Kapitel 67 - Auf der Insel im Wind 2
Noch bevor sie am Ufer ankam, sah sie, wie er Steine ins Meer donnerte.
„Nein!" rief er pausenlos. „Nein!"
Was hatte jetzt das zu bedeuten?
„Willst du das Meer umbringen?" fragte sie lachend, als sie neben ihn trat. Dann sah sie, dass ihm Tränen übers Gesicht liefen.
Er erschrak, er hatte sie nicht kommen gehört.
Sie nahm ihn in den Arm, zum ersten Mal sperrte er sich, wich er ihrem Blick aus.
„Was ist los?" fragte sie leise. Mein Gott, nahm ihn dieser Kinderwunsch so mit?
Er sah an ihr vorbei.
Ich muss das jetzt klären! dachte er. Es muss sein! Sie muss mich verstehen!
„Ich will kein Baby!" stieß er hervor. „Jetzt noch nicht! Ich will dich! Für mich! Für mich alleine!"
Maja sah ihn verständnislos an. Hatte er gedacht, dass sie.....?
Nur weil sie nicht schreiend vor dem Kind weggerannt war?
Sie begann zu grinsen, zu lachen, bis sie sich ausschüttete vor Lachen und sich in den Sand fallen ließ.
Felix sah sie verunsichert an.
Lachte sie ihn aus wegen seiner irrationalen Eifersucht?
Würde sie ihm jetzt gleich erklären, dass die Liebe einer Frau nichts mit der Liebe einer Mutter zu hatte?
Bullshit!
Liebe war Liebe!
Und er wollte alle ihre Liebe für sich!
Aus!
Basta!
Sie zog mit aller Kraft an seiner Hand, zwang ihn neben sich in den Sand.
„Ich werde den Teufel tun und mir jetzt ein Kind anschaffen, Herr Dr. Steiner! Ich will endlich mal mein Leben genießen, mein Leben mit dem hübschesten, liebsten, besten Mann der Welt!" versicherte sie ihm.
„Aber du hast das Baby so angehimmelt und gestreichelt!" So ganz war er noch nicht überzeugt.
„Ja, soll ich es böse anschauen, wenn Joana danebensteht? Soll ich kreischend davonlaufen?"
Felix grinste. „Ja! Zum Beispiel! Das hätte mich beruhigt!"
„Gut! Ich verspreche dir, beim nächsten Mal verstecke ich mich brüllend hinter dem Haus, wenn sie in meine Nähe kommt!" Sie sah ihn schelmisch an. „Oder, noch besser, ich sage: Gib die Kleine doch Felix! Der liebt Babys über alles!"
„Das machst du nicht!" Er zog sie auf sich.
„Mach ich doch!" Sie suchte seine Lippen, die nach dem Salz seiner Tränen schmeckten.
„Machst du nicht!" Seine Hände suchten Haut unter ihrem engen Shirt.
„Mach ich doch!" Sie knabberte an seinem Hals.
Er schob sie ein wenig von sich. „Hältst du mich jetzt für kindisch und unreif?" fragte er. Er wusste genau, dass er sich nicht benommen hatte wie ein 31jähriger Mann! Eher wie ein bockiger Schuljunge! Aber die Liebe zu dieser Frau machte ihn so angreifbar, und all die schweren Tage, die sie hinter sich hatten, machten ihn ängstlich!Er konnte sie nicht noch einmal verlieren! Auch nicht an ein Kind! Er wollte sein Glück endlich einmal behalten, ganz und gar, nur für sich!
„Nein, nur für so verliebt wie ich es bin! Was sollten wir denn mit einem Kind anfangen? Zwei so verknallte Tröpfe, wie wir es sind?"
Er zog sie wieder an sich. „Bin ich froh! Ich hatte schon geglaubt, ich muss jetzt das ganze Weihnachten lang Ihr Kinderlein kommet singen!" Er konnte schon wieder scherzen, auch wenn ihm die Angst noch in den Gliedern steckte.
Maja hielt sich den Bauch vor Lachen.
