Kein ernstzunehmender Krankheitsfall
(Ort: Kurts Zuhause, Hundertwasser-Viertel 77, Tausendwasser, Hauptstadt des Regentals)
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Kurt Kurzwind war wieder allein. Er fühlte sich schrecklich, aber wenigstens konnte er wieder durchatmen. Alleinsein, das war seine Welt. Schon immer so gewesen und er war nicht bereit, dass sich das änderte. Jedenfalls nicht so, mit einem überfallartigen Abend voller Menschen, die jetzt auf einmal für ihn da sein wollten. Was hatte Baba sich dabei gedacht? Einfach so aufzukreuzen ... Er war wütend, dass sie ihn so bloßstellte.
Während er noch dabei war, seine zerbröselte Fassung wieder zusammenzukratzen, läutete ein hohes Glöckchen vor seiner Tür. „Ein Botenfunkling? Ausgerechnet jetzt?" Kurt schüttelte den Kopf und zögerte kurz, ob er wirklich an die Tür gehen sollte. Doch beim zweiten Läuten öffnete er mit Widerwillen die Tür. Mit einem leisen Krächzen schlüpfte ein feuerroter Funkling durch den Spalt, setzte sich auf seinen ausgestreckten Arm und ließ die Schriftrolle mit dem Siegel der Drachenpost in seine Hand fallen. Sobald der kleine Kerl überzeugt war, dass Kurt das Siegel gebrochen hatte und anfing zu lesen, erhob er sich und flog klingelnd und bimmelnd davon.
Eilbotschaft an Kurt Kurzwind.
Mister Kurzwind, dieses Schreiben ergeht an Sie mit der Ermahnung, Ihre Arbeit bei nächstem Sonnenaufgang wieder aufzunehmen. Da uns kein Schreiben des Apothekers erreicht hat, gehen wir von keinem ernstzunehmenden Krankheitsfall aus.Des Weiteren wird ein neuer Post-Drache an Sie vergeben. Aufgrund der hohen Verlust-Zahl der Pakete schlussfolgern wir, dass Sie Ihren Drachen nicht unter Kontrolle haben. Dafür stellen wir Ihnen einen leichter zu führenden Drachen bereit. Holen Sie Ihn bitte in der Drachenkammer der Zentrale ab.Möge Feuer Euren Weg erleuchten und Schwingen Euch beflügeln,
Verwaltung der Drachenpost von Tausendwasser
Kurt las den Brief zweimal, bevor er das Pergament wütend zerknitterte und Schmatzer zuwarf, der sein Maul aufsperrte, mampfte und zufrieden sein Maul schleckte. „Kein ernst zunehmender Krankheitsfall, die sollen mir doch die Schuppen runterrutschen! Und die wollen dich mir wegnehmen, Schmatzer? Das darf doch nicht wahr sein!" Er kochte vor Wut, weil er sich seine Angst und Verzweiflung nicht zugeben wollte. Solange er gegen etwas kämpfte, konnte er sich vor seinem machtlosen Gefühl verstecken, das ihn schon sein Leben lang verfolgte.
„Was mach' ich jetzt nur?" Seine Stimme brach. Seine Drachen sahen ihn mit großen Augen an und er stand ratlos im flackernden Licht der Kerzen. Seine Gedanken kreiselten so schnell, dass ihm schwindelig wurde. Wie ein elektronisches Störgeräusch. Davon hatte er Madame Mondschein erzählen hören. Seine Madame. Nicht Richard Goldschuppes Madame.
In dieser Nacht schlief Kurt schlecht. Seine Träume waren durchpflügt von Schmatzer, der Mister Sausewind fraß, Richards maskenhaftem Grinsen, seinen muskelbepackten Arm auf Madame Mondschein und einem Sturz in die Tiefe. Eine Gruppe fremder Hände versuchte ihn zu fassen und zu retten, doch er entglitt ihnen und stürzte, bis er schweißgebadet aufwachte. Kaum einen Augenblick später krähte sein Schwarzling. Zeit, zur Arbeit zu fliegen.
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