Kapitel 50 - Fuerteventura

Die Villa war ein Traum, sie bot jeden erdenklichen Luxus. Eine moderne Küche, ein traumhaftes Bad, ein riesiges Schlafzimmer, eine Wohnhalle, fünf Gästezimmer, zwei Terrassen, ein Überlaufpool, ein Weg zu einer kleinen Privatbucht, ein großes, eingezäuntes Grundstück.

Sie mieteten sich ein geländetaugliches Auto, kauften Berge von Lebensmitteln ein. Felix bekam noch immer die Angst vor dem Verhungern nicht aus sich. Zum Glück gab es einen XXL-Kühlschrank.
Als sie das Haus bezogen, waren sie im absoluten Glückstaumel, mussten kurz innehalten, um nicht vor Glück und Liebe zu sterben!
Sie erlebten Tage im absoluten Glücksrausch.
Schnell lernten sie Spanisch, die Sprache war dem Italienischen ja sehr verwandt.

In den umliegenden Supermärkten waren sie bald bekannt als das verliebte, schöne, deutsche Paar, das den Laden immer mit einem vollbepackten Einkaufswagen verließ.

Sie kochten ausgefallenen Menüs, grillten Fisch und Steaks, gingen aber auch oft essen in den kleinen Bodegas oder Tapas-Bars, die die Einheimischen besuchten. Sie fanden überall schnell Kontakt, ihre offene Art öffnete ihnen alle Herzen, ihr strahlendes Glück sogen die anderen in sich auf.

Sie kauften verrückte Klamotten, tranken Kaffee in den kleinen Städtchen.
Sie saßen in der Bucht, machten Lagerfeuer. Felix kaufte sich eine Gitarre, spielte und sang alle Liebeslieder nur für sie. Sie liebten sich im warmen Sand, kühlten sich im Atlantik ab, brachten sich mit ein paar salzigen Küssen wieder hoch.

Sie luden Besucher ein, gingen zu Partys von anderen. Sie waren total extrovertiert, zogen sich aber auch tagelang in ihre Liebe zurück.
Felix programmierte ein paar tolle Sachen, Maja schrieb wunderschöne Geschichten.

Selten konnten sie längere Zeit die Hände voneinander lassen, was aber nichts ausmachte, weil sie ja Urlaub hatten.

Nach zwei Monaten verschwand Felix ziemlich geheimnisvoll einen Tag lang.
„Vertrau mir, Bienchen, ja?" bat er, und Maja dachte nicht im Schlaf daran, das nicht zu tun.

Am Abend kam er glückstrahlend zurück, legte eine notariell beglaubigte Urkunde vor sie hin, ging, um eine Flasche Champagner zu öffnen.
Als er mit zwei gefüllten Gläsern und zwei Zigaretten zurückkam, liefen ihr die Glückstränen übers Gesicht.
Er hatte die Villa gekauft!

Er hatte es tun müssen! Sie waren so glücklich hier.
Niemand sollte nach ihnen in diesem Bett schlafen, niemand sollte in dieser Bucht schwimmen, niemandem außer ihnen sollte dieses wunderbare Haus je gehören!
Es war verrückt, aber es hatte sein müssen! Und sie verstand es vollkommen!

Er küsste ihr die Tränen von den Wangen - Glückstränen, die er so liebte.
„Danke!" sagte sie nur.
„Wofür?" fragte er lächelnd.
„Für dich!" flüsterte sie.
„Gern geschehen!" hauchte er, bevor er wieder einmal in diesem Glücksrausch versank, der ihn so selig machte, wie er ihn auch ängstigte.
Sollte er sie noch einmal verlieren, würde er sterben, das wusste er genau.

