10] Des Kätzchens langer Schatten

Wenige Stunden zuvor

Als der Zar Zatsepin zu sich gerufen hatte, hatte sich der Chef des Geheimdienstes auf vieles gewappnet.
Mehr entlaufene Ved'maks, ein ganzer Arbeiteraufstand, Massenkarambolagen, sogar ein Blutbad und MASSAKER, dass der überaus... geschätzte Gast Blancandrin an seinem Sohnemann verübt hatte - all das wäre zu bewältigen gewesen.

Aber womit er auch gerechnet hatte, nichts konnte ihn auf diesen Anblick vorbereiten (selbst nicht Beschreibungen eines gewissen Unteroffiziers, der sich als Lusttäter herausgestellt und nun glücklicherweise das Land verlassen hatte, kamen folgender Szenerie gleich).

Denn kaum war er in die prächtige Schreibstube des Zaren getreten, erblickte er seine Majestät höchststelbst, wie er bäuchlings auf dem Boden hockte und regelrecht unter ein Wandschrank gekrochen war.

Dabei streckte der Monarch und wohl mächtigste Mann Velijas seinem Geheimdienstler aber gekonnt den Hintern entgegen und in die Höhe (mit geübten sowie bekümmernden Blick musste der aber wiederum feststellen, dass der Zar leider ein wenig zugenommen hatte - denn der Stoff spannte schon gehörig), alles während er regelrecht unter eben besagtes Möbelstück  zu verschwinden schien.
In dessen Spalte zwischen Holz und Boden blitzte nämlich ein funkelndes Augenpaar aus dem Schatten.

Und langsam beschlich Zatsepin der beißende Verdacht, welches Drama sich hier gerade abspielte.
Schon wieder.
Er seufzte schwer. Und er dachte, schon die letzte Entlausung beim Tierarzt wäre eine harte Prüfung gewesen.

"Komm her, Mietzekätzchen! Komm zu Papi",  riss ihn da Gerasims Säuseln aus den Gedanken, während der Zar ein vergoldetes Gefäß unter den Schrank schob.
Eine weiß Flüssigkeit schwappte darin - Milch, wie Zatsepin feststellen musste.

Er erntete aber nur ein Fauchen - sofort zuckte der Zar zurück und stieß Zatsepin sehr unglücklich mit seinem Hinterteil an.

Dem hoheitlichen Gemüt entzog sich aber hede Scham, denn hastig, nahezu panisch, spie der Zar aus: " Da sind Sie ja endlich, den Rozhanitsy sei Dank! Mein lieber Zatsepin, so helfen Sie mir doch!"

"Majestät, was ist den schlimmes ge-"

"Es wäre kürzer, aufzulisten, was Gutes geschehen ist!", schluchzte Gerasim da nur auf. "Und Sie wissen ja, wie man mit Magiern umgeht, die Mist bauen!"

"Sie meinen doch nicht, der Gospodič Bajun hätte-"

"Doch hat er! Es ging um einen wichtigen Wirtschaftsvertrag mit Daywas! Und ohne ihn bin ich aufgeschmissen!" Der Zar stieß ein weiteres herzzereißendes Schluchzen aus. "Ich weiß ja noch nicht einmal, was ein Bruttosozialprodukt ist!"

"Aber warum hat er denn plötzlich auf einmal die Kooperation verweigert?" Ratlos blinzelte Zatsepin seinen Chef an.

"Weil ich einen Witz gemacht habe. Über Magier und Scheiterhaufen", beschwerte sich der Zar. "Dabei habe ich doch meine lustige Witzstimme benutzt!"

Das schien der Katze aber nun vollkommen auf den Senkel zu gehen.
Denn sie schnellte hervor und vergrub die winzigen Fänge in Gerasims kleinen Finger.

Der Monarch heulte auf, aber Zatsepin reagierte blitzschnell.
Er packte Bajun am Kragen, wie eine Katzenmutter es mit ihrem Jungen tat. Aber da kratzten dir Klauen schon an seinen Armen und wild fluchend ließ er das Viejch fallen.

Doch statt auf den samtigen Pfoten zu landen, plumpste der Kater in Gerasims Arme und wurde das Opfer einer festen Umarmung.

"Ich schwöre, ich werde nie wieder dämliche Witze machen, mein Kaschetschka!", stieß der sofort aus.

Es machte leise Puff und innerhalb eines Wimpernschlags presste Gerasim nicht mehr ein Kätzchen gegen seine Brust, sondern seinen wichtigsten Berater.

Das schien Gerasim aber nicht im Geringsten zu stören, denn munter fuhr er einfach fort, Bajuns menschlichen Kopf zu tätscheln.

-

Die Freude, wieder munter sein Kätzchen kuscheln zu können, ohne Angst vor Biss- und Kratzspuren zu haben, verflog extrem schnell.

