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Ich wurde nicht wie üblich von warmen Sonnenstrahlen die mir ins Gesicht fielen geweckt, sondern von einer kalten Hand die sanft meine Wange streichelte. Ich lugte durch meine Wimpern. Harry hatte mich in eine Decke eingewickelt, sodass er mich im Arm halten konnte, ohne dass ich fror.
„Ich hoffe du hast gut geschlafen" vernahm ich die tiefe Stimme des Lockenkopfs.
„Mhm" summte ich leise, während ich mich aus der Decke kämpfte. Ich kuschelte mich dicht an Harry und strich ihm über seinen Oberkörper.
„Hast du gut geschlafen?" stellte ich die Gegenfrage.
Ein zartes Lächeln umspielte seine rosigen Lippen. „Ich schlafe nicht."
Ich entfernte gedankenverloren ein Blütenblatt, welches immer noch in seinen Locken hing. „Was hast du dann die ganze Nacht gemacht?"
Harry bog seinen Kopf ein Stück zu meinem herunter, sodass er mir einen leichten Kuss auf die Lippen hauchen konnte. „Dich angesehen" sagte er so leise, dass ich ihn fast nicht mehr hören konnte. Sein Blick befreite sich aus meinen Augen und wanderte zu der Blume, die er mir gestern hinters Ohr gesteckt hatte. Er hielt sie nun in Händen. Ich bettete meinen Kopf auf seiner Brust und sah seinen Fingern dabei zu, wie sie die Blüte umherdrehten. Harry bewegte sie so schnell, dass es aussah, als würde sie tanzen.
„Harry?" hauchte ich leise. Ich wartete keine Antwort ab, sondern sprach gleich weiter. „Es gibt immer noch etwas, dass ich nicht verstehe."
Er hörte auf die Blume zu drehen und reichte sie mir stattdessen. „Du fragst dich, warum ich mutiert bin, aber du nicht, wohl du auch deine Mutter verloren hast." Ich wusste, dass das keine Frage war, sondern eine Feststellung. Harry kannte meine Gedanken besser, als ich. Dennoch nickte ich als Bestätigung schwach.
„Ich... hatte schon eine gewisse Vorbelastung" erwiderte er.
Ich legte die Blüte auf seinem Oberkörper ab und sah zu ihm hoch. „Eine Vorbelastung?"
Er sah mich nicht an, sein Blick hatte die Blüte erfasst. Vollkommen ruhig lag sie da. Harrys Atemzüge waren so flach und von Seltenheit, dass sie sich kein Stück bewegte.
„Es..." begann er. Es entging mir nicht, dass es ihm schwer fiel, die richtigen Worte zu finden. „Als ich noch ein kleines Kind war..." setzte er erneut an, doch ich unterbrach ihn, indem ich seine Lippen mit meinen verschloss. Als ich mich wieder von ihm löste, sah ich ihm tief in die Augen. „Lass es, ich muss es nicht wissen."
„Ich habe dir versprochen, all deine Fragen zu beantworten, egal wie grausam die Antwort auch sein mag" sagte Harry.
„Nicht alles was gesagt werden muss, muss auch gehört werden." Ich setzte mich auf und zog ihn mit mir.
„Was hast du vor?" brummte er.
„Wir sollten mal aufstehen, wir können nicht den ganzen Tag im Bett liegen." Ich erhob mich aus dem Bett und sammelte meine Kleidung zusammen.
„Was spricht dagegen?" vernahm ich es hinter mir, als ich schon dabei war durch die Tür zu treten. Ein fürchterliches Geräusch ließ mich inne halten. Ich drehte mich nochmal um. Harry hatte die Metallstange, die ihm gestern zum Opfer gefallen war, wieder zurechtgebogen. Der Lockenkopf hauchte mir einen Kuss auf die Lippen, ehe er vor mir aus dem Raum trat. Er war bereits wieder vollständig bekleidet und alle Blütenblätter waren aus seinen Haaren entfernt.
Ich sah an mir herunter. Ich hatte nur schnell meine Kleidung übergeworfen, sie war zerknittert und meine Haare standen vermutlich in allen Richtungen von meinem Kopf ab. Es mag vielleicht seltsam klingen, doch ich war neidisch auf seine Fähigkeiten.
Etwas mürrisch huschte ich in mein Zimmer, um mir auch neue Kleidung anzuziehen.
Fertig angezogen eilte ich nach unten in das Esszimmer. Harry saß bereits an seinem Platz und wurde von Coroline mit Fragen durchlöchert. Ihr vielsagender Blick wanderte nun zu mir. Ihr Grinsen reichte über beide Ohren. Nun sah sie wieder zu Harry, welcher seine Augen verdrehte, ehe er aufstand und auf mich zutrat.
Seine rechte Hand wanderte zu meiner Wange, während sein linker Arm mich an meiner Hüfte näher zu ihm zog. Er schob seinen Oberkörper nach vorne, wodurch ich mich nach hinten bog. Meine Beine standen noch immer auf dem Boden, doch sie hielten mich nicht mehr. Harry hielt mich mit seinem linken Arm fest an sich gepresst, während er seine Lippen auf meine hinabsenkte. Sofort schwappte eine wohlige Wärme durch meinen Körper, ausgelöst durch seine Berührungen. Er öffnete leicht seinen Mund und ließ meine Unterlippe zwischen seine Lippen gleiten. Seine Zunge hinterließ eine kalte Spur, als er flüchtig darüber leckte. Vorsichtig, aber dennoch bestimmend drang seine Zunge in meinen Mund und streichelte meine.
So stürmisch das Ganze begonnen hatte, so endete es auch wieder. Harry bog sich zurück und zog mich auf meine Beine. Seine Hände waren immer noch an denselben Positionen wie zuvor auch. Harrys Mundwinkel formten sich zu einem Lächeln. Er bewegte seine Lippen zu meinem Ohr und flüsterte „Coroline wollte unbedingt einen Kuss sehen."
Ich blickte an mir herunter. Ich räusperte mich. Seine Aktion war nicht spurlos an mir vorbei gegangen. „Musstest du da gleich so übertreiben?"
Er küsste meinen Hals an seiner empfindlichsten Stelle, was mir die Röte ins Gesicht schießen ließ. „Tut mir leid, aber du nimmst mir eben meine jahrelang erprobte Beherrschung" raunte er.
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