Ein Monster das keines ist

Ich drückte mich gemeinsam mit Bilbo an einen Felsvorsprung und sah besorgt auf die Orkmeute. Es waren einige Wochen seit den Orkhöhlen und meinem Kampf mit Azog vergangen. Seitdem waren uns die Orks wieder auf den Fersen. Unser Vorsprung den wir durch die Adler bekommen hatten, war längst in sich zusammengeschrumpft.
"Was denkst du, wie lange brauchen sie noch um uns einzuholen?" Bilbos Stimme war nur ein wispern, aber er wusste genau, dass ich ihn so verstand.
Ich sah abschätzend auf die Warge die über den Kamm des Nebelgebirges liefen "Einige Wegstunden, länger nicht." meine Instinkte meldeten sich, ich sah verstohlen nach rechts.
Ein riesiger Bär stand auf einem Felsen, keine zwanzig Schritte neben uns. "Gehen wir." wisperte ich. So leise wie möglich huschten Bilbo und ich zurück zu unseren Gefährten, die zum Auskundschaften zu laut gewesen und desswegen etwas zurückgeblieben waren.

In den letzten Wochen hatten sich meine Gefühle für Kili verfestigt, aber ich erlaubte es mir nicht einmal Hoffnungen zu machen, denn es war hoffnungslos. Auch mit Thorin hatte ich Frieden geschlossen und mit Bofur und Dwalin hatte ich mich angefreundet. Der einzige der mich immer noch nicht leiden konnte, war Gloin, aber damit kam ich ganz gut klar.
"Wie nahe sind sie." begrüßte Thorin uns.
Ich verzog das Gesicht "Zu nahe, bloß nur noch einige Wegstunden, aber wir haben auch noch ein anderes Problem."

"Wurdest ihr gesehen?" unterbrach mich Gandalf "Ihr wurdet gesehen."
Ich verdrehte die Augen "Gandalf ich werde nie gesehen wenn ich das nicht will, das weißt du genau. Nein wir haben ein Bärenproblem." vorwurfsvoll sah ich den Zauberer an.
Gandalf kratzte sich am Bard "Ich hatte gehofft wir würden nicht auf ihn treffen."
"Ihr wusstet von dieser Bestie!" entsetzt sah Bofur den Zauberer an.
Wir saßen fest zwischen den Orks und einem Hautwechsler, ganz tolle Aussichten.
"Es gibt ein Haus, nicht weit von hier." klärte Gandalf die Zwerge auf, ich wusste schon längst welches Haus er meinte. "In ihm könnten wir eine Zuflucht finden."
Skeptisch sah Thorin den Zauberer an "Wessen Haus, Freund oder Feind?"
"Weder noch. Er wird uns entweder helfen oder uns umbringen." verkündete Gandalf die frohe Botschaft.

"Haben wir eine Wahl?" Kili sah so aus als würde er lieber den Bären abschlachten, als sich auf den ungewissen Schutz eines fremden verlassen zu müssen.
Ein animalisches Brüllen ließ uns alle zusammenfahren.
Gandalf sah uns eindringlich an "Keine. Lauft!"
Ich nahm die Beine in die Hand und fing an zu laufen, ich hasste es einfach, vor etwas wegzulaufen, aber mit Hautwechslern war nicht zu spaßen, vor allem nicht mit diesem hier, wenn er seine Bärengestalt hatte. Ich sprang über Wurzeln, Bäume rasten an mir vorbei. Wieder ertönte ein brüllen diesmal schon deutlich näher. In der Ferne ließ sich bereits das Haus erkennen. Im Eiltempo überquerten wir eine Lichtung, die von Blumen überwuchert war und rannten auf die große Holzhütte zu. Hinter uns brach der riesige Bär aus dem Wald hervor. Die ersten der Zwerge, darunter auch unser Bogenschütze, hämmerten gegen die Türe. Natürlich ging sie so nicht auf, da immer noch der große Holzbalken vorgeschoben war. "Macht die Türe auf!" schrie ich.

