Kapitel 9 - 1998

Georg

Georg warb nach allen Regeln der Kunst um seine zukünftige Frau. Er sagte ihr genau die Dinge, die sie hören wollte, behandelte sie wie eine Königin, trat ihr nie zu nahe, auch wenn es manchmal schwer war. Wenn der Druck in seinen Lenden zu groß wurde, gab es schließlich Etablissements in der Stadt, die er aufsuchen konnte.

Im Mai würde sie 18 werden, nur noch ein paar Wochen musste er aushalten, dann würde er sie um ihre Hand bitten.

Manchmal drückte er sie beim Abschied ein wenig an sich, um sie seine Erregung spüren zu lassen, um sie an den Gedanken zu gewöhnen, ihn als Mann zu sehen.

Das erste Mal zuckte sie erschrocken zurück. Er lächelte bei der Heimfahrt. Sie war wohl noch Jungfrau. Er nahm sich fest vor, erst in der Hochzeitsnacht mit ihr zu schlafen.

Maja

Heute war ihr Geburtstag. Professor Brenner hatte sie eingeladen, mit ihm groß auszugehen! Ihre Eltern waren ein wenig enttäuscht, wollten aber der Kleinen alle Wünsche erfüllen, so wie sie seit ihrer Geburt alle ihre Wünsche erfüllt hatten.

Er führte sie in das teuerste Lokal der Stadt, sie aßen Speisen, die sie noch nie gegessen hatte, tranken eine Flasche Champagner dazu. Maja war Alkohol gar nicht gewohnt, hielt sich zwar zurück, war aber nach zwei Gläsern in euphorischer Stimmung. 

Es war ein wunderschöner Abend, mit Sicherheit der schönste ihres Lebens. Immer wieder berührte er ihr Gesicht, ihren Hals, ihre Schultern! Ganz vorsichtig, wie zufällig! Maja brannte vor Leidenschaft!

Er bat sie, mit ihm auf du und du zu trinken, gab ihr einen Bruderschaftskuss, der sie abheben ließ.

Nach dem Nachtisch zog Georg, mein Gott, sie durfte ihn wirklich Georg nennen, einen Ring aus seiner Tasche. Sie dachte, sie würde ohnmächtig werden.

„Süße Maja, dürfte ich dich bitten, meine Frau zu werden?" fragte er leise und sah sie so liebevoll an.
Sie hatte kaum noch eine Stimme.

Ja, Georg, ja!" flüsterte sie. Dann endlich küsste er sie richtig, so wie sie glaubte, dass ein Mann eine Frau küssen sollte!

Als er sie nach Hause brachte, hielt er bei ihrem Vater formvollendet um ihre Hand an.
Dem blieb fast das Herz stehen vor Schreck - und ihrer Mutter auch. Sie hatten sich für ihr Töchterchen einen hübschen jungen Mann erträumt und Enkelkinder. Aber nicht einen kleinen, zur Fettleibigkeit neigenden Mann beinahe in ihrem Alter!

Doch ihre Kleine sah so verliebt, so glücklich aus, dass es der Vater nicht übers Herz brachte, Einwände zu erheben.

Die Mutter versuchte in den folgenden Tagen, ihre Tochter umzustimmen. Doch zum ersten Mal gab es von deren Seite Widerworte, die mit der Zeit auch sehr harsch wurden. Maja verteidigte ihre Liebe zu Georg bis aufs Blut.


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