4] Gäste aus dem Schatten
Die velische Seele war in Feierlaune - zumindest die oberen Klassen, denn wenn es eines gab, was dem Güldenen Bären nie abhandenkam, dann war es ein die wilden Seiten des Lebens frönender Valja.
Spitze Zungen würden behaupten, daß dies in Nevenas Etablissement zu "Orgien" führen würde, aber das mussten wohl ziemlich traurige Orgien sein, wenn das wildeste ein exzentrischer- aber (meistens) bekleideter- Graf , drei Iskra-Nachahmer, ein Griesgram und ersetzbare Statisten waren.
Heute gab es aber pikanten Neuzugang.
Eigentlich war Robida zu sehr damit beschäftigt, Valentin zu kuscheln - das lebende Fellknäuel war nämlich auf ihn geplumpst, als er sie halb angetrunken hatte umarmen wollen, aber so ein Anblick bot sich nicht alle Tage.
Denn im Türrahmen waren zwei fremde Gestalten aufgetaucht.
Während der eine noch als gut gekleideter Vargier durchgehen könnte, sah seine Begleiterin so aus, als hätte sie soeben eine explodierende Granate umarmt.
Vielleicht wäre ihre fremdartige Uniform der größte Blickfang gewesen, eventuell auch ihre verdatterten Blicke und grenzenlose Überforderung, stattdessen aber lenkte ihr vollkommen fremdartiger Akzent Robidas Aufmerksamkeit auf sich.
Spontan fiel der Bärin nur ein Begriff ein: Schwabenländle.
Doch sie war nicht die einzige, die aufmerksam alles beobachtete.
Denn in diesem Lokal konnte nichts ohne Valentin Lisitsyn geschehen.
Mit Bärenstärke befreite er sich aus Robidas Umarmung, und war prompt putzmunter auf den Beinen, nur um sofort auszurufen:"Ah, Gäste, die ich noch nie in meinem Leben gesehen habe, kommt doch zu uns, damit ich euch den teuersten Suff ausgeben kann, den die Welt kennt!"
"Ähm... danke, aber ich verzichte-", begann der andere Valentin, und fügte mit zweifelnden Blick auf seine Begleiterin an:"Wir beide verzichten dankend."
Doch das schüttelte nicht den Grafen ab.
Wie ein Soldat ins Gefecht schmiss er sich an die Neuankömmlinge an und wollte ihnen zwei Gläser in die Hand drücken, da schnippte der andere Valentin - der im folgenden Text der Einfachheit halber Lenny genannt werden würde, würde das nicht im frühzeitigen Tod der Autorin enden- mit den Fingern und begleitet von einem silbernen Blitzen hielten unsichtbare Finger Lisitsyn zurück.
Valentin Ls. Mund klappte auf und ein Funkeln leuchtete schlagartig in seinen Grünen Augen.
"Oh, bei den zehn Kresniki! Du glitzerst ja? Draganov, Draganov, sehen Sie sich das mal an!"
Besagter Draganov, sichtlich über die Unterbrechung seines extrem wichtigen, politisch fein ausgearbeiteten und perfekten Inneren Monolog erzürnt, teilte Valentins Euphorie nicht.
"Halt! Ich walte Kraft meines Amtes als Oberst und verhafte euch Malefikanten aufgrund unerlaubter Nutzung von Magie!" Normalerweise war seine Abneigung gegen die Kresniki niemals so ausufernd, dass er zu solchen Maßnahmen greifen könnten. Aber es gab kein Pardon und keine Amnestie für das Unterbrechen seiner Vorträge.
Die kleinere mit den dunkelbraunen Haaren stieß jedoch nur ein kurzes Lachen aus.
"Oberst, mhh? Süß. Als Generalfeldmarschall schlage ich Ihnen vor, den Mund zu halten - außer Sie mögen den Blumen von unten beim Wachsen zusehen! Ich sage nur Standgericht!"
Aber schon nach dem Wort "Feldmarschall" war Draganov erbleicht.
"Sie- Sie sind General?", brachte er nur hervor. "Echt jetzt? So jemand?"
Irgendjemand von den hinteren Tischen schrie in einer vollkommen fremdartigen Sprache:
"EMOTIONAL DAMAGE!"
