Verlass mich nicht
Es kam mir vor als wäre eine Ewigkeit vergangen als endlich die weißen Türme Minas Tirith's in Sicht kamen. Kili wurde in meinen Armen immer lebloser, seine Brust senkte und hob sich immer langsamer. Seine Wunde blutete nur noch wenig. Immer wieder schwankte er zwischen Ohnmacht und einem dämmergleichen Zustand.
"Wir sind gleich da Kili." murmelte ich eher zu mir selber. Der Wind wehte ihm die Haare aus dem Gesicht und erst jetzt sah ich wirklich wie blass er schon geworden war.
Kili gab ein ersticktes Stöhnen von sich, die Hand die auf seiner Wunde lag verkrampfte sich. Seine Augen waren glasig und schienen die Wirklichkeit nicht mehr wahrzunehmen.
"Kili!" redete ich auf ihn ein "Kili du musst wach bleiben, hast du mich gehört, bitte." meine Tränen wurden von dem Wind aus meinem Gesicht gewischt.
Kili hustete röchelnd, ein Schaudern durchzog seinen Körper. Dann schlossen sich seine Augen endgültig und seine Hand die bis jetzt auf meiner gelegen hatte fiel hinab, sein Atem wurde noch flacher.
"Nein, nein, nein." ich rüttelte ihn etwas "Wach wieder auf Kili! WACH AUF!" brüllte ich, aber seine Augen blieben geschlossen, eine Träne bahnte sich langsam ihren Weg seine Wange hinunter.
Mit einem Aufschrei flog ich noch schneller und erreichte schon nach einigen Sekunden die Stadt. Ich fegte einfach über die Stadtmauer hinweg und flog auf direktem Weg zu der Heilkammer in der ich noch vor einer Wochen gelegen hatte. Mit einem Knall landete ich, kümmerte mich nicht einmal um die Risse die ich in dem Steinboden bei der Landung hinterlassen hatte und trat mit dem Fuß die hölzerne Türe auf.
So schnell mich meine erschöpften Beine trugen schleppte ich Kili den Gang entlang, zu einem der ersten Zimmer die ich finden konnte "Helft mir doch, hört mich jemand, ich brauche Hilfe!" brüllte ich tränenerstickt. Ich stolperte in den Raum hinein, Kili wurde immer schwerer, ich wusste nicht wie lange ich ihn noch würde halten können.
Ich konnte hören wie sich Schritte in einem raschen Tempo näherten. Die Stiefel hallten über den Steinboden, aber ich kümmerte mich nicht darum. Ich war voll darauf konzentriert Kili auf eines der Betten zu legen. Plötzlich schoben sich zwei Hände in mein Blickfeld und hoben Kilis Beine auf das Bett, welches viel zu groß für einen Zwerg war.
Ich sah auf die Seite, Feren kniete neben dem Bett und sah entsetzt auf die Wunde in Kilis Bauch "Was bei Eru ist geschehen?" stieß er aus. Sein Bein war noch nicht ganz verheilt, deshalb war er nicht mit in die Schlacht gezogen.
Ich schüttelte nur den Kopf "Hol mir Kräuter" ich riss Kili den Brustpanzer runter und entfernte die Reste des blutgetränkten Hemdes vorsichtig von seiner Wunde "Ringelblume, Atelas und eine von den kleinen Flaschen mit der durchsichtigen Flüssigkeit!" meine Finger fingen etwas an zu zittern, als ich anfing das Blut um die Wunde herum mit Kilis Hemdüberresten abzutupfen und so einen ersten Blick auf die Wunde werfen konnte. Nur am Rande bekam ich mich wie Feren davonhinkte um das befohlene zu holen. Die Klinge musste gespalten gewesen sein, denn statt nur einer Wunde fraßen sich zwei durch Kilis Fleisch. Ich strich ihm verzweifelt die Haare aus seinem blassen, verschwitzten Gesicht "Du wirst das schaffen." ich wischte weiter das Blut von der Wunde ab "Feren, Verbände!" schrie ich über die Schulter.
Schon hörte ich wieder die humpelnden Schritte des Elbes. Ich rupfte ihm die zwei Heilkräuter aus der Hand und zerdrückte sie beide in einer Schüssel. Danach goss ich die Flüssigkeit hinein. Es war eine der neuesten Entdeckungen der Menschlichen Medizin, es beschleunigte den Herzschlag und lässt leichter Atmen. Es mobilisiert die letzten Kräfte eines Menschen. Ich wusste nicht ob es auch bei Zwergen wirkt, aber ich hatte keine Zeit um groß darüber Nachzudenken.
Schnell vermischte ich mit meinen Fingern die Flüssigkeit mit den Kräutern zu einer Paste. Zum Schluss ließ ich noch eine meiner Tränen hineintropfen. Seit ich Thranduil damals geheilt hatte wusste ich das meine Tränen aus irgendeinem Grund heilende Kräfte besaßen. Die Paste glimmte kurz auf. Während all dem hatte ich den Zwerg den ich liebte nicht einmal aus den Augen gelassen.
