Kapitel 109 - Wieder einmal: Fuerte 2

„Wir machen zwei Sendungen!" beschloss der Regisseur. „Das ist zu viel Stoff für eine Stunde!"

Pascal gab ein Statement für den Verlag ab, erklärte, dass seine Kollegen und er schwer getroffen waren von den Vorwürfen, die ganze Hetze sei nur ein billiger Werbetrick.

Dann legten alle einen Tag Pause ein, jede Eile würde das Ergebnis verschlechtern. Schließlich begann das Interview mit Maja und Felix. Sie hatten so viel zu erzählen, waren so telegen, so wahnsinnig sympathisch, dass der Regisseur dem Sender noch einen dritte Sendung abrang.
Sie arbeiteten die ganze Vergangenheit ab, und es blieb noch genügend Zeit, über die Zukunftspläne zu sprechen.

Dann war alles im Kasten, das Team hätte eigentlich nach Hause fliegen können.

Aber niemand hatte es eilig. Sie suchten nach Ausreden, wollten ein paar Einstellungen für Außenausnahmen wiederholen, ein paar Texte ändern und und und!

Felix und Maja grinsten sich an. „Denen scheint es bei uns zu gefallen!" meinte sie.
„Macht ganz den Eindruck!" gab er zurück. „Aber mich stört das nicht! Im Gegenteil! Das sind alles nette Kerle und eine nette Kerlin!"

Sie feierten das Leben, das Glück, die Sonne, das Meer, saßen Abend für Abend in der kleinen Bucht, für die Besucher war es eine Auszeit vom stressigen Alltag, für die Gastgeber eine schöne Zeit in angenehmer Gesellschaft.

Nach zwei Wochen gingen dem Team aber die Ausreden aus und sie buchten die Heimflüge.

„Was hältst du davon, wenn wir bis zu den Geburtstagen einfach hier bleiben, alle runterholen und erst im Mai nach Hause fliegen?" schlug Felix vor, als sie wieder alleine waren. Er fand, sie hatten sich eine Auszeit verdient!

„Sehr viel halte ich davon, mein Hübscher!" antwortete sie.

So feierten sie ihren 32. und seinen 34. Geburtstag mit der ganzen Truppe auf der Insel. Nico und Barbara ließen ihren Sohn Fabian bei den Großeltern, genauso wie Kai und Susanna ihre Tochter Jana und Benedikt und Sophie ihren Sohn Sebastian. Sie alle hatten keine Probleme damit, hatten sich ja versprochen, dass sie nie vergessen würden, dass sie auch ein Paar waren.

Felix imponierte diese Einstellung.

Sina und Chris waren hochschwanger wie auch Stefano und Laura.

Saskia brachte Tobias mit, Tim kam mit Isabel. Kilian hatte überlegt, ein Mädchen einzuladen, aber er hatte zur Zeit zwei Favoritinnen, zwischen denen er sich nicht entscheiden konnte.
Patrizia war im Moment solo, was sie auch sehr genoss. Der ganze Beziehungsstress konnte warten! Die Großeltern waren sehr glücklich über die Einladung, Mischa und Uli brachten sie sicher auf die Insel, kümmerten sich sehr um die Älteren.

Es wurde ein wenig eng in den beiden Villen, aber noch brachten sie alle irgendwie unter. Kilian und Patty mussten eben auf Notbetten in irgendwelchen Kammern schlafen, aber die beiden waren ja noch jung!

Einen Tag vor Majas Geburtstag tauchte überraschend Pascal auf. Er hatte sich von Nina getrennt, endlich! Er fühlte nur grenzenlose Erleichterung.
Ein wenig hatte er gehofft, Nina würde ihn nach der halbdienstlichen Reise vom Flughafen abholen, und alles wäre friedlich und gut. Er wollte keinen Trouble.

Aber sie empfing ihn erst zu Hause mit einem: „Nach hast du sie endlich gefickt, die Hure?"
„Ja!" antwortete er müde. „Sie und drei andere!"

Dann packte er einen Koffer und zog ins Hotel, ein paar Tage später in eine kleine Wohnung, die der Verlag besaß, in der hin und wieder Gäste untergebracht wurden, die aber auch für amouröse Treffen des einen oder anderen leitenden Angestellten diente.

Er reichte die Scheidung ein. Sein Anwalt beglückwünschte ihn, dass er bei der Heirat einen Ehevertrag abgeschlossen hatte.
Pascal hatte damals ein schlechtes Gewissen Nina gegenüber gehabt, war der Meinung gewesen, so nehme man das Scheitern von Anfang an billigend in Kauf. Er war wirklich verliebt gewesen in das anschmiegsame Kätzchen, das sich zu einem tollwütigen Puma entwickelt hatte.

