Kapitel 11 - 1998 - 2005
Georg
Georg war zufrieden mit seinem Leben. Seine kleine Prinzessin war anhänglich, leicht zu führen, strahlte an seiner Seite wie ein edler Diamant, wenn sie ausgingen. Nach allen gesellschaftlichen Events waren sie auf Fotos in der Presse zu sehen.
Hin und wieder hatte er Konferenzen, musste zu Kongressen. Er nutzte die Zeit gerne und ausführlich, um sich von gewissen Damen beglücken zu lassen. Da konnte er all die Wünsche ausleben, die er sich zu Hause bei seiner Prinzessin verbat.
Sie fuhren in Urlaub in kulturell interessante Gebiete, er konnte ihr die Welt erklären, sie hing an seinen Lippen. Er war sicher, dass er noch immer ihr Traummann war. Sie lächelte ihn noch immer so süß an, so voller Vertrauen. Sex war bei ihnen zweitranging. Sie hatten ein wunderbares Leben, so wie er es sich vorgestellt hatte.
Er schwankte zwischen Anbetung und Unterdrückung.
Doch dann erfuhr er durch einen dummen Zufall von ihrem Vergehen, von ihrem unglaublichen Vertrauensbruch.
Maja
Schließlich war Majas Buch fertig. Sie suchte passende Verlage aus dem Internet heraus, löschte sicherheitshalber den Browserverlauf. Sie druckte alles aus, speicherte es auf einen Stick, macht eine Sicherungskopie, löschte alle Spuren aus ihrem PC, schrieb ein Exposé.
Dann brachte sie alles zu ihren Eltern, mit denen sie sich wieder angenähert hatte, waren sie doch oft tagelang ihre einzigen Ansprechpartner.
Sie schwindelte ihnen vor, dass sie Georg überraschen wollte, erklärte, dass er auf gar keinen Fall davon erfahren durfte, doch ihre Mutter sah in ihren Augen die Wahrheit. Das Wissen schnürte ihr das Herz ab.
Zwei Wochen später meldete ihr Vater glücklich, dass ein Verlag an ihrem Manuskript interessiert wäre und um einen Rückruf bat. Sie telefonierte sofort mit dem Lektorat, traf sich zwei Tage später mit dem relativ jungen Mann in einem Café in der Stadt.
„Das ist echt gut, was Sie da geschrieben hat! Das ist, was die Menschen lesen wollen! Und ihr Stil ist erfrischend, humorvoll, perfekt!" lobte er sie, er, der Fachmann.
Sie schlossen alles Vertragliche ab, sie nannte als Konto das ihrer Eltern, wollte, dass das Buch auf alle Fälle unter einem Pseudonym erscheinen sollte.
„Schreiben Sie doch gleich den nächsten Band!" bat der Lektor. „Die Geschichte schreit doch förmlich danach!"
Maja hatte die Fortsetzung eigentlich schon im Kopf, hatte nur abwarten wollen, ob ihre Geschichte überhaupt jemanden interessierte, oder ob Georg Recht hatte. Sie verabschiedeten sich, der junge Mann versank eine Weile in ihren wunderschönen Augen. Sie war schon ein ausnehmend schönes Mädchen! dachte er. Aber hatte sie Angst vor ihrem Ehemann? Mit 20?
Der Roman wurde ein großer Erfolg, wurde in 14 Sprachen übersetzt, war Nummer eins der Belletristik-Bestsellerliste.
Band zwei und drei folgten, waren ebensolche Erfolge. Georg las die Bände nicht, den Anfang von Teil eins hätte er ja erkannt, weil sie ihm damals die Geschichte vorgelesen hatte. Das war der einzig gefährliche Punkt!
Aber in seinen Augen waren das Geschichten für Frauen. Er war nur manches Mal verwundert, wie viel sie telefonierte oder wie aufgeregt sie manchmal war.
In Maja kamen immer mehr kleine Zweifel hoch, ob diese Ehe das Richtige war für sie. Sie hatte keine Freunde, keine offizielle Beschäftigung, keine eigenen Einnahmen, ihr Geld lag auf dem Konto ihrer Eltern, die immer mehr Fragen stellten.
„Ich brauche es nicht!"
„Georg sorgt gut für mich!"
„Er ist halt extrem fürsorglich!" So in etwa antwortete sie immer.
„Warum ziehst du dich denn so schrecklich an?" wollte ihre Mutter wissen.
„Ich fühl mich wohl so!" log sie.
„Warum kommt ihr denn nicht mal zum Essen?" fragte ihr Vater.
„Georg ist immer so beschäftigt!" log sie.
Eine Beinahe-Krise gab es, als er ihr Auto verkaufen wollte.
„Du musst doch nirgends hin, Prinzessin! Mir ist es auch nicht Recht, wenn du alleine irgendwo bist! Die Welt ist gefährlich für so schöne Mädchen!" wollte er sie überzeugen.
Beinahe schmolz ihr Widerstand wieder.
„Und wenn ich mal krank werde und zum Arzt muss? Oder wenn mit meinen Eltern was ist?" hielt sie dagegen.
Sie argumentierten eine Weile hin und her, er spürte, dass sie diesen letzten kleinen Punkt ihrer Freiheit nicht aufgeben würde und sprach das Thema nicht mehr an.
Sie arrangierte sich mit ihrem Leben. Sie hatte es so gewollt, sie musste es nun akzeptieren, dass er tagelang wegfuhr oder nächtelang mit seinen Kollegen feierte, dass er an manchem Abend zu viel trank und rauchte, dass er an Gewicht zunahm, dass der Sex einzuschlafen schien. Wenn es da überhaupt etwas gegeben hatte, das einschlafen hätte können.
Sie lebte zum größten Teil in ihrer Fantasiewelt, in ihren Träumen.
2005 platzte die Bombe.
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