Kapitel 68 - Auf der Insel im Wind 3


Die Herrschaften in der zweiten Villa erholten sich von der doch recht anstrengenden Reise.
Um acht holte Juan sie zum Essen, seine Frau hatte die Paellas fertig gemacht.

Es war eine lustige Truppe, die sich an den gedeckten Tischen auf der windgeschützten Terrasse traf.

Zwei Großelternpaare, die ihren neuen Enkelsohn und seine Freundin anhimmelten, der frischgebackene Vater eines 31jährigen Sohnes, eine ehemalige Hure mit ihrem wunderbaren Ehemann und fünf schwerverliebte Paare, denen das Selen in der Luft und die Hormone im Blut zu schaffen machten.
Sie tranken auf die Liebe und die Freundschaft, ließen sich die fantastische Paella schmecken, überschütteten Joana mit Lob.

Danach gingen alle zur Bucht. Juan hatte ein riesengroßes Lagerfeuer angezündet und für die älteren Herrschaften bequeme Stühle nach unten geschafft. Die anderen setzten sich auf Decken im Sand, sangen, tranken Rotwein, knabberten ein paar Schnittchen – Liebe machte dauerhungrig – waren glücklich bis an die Grenze des Erträglichen.

Felix stand mit seinem Vater am Meer, sie hielten sich im Arm, waren sich sehr nahe in diesem Augenblick.
„So etwas hätte ich mir für meine andere Familie auch immer gewünscht!" sagte Tim nach einer Weile. „So einen Zufluchtsort, einen Ort, um zur Ruhe zu kommen, um beieinander zu sein, um einfach nur zu leben und glücklich zu sein! Aber wir mussten ja von Event zu Event hetzen – London – New York – Paris! Vernissagen, Modegalas, Opernpremieren! In-Sein! Gesehen werden!
Papa hat bezahlt, aber zu sagen hatte er nichts!" Seine Stimme klang bitter. Er hatte so viel Zeit vergeudet. Aber es war noch nicht zu spät.

„Ich danke dir für die Einladung, Felix. Es bedeutet mir so viel, hier mit euch allen zu sein!"
„Es bedeutet uns sehr viel, dass du hier mit uns bist!" antwortete Felix. Dann schwiegen die beiden Männer. Es war alles gesagt.
Felix wunderte sich ein wenig. Er umarmte einen Mann am Meer, und es gefiel ihm. Gut, es war sein Vater, aber seit Maja konnte er auch anderen gegenüber seine Gefühle besser zeigen.
Mädchen, Mädchen! Was hast du aus mir gemacht? dachte er lächelnd.


Ein paar Meter weiter weg hielt Klara Steiner Maja im Arm. „Das werden wir dir nie vergessen, Mädchen! Diesen Besuch bei uns und seine Folgen! Gott segne dich!"
Maja konnte vor Rührung nicht antworten, nahm die Worte aber dankbar an.
Die Großeltern Berger sahen ihren Sohn mit Felix am Meer stehen. Oskar nahm Katharinas Hand.
„Er hat ein spätes Glück gefunden, unser Tim! Warum können die anderen nicht ein wenig sein wie Felix und Maja?"

Mischa und Uli sahen Maja und Felix an. Sie erinnerte sich an den Tag, als Maja ihr dieses großzügige Angebot machte, und was daraus geworden war. Ihr ganzes Leben hatte sich auf den Kopf gestellt.

Gott segne euch beide! dachte sie. Sie hatte immer wieder Bilder im Kopf, wo sie heute wäre, wenn das schöne Mädchen nicht in ihr Leben getreten wäre!
Eine alternde Hure in irgendeiner Absteige! Aber sicher nicht auf Fuerteventura mit diesem tollen Mann an ihrer Seite. Sie würde Maja und auch Felix, Sonjas Sohn, auf ewig dankbar sein.

Sie vergoss ein paar Tränen in Erinnerung an die Ärztin, die so sinnlos hatte sterben müssen! Der das Glück verwehrt war, ihren Sohn durch sein Leben begleiten zu dürfen.

Da gab es den Spruch: Gott holt die Besten zuerst! Aber was war das für ein Gott? Er sollte die Schlimmsten zuerst holen, Menschen wie diese Larissa!
Aber auf die würde schon der Teufel warten!

Uli küsste seiner Mischa die Tränen weg. Er hatte geahnt, dass sie hier an die Chefin und Freundin denken würde, an die Tage des Glückes, die diese hier hatte erleben dürfen, die so grausam zu Ende gegangen waren.

„Sie ist bei uns!" flüsterte er. „Sie freut sich mit uns über ihren Felix und seine Maja, und sie lacht sich wahrscheinlich kringelig darüber, dass sein Vater ihr Nachfolger geworden ist! Wahrscheinlich hat sie eh was dran gedreht, damit die beiden sich hatten finden können!"
Mischa strahlte ihn an. Ihr Uli! Immer fand er die richtigen Worte! Er war ihr eigentlicher Hauptgewinn!

