Wettlauf gegen Orks

Ich sah misstrauisch das Wasser an. Bei jeder kleinem Schwanken des Bootes hatte ich Angst, dass es umkippte. Wir waren schon seit Stunden auf dem Fluss unterwegs und bis jetzt hatten wir noch keine Spur von unseren Verfolgern gesehen. Doch nicht destotrotz vermutete ich hinter jedem Rascheln eines Blattes oder jedem Tier das sich am Ufer bewegte einen Ork. Solange wir auf dem Fluss waren, waren wir noch halbwegs sicher, denn Orks verabscheuten Wasser fast noch mehr als ich, aber früher oder später würden wir auch einmal eine Pause machen müssen. Aus Langeweile zog ich ein Messer hervor und fing es an in meiner Hand hin und her zu wirbeln. Dabei fiel mein Blick auf den immer noch lächelnden Gimli "Was ist los Gimli?" leicht lächelte ich, mein Gefühl sagte mir, dass seine gute Laune von dem Geschenk von Galadriel herrührte.
Gimli drehte sich um " Ich bat sie nur um eine Strähne und sie gab mir gleich drei." etwas verträumt sah er auf den Fluss "von jetzt an werde ich nichts mehr schön nennen, außer ihr Geschenk an mich."

Ich musste grinsen "Siehst du Elben sind doch nicht so schlimm."
Gimli grummelte etwas in seinen Bart hinein, dass ich nicht verstand, aber ich konnte deutlich sehen wie sich ein roter Schatten auf seine Wangen schlich, als er sich wieder umdrehte. Immer noch grinsend wanderte meine Hand zu der Kette, die ich bekommen hatte. Sie war wunderschön, schon alleine, dass sie meiner Mutter gehört hatte, machte sie zu dem Wertvollsten was ich besaß. Aber wieso war sie in Galadriels Besitz gewesen? Soweit ich mich erinnern konnte, hatte meine Mutter Galadriel nie getroffen. Doch ich könnte mich auch täuschen. Es gab so vieles, dass mir meine Mutter verschwiegen hatte. So viele ungelüftete Geheimnisse, die sie mit ins Grab nahm als sie starb. Mein Blick zuckte wieder einmal zum Ufer, als ein Rascheln an mein Ohr drang. Mit zusammengekniffenen Augen suchte ich den Wald ab.
"Es ist noch nicht an der Zeit sich sorgen zu machen." ich sah zu Legolas der sein Paddel in den Fluss tauchte und uns durch den Fluss beförderte "Unser Feind ist schon in der Nähe, aber er hat uns noch nicht eingeholt." der Blick des Elben lag ebenfalls auf dem angrenzenden Wald.

Ich nahm mein Messer fester in die Hand "Ja du hast recht, obwohl" ich sah hinüber zu Boromir, der mit Merrin und Pippin in seinem Boot herumalberte "ich bin mir nicht sicher, ob das Böse nicht schon innerhalb der Gemeinschaft ist."
Legolas erwiderte nichts. Das musste er auch gar nicht. Der besorgte Blick den er Boromir zukommen ließ, sagte mehr als Worte es je könnten.
"Kommt hier ans Ufer!" Aragorn lenkte sein Boot auf das nächste Ufer zu "Die Sonne geht gleich unter!"
Ich sah einen kurzen Moment zum Himmel hinauf, die Stunden des Tages waren verflogen und neigten sich langsam aber sich dem Ende zu. Legolas lenkte unser Boot auf das Steinige Ufer am Rande des Waldes zu. Noch bevor das Boot richtig an Land war, sprang ich hinaus und zog es mit Legolas und Gimli an die steinige Küste. Ich nahm die Bündel mit Lembas und den anderen Vorräten aus dem Boot und machte mich daran gemeinsam mit den Hobbits ein kleines Lager aufzubauen, während Aragorn und Boromir Feuerholz sammeln waren. Legolas stand mit zusammengekniffenen Augen am Ufer und starrte auf den Fluss.


Ich sammelte einige größere Steine ein und legte sie in einem Kreis auf, worin wir dann das Feuer anzünden könnten ohne, dass ein Waldbrand ausbrach. Frodo saß neben mir auf einem Stein, hielt den Ring in der Hand und betrachtete ihn. "Alles in Ordnung Frodo?" ich kniff mir kurz in den Nasenrücken als mir die Dunkelheit des Ringen ein Stechen durch den Kopf jagte.