Sein Vater hatte ihn aber so eindringlich gebeten, sich abzusichern, dass er letztendlich nachgegeben hatte.
Sie wird sich schon anschauen! dachte er. Jetzt würde sie doch wieder arbeiten müssen!

Seine neue Freiheit voll ausschöpfend hatte er sich kurzfristig zu einem Überraschungsbesuch bei Maja und Felix entschieden. Wenn er keinen Platz zum Schlafen finden würde, ginge er eben in ein Hotel.
Die Freude war groß, auch als er berichtete, dass er sich von Nina getrennt hatte.

Patty bekam große Augen, als sie den gutaussehenden Mann zum ersten Mal sah. Wow! Das war schon ein anderes Kaliber als die Jungs an der Uni oder im Club.
Das selbstsichere Auftreten, die Ausdrucksweise, sein intelligenter Humor beeindruckten sie sehr.
Und Pascal hatte durchaus nichts dagegen, dass es ein Solo-Mädchen zu geben schien, das noch dazu bildhübsch war!
Als er erfuhr, dass es Felix' Schwester war, hielt er sich aber lieber zurück.
Patty spürte das anfängliche Interesse an ihr, verstand den plötzlichen Rückzug nicht so recht.

Sie suchte an den Abenden in der Bucht seine Nähe, er war freundlich, höflich, wich ihren Avancen aber eindeutig aus, auch wenn es ihm zunehmend schwerfiel.
Sie schien sehr klug zu sein, studierte Maschinenbau, was im schwer imponierte.

Er schien sie auch zu interessieren, aber er wollte nicht schon gleich wieder etwas Festes, noch bevor er geschieden war. Und ein bisschen spielen, wogegen er nichts gehabt hätte, ging wegen Felix schlecht!

Dieses Mal spürte Felix noch vor Maja, wie es in Patrizia aussah.
„Er gefällt dir, oder?" fragte er mitfühlend.
„Ja, schon! Ist ein toller Typ! Aber er interessiert sich nicht für mich!" Sie klang geknickt.
Es war ja klar! Die Jungs liefen ihr in Scharen nach, aber ein richtiger Mann fand nichts an ihr!
„Das würde ich nicht so sehen!" widersprach Felix, der Pascals Blicke richtig zu deuten wusste. „Er wird halt Bedenken haben, weil du meine kleine Schwester bist! Und große Brüder reagieren nun mal sehr empfindlich, wenn einer die Schwester anbaggert!"

„Meinst du?" In ihren Augen glomm ein Hoffnungsschimmer. „Könntest du nicht, ich meine, könntest du ihm nicht signalisieren, dass es für dich in Ordnung wäre?"
„Vielleicht überlasse ich das lieber Maja? Die trifft den Ton sicher besser als ich!"

Und so war es auch.
Maja beobachtete Pascal eines Abends aufmerksam, nachdem Felix mit ihr gesprochen hatte.

„Sie ist schon süß, oder?" fragte sie wie nebenbei, als sie seine Blicke an Patty kleben sah.
Der Lektor grinste sie an. „Ja! Natürlich ist sie süß! Aber sie ist Felix' Schwester!" seufzte er.

„Willst du sie umbringen? Oder entführen?" fragte sie lachend.
„Nein, du Quatschkopf! Ich möchte sie kennenlernen! Also, näher kennenlernen!"

„Du möchtest sie küssen und ins Bett bringen!" verbesserte Maja ihn. Sie konnte so mit ihm reden, sie wusste das.
„Früher oder später hätte ich nichts dagegen!" gestand er lachend ein.
„Und du meinst, dass Felix sich dann mit dir duellieren würde? Ich denke mal, dass mein Mann durchaus im 21. Jahrhundert angekommen ist!"

Pascal Augen leuchteten auf. „Du meinst, ich könnte....?"
„Ich meine, du solltest, ja!"

Er nahm sie dankbar in den Arm. Sie hatte zwar damals nicht die geringsten Antennen für baggernde Männer gehabt, leider! Aber, seit sie selbst liebte, hatte sie schon ein Gefühl für zwischenmenschliche Beziehungen entwickelt.

Am Abend wunderte sich Patrizia, wie eindeutig Pascal plötzlich mit ihr flirtete, aber sie war überglücklich darüber.

Nach dem ersten vorsichtigen Kuss, den er ihr gab, musste sie ihn fragen. „Warum interessierst du dich jetzt doch für mich?"
„Ich habe mich sofort für dich interessiert! Und Maja hat mir erklärt, dass Felix mir ein Duell ersparen würde, wenn ich dich umwerbe!" erklärte er leise, während er zärtlich an ihrem Ohr knabberte.

Oh! Oh! dachte sie nach dem nächsten, sehr leidenschaftlichen Kuss. Da kennt sich aber einer mit den Frauen aus! Das war schon etwas anderes, als die feuchten, harten Küsse der Gleichaltrigen!

