Wie Kurt, der Drachenkurier, sich verliebte
(Ort: Feuer- und Scharfzahn-Viertel, Tausendwasser, Hauptstadt des Regentals)
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Kurt Kurzwind fand Frauen schon immer faszinierend. Als er fünf Jahre alt war, fragte er sich, wie sie sich mit ihren Kleidern nicht in den Schuppen, Federn und Hörnern der Drachen verfingen. Und wie sie so viel lachen konnten. Er wollte auch so lachen können. Als er zehn Jahre alt war, fragte er sich, warum sich die Mädchen nicht öfter verletzten. Sie sahen so zerbrechlich aus und die Krallen eines Funklings, so klein er auch war, so spitz. Er dagegen kam sich hart und unverwundbar vor.
Als er fünfzehn Jahre alt war, konnte er Mädchen nicht leiden. Er möchte es nicht, dass er vergaß, was er sagen wollte, wenn sie in der Nähe waren und dass er knallrot anlief, wenn Joline Nachtflug am Fluss mit den Wasserdrachen badete. Und er mochte nicht, dass sein Vater den Frauen im Feuerviertel so schreckliche Sachen hinterherrief, wenn er Kurt ohne seine Mutter zum Markt flog. Da wollte er seinen Vater manchmal boxen oder einfach vom Rücken des Drachens springen, damit niemand ihn sah.
Dann mit zwanzig hatte er Angst vor Frauen. Er verstand nicht, warum sie die Dinge sagten, die sie sagten und warum es so verdammt weh tat, wenn Liwei Lichtschein von gegenüber oder Malia Maitanz aus dem Blumenladen ihn nicht anlächelten. Und noch nach vier Jahren konnte er Joline nicht in die Augen sehen. Ihre Ohrfeige tat immer noch weh, dabei hatte er sie nicht absichtlich in den Fluss schubsen wollen.
Als er dreißig Jahre alt war, war er resigniert und verstand nicht, warum Katoka Korn ihn verlassen hatte. „Wir passen einfach nicht zusammen, Kurt", waren ihre letzten Worte gewesen, bevor sie mit ihrem wunderschönen, wehendem Haar davongeflogen war. Was bedeutete das? Sie hatten doch zwei Jahre lang wunderbar zusammengepasst.
Und dann, an einem schicksalhaftem Tag, an dem er 34 Jahre alt war und sein Abzeichen als fertig ausgebildeter Drachenkurier bekam, begegnete er einer Frau, die er noch weniger verstand. Er war gerade auf dem Weg gewesen, seine maßgeschneiderte Kurier-Uniform bei Gido Glanzsaum abzuholen, und hatte sich dabei verlaufen. Irgendwo musste er falsch geflogen sein, denn in das berüchtigte Scharfzahn-Viertel wollte er auf jeden Fall nicht. Und dass er aus Versehen einen Jungbändiger aus der Schule der Drachenkünste vor einer Bande verteidigt hatte und dafür sein Drache geklaut und er zusammengeknüppelt wurde, das hatte er auch nicht gewollt.
Eben dieser Junge kauerte jetzt verweint neben ihm und versuchte, seine Nase vom Bluten abzuhalten. „Es tut mir leid, dass ich sie jetzt auch noch mit meinen Tränen betropfe, Mister!", schluchzte er. Kurt lag ausgestreckt auf dem Pflasterstein, sein Kopf dröhnte wie der Ruf eines Donnertrommlers. Er wollte dem Jungen gut zureden, doch sein Mund war blutverschmiert. Auf einmal erklang eine Stimme, die Kurt nie wieder vergessen würde. „Es wird bald regnen." Über ihm tauchte das Gesicht einer jungen Frau auf. Sie hielt einen Regenschirm über ihn und verdeckte damit den wolkenlosen, sonnigen Himmel. Ihre Augen strahlten in den schönsten Violett- und Blautönen und Kurt wollte, dass sie nie wieder aufhörte, ihn anzusehen. „Gehen wir", lächelte sie und half ihm auf.
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