Kapitel 107 - Die Lösung

„Passt mal beide auf, bevor ich den Faden verliere!" bat sie. „Felix hat doch eine Belohnung ausgesetzt für Hinweise zu der Hass-Kampagne. Du, Bob, lotst sie zu uns, wir zwingen sie zu einer eidesstattlichen Erklärung bei Benedikt, dass sie das alles initiiert hat. Natürlich muss sie auch eine Unterlassungserklärung unterschreiben. Im Gegenzug kann sie das Geld behalten, wir sehen von einer Strafanzeige ab."

Die Männer sahen sie ungläubig und bewundernd an.
Das war die Lösung aller Probleme!
Maja, die blitzgescheite Geschichtenerzählerin, hatte ein tolles Ende für diese schreckliche Geschichte gefunden!
Felix musste sein Bienchen, das wieder ganz zu ihm zurück gekommen war, unbedingt küssen.
„Und wie sollen ich das bewerkstelligen?" fragte Bob skeptisch.

„Du erzählst ihr einfach auch mal eine schöne Geschichte. Du warst bei Felix, weil er ein Mann-zu-Mann-Gespräch mit dir führen wollte. Er sei verliebt in sie, ob du was dagegen hättest, wenn er mal mit ihr du weißt schon was. Sie soll um 17.00 Uhr rüberkommen, da wäre ich in der Stadt. Du müsstest zustimmen, weil er dein Chef ist. Wir bestellen Benedikt her und machen dann alles hieb- und stichfest."

Bob musste direkt lachen, Felix grinste sie an.
Sie war schon mit allen Wassern gewaschen!
Jetzt, da sie einen Feind aus Fleisch und Blut vor sich hatte, konnte sie auch wieder kämpfen.

Noch einen Kuss brauchte er unbedingt! Er hatte viel nachzuholen.

Bob ging zurück, setzte ein geknicktes Gesicht auf, erzählte ihr Majas Story.
„Er ist mein Chef, Nicola! Bitte, es wird nur ein einziges Mal sein. Er ist ein Jäger und Sammler! Tu es für mich! Ich brauche diesen Job!"
Ihr glückliches Leuchten im Gesicht ermordete das letzte bisschen an Gefühl, das er für sie empfunden hatte.

Sie versuchte zwar, ablehnend dreinzuschauen, konnte den Triumph aber nicht verbergen, den sie fühlte.
„Also gut! Ich mache es, für uns! Aber nur ein einziges Mal!" bat sie.

Sie sah auf die Uhr.
Noch zwei Stunden!
Dann würde sie endlich in seinen Armen liegen.
Und wenn er sie erst einmal gehabt hatte, würde er sie nie wieder gehen lassen!

Maja rief Benedikt an, erklärte die Situation. Der Freund war überglücklich, dass sie wieder die alte Kämpferin war, dass die Mutlosigkeit Geschichte war.
Er versprach gegen halb fünf da zu sein. Sophie würde natürlich mitkommen, auch als Zeugin.

Sie fielen sich alle vier in die Arme, die zwei Besucher sahen mit Genugtuung, dass Felix Maja wieder fest im Arm hielt.
Es hatte ihnen tief im Herzen wehgetan, als sie miterleben mussten, wie die beiden sich offensichtlich voneinander entfernten, wie Maja sich in sich selbst zurückzog.
Aber heute sahen sie zwei strahlende Augenpaare an, ein blitzend grünes und ein dunkelblaues.

Benedikt zeigte die Erklärungen, die er vorbereitet und ausgedruckt hatte.
„Perfekt!" lobte Maja. „Besser hätte ich es auch nicht formulieren können!" scherzte sie.

Der Freund knuffte sie. „Eingebildetes Biest!" schimpfte er, lachte sie aber an dabei.

Um Punkt 17.00 läutete es.
Felix öffnete mit seinem falschesten strahlenden Lächeln.
„Hallo, Süße!" sagte er und erstickte fast an diesen beiden Worten.
Sie fiel ihm um den Hals, presste sich an ihn.
„Langsam! Langsam! Wir haben die ganze Nacht Zeit! Komm doch erst einmal rein!" säuselte er. Irgendwie fühlte er sich in sein altes Leben zurückversetzt!
In Nicolas Ohren spielten tausend Geigen.
Sie hatte es geschafft!
Sie hatte es tatsächlich geschafft!
Schwindlig vor Glück folgte sie ihm – und erlebte den Schock ihres Lebens.

Im Wohnraum erwartete sie das Püppchen Maja und noch ein Paar.
Wollte er einen flotten Fünfer? dachte sie vollkommen idiotisch.