Pascal fühlte sich gut! Doch! Er fühlte sich sogar sehr gut dabei, Patrizia zu küssen. Sie fühlte sich gut an! Nicht weil sie jung war, sondern weil ihr Körper zu seinem passte.
Mein Gott, Pascal! Was denkst du denn für einen Blödsinn! dachte er und grinste sich eins, während sie am Strand standen, er hinter ihr, sie in seinen Armen, und in die Sterne sahen.

„Du gefällst mir sehr, Patrizia!" flüsterte er in ihr Haar. „Und ich mag dich sehr!" Seine Daumen massierten leicht ihren Nacken. „Es könnte sogar sein, dass ich mich in dich verliebt habe!" gestand er.

Die anderen beobachteten die beiden lächelnd. Tim war momentan etwas erschrocken, Pascal war doch mindestens zehn Jahre älter als seine Jüngste, aber dann riss er sich zusammen. Der junge Lektor war ein ausgesprochen sympathischer Mann, kein Macho-Typ, kein Aufschneider.
Und Patrizia war keine 15 mehr und musste nicht von ihrem Vater beschützt werden.

„Er ist okay, Schwieger-Papa!" sagte Maja, die Tims etwas skeptische Blicke auf dem Pärchen liegen sah. „Er ist wirklich schwer in Ordnung!"
Tim lächelte sie an. „Na! Wenn du das sagst!"

Von da an widmete er seine ganze Aufmerksamkeit wieder Isabel, die sich angeregt mit Mischa unterhielt.

Es waren wunderschöne Tage, angefüllt mit Liebe, Freundschaft, Lachen, Lieben, Küssen, Essen Trinken, Tanzen.
Joana kochte für alle und war glücklich, eine Aufgabe zu haben.

Laura erzählte von ihren Erfolgen als Malerin. Die kleine Galerie im Hotel war super angelaufen, sogar die Presse hatte darüber berichtet und ein Team vom Lokalsender war auch schon dagewesen.
Die Hotelgäste nahmen fast alle ein oder zwei Bilder als Erinnerung mit nach Hause, im Souvenirshop wurden auch immer wieder welche verkauft.
Stefano hielt seine Künstlerin stolz im Arm, obwohl er kaum noch um sie herumfassen konnte.

„Bekommst du eigentlich ein Walross?" zog Felix ihn auf. Wenn es um Babys oder Schwangerschaften ging, verlor er jeden Charme.

„Zwei!" antwortete der Italiener grinsend.

Felix stutzte. „Wie, zwei? Im Ernst jetzt?"
Stefano nickte, bekam das Grinsen nicht aus dem Gesicht.
„Si, Signore! Due! Zwillinge! Einen Sohn und eine Tochter!"

„Padre mio!" Felix war entsetzt! Zwei so Schreihälse!
Er stand immer hilflos vor dem Nachwuchs der Freunde. Verschrumpelte Wesen, die unentwegt brüllten oder gestillt oder gefüttert oder gewickelt oder oder oder werden mussten, und alle standen entzückt um die Kleinen herum und behaupteten, sie wären süß!
Maja und er mussten sich dann immer Lachanfälle verbeißen.

Doch eines beruhigt ihn sehr. Alle, die schon Eltern waren, hatten sich nicht verändert. Sie lebten ihr Leben als Paare weiter, wie zuvor. Es gab immer reichlich Babysitter in den Familien, wie auch jetzt, als sie alle zu ihnen auf die Insel geflogen waren.
Das fand er schon super, das hatte er so nicht erwartet!

Stefano schlug ihm lachend auf die Schultern angesichts seines Entsetzens.
„Ich kann mich als Italiener doch nicht von den Deutschen im Babymachen schlagen lassen!" erklärte er selbstbewusst.

„Die Gene für Mehrlingsschwangerschaften liegen in der weiblichen Eizelle!" haute Maja ihm trocken hin.

„Deutsche Klugscheißerin!" bekam sie zurück, aber er lächelte sie dabei an.

Er war gespannt, wann die beiden ihren Widerstand aufgaben und auch ein Kind bekamen.
Sie trugen ihm in letzter Zeit ihre negative Einstellung zu etwaigem Nachwuchs ein wenig sehr vor sich her!
Das war schade, denn sie würden mit Sicherheit die besten Eltern der Welt werden, und wer sollte denn sonst Kinder bekommen, wenn nicht zwei der wertvollsten Menschen der Welt?

Alle waren etwas traurig als der Heimflug anstand, doch es war Sommer in der Stadt, das hatte auch seine Reize.
Und es war Frieden in ihrer Welt, keine Nicola führte mehr Krieg gegen Maja und Felix und somit gegen sie alle.


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