Kapitel 8

Ich habe versucht mich damit zu arrangieren, dass ich nun ganz offiziell, auch wenn es niemand außer meiner besten Freundin Emi weiß, eine Affäre mit einem verheirateten Mann habe. Leider gelingt es mir nicht immer so entspannt und gelassen damit umzugehen, wie ich das gerne hätte. In den Filmen sieht das immer so leicht aus, man hat ein wenig heißen Sex, ganz ohne Bindung und Verpflichtung, und geht dann wieder seiner getrennten Wege bis zum nächsten Stelldichein.

Das ist eine komplette Lüge.

Erstens hätte ich nie gedacht, dass es so schwer sein kann, etwas, das so einen großen Stellenwert in meinem Leben einnimmt, geheim halten zu müssen. Niemand von meiner Familie oder an meinem Arbeitsplatz darf davon erfahren, denn weder möchte ich für meinen Lebenswandel angeklagt werden, noch möchte ich Paul Schaden zufügen. Zweitens funken mir meine Gefühle ständig dazwischen, wenn ich versuche, meinem Verstand den Vortritt zu lassen. Verliebtsein, Schuldgefühle und Eifersucht feiern einen flotten Dreier und ich kann mich nicht aus meinem selbstgestrickten Gefängnis befreien. Der einzige Weg wäre, mich nie wieder mit Paul zu treffen, ihn komplett aus meinem Leben zu verbannen, aber das bringe ich nicht übers Herz, und mein Körper rebelliert schon alleine bei dem Gedanken daran. Zu sehr genieße ich unsere kurz bemessene gemeinsame Zeit.

Seit unserem ersten gemeinsamen Mal ist nun fast eine Woche vergangen und ich fiebere bereits unserem nächsten Treffen entgegen, auch wenn wir diesmal nur ein Stündchen im Auto mit Coffee-to-go während unserer Mittagspause für uns abzweigen können. Paul hat mir zwar auch vorgeschlagen, dass wir bei Gelegenheit im Fitnessstudio gemeinsam trainieren könnten, aber das ist mir dann doch zu riskant. Ich möchte nicht, dass uns jemand so offensichtlich zusammen sieht. Ein wenig fühle ich mich ja wie eine Schwerverbrecherin, die ständig auf der Hut ist, um nicht bei einer Missetat entdeckt zu werden, und ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie lange ich das durchhalten werde. Paul scheint die ganze Geheimhalterei nicht sonderlich zu stören oder vielleicht zeigt er es mir auch nicht, weil er einfach unsere gemeinsame Zeit genießen will.

Jedenfalls wippe ich ziemlich angespannt von einem Fuß auf den anderen, während ich an der Straßenecke, die wir uns ausgemacht haben, auf ihn warte. Der Himmel hat sich in eine graue Wolkendecke gehüllt und ich ziehe meine Jacke enger um mich herum. Trotzdem kriecht die windige Brise bis unter meine Haut. Als ich den schwarzen Audi herannahen sehe, hellt sich meine Miene auf und als er dann langsamer wird und vor mir stehenbleibt, kehrt auch die Wärme unter meiner Haut zurück. Schnell steige ich ein und während ich mich anhänge, fährt Paul bereits weiter, um nicht den Verkehr hinter uns aufzuhalten.

„Hübsch siehst du heute wieder aus", sagt er und wirft mir einen kurzen anerkennenden Blick zu, während er das Auto durch die wenig befahrene Straße lenkt.

„Danke." Ich fahre mir kurz über meinen Pferdeschwanz und lächle ihn an. „Du siehst auch sehr passabel aus." Was natürlich komplett untertrieben ist. Er ist heute in einem dunkelgrauen Business-Anzug unterwegs, mit weißem Hemd und einer passenden Krawatte, die meine Gedanken schon wieder in unanständige Bahnen abgleiten lässt.

„Ich hab heute noch eine Sitzung am Nachmittag mit Kunden aus Frankreich, da muss ich passabel aussehen." Er sieht mich mit erhobenen Augenbrauen an und der schelmische Funke in seinen grauen Augen fährt mir direkt zwischen die Beine.

Der aromatische Duft von Kaffee erfüllt den Innenraum und ein Blick auf den Getränkehalter zwischen uns beweist, dass Paul wie besprochen unsere Getränke besorgt hat.