Robida wusste nicht, ob das gerade die militärische Version eines Schwanzvergleichs war, doch sie konnte nur beobachten, wie Mikhail kraftlos auf einen der Stühle kollabierte. Scheinbar begann er nun, über "Fachkräftemangel" und "Nepotismus" innerhalb der Militärstrukturen zu sinnieren.
"Geht es ihm gut?", raunte Valentin 2 da Valentin 1 zu, aber der winkte das ganze nur ab.
"Der ist immer so. Ich vermute, er kann das Wort Spaß nicht einmal buchstabieren."
"Draganov kann lesen? Das hätte ich ja gar nicht erwartet", höhnte es nur von Ergena, die gerade irgendjemand in der Ecke mit ihren Nadeln am abmurksen war.
"Dafür kann er aber wirklich gut über die geopolitische Situation mit Finience sprechen. Und ers ihre seltsamen Religiösen Überzeugen mit diesem Ael...", warf der anderen aus Velija stammende Valentin fast schon schützend für Draganov ein.
"Ach, ihr hasst die auch? Kein Wunder! Und unsere Pappenheimer sind auch so, diese Deppen aus Saint-Mitre. Das haben die Heilige sogar im Landesnnamen, fast so schlimm wie diese Ael-Fanatiker! Natürlich hängt das nicht damit zusammen, dass die eine der drei Schicksalschwestern keine Ahnung hatte, wie die franzö... äh... mitreanische Sprache funktioniert und einen zufälligen Namen generiert hat, weil sie vermarysch in der Schule hatte."
"Was? Ihr auch? Die schicken mich sogar zu diesen Skandal befreiten Fanatikern in den Norden! Wie soll ich da nur ohne die lebende Gewitterwolke mit dem Rang eines Oberst überleben !", lachte Valentin aus Velija. "Immer diese reaktionären, im Standesdünkel gefangenen Feinde."
"Ähm... Standesdünkel?" Beide Fremde stießen ein nervöses Lachen aus, bevor die Braunhaarige einwarf:"Ja, unsere Pappenheimer sind eventuell etwas demokratischer, liberaler und insgesamt egalitärer unterwegs, aber das ist ja nichts im Vergleich zu einem total kompetenten Kaiser, der bestimmt nicht beeinflussbar oder kindisch ist, was überhaupt nicht dazu führt, dass wir de facto von einer Militärjunta regiert werden! Haha, wäre das nicht witzig?"
"Leider teilt besagte Junta ihre eine Gehirnzelle mit unserem Souverän", merkte Valentin S. An und seine Begleitung stimmte zu:"Traurig aber wahr."
Langsam bemerkte auch Ergena den Tumult im Vestibül - immerhin war sie auch vorhin zu sehr beschäftigt gewesen. Stumme Zeugen dessen waren die dezent blutverschmierten Haarnadeln und das Fleischbündel, das ungefähr an die Form eines gewissen Rekruten erinnerte.
Robida war der Kresnitsa ja immer sehr dankbar, wenn sie ihr so freundlich eine Mahlzeit zubereitete.
Doch als jemand mit feurroten Locken sich aus dem Abgrund des Boxkellers schob, trat eine spontane Grüppchenbildung ein.
Schnell bekamen die Valentins nämlich ihre Namensvetternschaft heraus und das Bjalski auch noch danebenstand, konnte ja nur heißen, dass die Büchse der Pando... Pandoroschka aufgebrochen worden war.
Auf die großartige Idee des Unteroffiziers verfrachtete man sowohl Bohemien-Valentin sowie Geschniegelter Philister-Valentin auf Robidas Rücken.
Die murrte zwar erst nur verdrossen, aber nachdem sie mit den zwei beladen in die Altinitsa baden gesprungen war, fiel ihr Brummen in das Jauchzen mit ein.
"Ich kann nicht schwimmen!", japste da V2 (Historiker sind sich über die Ironie des Spitznamens bewusst) , der nicht wusste, ob er lachen oder heulen sollte.
"Wie ? Sie können nicht schwimmen?"
"Sehe ich so aus, als hätte ich in den 150 Jahren genug Zeit gehabt, das zu lernen?"
"Was können Sie denn eigentlich überhaupt außer glitzern?"
