgeben?"
Manon starrte ihn seltsam an. Nun, damit hatte sie wirklich nicht gerechnet. Sollte sie es zulassen?
Sie kannte ihn kaum und deshalb war sich nicht sicher. Ja, sie hatte öfters von Fremde Drinks angenommen und mit ihnen vielleicht mal die Nacht verbracht, aber bei Andreas? Das war so anders.
„Ähh ..." fing sie an und wusste keine Antwort.
Ausgerechnet Ariana war die unvernünftigere von ihnen und nickte. „Einen", sagte sie und nippte an ihrem Glas, das nur noch wenig Inhalt aufwies. Das tat sie jedoch nur, weil sie der plötzlichen Präsenz, die von Francesco neben ihr ausging, ausblenden wollte. Die Begegnung mit ihm im Schwimmbad hatte sie nicht vergessen. Auch nicht, wie stahlhart seine Brust gewesen war. Diese zog sie fast schon an.
„Und was soll es für die hinreisenden Ladies sein?", fragte Francesco und sein warmer Atem streifte ihr Ohr. Stolz darauf, dass sie so reagierte, sah er die Gänsehaut auf ihren Arm sich ausbreiten.
Dadurch bekam er auch erst keine Antwort. Stattdessen färbten sich die Wangen der Blonden rötlich. Musste er sie so ärgern und ihr so nahe kommen? Sie konnte nichts dafür, dass ihr Körper so reagierte.
Ariana starrte auf ihren Drink und suchte nach Worten. Diese wollten sich allerdings nicht auf ihrer Zunge formen, weshalb sie ihr fast leeres Glas hochhob.
„Dasselbe?", fragte er und es von Manon ein Nicken.
Andreas winkte dem Bartender zu, der sich daraufhin zu ihnen gesellte und die Bestellungen entgegennahm. Da er das Gespräch wahrgenommen hatte, bestellte er für die Frauen und für sich selbst einen doppelten Whisky.
„Was darf es für Sie sein, Herr?", fragte der Bartender in Francescos Richtung.
Er schüttelte nur den Kopf. „Für mich nichts, danke."
Seine Augen blieben weiterhin auf Ariana gerichtet.
Sie sah zu zauberhaft in ihren schimmernd schwarzen Kleid aus und ihr oberer Rückenbereich erst, da bekam er vielerlei Vorstellungen, wie er ihn mit seinen Lippen liebkosen würde.
Überrascht sah Andreas ihn an. „Nichts? Ach, komm schon Francesco!"
Sein Blick war dringend, weil er wusste, auf was die Nacht hinauslaufen würde. Es war wichtig für beide.
Ariana warf dem Italiener ebenfalls einen Blick zu. Fragend. Was war los mit ihm, dass er nichts nahm? Wozu war er dann hier?
Allerdings konnte sie seinem Blick nicht lange standhalten, da er ihr einen Schauer nach dem anderen bescherte.
„Du weißt, dass ich dafür nüchtern sein muss, erst recht im Gegenwart dieser Lady hier", er deutete mit einem Kopfnicken auf Ariana, „möchte ich bei klarem Verstand sein."
Francesco wusste, er trank nur zur Tarnung, doch er wollte heute auf nüchternen Magen sich dringend mit Ariana unterhalten, bevor er sich auf die Jagd nach Beute machte.
Abwehrend hob Andreas seine Hand und lachte. „Schon gut", grinste er und wandte sich an Manon, die er ausgiebig musterte. „Ihnen steht das Kleid wirklich hervorragend. Verraten Sie mir aber, wie Sie auf solchen Schuhen laufen können?", begann er ein unverfängliches Gespräch.
„Kann ich auch nicht", gestand sie. „Ich sehe nur darin toll aus und möchte auffallen."
Ihre Antwort entlockte Andreas ein raues und dunkles Lachen. „Das ist wohl so eine Frauensache", meinte er verschmitzt. Den Drink, der ihm vor die Nase gesetzt wurde, nahm er auf und prostete den beiden Frauen zu, nachdem auch sie ihre Getränke bekommen hatten. „Ich hoffe, wir können den Abend gemeinsam verbringen, wenn Sie uns erlauben, ihre Gesellschaft zu genießen."
Manon hätte vielleicht nichts dagegen gehabt, doch sie sah zuerst Ariana an und wartete auf ihre Antwort ab. Nur wenn sie auch wollte, würde sie selber noch ein bisschen bleiben und Andreas aushalten.