Wir fahren zu dem nahegelegenen Shoppingcenter mit der großen Parkgarage. Dort angekommen, parken wir in der obersten Etage des Parkhauses mit Blick auf die Stadt. Um diese Zeit ist hier sehr wenig los und kaum jemand macht sich die Mühe bis ganz nach oben zu fahren, so haben wir praktisch die ganze Ebene für uns allein. Trotzdem bleiben wir sicherheitshalber im Auto sitzen. Nicht unbedingt romantisch und keine Gelegenheit für heiße Action, aber jeder Moment, den ich mit ihm allein verbringen kann, ist ein kleiner Lichtblick in meinem sonst gänzlich unaufregenden Alltag.

Er hält mir einen Pappbecher entgegen. „Latte Macchiato für dich mit einmal Zucker."

„Danke." Ich drehe mich zu ihm und nehme den Becher mit einem Lächeln entgegen.

Er nimmt seinen eigenen Becher und inhaliert den aromatischen Duft. „Den hab ich heute schon dringend gebraucht. Der Kaffee im Büro ist nicht halb so gut wie der aus der Kleinen Kaffeemühle. Außerdem ist es viel unterhaltsamer mit dir gemeinsam Kaffee zu trinken als mit meinen Kollegen."

„Sind denn deine Kollegen allesamt Langweiler?", frage ich ihn halb scherzhaft, halb ernst. Es ist ja nicht das erste Mal, dass er Unzufriedenheit mit seinem Job durchklingen lässt.

„Mehr oder weniger. Nicht alle natürlich, aber es ist mehr das generelle Firmenklima." Er lehnt sich etwas in den Sitz zurück und nimmt einen vorsichtigen Zug von seinem Kaffee. Die Coffee-to-go Dinger sind oft extrem heiß und ich bin wohl nicht die einzige, die sich daran schon mal die Zunge verbrannt hat.

„Warum suchst du dir dann nicht was anderes? Vielleicht doch in Richtung Physiotherapie? Ich kann auf jeden Fall aus eigener Erfahrung bestätigen, dass du sehr gut mit deinen Händen umgehen kannst, nicht nur was Bänderzerrungen an den Füßen betrifft." Ich grinse ihn über den Rand meines Bechers an und nippe dann auch an meinem Kaffee. Mmmhhh, er ist absolut perfekt. Die Crema, das Aroma. Der feine Zimtgeschmack. Ein Traum.

Einer seiner Mundwinkel hebt sich zu seinem typischen schelmischen Grinsen. „Das freut mich zu hören, dass du so großes Vertrauen in meine manuellen Fähigkeiten hast. Aber nein, so ein drastischer Wechsel ist leider ausgeschlossen. Ein Eigenheim will finanziert werden und Kinder kosten ebenfalls Geld, also wird es wohl auf absehbare Zeit so bleiben. Es könnte sogar sein, dass im nächsten Jahr eine Beförderung ins Haus steht, wenn sich die Umsätze und die Expansion so entwickeln wie bisher."

„Aber möchtest du das denn auch? Noch mehr Zeit in einer Arbeitsumgebung verbringen, die dir eigentlich nicht wirklich zusagt?" Vielleicht habe ich auch leicht reden, denn ich mag meinen Job, trotz Herbert, und meine eigene Tochter ist mittlerweile erwachsen und schafft es, sich großteils mit einem Teilzeitjob selbst über Wasser zu halten. Außerdem kostet meine kleine Wohnung nicht sehr viel. Für ihn sieht das wohl noch ganz anders aus, auch wenn seine Frau als Leiterin des Kindergartens doch auch einen Beitrag zum Familieneinkommen leisten muss.

Er dreht den Becher in seinen Händen und ich kann nicht umhin, seine langen, eleganten Finger zu bewundern. „Es kommt nicht darauf an, was ich möchte oder nicht, sondern was von mir erwartet wird."

Plötzlich leuchtet sein Handy, das er an der Freisprecheinrichtung befestigt hat, mit einer eingehenden Nachricht auf und auf seinem Display wird das Bild zweier lachender dunkelhaariger Mädchen, die sich an den Händen halten, sichtbar. Ich wende zwar schnell meinen Blick ab, aber das können wohl nur seine zwei kleinen Töchter sein, die er da als Hintergrundbild eingestellt hat.

Und da sind sie wieder. Die Stacheln in meiner Brust. Schuldgefühl und Eifersucht. Ich dürfte eigentlich gar nicht hier mit ihm sitzen. Dürfte es nicht zulassen, dass er mich besucht, mich küsst und mir seinen Körper gibt. Sein Herz, da bin ich mir ziemlich sicher, das behält er ohnehin für sich. Das gehört, wenn schon nicht seiner Frau, dann seinen Töchtern.

