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„Deine andere Augenfarbe stand dir definitiv besser als diese", sagte ich mit leicht zitternder Stimme, als ich mich erhob.
Er befeuchtete seine Lippen. „Das mag stimmen und ich sah auch besser aus, bevor Coroline mich zu Gesichtsgulasch verarbeitet hat" fauchte er zurück.
„Das hat sie nicht mit Absicht getan und das weißt du."
Er lachte kurz hysterisch auf. „DAS INTERESSIERT NUR LEIDER NIEMANDEN!" schrie er mich an.
Ich wischte mir einen Speicheltropfen von der Wange. „Was willst du, Eleazer?"
„Schön, dass du fragst, Louis!" rief er plötzlich mit übertriebener Euphorie. Das halbe Lächeln wurde immer breiter. Eleazer verschränkte die Arme hinter seinem Rücken und begann vor mir auf und ab zu laufen. „Fangen wir klein an. Dass Coroline und ich uns einst liebten weißt du?"
Ich gab keine Antwort.
„Ich werte das als ‚Ja'. Und dass er mir verschwieg was sie war, weißt du auch?"
Wieder keine Antwort.
„Auch das werte ich als ‚Ja'. Und das das hier seine Schuld ist?" Eleazer zeigte auf seine Narbe, ehe er mir seine Handfläche direkt vors Gesicht heilt. „Spars dir, ich kenne die Antwort." Er nahm seine Hand wieder zu sich. „Und dass er mich einfach weggeschickt hat, als ich bei ihm war, um ihm zu sagen, dass das mit mir passiert ist?" Diesmal zeigte er auf seine roten Augen.
Harry wusste von Eleazers Mutation und hat es mir nicht gesagt?
Sein Mund klappte auf und trotzdem war sein Lächeln immer noch zu erkennen. „Oh nein das wusstest du gar nicht. Tztztz." Er schob seine Unterlippe nach vorne und sah mich aus traurigen Augen an. „Aber beschleunigen wir das Ganze mal etwas. Ich habe auch noch andere Dinge zu tun... Wenn du 1 und 1 zusammen zählen kannst, wirst du erkennen, dass mir Harry alles genommen hat, was mir wichtig war. Und jetzt rate mal was ich im Gegenzug machen werde. Richtig!" Eleazer lehnte sich weiter vor und flüstere mir in mein Ohr. „Ich werde ihm alles nehmen, was ihm wichtig ist."
Mein Magen schnürte sich zu. Meine Handflächen wurden schwitzig. Mein Kopf war leer, lediglich Eleazers ekelhafte Lache hallte immer wieder.
„Weißt du, eigentlich wollte ich deinen Tod als Grande Finale!" Eleazer strecke seine Arme zur Seite, bog seinen Kopf Richtung Nachthimmel und rief die Worte Grande Finale, als wäre es seine letzte und einzige Genugtuung. Er ließ mir keine Zeit, all diese Informationen zu verarbeiten. Er sprach einfach weiter. „Das hier war alles gar nicht so einfach, dass musst du wissen. Harry hat dich nie, aber WIRKLICH AUCH NIE aus den Augen gelassen! Selbst wenn du mal „alleine" in der Stadt warst, war er nur einen Steinwurf entfernt und hat auf dich aufgepasst. Aber ich wusste, früher oder später würde auch der unbesiegbare Harry einen Fehler machen und Et Voila hier sind wir. Kein Harry weit und breit. Niemand der dich beschützt. Oder?" Eleazer streckte seine Hand hinter sein Ohr, als würde er nach einem Geräusch lauschen, doch da war nichts. Nicht mal die Blätter über uns machten ein Geräusch. Alles war in vollkommene Stille gehüllt. Und da begriff ich es. Meine einzige Rettung saß verzweifelt im Schloss und wartete auf meine Rückkehr. Auf die Rückkehr, die nicht mehr passieren wird.
Die Tränen in meinen Augen liefen Gefahr überzulaufen. Ich versuchte sie wegzublinzeln. Eleazer strich mir über die Wange. „Ssssch, wenn du still hältst, dann wird es fast nicht weh tun" flüsterte er.
Ich leckte mir über die Lippen, als eine Träne auf ihnen landete. Ich schmeckte das Salz. „O-okay."
Eleazer zog seine Hand weg und legte seinen Kopf schief. „Wie? Du willst dich gar nicht wehren und um dein Leben flehen?"
Ich presste die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf. „Ich möchte nur, dass du Harry etwas ausrichtest. Kannst du das für mich tun?" Ich wartete keine Antwort ab, ich sprach schnell weiter, bevor mich meine Stimme verlassen würde. „Kannst du ihm sagen, dass ich ihm verzeihe? Dass das hier nicht seine Schuld ist? Und... Und d-das das ich ihn über alles liebe."
Eleazer sah mich mit undefinierbarem Blick an. „Ich bin zwar keine Brieftaube, aber da ich dich eigentlich gut leiden kann Louis, werde ich dir deinen letzten Wunsch erfüllen."
In all der Verzweiflung musste ich lächeln. Harry würde erfahren, wie viel er mir bedeutet.
„Okay!" Eleazer klatsche in die Hände und rieb seine Handflächen aneinander. „Sind wir soweit?"
Ich zog mein Rotz hoch, wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und antwortete mit fester Stimme. „Ich bin so weit."
Eleazer trat hinter mich. Seine Arme lagen auf meiner Schulter und fixierten mich. Er bog sich zu meinem Hals.
Doch plötzlich wurde ich aus seinen Armen gerissen. Ich taumelte nach vorne, fing gerade noch so einen Sturz ab. Ich drehte mich um.
Harry stand hinter Eleazer. Seine Augen waren wieder in Finsternis gehüllt. Sein linker Arm lag um dessen Hals. Mit seiner rechten Hand hielt er sein Handgelenk fest und drückte es zu seiner Brust, sodass er Eleazers Hals wie in einem Schraubstock festhielt. „Wenn du echt geglaubt hast, dass ich das zulasse, dann bist du dümmer als ich dachte" zischte Harry aus zusammengebissenen Zähnen.
„Schön, du beehrst uns also doch noch." Eleazers Lächeln war einfach nicht aus seinem Gesicht zu bekommen.
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