Plötzlich begann er sich zu verkrampfen und warf sich im Bett hin und her, welches unter ihm knarzte und wankte.
"Feren halt ihn fest!" ich hielt die Schüssel fest umklammert, konnte die Paste aber unmöglich auftragen während Kili in seiner Ohnmacht um sich trat.
Feren packte Kili bei den Schultern und drückte ihn in das Bett hinein "Dafür, dass er halb tot ist, ist er ganz schön stark." presste er zwischen den Zähnen hervor.
Ich warf ihm einen Blick zu der zu töten vermochte und fing an die Paste aufzutragen "Es wird helfen, es wird helfen." murmelte ich dabei immer wieder, als könnte ich die Wirkung dadurch beeinflussen. Mit jedem Millimeter der Wunden die von der Paste bedeckt war wurde mein Mann ruhiger und zuckte am Ende nur noch leicht. Ich ließ die leere Schüssel zu Boden fallen, wo sie mit einem dumpfen Schlag aufkam und presste mein Ohr an Kilis nackte Brust.
Ich schloss die Augen, dumpf und kräftig drang sein schlagendes Herz an mein Ohr. Erleichtert atmete ich aus. Für den Moment war er außer Gefahr. Ich lächelte leicht und noch aus meinen geschlossenen Augen rannen zwei Tränen über meine Wangen und tropften Kili auf die Brust. Aber diesmal waren es Freudentränen "Feren ich brauche noch Verbände." ich richtet mich wieder auf und wischte mir die Tränenspuren ab, während ich den Elb bittend ansah.
Der lächelte nur leicht und hielt mir ein Bündel mit Stoffstreifen hin "Dachte ich mir schon."
Ich verdrehte die Augen und nahm ihm die Verbände aus der Hand. Vorsichtig umwickelte ich Kilis Oberkörper, wobei Feren ihn in der Aufrechten Position halten musste, und zog dann vorsichtig eine Decke bis zur Mitte seines Körpers.
Ich zog mir einen Sessel neben sein Bett und nahm Kilis Hand in meine. Jetzt wo er außer Gefahr war, wurde ich unglaublich Müde. Erschöpfung und verzögerte Angst überrollten mich wie ein Vorratskarren der Hobbits.
Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter, ich war so unaufmerksam gewesen, dass ich zusammenzuckte, dabei wusste ich genau, dass es bloß Feren war "Was wirst du jetzt tun?"
Ich sah auf Kili, immer noch blass, immer noch gegen den Tod kämpfend lag er in dem Bett vor mir "Warten." erst wenn Kili wieder aufwachte hatte ich die Gewissheit, dass er es überstehen würde. Und bis es soweit war würde ich nirgends hingehen, ich würde hier an seiner Seite warten. So lange bis er zu mir zurück kam.
Stunden waren vergangen. Die anderen waren schon wieder von Mordor zurück. Soweit ich von Fili wusste, hatte Gandalf die beiden Hobbits Sam und Frodo nach Bruchtal geflogen damit Herr Elrond ihre schweren Wunden versorgen konnte. Legolas und Gimli waren ihnen fast sofort mit Merrin und Pippin hinterher geritten.
Fili war der erste gewesen, der zu seinem Bruder gestürmt war, noch das Blut seiner Feinde im Gesicht und sein Schwert in der Hand hatte er die Türe aufgerissen um sich zu vergewissern, dass Kili überlebt hatte. Das war vor Stunden gewesen, Fili musste sich als König um die Beisetzungen der Zwerge die in der Schlacht ihr Leben gelassen hatten kümmern. Auch Jessel und Lillith waren für kurze Zeit dagewesen, hatten es aber nicht lange ausgehalten ihren Vater totenblass in einem Krankenbett liegen zu sehen.
Um sich abzulenken halfen sie bei der Versorgung der Verwundeten. So viele waren in der Schlacht um Mordor verwundet worden und klammerten sich mit aller Kraft an ihr Leben. Die ganze Heilkammer war gefüllt, mit Zwergen, Elben und Menschen.
Während Thorin hier war, hatte ich mir, nachdem ich ihm eingeschärft hatte mich sofort zu rufen sollte sich Kilis Zustand auch nur im Entferntesten ändern, das Blut abgewaschen und meine Waffen sowie meinen Mantel abgelegt. Thorin war vor einigen Minuten wieder gegangen, er musste sich um den Rückmarsch zum Erebor kümmern. Minas Tirith konnte ja nicht ewig von Zwergen und Elben bewohnt werden.
Ich drückte Kili einen Kuss auf die Hand "Bitte Kili du musst aufwachen." ich tupfte mit einem feuchten Tuch etwas seine Stirn ab, auf der sich immer wieder Schweiß bildete "Wir haben gewonnen. Kili" ich lehnte mich etwas zu ihm nach vorne "komm wieder zurück zu mir." Tränen stiegen mir wieder in die Augen, wie schon so oft in den letzten Stunden. Sauron war besiegt, Mittelerde stand nicht mehr am Rand der Vernichtung. Doch dieser Sieg würde bedeutungslos werden, wäre Kilis Leben der Preis dafür. Ich würde es nicht überleben nach Andrea auch noch ihn zu verlieren.
