V

Epilog pt. I
31.12.2020

Leza,
ist es nicht ironisch, dass ich dir jetzt schreibe?
Und hoffe, dass du den Brief erhältst, weil du noch immer dein Postfach hast?
Irgendwie schon.
Ich habe mich 42 Jahre lang nicht gemeldet und plötzlich liegt ein Brief von mir in deinem Postfach.
Ich hätte vielleicht eine Adresse hinterlassen sollen.
Ja, das wäre eine wirklich gute Idee gewesen. Und doch habe ich es nicht getan. Weil ich überstürzt gehandelt habe. Weil ich weg wollte aus diesem Dorf.
Das klingt jetzt wie eine typische Entschuldigung, nicht? Und, bei Gott, das soll es auf keinen Fall!

Eigentlich weiß ich auch gar nicht, was ich hier schreiben soll, ich bringe hier gerade einfach das, was ich denke zu Papier. Entschuldige also den Kauderwelsch, der dann in diesem Brief steht.

Ich würde dich gern noch einmal sehen, bevor ich endgültig ins Gras beiße und mir dann die Blumen von unten angucken kann (wollte ich mir immer schon mal anschauen, ist bestimmt interessant!). Aber das kann ich mal getrost vergessen, lange mach ich's eh nicht mehr (bin seit ein paar Jahren an den Rollstuhl gefesselt – Gliedergürteldystrophie; tödlich; ich hab' aber Glück, das ist bei mir erst vor ca. 15 Jahren ausgebrochen und nicht wie bei anderen schon im Kindesalter...)

Naja, ich hoffe, du bekommst den Brief noch vor meinem (tragischen) Lebensende, vielleicht antwortest du sogar.
Bis irgendwann mal
Brennon

P.S.: Falls das mit dem Antworten nicht klappt: Ich bin dann auf dem Friedhof in unserem kleinen Kaff zu finden, du kannst mich also besuchen... :)

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