"Ähm... Malen? Ein bisschen Klavierspielen?"
"Grandios!", trällerte V1. "Sie spielen, ich singe!"
"Sie können singen?" Mit einem Mal schien auch Saphir motiviert.
"Natürlich! Lange Erfahrung im Musikkorps! Hören Sie mal:
FC Altingrad, Stern des Südens
Du wirst niemals untergehen!
Weil wir in guten wie in schlechten Zeiten zu einander stehen!
FC Altingard, velischer Meister, ja so heißt er, mein Verein!"
Irgendwann krähte auch Saphir schief und krumm mit, aber das schien Valja nicht zu stören, während sie mit Robida im eisigen Wasser planschten.
Leider aber musste man sich von den beiden aber alsbald abwenden, als Robida nicht- jugendfreie Inhalte bei ihrem angeregten Gespräch über den Vorteil von amourös ansprechbaren Herrschern vernahm.
Natürlich ging es dort lediglich um harmlose Gymnastikstunden mit der Zarin und Klavierkurse bei dem König!
Es half nicht gerade, dass sie dabei in der sehr feuchten Altinitsa paddelten...
Innerhalb des güldenen Bären hatte sich aber eine ganz andere Runde gebildet, denn Zarja, Zilli und Ergena hatten sich spontan zu einem Mädelsabend verabredet.
Nevena musste ja leider noch arbeiten, da sie Starzaks Überreste vom Boden abkratzte.
Natürlich - wie konnte es auch anders sein?- sippelten die drei Prosecco, lackierten sich die Nägel und legten sich Gürkchen auf die Augen.
Was wollten Frauen auch anderes im Leben?
Abgesehen von Weltherrschaft natürlich.
Naja, das mit dem Nägellackieren stellte sich bei der Neuen vielleicht als etwas schwerer heraus, weil ihre Fingerspitzen durch Tod uns so schwarz angelaufen waren.... aber der Wille zählte!
"Ich finde, wir passen richtig gut zusammen", meinte Ergena, während sie und Zilli magisch irgendetwas rösteten.
"Naja", meinte Zarja nur leicht abschätzig. "Ich sehe hier nur zwei Kresnitsas, die sich dauernd darüber beschweren, wie schwer sie es doch haben, obwohl beide reicher sind als ... fast jeder? Und die es beide hoch ins Militär geschafft haben? Und zufällig nicht in Sklaverei geraten sind?"
"Pfff- Kinkerlitzchen. Hör doch nur: Zilli , Zarja, Ergena, das klingt doch schon toll. Jetzt fehlt eigentlich nur noch eine Ada! Ada Wyssozkaja, was würdet Ihr zu einem Nachwuchs sagen?"
"Also", fiel jetzt Cäcilie ein. "Langsam beschleicht mich das Gefühl, dass ich auffallend nicht in den Kulturkreis gehöre? Oder geht nur mir das so?"
"Notfalls nennen wir dich einfach Xenija. Oder Cecilija Pálinka?"
"Pálinka klingt wie ein Alkohol", warf Zarja da ein, was die Fremde leicht hüsteln ließ.
"Passt ja... irgendwie. Theoretisch zumindest."
"Seht ihr, wir sind alle wie eine große, glückliche Familie!"
Irgendwann stand Draganov einfach nur resigniert auf und schlurfte aus dem "Güldenen Bären".
Die letzten Tage waren zu einer einzigen Katastrophe ausgeartet.
"Ich glaube, ich brauche eine Therapie", murmelte er mehr zu sich selbst als allen anderen.
Natürlich trat das erst ein, nachdem er und Cäcilie die ersten Anonymen Alkoholiker Velijas gegründet hatten.
-
Die vierte Wand wurde nicht nur gebrochen, sie wurde zerschmettert.
Außerdem die obligatorischen süßen Bärenbilder:
Und Vronsky:
Valentin und Mikhail sind zwar nicht...
Aber dafür:
Oh my god, they were Musikkorps mates!
Und weil #Valjishaforlife...
Historians claim they were best friends <3
Ja, natürlich war das das erste, was ich nach dem neuen SoW Kapitel gemacht habe...
Und es tut mir Leid, Mikhail, aber du siehst hier einfach aus wie ein typischer Hans.
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