In den nächsten Stunden liebten sie sich in ihrem eigenen Haus auf der Insel ihrer Liebe. Felix vergaß sogar das Essen, er hatte seine Süße in seinen Armen, auf sich, unter sich, er konnte sie besitzen und sich ihr ausliefern. Sein Puls raste, sein Herz schlug viel zu schnell, aber ihres schlug im gleichen Rhythmus.
Die Küsse nahmen ebenso wenig ein Ende wie die Zärtlichkeiten.
Als ihr Hunger nacheinander gestillt war, grillten sie eine wunderbar frische Dorade und tranken den teuren Champagner dazu. Sie fütterten sich liebevoll, lachten vor Glück, gingen zur Bucht, rauchten eine Zigarette. Es war der perfekte Tag!

Ein deutsches Ehepaar, das in der Nachbarfinca lebte und mit dem sie sich ein wenig angefreundet hatten, vermittelte ihnen Joana und Juan, ein junges Ehepaar, das auch in der Nähe wohnte.

Sie stellten die beiden an, zahlten ihnen ein für die Insel riesiges Gehalt. Die junge Frau kümmerte sich ab sofort um die lästige Hausarbeit, putzte, machte die Wäsche, räumte die Küche nach den Kochorgien auf.

Juan kümmerte sich um den Pool, den Garten und kleinere Reparaturen.
Die jungen Spanier hatten das Gefühl, den Hauptpreis in einer Lotterie gewonnen zu haben! Sie liebten das schöne deutsche Paar, schlossen es jeden Tag in ihr Nachtgebet ein.

Einmal bummelten Maja und Felix engumschlungen durch den Nachbarort. Sie kamen an einer Schule vorbei, als gerade Pause war. Zwei Mädchen standen am Zaun, sahen die beiden mit großen Augen an.
„Ein Engel!" sagte das eine auf Spanisch staunend.
„Und ein Prinz!" meinte das andere verzückt.

Die beiden blieben lächelnd stehen, sprachen die Kleinen an, fragten nach ihren Namen.
Die Lehrerin kam angelaufen, die Kinder sollten nicht mit Fremden sprechen.
Doch als sie merkte, dass es sich um zwei Deutsche handelte, konnte sie der Versuchung, sich in ihrer Muttersprache zu unterhalten, nicht widerstehen.

„Hallo, ich bin Martina!" Sie erzählte, dass sie der Liebe auf die Insel gefolgt war, ein Entschluss, den sie nie auch nur eine Minute bereut hatte. Sie rief einen Jungen und eine Mädchen heran.
„Unsere Zwillinge!" erklärte sie stolz.
Sie bat die Besucher auf einen Kaffee herein, die Schüler durften noch eine Weile Pause machen. Ihr Mann, Carlos, der die älteren Kinder unterrichtete, kam dazu.
Sie unterhielten sich auf Spanisch und Deutsch, lachten viel, waren sich auf Anhieb sehr sympathisch.

Carlos und Martina erzählten von den finanziellen Schwierigkeiten der Gemeinde, von der maroden Bausubstanz der Schule, davon, dass es an allen Ecken und Enden fehlte.

Maja und Felix sahen sich an, hatten beide denselben Gedanken. Sie wollten der Insel ihres Glückes unbedingt etwas zurückgeben.
Am nächsten Tag baten sie den Bürgermeister um einen Gesprächstermin und informierten ihn über die Pläne, die sie in ihrer Villa geschmiedet hatten.
Senior Gardano glaubte erst an einen Witz, war aber bald von der Ernsthaftigkeit der jungen Deutschen überzeugt.

Sie wollten einen neuen Trakt errichten lassen, in Fertigbauweise, für eine Schulküche und neue sanitäre Anlagen, einen kleinen Sportplatz bauen. Das Dach sollte eingedeckt werden, in der bisherigen Küche wollten sie einen Computerraum einrichten. Im Pausenhof sollten Spielgeräte aufgestellt und ein Schulgarten angelegt werden. Außerdem war eine Solaranlage geplant.
Zwei Monate später war alles fertig, es gab eine große Einweihungsfeier. Viele Bewohner der Insel kamen zu denen hinzu, die sie in ihr Nachtgebet einschlossen.