Seine Lippen glitten sanft und erregend über ihre.
Dann zog er sie hoch auf seinen Schoß. „Du darfst mich nicht falsch verstehen, Maja!
Natürlich will ich mit dir mein Leben lang zusammenbleiben, und natürlich können wir mal später über Kinder nachdenken, aber noch nicht jetzt! Nicht nach all dem, was uns so alles passiert ist! Nicht, bevor Ruhe eingekehrt ist bei uns, nicht so lange ich so eifersüchtig über jede Minute mit dir wache!"
„Felix, das ist überhaupt kein Thema für mich! Ich glaube, mir fehlt das Muttergen total! Aber ich habe ein riesengroßes Felix-Gen!"
Ihr nächster Kuss überzeugte ihn restlos. Er konnte gar nicht genug davon bekommen!
Kai hatte die Szene mit dem Baby auf Majas Arm beobachtet und wusste jetzt nicht recht, was er von dem Ganzen halten sollte. Er konnte die Blicke der beiden nicht so ganz deuten. Sollte Maja ein Kind wollen und Felix nicht, oder war es umgekehrt? Oder hatten sie beide nichts mit Kindern am Hut, was er eigentlich für am wahrscheinlichsten hielt?
Keiner von beiden bekam verklärte Blicke, wenn ein Kleinkind in der Nähe war. Außerdem hatten die beiden genug mit sich selbst zu tun. Aber warum war dann Felix zur Bucht hinunter gelaufen, warum war sie ihm etwas aufgeregt gefolgt? Warum kamen sie nicht zurück?
Er musste nachsehen.
Als er auf den Strand hinunterblicken konnte, sah er die beiden schmusend im Sand liegen.
Na, gut! Alles in Ordnung! Erleichtert lief er zurück und suchte sein Mädchen. Schmusen wäre jetzt durchaus ein möglicher Zeitvertreib! Ein bisschen knutschen, ein bisschen fummeln!
Und vielleicht ein Baby machen? Er hätte durchaus nichts dagegen! Er stammte aus einer großen Familie, wenn sie das erreichen wollten, sollten sie langsam anfangen! Er war über 30, aber Susanna war noch so jung! Er würde einfach mit ihr sprechen! Da fiel ihm ein, dass er sie vielleicht erst einmal fragen sollte, ob sie seine Frau werden wollte! Doch da hatte er ja so seine Pläne.
Benedikt und Sophie waren schon einen Schritt weiter. Sie hatten bereits getestet, ob die Matratze noch so gut war wie im letzten Jahr und erleichtert festgestellt, dass dem so war. Er sah sein Mädchen verliebt an. Ja, sie war die Richtige, sie war perfekt für ihn. Ihr scharfer Verstand würde sie zu einer erstklassigen Strafverteidigerin werden lassen. Sie hatten schon viele Fälle miteinander durchgesprochen, sie hatte ihm immer wichtige Anregungen gegeben. Ihre zarte Schönheit fesselte ihn täglich mehr. Er müsste sie jetzt wirklich bald fragen, ob....!
Chris und Sina packten ihre Koffer aus, kamen sich sehr nah dabei, wurden auch sehr müde, ganz plötzlich, das musste die Meeresluft sein! Sie legten sich ein bisschen hin, küssten sich ein bisschen, kuschelten ein bisschen, liebten sich ein bisschen! Packten danach weiter die Koffer aus.
Chris, der Mann der Zahlen, vergaß jede Mathematik in den Armen seiner Süßen, die nach diesem Semester ihre erste Lehramtsprüfung in Sport und Englisch ablegen würde. Danach könnte sie ihn doch heiraten? Er würde sie einfach fragen!
Nico und die Architekturstudentin Barbara bauten gerade ein paar Liebes-Luftschlösser, die aber durchaus auf einem soliden Fundament standen. Sie himmelten sich immer noch an wie in den Tagen, als sie sich für ein Praktikum bei seinem Arbeitgeber vorstellte. Der Chef war relativ scharf auf die Kleine gewesen, aber Nico war am Ende der Sieger! Er konnte kaum erwarten, dass sie seine Frau würde, hatte ein wenig Bammel davor, sie zu fragen.