Er stellt seinen Kaffee ab, wischt über den Bildschirm und tippt eine schnelle Antwort, dann sperrt er sein Handy wieder und verstaut es in seiner Anzugtasche. „Tut mir leid, ich habe nicht erwartet, jetzt eine Nachricht zu bekommen." Er fährt sich mit einer Hand durch die Haare und wendet sich wieder mir zu, aber sein Gesicht wirkt plötzlich angespannt und verschlossen.

„Kein Problem", sage ich in der Hoffnung, dem Moment die Spannung zu nehmen. „Du hast ja keinen Einfluss drauf, wer sich bei dir meldet. Ich hoffe, es war nichts Unangenehmes."

„Nein." Er nimmt seinen Becher und genehmigt sich einen langen Schluck. „Nur das Übliche."

Na, wenn das nicht nebulös klingt.

Ich nicke und nippe auch an meinem Kaffee, während ich versuche, wieder auf andere Gedanken zu kommen.

Ich weiß, wir haben uns als Regel gesetzt, unser „anderes" Leben — was ja eigentlich nur Paul betrifft, da ich ja keinen Partner habe, vor dem ich etwas verbergen muss — außen vor zu lassen, wenn wir zusammen sind, aber das fällt mir nicht so leicht, wie ich es mir erhofft hatte. Wie soll ich den ständigen Schatten seiner Frau ignorieren, wenn er so erdrückend groß und dunkel ist? Wie die Tatsache ausblenden, dass er zwei kleine Töchter hat, die mir auch noch ganz prominent vom Sperrbildschirm seines Handys entgegenlachen? Mir liegt die Frage auf der Zunge, warum er da eigentlich kein Foto von seiner Frau mit den Kindern hat, aber ich schlucke sie— wieder mal — hinunter. Der eigentlich gut gesüßte Latte Macchiato schmeckt plötzlich bitter auf meiner Zunge.

„Du bist ja auf einmal so nachdenklich." Paul blick mich forschend an, nachdem er an seinem Kaffee genippt hat.

Ich zucke nur mit der Schulter und weiche seinem Blick aus. Ein dicker Knoten sitzt in meiner Brust und ich kann einen Seufzer nicht zurückhalten.

„Ist irgendetwas vorgefallen? Bei der Arbeit oder sonst etwas?" Sorge mischt sich plötzlich in seine Stimme. Er parkt seinen Kaffee wieder im Becherhalter und wendet sich mir ganz zu.

„Nein, es ist nichts vorgefallen. Es ist eigentlich gar nichts." Ich fahre mit dem Finger über mein Knie und starre auf meinen Pappbecher, aus dem es immer noch betörend gut duftet.

Er legt seine Hand auf meine und streicht langsam über meinen Handrücken. „Hat es was mit mir zu tun?"

Ich schüttle meinen Kopf während ich auf unsere Hände schaue. „Nicht mit dir, aber ... aber mit uns", sage ich, bevor mich der Mut wieder verlässt.

Seine Hand stoppt seine Bewegung und ich kann förmlich seine plötzliche Anspannung fühlen. Ich blicke zu ihm auf und er sieht mich unsicher an. „Nicht was du vielleicht denkst. Ich möchte gerne mit dir zusammen sein, mit dir Zeit verbringen, wann immer das geht. Daran will ich nichts ändern."

„Aber?" Er hebt seine Augenbrauen und sieht mich fragend an.

„Was aber?"

„Das klang so, als wäre da noch etwas, das du sagen wolltest."

Ich seufze und drücke seine Hand. „Ich will nicht, dass du mich falsch verstehst. Versprich mir, dass du mir nicht böse bist." Plötzlich packt mich die Angst, dass er das Interesse an mir verlieren könnte, wenn ich versuchen würde unsere Regeln zu brechen.

„Natürlich verspreche ich dir das." Sein Blick ist ernst und abwartend.

„Ich weiß, dass wir uns ausgemacht haben, nicht über unser Leben zu sprechen, wenn wir zusammen sind und ich versuche auch wirklich, mich daran zu halten, aber es ist nicht leicht." Ich schlucke, aber meine Kehle ist wie zugeschnürt. „Ich kann nicht anders, als mehr über dich wissen zu wollen, nicht nur über deine Arbeit und das Laufen und welche Musik du hörst. Ich will wissen, welche Träume du hast, was du vom Leben erwartest, wieso du in deiner Ehe unglücklich bist, denn wenn es nicht so wäre, dann säßen wir jetzt nicht hier." So, nun ist es raus und wenn er mich jetzt los sein will, dann hab ich es mir selbst zuzuschreiben.