Der fremde Mann bat sie, sich zu setzen, stellte sich dann als Rechtsanwalt des Ehepaares Steiner vor.

Bevor sie noch einen klaren Gedanken fassen konnte, konfrontierte er sie mit allen Vorwürfen.

Dann schlug er ihr die Lösung des Problems vor, die Maja sich ausgedacht hatte.

In Nicolas Ohren rauschte das Blut.
Sie hatte verloren!

Sie war aufgeflogen!
Wahrscheinlich hatte Bob, dieser Loser, sie in die Pfanne gehauen!
Aber, wenn sie diesen Dr. Brossmann richtig verstanden hatte, konnte sie die halbe Million behalten, wenn sie alles zugab und ein paar Erklärungen unterschrieb.

Sie las die Schreiben, die ihr der Rechtsanwalt vorlegte, gründlich durch.
Sie räumte damit die unrechtmäßigen Überweisungen ein, die Netz-Kampagne, verpflichtete sich, letztere zu unterlassen, die Stadt zu verlassen. Jede Kontaktaufnahme mit dem Ehepaar Steiner würde eine sofortige Anzeige nach sich ziehen.
Im Gegenzug könnte sie die Summe von 489.000 Euro behalten.

„Sie können Ihr Gepäck im Hausflur vor Bobs Wohnung abholen. Ihr Auto und Ihren Schmuck wird er behalten, mit Ihren Klamotten kann er nichts anfangen! Dann auf Nimmerwiedersehen, in ihrem Interesse!" sagte Felix eiskalt.

Maja gab ihr noch einen guten Rat mit auf den Weg.
„Und wenn Sie sich wieder in einen hübschen Mann verknallen, seien Sie so schlau und sehen in den Spiegel! Bosheit macht hässlich, und da können auch Chirurgen nichts daran ändern!"

Als Nicola türenknallend das Haus verlassen hatte, fielen sich die vier in die Arme.

Benedikt und Sophie waren überglücklich, dass Maja wieder zurück war, die Maja, die alle immer unterhielt mit ihren Geschichten, mit ihrem Humor, mit allem, was eben Maja ausmachte.
Noch glücklicher war natürlich Felix, der sie lachend durch die Luft wirbelte.

„Jetzt rufen wir alle an und feiern!" schlug Benedikt vor.
Maja hätte zwar andere Pläne gehabt für diesen Abend, aber sie war es den anderen schuldig. Sie war schon wieder auf der Flucht gewesen!

Deshalb rief auch sie die Freunde an, und alle kamen, wie immer, wenn sie rief!
Es war wie ein Wunder, dass sie ihr immer wieder verziehen, dass die Freundschaft das alles überlebte.

Auch Felix' Vater und seine Geschwister freuten sich von ganzem Herzen, als sie die gute Nachricht erhielten und versprachen vorbeizuschauen. Tim erklärte sich bereit, den beiden Großelternpaaren von dem glücklichen Ende des Dramas zu erzählen.

Mit Stefano sprach Felix, dem Italiener fiel ebenfalls ein Stein vom Herzen.

Dann hatte sie nur noch einen Anruf zu machen: Pascal, ihren Lektor. Er musste sich erst einmal setzen, als er die gute Nachricht hörte. Der Verlag war ziemlich in die Sache involviert worden, nachdem das Gerücht aufgetaucht war, es handle sich um eine Werbekampagne.

„Maja! Herzlichen Glückwunsch! Mein Gott, bin ich froh!" Er klang ziemlich belegt. „Du, könntet du nicht in die Talkshow zu Thorsten Mann gehen und alles ein für alle Mal aus der Welt schaffen?"

Sie verdrehte die Augen. Eigentlich wollte sie ja endlich einmal ein bisschen Ruhe haben.
„Ich spreche mit Felix!"
„Gut, mach das! Ich fühle schon mal ein bisschen vor!"

Ihr Mann nahm sie in den Arm. „Was soll denn meine Süße schon wieder mit mir besprechen? Ob ich sie heute Nacht vernaschen darf, oder ob sie mich vernaschen will?" Er war schon wieder vollkommen aufgedreht. Er hatte sie zwar dieses Mal nicht so verloren gehabt wie damals, aber es war verdammt schwer gewesen, so neben einem Schreib-Roboter zu leben.

„Ja, das wird Pascal sicher interessieren!" scherzte sie.
„Ihn würde es sogar brennend interessieren, wenn ihn seine Frau ließe!" konterte Felix und knutschte sie ab, genoss es, wie weich sie wieder in seinen Armen war. Nichts an ihr sperrte sich mehr gegen ihn wie in den letzten Tagen.

„Du bist blöd, Steiner!" meinte sie lachend, als er sie wieder freigab.