Auch Thorin erreichte jetzt die Türe und schob den Holzbalken zurück, der die Türe verschlossen hielt. Sobald alle im inneren des Hauses waren, knallten Kili und sein Bruder die Türe wieder zu. Nicht schnell genug, die Schnauze des Bäres schob sich in den Türspalt. Die Zwerge kämpfen darum die Türe wieder zuzumachen, ich ließ meine Hände aufflammen, auch wenn Hautwechsler eine sehr dicke Haut hatten, brennen taten sie trotzdem. Mir widerstrebte es zwar Beorn etwas anzutun, aber ich würde nicht zulassen, dass er meinen Reisegefährten etwas antat. Mit einem Knall schloss sich die Türe und der Balken rastete ein.
"Was bei Durin war das?" brachte Kili hervor, er hielt sein Schwert in der Hand und stütze sich auf den Knien ab.
Gandalf steckte sein Schwert zurück in die Hülle "Das ist unser Gastgeber, sein Name ist Beorn er ist ein Hautwechsler."

Ich unterdrückte den Drang laut aufzustöhnen. Beon hasste nach den Orks nichts mehr als Zwerge, von mir einmal abgesehen, wir kannten uns seit meiner Jugend.
Gandalf starrte mich quasi nieder und mein Mund der schon zu einem Schimpfwall auf Khuzdul geöffnet war klappte sich wieder zu.

"Schlaft etwas, für Nacht seid ihr hier sicher." Gandalf sah sich verstohlen um "Hoffe ich zumindest." den letzten Teil des Satzes verstand ich nur wegen meines Elbengehöres.
Ich seufzte und sah mich etwas in der Hütte um. Es hatte sich nicht viel verändert, seit ich zuletzt hier gewesen war. Ein gigantischer Holztisch, auf dem einige Schüsseln standen, stand in der Mitte der Hütte. Handgefertigte Sesseln standen um ihn herum. In einem Teil der Hütte standen Kühe in ihren Boxen, in einem anderen war ein riesiger Haufen Stroh. 

Ich beschloss mich erst am nächsten Tag mit dem Problem Namens Beorn auseinanderzusetzten. Mit federnden Schritten ging hinüber zu der Gruppe der Zwerge, zufälligerweise kam ich neben Kili zu liegen. Ich rollte mich auf dem Strohhaufen zu einer Kugel zusammen. Seit Tagen schon drückte ich mich davor zu schlafen. Doch hier, in Beorns Hütte verspürte ich das erste Mal seit ich aus dem Auenland aufgebrochen war soetwas wie Sicherheit. Flatternd, mit einem leichtem Lächeln auf den Lippen und mit dem Kopf auf meinem linken Arm liegend schloss ich die Augen.
Kurz bevor ich einschlief, spürte ich eine Hand die mir über den Kopf strich, ich könnte es mir aber auch nur eingebildet haben.

Am nächsten Morgen wurde ich wach, weil irgendeine Diskussion im Gange war.
"Ich sage wir verschwinden einfach, still und heimlich." schlug Nori vor.
Dwalin packte den Zwerg am Kragen "Ich laufe vor niemandem davon, Bestie oder nicht!"
Gandalf mischte sich ein "Wir haben keine Wahl, wir brauchen seine Hilfe um zum Düsterwald zu kommen."

Ich rappelte mich auf, und gesellte mich zu der diskutierenden Gruppe, Bilbo stand neben Gandalf und sah alles andere als glücklich aus.
"Also vergesst nicht." schärfte Gandalf ihnen gerade ein "Kommt immer nur Paarweise, und macht keine plötzlichen Bewegungen, die letzte Person die ihn erschreckt hat, wurde in Stücke gerissen." da fiel sein Blick auf mich "Ach Leona gut dass du wach bist, du und Bilbo kommt mit mir hinaus. Ihr anderen wartet auf mein Zeichen."
Ich verkniff mir den bissigen Kommentar und folgte Gandalf hinaus. 