Er sieht mich einen Moment lang schweigend an und die Emotionen, die über sein Gesicht flitzen, sind schwer zu deuten. Ist er böse, beleidigt? Schockiert?

Mist, du musst versuchen, das wieder auszubügeln, bevor er das noch in den falschen Hals kriegt. „I—ich erwarte jetzt nicht von dir, dass du dein ganzes Leben vor mir ausbreitest. Ich habe auch gar kein Recht darauf, alles über dich zu erfahren, aber es ist doch nur natürlich, wenn man Zeit mit einer Person verbringt, dass man sich dann auch Gedanken macht und ... und diese Gedanken wandern nun mal in Gegenden, die man nicht immer kontrollieren kann."

Er nickt langsam und die Tatsache, dass er seine Hand nicht von meiner weggezogen hat, beruhigt mich etwas. „Das verstehe ich natürlich, aber einer der Gründe warum ich dir nicht mehr von meinem Leben, oder meiner Ehe, denn darum geht es wohl, erzählt habe, ist, dass ich dich nicht unnötig mit meinen Problemen belasten will. Und ja, ich gebe es zu, ich möchte die kurzen Momente, die uns beiden bleiben, nicht mit dem vollfüllen, was mich ohnehin den Großteil meiner Zeit begleitet. Es ist nicht so, dass ich vorsätzlich Dinge vor dir Geheimhalten möchte oder dir Details aus meinem Leben verschweigen will, und es tut mir leid, wenn du das so verstanden hast. Ich dachte nur, es wäre einfacher so, wenn wir das alles aus unserer Beziehung raushalten."

„Das dachte ich ja auch, und anfangs klappte es auch ganz gut, aber nun haben wir schon mehr Zeit miteinander verbracht und ... und miteinander geschlafen und ich frage mich halt, was es eigentlich ist, das dich zu mir treibt."

Sein Gesicht hellt sich auf. „Die Frage ist einfach zu beantworten. Das bist du selbst. Ich hab dich gesehen und ich wusste von unserem ersten zufälligen Treffen an schon, dass da was ist zwischen uns. Eine Verbindung, etwas, das mich zu dir hinzieht, egal ob ich das möchte oder nicht."

Ich fummle mit dem Deckel meines Bechers. „Aber sollte das nicht eigentlich zwischen dir und deiner Frau sein, diese Verbindung? Ich meine, ich weiß schon, dass Ehen alles andere als perfekt sein können. Ich habe ja selber eine solche hinter mir. Aber das ist dann eben der Punkt, wo man sich fragen muss, was einen noch in der gegenwärtigen Situation hält." Mist, hoffentlich war das jetzt nicht zu direkt. Ich will ja nicht, dass er glaubt, ich will ihn zu einer Scheidung drängen.

„Du hast natürlich recht, aber so einfach ist es leider nicht." Er zieht seine Augenbrauen zusammen und seine Miene verdunkelt sich.

„Dass es einfach ist habe ich nicht behauptet. Ich weiß, dass es schwer ist, sich über sein Leben klar zu werden, zu wissen, was man möchte und was nicht. Was man bereit ist aufzugeben und wovon man sich niemals trennen will. Ich wollte dir auch nicht irgendwelche Entscheidungen aufdrängen. Ich wollte nur wissen, womit du unzufrieden bist." Ich beiße meine Unterlippe, als die Nervosität beginnt, sich wie Luft aus einem geplatzten Ballon in mir auszubreiten. „Ich wollte dich nur besser kennenlernen, sonst nichts." Nun sitzt da ein fetter Kloß in meinem Hals und ich starre auf meine Schuhspitzen im Fußraum. Scheiße. Ich hoffe, ich hab es jetzt nicht komplett verkackt mit ihm.

Ich höre, wie er neben mir langsam Luft einsaugt und aus dem Augenwinkel sehe ich, wie er sich mit der anderen Hand über seinen Mund fährt. Linda, wieso? Wieso schaffst du es nicht, einfach an der Oberfläche zu bleiben? Wieso musst du immer in die Tiefe graben? Sein Leben ist nicht dein Problem. Er hat seine Ehe und du bist seine Affäre. Punkt. Finde dich damit ab, dass er nur ein wenig nette Zeit mit dir verbringen will und nicht von dir analysiert werden will.