Maja und Felix hatten zu spüren bekommen, wie glücklich es machte, Glück zu teilen.
Martina und Carlos wurden zu guten Freunden.
Felix programmierte ein paar tolle Apps, die sich zu einem Renner entwickelten. Für das Dax-Unternehmen arbeitete er nun regelmäßig, ein zweites zählte mittlerweile zu seinen Kunden.

Maja hatte einen Band „Inselgeschichten" geschrieben, der bald erscheinen würde, Band zwei war in Arbeit.

Alles was sie anfassten, schien zu gelingen, schien erfolgreich zu werden, ohne, dass sie viel Zeit investieren mussten.
Und sie liebten ja auch unendlich, was sie taten!
Das Geld kam zurück, so wie sie es ausgaben. Sie ließen auch die Schule in dem zweiten Nachbarort aus- und umbauen.

In der Lokalpresse erschien ein Artikel über sie, Überschrift waren die Worte der beiden Mädchen, die alles ausgelöst hatten: „Der Engel und der Prinz"

Majas Eltern, Felix' Mutter und Mischa mit Uli kamen über Weihnachten.
Joana und Juan besorgten einen Christbaum und jede Menge Kugeln, Maja und Felix schmückten ihn wieder total überladen, waren überglücklich dabei.

Die vier Vasallen kamen zu Silvester mit vier Mädchen, drei netten, hübschen und einer aufgetakelten Zicke, die ausgerechnet zu Kai, dem erklärten Liebling Majas, gehörte.

Felix wusste, dass er der Favorit seiner Süßen gewesen wäre, hätte es ihn nicht gegeben. Er wusste auch, dass Kai immer etwas mehr als Schwärmerei für Maja empfunden hatte.
Warum hatte er aber dann das genaue Gegenteil von ihr angeschleppt? fragte er sich.
Vielleicht genau deswegen! beantwortete er sich seine eigene Frage. Vielleicht hoffte er, so über Maja wegzukommen, wenn er sich einen völlig anderen Typ aussuchte?
Juan fuhr die jungen Deutschen in einem geliehenen Kleinbus zu einer Strand-Silvester-Party, versprach, sie später wieder abzuholen. Anruf genügte!

Es wurde ein ausgelassener Abend, alle fühlten sich abgehoben, frei und jung!
Felix ließ Maja nicht aus seinen Armen, lachte mit ihr, war losgelöst vor Glück. Oder war es mehr als Glück? Glückseligkeit? Ja, mindestens!
Er schmuste sie nieder, tanzte barfuß im Sand mit ihr zu den Klängen der Combo, fühlte die wahnsinnige Liebe zu seinen Bienchen fast schmerzhaft.
Sie aßen vom Büffet, tranken Rotwein in Maßen, küssten sich unendlich lange, weil sie es doch so liebten, sich zu küssen.

Immer wieder musste sie Glückstränen von seinen Wangen küssen, immer wieder musste er das Gleiche bei ihr machen.
Immer wieder standen sie einfach am Meer, sahen in die Sterne, hielten sich im Arm, fest, ganz fest!

Sie dachten an ihr erstes Silvester, an den Ball, an dem Larissas Hass übermächtig wurde, mit verheerenden Folgen!
Sie dachten an ihr zweites Silvester, als er alleine in seiner Zelle saß, und das sie in der kleinen Bar bei den Einsamen der Stadt den Abend verbrachte, in Gedanken bei der Liebe ihres Lebens.

Chris, Benedikt und Nico verbrachten einen wunderschönen Abend mit ihren Mädchen. Kai hatte bald Zoff mit Sandy, die alles öde, langweilig, nervig fand. Sie war auch schnell verschwunden, hatte sich mit einem Surfer-Typen abgeseilt.

Kai war nicht sehr traurig darüber. Er hatte es wieder einmal versucht, Maja aus seinem Kopf zu bekommen, es war eben wieder einmal nicht gelungen!
Seit mehr als zwei Jahren litt er nun schon unter seiner Verliebtheit, er hatte viel versucht, um sie aus seinem Kopf und aus seinem Herzen zu bekommen, nichts hatte geholfen!
Er hatte Mädchen gehabt, die ihr ähnlich waren, er hatte Mädchen gehabt, die das genaue Gegenteil von ihr waren, es endete immer gleich! Im Nichts!