Denn auf Gerasims Terminkalender war ein doch sehr unangenehmer Termin angerückt.

Das Treffen mit Bitchcandrin- ähh... dem ehrenwerten Imperator Blancandrin, dem Nachfahren von Ael dem Aal und so.

Wenn Gerasim ehrlich war, dann hatte er irgendwo zwischen  "Größte Frechheit, was Sie sich von der Kresniknina alles bieten lassen!", "Wie widerlich, dass sich Daywas erdreistet, eine Frau an der Spitze zu haben" und "Wenn man Frauen knattern könnte, ohne dass dabei nervige Bilder entstehen" geistig einfach abgeschaltet.

Der Zar hegte nämlich den leisen Verdacht, dass Blancandrin zuzuhören sehr schnell in Verdummung oder Traumata enden konnte.

An einigen Stellen nickte Gerasim nur und sagte so schöne Dinge "Ach, so sehen Sie das" oder "Ach, welch interessante Betrachtungsebene!"

Doch da machte es hinter der Tür leise plumps.
Sofort verstummte die Hackfresse mit Krone auf dem dicken Schädel, dann ertönten Schleifgeräusche.
Augenbrauen hoben sich - da schob sich das Hinterteil einer Katze immer weiter in den Raum.

Gerasim stieß ein erleichtertes Lachen aus.

"Ach, das ist nur mein Haustier, der bringt mehr gerne Mal ein paar Mäuse oder-"

Doch die Katze zog keine Nagetiere in den Raum, nein, sondern einen ziemlich malträtierten, zerkratzten und wimmernden finiencischen Soldat.

"Was soll denn das-", brauste Blacandrin schon auf, da drehte sich das Tier um.

Und schlagartig drückte sich der Imperator die Hände an die Brust.

"Ooooch, ist die süß! Komm her, du kleine Knutschkugel! Komm her, pussipussi!" Dann schnauzte er den Soldaten an:"Lassen Sie dieses liebenswürdiges Tier in Ruhe, Soldat Comédier!"

Der fing aber nur an zu flennen.

Bajun, dem erst jetzt bewusst wurde, mit wem er sich da in einen Raum begeben hatte ( und dass hier nicht nur die täglichen Streicheleinheiten des Zaren (oder Valjas, obwohl Bajun keine Ehe zum Aufwerten hatte) auf ihn warteten, wollte einen taktischen Rückzug durchziehen.

Die Rechnung hatte er aber ohne Blancandrin gemacht. Der griff nämlich beherzt nach dem Tier, wirbelte es herum und drückte es ganz dich an sich.

"Aww, du süße kleine Mietzetatze, du-"

Der Kater jaulte auf, als der Dukhoniumring an Blancandrins Finger ihn umklammerte.
Bevor er es hätte verhindern können, brach der Zauber und schon im nächsten Moment hockte keine Katze mehr auf Blancandrins Schoß.

  Der Imperator riss die Augen weit auf, als diese Kreatur in da nun auf seinem Schoß saß - und er stieß sogleich einen sehr männlichen Schrei aus.

Leicht beschämt räusperte sich der Berater.

"Ihnen ähm... auch einen schönen Abend, Majestät!"

"Das- das- Es-", stotterte Blancandrin, dann endlich:"Man nehme sofort dieses Ding von mir!"

Gerasim kam den natürlich sehr gerne nach und zog Bajun zu ihm rüber (der sehr willig kooperierte), trotzdem ätzte der Zar zurück: "Man packt eben nicht fremde Haustiere an!"

"Das wird Konsequenzen haben!!!!", brüllte es zurück und der Imperator sprang auf. "Sie sind schlimmer als meine letzte Ehefrau!"

Da stapfte er dramatisch davon.

Doch als Zar und Berater einen Blick austauschten, fiel ihr Blick auf Comédier, der noch immer winselnd am Boden kauerte.

Bajun meinte daraufhin: "Das hat der Junge nun wirklich nicht verdient."

"Adoption?", fragte Gerasim nur.

"Adoption", stimmte Bajun zu.

-

Aus offensichtlichen Anlass wird heute auf Bären verzichtet- dafür aber Süße Kätzchen.


Wie ich mir ein Bajun-Grisha-Treffen vorstelle:


Haha, Scherz:

Und da er ja nicht fehlen darf:

(Valja, wenn er erfährt, dass es in Ebrenis keinen Güldenen Bären gibt)

Und *Trommelwirbel*, der Star des Kapitels:
Die Orgien Mind Map.
Wenn es in Lasow ja so kalt ist, müssen die sichs halt warm machen.

Ja, trotz diverser eingetrockneter Dinge ist der Priester wohl noch sehr aktiv.

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