Es Klopfte "Herein." meine Stimme war rau, in Mitleidenschaft gezogen von meinen Tränen. Ich sah eher wiederwillig auf.
Es wurde laut von den Schreien, Fluchen und Gestöhne der Verwundeten im Nebenzimmer als die Türe geöffnet wurde und Thranduil eintrat. In seiner Hand hielt er einen Teller mit etwas Brot, Schinken und Tomaten. Auf dem Teller balancierte er einen Becher, der schon längst heruntergefallen wäre, hätte er nicht die Anmut der Elben.
Es wurde wieder leiser als er die Türe schloss und mit einem besorgtem Gesichtsausdruck auf mich zukam. Er trug noch immer seine silberne Rüstung, hatte sich allerdings das schwarze Blut aus dem Gesicht gewaschen. Seine Stiefel hinterließen nicht das leiseste Geräusch auf dem Boden "Leona du solltest etwas essen." auffordernd hielt er mir den Teller hin.
Ich schüttelte nur den Kopf "Nein ich habe keinen Hunger." den einzigen Hunger den ich verspürte war der meines Herzens, welches sich nach Kili sehnte.
Ich wandte meinen Blick von Thranduil ab und strich Kili eine verschwitzte Haarsträhne aus dem Gesicht.
Hinter mir ertönte ein leises Seufzen, ich konnte hören wie der Teller, ebenso wie der Becher auf der Kommode zwei Schritte neben mir abgestellt wurden. Thranduil ließ sich auf dem Sessel neben mir nieder "Du weißt doch wie stur Zwerge sind" er verschränkte die Beine und stützte seinen Kopf mit der Hand ab, wobei er mit den Fingern etwas in seine Haare hineinfuhr "vor allem der hier. Er wird wieder aufwachen."
Ich lächelte etwas "Das sage ich mir auch schon seit Stunden" wehmütig betrachtete ich Kilis geschlossene Augenlieder "und dennoch wacht er nicht auf."
Plötzlich hob sich Kilis Brust etwas höher, seine Augenlieder zuckten. Ich sprang auf und beugte mich über ihn "Kili?" es war nur ein flüstern, ich erlaubte nicht mir Hoffnungen zu machen. Eine Enttäuschung würde in einem Weinkrampf enden.
Der Griff um meine Hand verfestigte sich, ungläubig sah ich zu ihr.
"Ich hab es versprochen." Kili öffnete blinzelnd die Augen "Ich komme immer zu dir zurück." sein Mund verzog sich zu einem schwachen grinsen.
Vor Freude schossen mir Tränen in die Augen "Oh Kili." lachte ich und fiel ihm stürmisch über den Hals. Ich hing über das halbe Bett, lag quer über Kili und drückte ihn einfach nur an mich.
Nach einigen Sekunden spürte ich seine Hand auf meinem Rücken. Nur das klicken der Türe verriet mir, dass Thranduil Kili und mir etwas Privatsphäre gönnte. Ich löste mich wieder, nur um Millimeter von seinem Gesicht entfern stehen zu bleiben. Ich legte eine meiner Hände auf seine Wange, versank für einen Moment in seinen Rehbraunen Augen und drückte dann zärtlich meine Lippen auf seine. In diesen Kuss steckte ich alle Liebe für ihn, die Angst ihn verloren zu haben, die Verzweiflung der letzten Stunden und das unbeschreibliche Glück ihn wieder zu haben. Als wir uns wieder lösten ließ ich meine Stirn auf seiner und die Augen geschlossen "Ich dachte ich würde dich verlieren." murmelte ich.
"Wirst du nicht" sanft strich er mir die Haare hinters Ohr "Weder heute noch sonst wann."
Ich striff mir mit den Füßen die Stiefel ab und krabbelte endgültig zum ihm ins Bett. Kili zog mich zu sich und ich kam mit dem Kopf auf seiner verbundenen Brust zum Liegen.
Seine eine Hand lag auf meinem Rücken, die andere fing an sanft durch meine Haare zu fahren. Die ganze Erschöpfung und Müdigkeit die ich durch die Sorge um die Liebe meines Lebens verdrängt hatte kamen über mich wie eine Flutwelle. Immer schwerer fiel es mir die Augen offen zu halten, ich zog die Beine etwas mehr an und schlief dicht an Kili gekuschelt ein.
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Hier ist wieder ein Kapitel für euch, ich hoffe es hat euch gefallen und es war nicht zu traurig.
Übrigens die durchsichtige Flüssigkeit, mit der Leona die Paste gemischt hat, war Adrenalin. Aber ich konnte das nicht als Adrenalin schreiben, weil sie in Mittelerde nicht auf dem Entwicklungsstand sind um das zu kennen, also musste ich seine Wirkungen beschreiben................
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