Die jungen Leute lachten, knutschten, sangen, schmusten. Doch dann sahen auch sie Felix, der mit seinem Vater am Meer stand, und Maja, die bei seinen Großeltern saß, an.
Die beiden waren schon etwas Besonderes. Es war nicht nur ihr Erfolg – Felix, der begnadete Programmierer, Maja, die Starautorin – nein, es waren die Menschen, die jeden in ihren Bann zogen, es war ihre Liebe, die auf andere abstrahlte, es war auch ihre unglaubliche Güte, die alle Herzen erwärmte, die das Glück hatten, ihnen nahe sein zu dürfen!

„Wir sind gesegnet, weil wir sie kennen dürfen!" fasste Susanna zusammen, was alle dachten.

Kai erinnerte sich an diesen Sommertag in Regensburg, als er mit seinen Freunden durch die Stadt gezogen war, zu allem Blödsinn bereit.
Da hatte er im Straßencafé das schöne Mädchen am Nachbartisch entdeckt. Schön, aber auch irgendwie traurig! Sie hatte den anderen auch gefallen, aber er hatte schon Besitzansprüche gestellt!

Sie hatten ihr den Bären aufgebunden, sie wären Touristen, um sie zu einer Fremdenführung zu überreden. Sie war reizend gewesen, er hatte jede Minute mit ihr so genossen. War fast durchgedreht vor Freude auf den Samstagabend!

Dann war Felix aufgetaucht, und sein Traum war zu Ende! Monate mit schwerem Liebeskummer folgten, dann war sie verschwunden, dann kam sie zurück, und er litt und litt und litt.

Bis Susanna in sein Leben kam, die wilde, süße, schöne, blitzgescheite Susanna. Da hatte sich in seinem Kopf ein Hebel umgelegt, von einer Minute zur anderen, und von da an war sein Leben perfekt!

Er küsste sein kluges Mädchen. Sie kannte die beiden noch nicht so lange, aber sie liebte sie wie Geschwister, die sie nie gehabt hatte. Sie musste seine Frau werden, und sie musste die Mutter seiner Kinder werden.

Um zwölf brachten Felix und Kai die Großeltern zu ihrer Villa, vergewisserten sich, dass sie alles hatten, was sie brauchten, dass auch die Notrufhandys an waren.

Auf dem Rückweg konnte Felix die größte Neuigkeit des Jahrhunderts nicht mehr bei sich behalten.
„Maja wird mich jetzt doch heiraten!" berichtete er lächelnd.

Kai sah ihn verwundert an. „War das nicht klar?"
„Nein, wir hatten eigentlich beschlossen, dass wir das nicht brauchen. Aber ich habe es mir immer mehr gewünscht, nicht nur ihr Lebensgefährte zu sein!"
„Na, dann, herzlichen Glückwunsch! Ach übrigens, ich werde Susanna an Silvester auch bitten, meine Frau zu werden!"

Felix freute sich sehr für den Freund. Schließlich waren er und seine Süße nicht ganz unschuldig an dieser Liebe.
Als die Mädchen kurz beschäftigt waren, berichteten Kai und Felix den anderen drei Jungs von ihren Plänen. Einer nach dem anderen lachte los.

„Ich wollte das Sophie auch fragen!"
„Und ich Barbara!"
„Und ich Sina!"
Sie sahen sich ungläubig an. Und aus dem Bauch heraus fragte Benedikt: „Warum sollen wir eigentlich bis Silvester warten? Heute ist doch der perfekte Tag! Und Felix ist ja auch schon wieder einmal vorgeprescht!"

„Wir kennen uns ja auch schon am längsten!" verteidigte der sich lächelnd.
Die anderen fanden Benedikts Vorschlag super. Dann müssten sie nicht mehr lange zittern und bangen, und alles Geplante war sowieso schlechter als das Spontane!
Und so eine Massenverlobung hatte auch nicht jeder!
Sie liefen nach oben und holten die Ringe.

Felix weihte schnell Maja ein, sie sollte die Conférenciere spielen. Sie klatschte vor Freude in die Hände. Das war ein Spaß nach ihrem Sinn!

Als die Jungs zurückkamen, bat sie die Mädchen, sich in einer Reihe aufzustellen.
„Machen wir eine Polonaise?" fragte Sina, die Gesellschaftsspiele liebte.
„So was Ähnliches, ja!" antwortete Maja schmunzelnd.

Die Jungs standen ihren Mädchen gegenüber, hatten feuchte Hände, waren gespannt, was Maja ausgeheckt hatte.
„Es waren einmal fünf Prinzen, sehr hübsche Prinzen, sehr nette Prinzen, sehr liebenswerte Prinzen!" begann sie.
„Oh! Eine Maja-Geschichte!" flüsterte die romantische Susanna begeistert.


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