„Tut mir leid, wenn du jetzt nichts mehr mit mir zu tun haben willst." Mehr als ein ersticktes Flüstern bringe ich nicht zustande und ansehen kann ich ihn immer noch nicht. Mist, wieso kommen jetzt auch noch die Tränen. Linda, jetzt reiß dich aber zusammen.

Plötzlich nimmt er mich an den Schultern und dreht mich zu ihm. Ich starre auf seine Brust, sein perfektes blütenweißes Hemd, gehe nicht höher als den Knoten seiner Krawatte. „Linda, sieh mich bitte an."

Nein, ich kann nicht. Ich presse meine Lippen aufeinander und schüttle meinen Kopf.

„Bitte." Er nimmt mein Kinn zwischen seinen Daumen und Zeigefinger und hebt es an.

Ich blicke in seine Augen und die Wärme, die mich dort in seinen grauen Tiefen empfängt, legt sich wie eine schützende Decke um mein Herz.

„Wie kommst du denn auf den Unsinn? Natürlich will ich was mit dir zu tun haben, sehr viel sogar. Unsere gemeinsame Zeit sind die Momente, auf die ich mich am meisten freue. Wenn ich nicht mit dir zusammen bin, dann hoffe ich, dass die Zeit rasch vergeht, damit ich dich wieder sehen kann." Er streicht mit seinem Daumen über meine Unterlippe. „Darum will ich doch unsere gemeinsame Zeit nicht mit all diesem Mist belasten. Die ist zu kostbar, um sie mit Sachen zu vergiften, für die du nicht verantwortlich bist. Bitte versuch das zu verstehen. Ich will dich doch nur von alldem fernhalten. Ich will, dass du auch eine schöne Zeit hast, wenn du mit mir zusammen bist und dich nicht mit Dingen herumschlagen musst, die mein unaufgeräumter Dachboden sind, um es mal salopp auszudrücken." Einer seiner Mundwinkel hebt sich zu einem kleinen Lächeln, während er mit seiner Handfläche über meine Wange streicht.

„Das, das verstehe ich doch auch und ich versuche ja auch, mir nicht allzu viel Gedanken um Dinge zu machen, die mich nichts angehen. Aber leider klappt das nicht immer so gut, wie ich mir das vornehme."

„Wie wärs, wenn ich dir verspreche, dass ich dir nächstes Mal, wenn wir mehr Zeit zur Verfügung haben, etwas mehr über mich erzähle? Wärst du damit einverstanden?"

Ich lege meine Hand auf seine, die immer noch meine Wange liebkost. „Ja, damit bin ich einverstanden. Und ich verspreche dir auch, dass ich dich nicht mit unnötig vielen Fragen löchern werde." Nun kommt mir auch wieder ein kleines Lächeln über die Lippen.

„Das klingt gut." Er beugt sich näher zu mir und nimmt mein Gesicht in beide Hände, während ich mich an meinem Pappbecher festhalte. Sein warmer Atem hüllt mich ein. Er riecht nach Kaffee, ein wenig Pfefferminze und seinem Aftershave. Die Mittelkonsole ist im Weg und drückt gegen meine Hüfte, aber trotzdem rücke ich noch näher an ihn heran.

Sanft, ganz sanft presst er seine Lippen auf meine. Ich vergesse zu atmen, verliere mich in seiner Wärme und der Berührung seiner weichen Haut. Er lässt seine Zunge über den Saum meiner Lippen gleiten und schon beginnt es zwischen meinen Beinen wieder verräterisch zu pochen.

„Dich zu küssen ist das beste Gefühl auf der ganzen Welt", flüstert er mir zu während seine Hände zu meinem Nacken wandern.

Dann schiebt er mir seine Zunge in den Mund und ich kann nicht anders, als ihn gewähren zu lassen, mich fallenzulassen in das Meer der Lust, das rasant in mir aufsteigt. Als ihm dann auch noch ein Stöhnen entkommt, ist es um mich geschehen. Ich stelle blind meinen Pappbecher im Halter zwischen uns ab und begrabe meine Hände in seinen Haaren, ziehe seinen Kopf näher an mich heran. Ich brauche jeden Millimeter seiner Haut, brauche seinen Mund, seine Zunge, seine Hände auf meinem Körper. Mein Verstand wird sich daran gewöhnen müssen, in Zukunft die zweite Geige zu spielen. Denn das, so wie Paul mich küsst, fühlt sich einfach viel zu gut an, als dass ich auch nur im Traum daran denken will, es je aufgeben zu müssen.

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