„Macht gar nichts! Macht überhaupt nichts! Blöd sein ist wunderbar!" erklärte er und knutschte weiter.

Es wurde ein fröhlicher, ausgelassener Abend. Ein Lieferdienst schleppte Massen an Essen an, alle hatten ihren Appetit zurück, allen voran natürlich Felix, der drei Portionen in Windeseile verdrückte und dann das Diebesgut hinunterschlang, das er sich von den anderen bei einem Rundgang klaute.

Er brachte das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht, und alle lachten über den aufgedrehten langen Kerl.
Er drehte sich mit Maja zu Sambaklängen aus der Anlage im Kreis, sie legten einen perfekten Cha-Cha-Cha hin.

Die hochschwangere Barbara hielt sich ihren monumentalen Bauch vor Lachen.
„Hör bitte auf, Felix! Sonst entbinde ich auf deinem Sofa!"
„Kannst du machen! Einen Arzt haben wir ja da!" Felix konnte nichts aus der Ruhe bringen, nicht einmal eine Geburt auf seinem Designersofa.
„Aber nur, wenn du das Balg auch sicher mitnimmst! Nicht, dass du die Gelegenheit benutzt, es bei uns auszusetzen!"
Nico nahm ihm seine frechen Worte nicht krumm. Er wusste, welch eine Last von den Schultern des Freundes gefallen war.

Um ein Uhr gingen endlich die letzten mit vielen Küsschen.
Felix lehnte am Türholm, beobachte und zählte mit. Mehr als drei pro Mann würde er nicht zulassen!

Mehr als drei durfte nur er! Und er würde heute sehr viel mehr als drei dürfen, da konnte er sicher sein!
Sie hatte endlich wieder diesen: „Wann gehen denn die Leute! Ich will mit dir ins Bett!" -Blick.

Sie konnte ihre Hände nicht bei sich lassen, genau so wenig wie er die seinen!
Sie streichelte ständig sein Gesicht, seinen Haaransatz im Nacken.
Puh! Wenn sie das machte, bekam er glasige Augen! Hart war er eh schon den halben Abend!

Und jetzt presste sie sich an ihn. Wollte sie ihn etwa kontrollieren, das süße Biest? Prüfen, ob er sie auch wirklich begehrte? Aber da konnte sie ja sicher sein!
Oder wollte sie ihn einfach spüren? Seinen harten Schwanz an sich spüren? Ihm brach der Schweiß aus.

Dann endlich hatten die Besucher die Signale verstanden und hatten sich verabschiedet.
Und jetzt gehörte sie ihm!

Seine Küsse heizten sie an, noch mehr, als sie sowieso schon brannte.

Jetzt gehört er endlich mir! dachte sie.

Irgendwie schafften sie es nach oben, irgendwie wurden sie ihre Klamotten los. Ihre Hände waren frei und durften machen, was sie wollten, und sie wollten eine ganze Menge.

„Ich will dich, Maja!" stöhnte er.
„Dann nimm mich doch!" flüsterte sie heiser.
Und das ließ er sich nicht zweimal sagen.

Sie fühlten von der ersten Berührung an, dass der Rausch sie wegspülen würde in dieser Nacht, aber das war auch durchaus verständlich.
Irgendwann einmal fielen sie in den Schlaf der totalen Erschöpfung.
Das Bettlaken war halb abgezogen und um sie herumgewickelt.
Sie hatten ordentlich gewütet!

Bei einem sehr späten Frühstück fragte er noch einmal, was sie mit ihm besprechen wollte, nachdem sie mit Pascal telefoniert hatte.

„Ach, ich soll wieder einmal in die Talkshow zu Thorsten Mann, um alles klar zu stellen. Ich weiß aber nicht, ob wir Lust dazu haben!"

Er stupste sie auf ihre Nase, grinste sie frech an. „Lust? Lust haben wir natürlich auf etwas anderes!"
Sie verdrehte lächelnd die Augen. „Aber wichtig wäre es schon! So viele Menschen erreichst du halt nur bei ihm!" fuhr er fort.

„Gut! Dann sage ich ihm Bescheid!" versprach sie. „Und du fährst mit?"

„Natürlich! Zu dem lasse ich dich nicht noch einmal alleine!" Er erinnerte sich an die Sendung, die er im Gefängnis angesehen hatte. Die Augen des Moderators hatten so viel zu tun gehabt, dass er ganz vergessen hatte, Fragen zu stellen!

„Du Spinner! Du tust so, als ob alle Männer der Welt nur mir nachhecheln!" wehrte Maja ab.

„Alle nicht! Nur die Heteros!" schränkte er ein.