Der Hobbit zuckte zusammen, als hätte ich ihn aus einer Art Trance gerissen und steckte den Ring wieder unter sein Hemd "Ja, alles ist bestens!"
Zweifelnd sah ich ihn an. Mit jeder Sekunde wuchs die Macht des Ringes, ich konnte es deutlich spüren und ich war mir sicher Legolas spürte es auch.
Aber Frodo gab mir keine Möglichkeit weiter nachzuhaken, denn er stand auf und ging zu Sam hinüber. Einen Moment lang hielt ich noch meinen Blick auf die beiden gerichtet, dann wandte ich mich ab und rollte meine Decke an einem höheren Felsen aus.
Nach einiger Zeit kamen Aragorn und Boromir mit einer Menge Brennholz wieder "Das sollte für die Nacht reichen." Boromir schmiss das Holz neben die Feuerstelle, etwas zu fest für meinen Geschmack.

Ich nahm einige der Stöcke und schichtete sie auf "Na das will ich mal schwer hoffen." mit einer drehenden Bewegung aus der Hand ließ ich eine Flamme entstehen, die umgehend ein Feuer in Gang setzte. Das Feuer knisterte und zerfraß das Holz immer mehr, bis eine Glut entstand auf der wir kochen konnten. Entspannt lehnte ich mich an den Felsen an und ließ Sam das tun was er am besten konnte. Schon nach kurzer Zeit erfüllte der Geruch von gebratenem Fleisch die Luft, genießerisch zog ich ihn ein und nahm mir ein Stück Fleisch auf meinen Teller. Grinsend sah ich zu Legolas hinüber, der sich nur mit einem Bissen Lembas begnügte. "Na schmeckts?" stichelte ich ein wenig. Ich wusste Legolas hasste Lembas, aber hier am Wasser wuchs nichts Essbares und wir hatten bloß Vorräte dabei die der Elb nicht aß.

Er rollte mit den Augen "Zum Todlachen." brummte er und verschloss den Beutel mit dem Elbenbrot wieder. Seine Ohren zuckten kaum merkbar und sein Blick wanderte zu dem Wald hinter uns. Er verzog etwas missmutig den Mund und ging zu Aragorn hinüber, ich achtete nicht darauf was sie sprachen, sondern zog mir die Kapuze über den Kopf und schloss die Augen. Immer noch an den Felsen gelehnt, ein Bein angezogen schlief ich mit der Hand auf meinem Schwertgriff ein.

Mitten in der Nacht wachte ich auf. Nicht etwa, weil ich einen Albtraum hatte, sondern weil Aragorn und Boromir etwas lauter diskutierten.
"Wieso verachtest du dein eigenes Volk so sehr?" fuhr Boromir den Erben Isildurs an "Ja sie sind unentschlossen, und haben Fehler"
Ich zog mir die Kapuze etwas tiefer ins Gesicht in gewisser Weise hatte Boromir recht. Die Menschen waren einst ein stolzes Volk gewesen, aber seit Isildur hatten sie ihren Glanz verloren, seit Isildur war kein rechtmäßiger König mehr auf den Tron gesessen.
"aber auch Mut und Ehre lassen sich unter den Menschen finden." redete Boromir weiter auf Aragorn ein. Der Waldläufer schüttelte seufzend den Kopf und drehte sich um.
Doch Boromir packte ihn am Arm und drehte ihn wieder um "Du fürchtest dich, dein Leben lang bist du vor dem davongelaufen wer du bist." er sah Aragorn eindringlich an "was du bist!"
Aragorn knurrte auf "Ich werde dafür sorgen, dass dieser Ring nicht näher als hundert Meilen an eure Stadtmauer herankommt!" die Hand fest am Schwertgriff stapfte Aragorn zu seinem Schlafplatz zurück.

Ich biss mir auf die Unterlippe, wieso wollte Boromir wohl den Ring unbedingt zu seiner Stadt bringen? Wohlmöglich war es Boromirs Vater Denetor, er hatte schon immer gerne seltene und machtvolle Dinge gesammelt. Ich war ihm erst einmal in meinem Leben begegnet, als ich mit Thorin vor zwei Jahrzehnten nach Gondor gereist war um eine neue Handelsrute vorzuschlagen. Aus der Handelsrute wurde nichts, Denetor war ein furchtbarer Mensch und wollte nichts mit Zwergen zu schaffen haben. Der Ring durfte unter keinen Umständen in die Hände von diesem Menschen fallen. Ich sah zum Himmel hinauf und beobachtete die Sterne. Schlafen würde ich sowieso nicht mehr können. Die Sterne leuchteten weniger Hell als sonst, übel stand uns bevor. In den Baumwipfeln konnte ich Legolas erkennen. Mir war aufgefallen, dass er sich immer weiter von Frodo entfernt aufhielt um der Dunkelheit zu entgehen, die von dem Ring ausging den Frodo um seinen Hals trug. Ich konnte es selbst spüren wie sehr die Dunkelheit in dem Ring an meinen Kräften zehrte und ich war nur zur Hälfte eine Elbe. Kaum auszudenken wie viel Kraft es Legolas kosten musste in der Nähe des Ringes zu sein.