Überraschenderweise nickte ihre Freundin und nippte an ihrem Drink. Zum Glück wirkte er schnell genug, um sie lockerer zu machen. Sie hoffte, dass sie dadurch Francescos Anwesenheit eher aushalten konnte. Genau wie am Strand. Bisher war er verhältnismäßig ruhig, was sie sogar wunderte.
„Und, Chérie, wie geht es Ihnen?" Und die Ruhe war vorbei. „Sie scheinen mir viel entspannter als noch vor Stunden."
Nur mühsam unterdrückte Ariana ein Seufzen. Das Gespräch zwischen Andreas und Manon interessierte sie, obwohl Francescos unverkenntliches Aftershave zu ihr hinüber wehte. „Das Spa-Programm hatte etwas sehr Entspannendes, Monsieur Morel", gestand sie. Immerhin hatten Manon und sie sich richtig verwöhnen lassen.
„Freut mich zu hören, dass Ihr beide euch entspannen konntet", sagte Francesco und rückte ein Stückchen näher zu Ariana, die sich mehr und mehr entspannte und viel gelassener war.
Sobald sie jedoch sein Knie an ihrem spürte, sah sie ihn direkt an und unterdrückte ein Zittern. „Was machen Sie da?", fragte sie flüsternd, damit Manon und Andreas, die sich gerade über die Einrichtung des Hotels unterhielten, nichts mitbekamen.
Ein kleines Lächeln zierte sein Gesicht. „Nichts ungewöhnliches, wenn das die Frage sein sollte." Francesco stützte sich leicht auf dem Tresen ab und beugte sich ein wenig zu ihr. Seine Nasenspitze berührte fast ihre Wange. „Habe ich Ihnen schon gesagt, wie sagenhaft schön Sie heute aussehen?", fragte er sie das halb schnurrend halb murmelnd.
„W-Was?", stotterte Ariana und zog ihren Kopf zurück, um ihn wenigstens auf ein paar Zentimeter Abstand zu halten. Sein Kompliment kam nicht unerwartet, doch die Art, wie er es ausgesprochen hatte, sorgten bei ihr für weiche Knie. Zum Glück saß sie und musste sich nur unauffällig am Tresen festhalten. „Nein, das haben Sie nicht." Also hatte das Kleid doch die Wirkung, die Manon sich wahrscheinlich erhofft hatte.
„Ich glaube, ich brauche was zu knabbern", kam es von Manon, die mit geröteten Wangen völlig heiter wirkte. „Sonst falle ich wem auf dem Schoß", kicherte sie und nippte an ihren Drink.
Dieser Aufforderung wollte Ariana nachkommen, da sie wusste, wie unvorsichtig Manon werden konnte, doch Andreas kam ihr zuvor und bestellte ein paar Knabbereien für die Runde. Ihn schien das Ganze zu amüsieren, denn seine Augen funkelten.
„Man", kicherte Manon. „Nicht nur ein Kunstliebhaber, sondern auch nett zu Damen unter alkoholischen Einfluss."
Sie stieß ihren Ellenbogen in Arianas Rippen. „Wirklich, Ariana, Andreas wäre wirklich der geeignete Typ für dich. Ich meine, sieh ihn dir nur an."
„Manon", bat Ariana gequält. War es vor einiger Zeit noch Francesco gewesen, den Manon unbedingt mit Ariana verkuppeln wollte, so was es nun Andreas. „Ich glaube, ich lasse dich mit ihm allein. Sonst kommst du noch auf merkwürdigere Gedanken", murmelte sie seufzend. Wenn sich Manon vergnügen wollte, sollte sie es tun. „Oder kommst du mit zum Tanzen, um auf andere Gedanken zu kommen?" Das würde ihr auch eine Chance geben, Francescos plötzliche Nähe zu entkommen.
„Tanzen!", rief Manon halb lachend halb rufend, stellte ihr halbvolles Glas ab und griff nach Arianas Handgelenk. „Komm!"
Mit einem fast schon entschuldigenden Blick zu den beiden Männern gab sich Ariana ihrem Schicksal geschlagen und folgte ihrer übermütigen Freundin.
Andreas Grinsen zeigte ihr jedoch noch, dass er wohl bald wieder auftauchen würde.
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