Er zog sie auf seinen Schoß, streichelte ihr Gesicht. Er wusste, dass er Recht hatte, aber wenn sie nicht alle Blicke auf sie wahrnahm, machte das auch nichts!

Schweren Herzens trennte er sich nach ein paar Küssen von ihr, er musste mal in der Firma nachsehen und mit Bob sprechen, ob der die Bitch losgeworden war.

Der Angestellte sah ihm geknickt entgegen. Er hatte Angst, zu glimpflich davon gekommen zu sein, dass Felix nach einer gewissen Zeit zum Nachdenken gekommen war und ihn doch noch entließ!

Dazu kam, dass die Kollegen, mit denen er über die Vorfälle gesprochen hatte, auch der Meinung waren, dass der Chef das nicht einfach so hinnehmen konnte.

Felix setzte sich neben Bob, sah seinen verunsicherten Blick. „Schau doch nicht so belämmert! Ich hab doch gesagt, es ist erledigt!" versicherte er.

„Aber einfach so? Hey, ich hab ordentlich Mist gebaut!" gab Bob zu bedenken.

„Ja, klar, hast du! Ich hab auch Mist gebaut, als ich Larissa geschlagen habe! Und ohne dich und Nick gäbe es meine Firma heute nicht mehr. Man muss schon abwägen, was einer für einen selbst getan hat, bevor man reagiert. Und bei dir sieht es auf der Haben-Seite eben sehr gut aus!"

Er schlug Bob auf die Schulter. „Und? Bist du sie gut losgeworden?"

„Ja, ich hab sie nicht mehr gesehen! Sie hat wohl ihr Gepäck abgeholt, es war dann irgendwann weg!"
„Und zwickt es noch?" fragte Felix.
„Quatsch! Sonst noch was!" Bob schüttelte den Kopf. „Du, ich hab mir überlegt, ob ihr das Auto nicht beim Sozialzentrum brauchen könntet?"

Felix grinste. „Klar, ich denk schon! Ich ruf meinen Vater an!"
Damit war das Thema Nicola erledigt, die Schuldfrage geklärt und ausgeräumt. Alle konnten mit dem Tagesgeschäft weitermachen.

Felix rief die Kollegen noch zu einer kurzen Besprechung zusammen, um eine kurze Erklärung abzugeben.
„Also, das mit Bob ist durch, ich bin ihm ja wie auch Nick zu großem Dank verpflichtet. Was aber jetzt nicht heißt, dass Nick den nächsten Bock schießen kann!"
Alle lachten, klopften auf die Tische.
„Doch eines habe ich gelernt aus der Geschichte: Bei der nächsten Personaldebatte entscheide ich! Und eine Frau kommt mir nur in die Firma, wenn sie nachweislich lesbisch ist. Wie sie das nachweist ist mir egal!" Er grinste seine Angestellten an.

In diesem Moment klopfte Maja an die Glastür.
Sie war schon eine Weile im Garten gestanden, hatte Felix beobachtet. Sein Grinsen, sein wilder Haarschopf, sein schönes Gesicht mit den blitzenden Augen.
Mein Gott, was für ein gutaussehender Mann! dachte sie.

Er sah sie stehen, begann zu strahlen. „Ah, die Schöne besucht das Biest!" freute er sich und öffnete die Terrassentüre. „Hallo, Süße!" Die Jungs klopften auf die Tische. Sie freuten sich immer, wenn sie herüberkam.
Maja winkte ihnen lachend zu. Sie waren schon eine tolle Truppe. Gut, dass diese Nicola keinen Keil zwischen sie hatte treiben können.

„Ich muss kurz mit dir reden!" bat sie ihren Mann.
„Nur reden?" zog er sie leise auf, ging aber mit ihr in sein Zimmer.
„Ich habe mit Pascal gesprochen. Der Sender möchte eine Homestory, keine Talkshow, und am liebsten auf der Insel." berichtete sie.

„Na, das wäre doch super! Dann hängen wir gleich ein paar Wochen Urlaub an! Mach das fest, Süße!"
„Gut!" Sie hatte gehofft, dass er so reagieren würde.
„Aber einen kleinen Kuss brauche ich jetzt schon! Du siehst übrigens besonders süß aus heute!"
Sie lächelte ihn an. Der alte Charmeur! Aber sie hätte ihn schon auch ohne Kompliment geküsst!

Glücklich tanzte sie durch den Garten zurück, machte mit Pascal den Termin im März fest.
Der Lektor wunderte sich wieder einmal über die Spontanität des jungen Paares.

Ein Vorschlag – eine Zusage! Eine Bitte – ein Ja!
Da wurde nicht lange diskutiert, da wurde gehandelt!


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