II
08.07.1999
Brennon,
heute hätte Gina Geburtstag. Sie wird 44. Weißt du noch, wer Gina war? Gina war die Tochter meiner Schwester. Gina hat den Flugzeugabsturz überlebt, weißt du? Sie ist trotzdem nicht alt geworden. Gina ist mit 31 an sporadischer tödlicher Schlafkrankheit erkrankt.
Laéna hat gelitten, Gina war immerhin ihre Tochter. Wusstest du, dass die sporadische tödliche Insomnie immer tödlich endet? Mir war das nicht klar. Ich bin so locker damit umgegangen. Als Gina dann gestorben ist, tat es mir so leid. Ich habe sie und Laéna nicht ernst genommen und nur belächelt. Gina kann schließlich nur nicht schlafen, das geht vorbei. Vielleicht hat sie Stress, da kann ich auch nicht schlafen, dachte ich.
Du weißt ja, wie meine Schwester ist, sie hat so oft übertrieben. Ich habe ihr nicht richtig zugehört, nur mit dem Kopf geschüttelt, wenn sie mit Sorge in den Augen von Gina sprach.
Ich wollte Gina noch so viel sagen, sie hätte ein wunderschönes Leben verdient. Einen liebenden Ehemann und Kinder, die sie vergötterten.
Vielleicht, aber nur vielleicht hatte ihr Tod einen Sinn. Einen Grund, den wir nur noch nicht entdeckt haben und den wir wahrscheinlich niemals finden werden.
Weißt du, Laéna ist heute vorbeigekommen, sie hat Bilder mitgebracht.
Weißt du, warum ich dir ausgerechnet heute schreibe? Wegen diesen Photographien. Du warst auf einigen von ihnen zu sehen und all diese Erinnerungen sind wieder in meinen Kopf geströmt.
Du, wie du lachst.
Du, wie du dich für eine Sache begeisterst. Oft hattest du diesen Glanz in den Augen, wenn wir über Reisen gesprochen haben. Wenn wir unsere Listen vorbereiteten.
Und deine Handschrift. Deine Handschrift auf diesem gottverdammten Zettel. Warum hast du dich eigentlich nicht persönlich verabschiedet? Warum bist du überhaupt gegangen?
Ich würde es so gern wissen, doch ich werde es nie erfahren.
Als du gingst, hast du keine Adresse hinterlassen, keinen Anhaltspunkt, nichts.
Warum, Brennon, warum?
Auch dieser Brief wird dich nicht erreichen, die Gründe kennst du. Und doch hoffe ich, dass du irgendwann wieder vor meiner Tür stehst, die Briefe unter deinem Arm. Irrational, ich weiß.
In Liebe,
Leza
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