Nachdem ich einige Stunden lang fast unbeweglich dagesessen und an Kili, meine Töchter und alle anderen im Erebor gedacht hatte, ging die Sonne wieder auf. Schnell packten wir unser Lager zusammen und stiegen wieder in die Boote. Nach einigen Stunden kamen wir zu riesigen Steinstatuen, die aus dem Massiven Stein der Schlucht gehauen worden war. Die Statuen des Argonath, die Statuen von den Brüdern Isildur und Anàrion die abwehrend die Hände ausgestreckt hatten. Ehrfürchtig sah ich an den Statuen hoch, welche die ehemalige glanzvolle Ära der Menschen symbolisierte.
Ich warf einen Blick hinüber zu Aragorn, der stolz Frodo und Sam erklärte was die Statuen bedeuteten. Wir passierten die Schlucht und legten an dem Ufer des Sees an. Platschend landete ich im Wasser und zog gemeinsam mit Legolas und Gimli unser Boot an Land. Missmutig betrachtete ich meine durchnässte Hose und das, durch die Nässe quietschende, Leder meiner Schuhe.
"Wir sollten aufbrechen." Legolas deutete auf das Ostufer das wir nehmen würden um zu dem Steinlabyrint zu kommen.
Ich schüttelte den Kopf "Ich denke wir sollten die Dunkelheit abwarten, Orks bewachen das Ostufer."

Legolas kniff etwas die Augen zusammen "Die Orks sind nicht unsere einzige Sorge." er sah in den Wald hinter uns "es ist eher der Schatten aus diesem Wald der mir Sorgen macht."
"Leona hat recht." Aragorn starrte in den Wald auf dem anderen Ufer "Wir warten ab bis es dunkel ist."
Die Boote lagen schon sicher am Ufer und Merrin und Pippin luden gerade unsere Vorräte aus, als mir auffiel, dass uns einer aus der Gemeinschaft fehlte "Wo ist Frodo?" fragend sah ich zu Sam, der fast unzertrennlich von seinem besten Freund war.
Erschrocken riss der Hobbit die Augen auf, als schien es ihm jetzt erst aufzufallen, dass der schwarzhaarige Hobbit nicht da war.
Aber das was mir noch mehr Sorgen machte war, Boromir war ebenfalls nicht da "Und wo ist Boromir?" ich sah mich suchend um.

Aragorn riss erschrocken die Augen auf und rannte ohne ein weiteres Wort in den Wald hinein.
Für einen Moment starrten wir uns alle geschockt an "Los teilen wir uns auf." ich rannte Aragorn hinterher in den Wald hinein. Aus dem Augenwinkel sah ich wie Legolas und Gimli gemeinsam in die eine Richtung und Merrin und Pippin in die andere Richtung liefen. Bäume sausten an mir vorbei, ich sprang über Wurzeln und suchte fieberhaft nach dem Hobbit. So schnell mich meine Beine trugen rannte ich einen Hügel hinauf auf dem eine Steinplattform stand auf welche steinerne Stiegen führten.
Am Ende der Steintreppe sah ich Frodo und Aragorn. Ich wollte schon mein Schwert ziehen um Frodo und den Ring zu verteidigen. Ich wollte keinesfalls gegen Aragorn oder Boromir kämpfen, aber ich würde es tun. Denn würden die beiden Menschen Frodo tatsächlich angreifen, wären sie nicht mehr sie selbst.

Doch Aragorn kniete sich gerade vor Frodo hin "Ich wäre mit dir bis ans Ende gegangen." er schloss die Hand des Hobbits um den Ring "bis in die Flammen Mordors hinein."
Erleichtert atmete ich auf. Aber ich wusste auch was das zwischen den beiden war, ein Abschied. Frodo würde von nun an alleine weiterziehen, das war es was Galadriel ihm in Lórien gezeigt haben musste.
Ich trat hinter Aragorn "Leb wohl Frodo, Eru und Mahal sollen über dich wachen." ich neigte leicht den Kopf vor ihm, wobei mein Blick auf sein halb gezogenes Schwert fiel.
Mir blieb für einen Moment die Luft weg. Das Schwert des Hobbits leuchtete strahlend blau. "Lauf Frodo!" ich zog mein Schwert, es leuchtete ebenfalls blau.
"Was......" Frodo sah von Aragorn zu mir hin und her.
"Los lauf!" schrie Aragorn ihn an, schubste Frodo in den Wald hinein und zog ebenfalls sein Schwert.
Wir gingen um die Ecke der Plattform und standen einer halben Armee von Orks gegenüber. Meine Hand schloss sich fester um den Schwertgriff. Grimmig tauschte ich einen Blick mit Aragorn. Es war soweit. Unsere Feinde hatten uns gefunden.

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