Maja und Felix hatten sich wieder einmal in einen Taumel geküsst. Sie wussten genau, wie diese Schmusemarathons immer endeten und konnten doch selten rechtzeitig damit aufhören.
Nach oben gehen war keine Option, ihre glasigen Blicke würden nur wieder nervende Kommentare nach sich ziehen. Sie verzogen sich hinter einen Felsen, hofften, dass niemand intensiver nach ihnen suchen würde. Als der Strudel sie wieder frei gab, lag sie auf seinem Bauch, knabberte an seinen feinen Härchen, streichelte seine breite Brust.
Er zog sie hoch, nahm sie in den Arm, suchte ihren Blick.
„Aber Maja, eines brennt mir wirklich auf der Seele!" begann er leise und streichelte ihre Haare. Auch das musste nun raus aus ihm. Er trug diesen Gedanken schon eine ganze Weile mit sich herum, wusste, sie hatten sich einmal anders entschieden, aber es hatte sich vieles verändert seit damals.
„Ich würde mir sehr, wirklich sehr wünschen, dass du meine Frau wirst. Ich habe es satt, dein Lebensgefährte zu sein! Ich möchte dein Mann sein! Könntest du dir das nicht doch vorstellen? Mich nach allem, was wir durchgestanden haben, doch zu heiraten?"
Er hatte sie eigentlich erst an Silvester darum bitten wollen, konnte aber plötzlich nicht länger warten.
„Ja!" sagte sie nur, denn Tränen des Glücks erstickten alle weiteren Worte.
Doch denken konnte sie noch. Ja, natürlich wollte sie seine Frau werden, wollte sie, dass er ihr Mann würde. Damals war sie sicher gewesen, dass sie nie wieder heiraten wollte, aber Dinge änderten sich auch, und man musste zulassen, dass es so war.
Als sie das letzte Mal über dieses Thema gesprochen hatten, war er im Gefängnis, sie hatten sich gerade erst wieder zurückbekommen, der Alltag war weit entfernt. Da zählte nur die Liebe, die wieder in ihrem Leben war, eine Ehe war keine Option!
Sie hätte auch nicht heiraten müssen, um ein Leben lang mit Felix glücklich zu sein, aber es war auch ein schöner Gedanke, seine Frau zu sein!
Sie war schon einmal die Frau eines anderen gewesen, das hatte sie damals zu der Überzeugung gebracht, das nicht mehr zu wollen.
Aber Georg war ein ganzes Leben weit entfernt. Er konnte ihre Zukunft nicht mehr beeinflussen.
Jetzt war ihr Leben Felix, und er würde es bleiben.
Als sie sich etwas gefangen hatte, sprach sie die Worte aus, die sich durch ihr Leben zu ziehen schienen: „Ja! Natürlich!"
Felix verstand diese Worte lächelnd, erinnerte sich wieder einmal an ihre erste gemeinsame Nacht. Da hatte er dieses Hammermädchen zum ersten Mal ins Bett gekriegt, war er absolut verrückt vor Begierde nach ihr gewesen, hatte er nur geahnt, was sie für ihn werden würde: Die Liebe seines Lebens! Die eine und einzige Liebe seines Lebens!
Und jetzt würde sie doch seine Frau werden. Er hatte kaum zu hoffen gewagt, dass sie wirklich umzustimmen wäre. Aber die Schatten der Vergangenheit waren besiegt, ihre Liebe zueinander hatte gewonnen! Das Mädchen, das ihn unter vielen ausgewählt hatte, würde den Call Boy heiraten. So hatte seine Vergangenheit doch etwas gebracht.
„Ich liebe dich!" brachte er gerade noch heraus.
„Das ist gut! Denn ein Mann sollte die Frau schon lieben, die er heiratet!" haute sie ihm trocken hin.
Lachend, vollkommen crazy vor Glück zogen sie sich an und stiegen den Pfad zur Finca hinauf.
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