Okay! Dann litt er eben wieder einmal aus der Ferne! Sah sie an, hörte ihr zu, atmete ihren Duft ein. Träumte er eben wieder einmal weiter von ihr. Irgendwann einmal würde er eine Frau treffen, die ihn Maja vergessen ließ. Noch glaubte er daran.

Heute Nacht würde er mit den spanischen Mädchen flirten, als blonder deutscher Mann hatte er nicht die schlechtesten Chancen.

Um Mitternacht zog Felix sein Bienchen in die Arme. Endlich konnte er ihr alles sagen, was er ihr schon auf dem Ball hatte sagen wollen, bevor Larissa die Stimmung zerstört hatte, so, wie später beinahe sein Leben.

„Maja, ich liebe dich mehr als mein Leben! Ich wünsche mir, tausend Jahre mit dir zu leben! Du bist die Erfüllung all meiner Träume und Wünsche! Du bist mein Leben! Ohne dich bin ich nichts, mit dir bin ich alles! Ich wusste nie, wie sehr ich lieben kann! Ich wusste nie, wie glücklich ich sein kann!
Aber da wusste ich ja auch nicht, dass es dich gibt! Bitte, bleib bei mir für immer!"
Maja wunderte sich wieder einmal, warum er kein Schriftsteller geworden war.
Wie sollte sie jetzt diese wunderschönen Worte noch toppen?
„Ja!" sagte sie deshalb auch nur.

Felix verstand, dass in diesem einfachen „Ja" seines wortgewandten Mädchens das größte Versprechen lag, das sie ihm geben konnte.
„Ja!" Sie würde für immer bei ihm bleiben.
„Ja!" Sie würde ihn immer lieben.
„Ja!" Er durfte sie für immer lieben.
Mehr als dieses „Ja" brauchte er nicht, nie!
Die Zärtlichkeit, die in seinem Kuss lag, übertraf alles, was sie beide je gefühlt hatten.
Sie hörten das Schlagen ihrer Herzen, sie hörten die Wellen, die ans Ufer klatschten.

Sie hörten die Musik, sie hörten das Lachen der anderen Gäste. Sie lächelten sich an, sie streichelten sich die Wangen, sie lachten vor Glück.
Sie drehten sich weiter zu den fröhlichen Rhythmen, sie drehten sich zu der Musik, die sie in sich hörten.
Die anderen Gäste beobachteten sie, beneideten sie um diese Innigkeit, nahmen aber auch das Wissen mit in ihr Neues Jahr, dass so eine Liebe Wirklichkeit werden konnte.
Es gab noch einen kräftigen Mitternachtssnack, Felix langte ordentlich zu, fütterte aber auch liebevoll sein Mädchen.

Um zwei Uhr sahen sie sich nach den Freunden um. Chris, Benedikt und Nico schienen glücklich und verliebt ins Neue Jahr hinübergekommen zu sein. Kai hielt eine kleine, rassige Spanierin im Arm, die ihn verzückt anhimmelte.

Sandy tauchte auf, sichtlich unter Drogen, aufgekratzt, laut, lästig. Der Surfer-Typ torkelte hinter ihr her. „Hey, Süße! Komm tanzen!" lallte er.
Sie wollte sich Kai an den Hals werfen. „Hau ab!" sagte der nur. „Übermorgen fliegen wir heim! Sei um zwölf am Flughafen! Dein Gepäck bringe ich mit!" Dann widmete er sich dem hübschen Mädchen in seinem Arm, das auch die Nacht in der Villa mit ihm verbringen würde.

Um drei Uhr rief Felix Juan an, der sie nach Hause brachte. Er bekam einen großen Euro-Schein für seine Dienste, den er zwar ablehnen wollte, aber schließlich lächelnd einsteckte. Er wollte seine Liebste in den nächsten Tagen groß zum Essen ausführen damit!


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