Beorn stand mit dem Rücken zu uns, es war mindestens zwanzig Jahre her, dass ich ihn zuletzt gesehen hatte.
"Und bist du nervös?" grinste ich Gandalf provozierend an, denn er fuhr sich auffällig oft durch seine Haare.
Er lachte gespielt "Nervös ich!?" er zuckte bei dem nächsten Axtschlag von Beorn zusammen "Lächerlich!" murmelte er.
Grinsend schüttelte ich den Kopf, ich glaubte ihm keine Sekunde "Guten Morgen Beorn." machte ich auf mich aufmerksam.
Er hielt inne und drehte sich um, Narben überzogen seinen Oberkörper "Leona, was führt dich her?" ein Lächeln umspielte seinen Mund, was für ihn ein Ausbruch an Emotionen war.

Jetzt wurde auch ich nervös "Ich wollte mich für deine Gastfreundschaft bedanken, wir haben heute Nacht in deinem Heim übernachtet."
Der Hautwechsler zog die Augenbrauen hoch "Wer sind deine Begleiter?"
Ich zeigte zuerst auf Gandalf "Das ist Gandalf der graue, vielleicht hast du schon einmal von ihm gehört." ich griff nach Bilbos Arm und zog ihn hinter Gandalf hervor "und das ist Bilbo Beutlin."
Beorns Kiefer knackte "Er ist doch kein Zwerg!"
Ich schüttelte hastig den Kopf "Nein er ist ein Hobbit, aus dem Auenland." der einzige Grund wieso Beorn mich mochte obwohl ich zur Hälfte Zwergin war, weil er mich seit Jahrzehnten kannte, ich dachte nur ungern an unsere erste Begegnung zurück, er hatte mich fast umgebracht.

Der Hautwechsler reckte seine Nase in die Luft "Da ist doch noch jemand."
Ich kratzte mich am Kopf, wie bereitete ich ihn nur darauf vor, dass seine Hütte voller Zwerge war? Ich hatte die Unfähigkeit der Zwerge unterschätzt, anscheinend dachten sie es wäre das Zeichen gewesen. Hinter mir hörte ich Getrampel und Dwalin und Balin kamen aus der Hütte. Dwalin war deutlich nervös, Balin überspielte seine Angst besser.
Beorn hob seine Axt "Keine Zwerge also ja?"

Ich warf die Hände in die Luft, sie hätten sich keinen ungünstigeren Moment aussuchen können. Da kamen auch schon die nächsten, es waren Oin und Gloin.
"Wie viele denn noch." knurrte Beorn seine Axt immer fester haltend. Gandalf schien, für jemanden den ihn nicht fast ein Jahrhundert lang kannte, entspannt neben mir zu stehen, doch auch er wurde zusehends nervöser.
"Nun ähm..." ich nahm symbolisch die Finger zur hilfe, sparte es mir dann aber, denn es kamen schon die nächsten Nori und Ori, der jüngste der Zwerge hatte vor Angst seine Augen aufgerissen.

Ich gab es auf und rieb mir einfach mit den Fingern über die Augen, schlimmer konnte es nun wirklich nicht mehr kommen, ich war mir sicher Beorn wäre längst ausgerastet, wäre da nicht unsere Jahrelange Freundschaft gewesen.
Fili und Kili waren die nächsten die aus dem Haus kamen, kurz danach kamen die restlichen der Zwerge aus dem Haus gestolpert, es sah so aus als wären sie geschubst worden. Beorn sah so aus als würde er gleich losstürmen und sich verwandeln. "Beorn bitte." flehend sah ich ihn an.
Er schloss die Augen und atmete tief ein und aus, wie um sich zu beruhigen "Sind das alle, gibt es noch mehr." brummte er.

Ich ließ meinen Blick über die Zwerge schweifen, einer fehlte noch, Thorin fehlte noch. Genannter trat aus der Hütte und lehnte sich mit verschränkten Armen an den Türrahmen an. Das einzige was auf seine Nervosität hindeutete war ein leichtes zucken seines linken Auges.
Beorn ließ seine Axt sinken "Du bist also der den sie Eichenschild nennen."
Ich sah überrascht zu Beorn, nie hätte ich gedacht, dass er Thorin erkennen würde.
Beorn seufzte, was eher einem Knurren nahekam "Dann kommt mal rein, ich habe gerade gestern Honig und Milch gemacht." lud er uns ein.

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