4

Jonathan blickte schockiert von der Zeitung auf, die Billi Grompel ihm in die Hand gedrückt hatte. Er war eben bei ihm zu Hause aufgetaucht und blickte ihn nun nachdenklich an.
„Du hättest damit nicht zur Presse gehen sollen", sagte er schlicht.
„Das bin ich gar nicht!", brauste Jonathan auf. „Ich weiss nicht wie diese Charlene May an solche Informationen gekommen ist." Da fiel es Jonathan wie Schuppen von den Augen. Neben ihm und Billi wusste nur noch Pierre von der Geschichte. Hatte er nicht von dieser Journalistin geschwärmt, die so regelmässig in seinem Restaurant zu Mittag ass? Was wenn...
Jonathan schnappte nach seinem Handy, aber Billi nahm es ihm aus der Hand. „Nicht so voreilig. Das können wir uns doch zu Nutze machen."

Haben Sie gesehen, wie Billi reagierte? Professionell. Er steht über den Dingen. Zwar ist Billi kritikfähig, er lässt sich aber nicht von seinem Ziel abbringen.
Als erfolgreicher Dichter und Buchautor liegt es natürlich nahe, dass auch ich zur Genüge kritisiert werde. Stellen Sie sich vor, in meinem historischen Roman „Das Telefon" wurde doch tatsächlich kritisiert, dass die Informationen nicht sachgerecht seien! Welch eine Unverschämtheit! Aber natürlich lasse ich mich von solchen Schreiberlingen nicht aus der Ruhe bringen.
Wissen Sie, es gibt Leute, die sich für etwas Besonderes halten, nur weil sie den gleichen Namen tragen wie ein berühmter Buchautor und dann denken, sie könnten gleich in seine Fussstapfen treten.
Aber Sie, werte Kritikerin, können mich mit Ihrem Namen nicht beeindrucken. Wahres Talent zeichnet sich nämlich nicht durch einen Namen aus!

Billi Grompel zog sein Notizheft aus der Tasche hervor und begann zu schreiben, während er vorlas: „'Kletterer macht sensationellen Fund'. Das wird die Überschrift. 'Jonathan Müller, leidenschaftlicher Wanderer und Hobbykletterer, findet durch Zufall einen wertvollen alten Schatz, der aus der Römerzeit stammt.'" Billi Grompel schrieb eifrig weiter, aber schwieg nun. Jonathan machte das Kratzen des Füllfederhalters schier wahnsinnig und er setzte Kaffee auf, um nicht einfach nutzlos herumzusitzen. Als er aus der Küche zurück ins Wohnzimmer kam, hörte er, dass Billi Grompel telefonierte.

„Nein, er steht nicht zur Verfügung. Völlig ausgeschlossen." Billi schwieg einen Moment und verdrehte die Augen. Die Person am anderen Ende schien sich aufzuregen. „Auf Wiedersehen Frau May. Einen schönen Tag." Billi hielt Jonathans Handy in der Hand. Er legte auf. Reglos stand Jonathan in der Tür, eine Tasse Kaffee in beiden Händen.
„Charlene May wollte dich zu einem Interview einladen. Ich habe ihr gesagt, du hättest kein Interesse. Der Auftrag sei an einen erfolgreichen PR-Manager vergeben. Du hättest hören sollen, wie sehr sie sich geärgert hat." Jonathan setzte sich. Er war etwas überwältigt von der Wende der Ereignisse. Noch bis vor kurzem wollte niemand etwas von ihm wissen und nun stritten sich eine bekannte Journalistin und ein erfolgreicher PR-Manager darum, wer seine Geschichte veröffentlichen durfte.

„Sie wird trotzdem auftauchen."
„Was?"
„Wir müssen weg. Pack deine Wanderausrüstung zusammen, wir gehen in die Berge."
„Welche Wanderausrüstung?"
Billi Grompel zog seine Augenbraue hoch und verdrehte die Augen. Natürlich wusste er, dass Jonathan die Hälfte seiner Geschichte erfunden hatte. Aber dass er eine wenigstens halbwegs vernünftige Wanderausrüstung besitzen würde, hatte er schon erwartet.

„Mist!", rief Charlene May aus, denn sie war soeben vor dem Haus, in dem Jonathan Müller wohnte, angekommen und sah gerade noch ein paar Stiefel in einem schicken roten Auto verschwinden. „Billi Grompel", sagte sie zu sich selbst. Natürlich hatte sie schon von ihm und seiner Vorliebe für elegante Stiefel gehört. Kurzerhand wendete sie ihren Wagen und folgte ihm. Billi Grompel fuhr eine gute Stunde in die Berge, dann hielt er auf einem Parkplatz und stieg aus. Charlene hätte zu gern einen Blick auf Jonathan erhascht, aber der hatte seine Schirmmütze tief ins Gesicht gezogen. Während Jonathan sich umständlich seinen Rucksack umschnallte, zog Billi Grompel ein paar modische Wanderstiefel hervor.

Der ist ja wirklich auf jeden Anlass vorbereitet, dachte Charlene und kurbelte das Fenster etwas herunter.
„Also Jonathan", verkündete Billi laut, „wir werden jetzt erst einmal ein paar Fotos von dir auf der Wanderung knipsen und anschliessend über den Pass bis zu deiner Höhle wandern. Zwar ist dieser Weg ein wenig weiter, Verfolger können wir aber so besser abschütteln. Du hast ja gesagt, der Fundort ist nicht weit vom nächsten Bergrestaurant entfernt."
Jonathan schien zu nicken. Charlene hatte genug gehört. Sie würde zum besagten Ort fahren und dort auf Jonathan und Billi warten.















Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top