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Einige Tage später besuchte Jonathan Billi Grompel in seinem Büro. Jonathan hatte nicht schlecht gestaunt, als er die Adresse erhalten hatte. Das Büro befand sich an exklusiver Lage in der Innenstadt. Direkt darunter entdeckte Jonathan einen teuren Schuhladen mit der Aufschrift „Leben auf grossem Fuss".
Auf Jonathans Klopfen öffnete Billi Grompel sogleich die Tür. Er war etwas kleiner als Jonathan, trug einen gepflegten Schnauz und hatte haselnussbraunes, leicht welliges Haar, das er sich aus dem Gesicht gestrichen hatte. Jonathan wusste, dass er dieses Gesicht nicht so schnell vergessen würde. Doch viel auffälliger waren seine Schuhe, elegante Stiefel aus braunem Leder, farblich zu seinem Haar abgestimmt.

„Du musst Jonathan sein. Herzlich Willkommen", begrüsste ihn Billi Grompel, „ich bin Billi."
„Guten Tag", antwortete Jonathan und setzte sich auf den Stuhl, den Billi Grompel ihm anbot.
„Wie du weisst, ist Pierre ein guter Freund von mir und als das ist es mir natürlich eine grosse Ehre, dass ich mit dir arbeiten darf. Pierre hat mir in groben Zügen von deinem sensationellen Fund erzählt. Nun würde ich von dir gerne mehr Einzelheiten hören, damit ich mir ein Bild von dir und deinem Erlebnis machen kann." Billi sah Jonathan erwartungsvoll an. Jonathan musste überzeugend sein. Hier hatte er es mit einem Profi zu tun, der sich nicht so leicht zufriedenstellen lassen würde wie Pierre. Mit geübter Geste holte er eine alte römische Münze hervor und legte sie auf den Tisch, in Erwartung, Billi Grompel würde in irgendeiner Art beeindruckt reagieren. Aber der betrachtete die Münze ohne Aufschluss darüber zu geben, was er dachte und schwieg.

Für den unaufmerksamen Leser: Das ist Billis Schweigepause. Pro Zeile sind hier 30 Sekunden vorgesehen.














Ich möchte doch annehmen, dass Sie sich an die Vorgaben gehalten haben. Wenn Sie richtig geschwiegen haben, sollten nun genau zehn Minuten vergangen sein. Für diejenigen Leser, die noch keine 10 Minuten geschwiegen haben, füge ich noch einige Schweigezeilen ein.


Nach einer Weile zog Billi die linke Augenbraue nach oben, eine typische Geste, auf die er recht stolz und die sogar sein Markenzeichen geworden war, denn die meisten Menschen schafften es nicht, nur eine Braue in die Höhe zu ziehen. Auch konnte Billi gut mit den Ohren wackeln, aber das war leider weniger alltagstauglich.
Jonathan war etwas verunsichert. Er war der Annahme gewesen, dass PR-Manager viel reden würden, aber offenbar gehörte Billi Grompel nicht zu dieser Sorte. Etwas stockend erzählte er seine Geschichte. Seit dem Abend mit Pierre hatte er weiter an der Geschichte gefeilt, sie etwas ausgeschmückt und Ungereimtheiten beseitigt. Nervös, wie bei einem Vortrag in der Schule, berichtete Jonathan Billi sein Erlebnis und lehnte sich erleichtert in seinem Stuhl zurück, als er ein leichtes Zucken in Billis Mundwinkel bemerkte. Er schien also interessiert.

„Und warum kommst du damit zu mir?", fragte Billi. Für Jonathan war das wie ein Schlag in die Magengrube. „Ich... also ich... naja ich dachte mir... du vermarktest irgendwie irgendwelche solche Sachen..." Billi sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. Eine peinliche Stille entstand. Jonathan musste improvisieren. Auf einmal setzte er sich gerade hin und verkündete mit fester Stimme: „Oh, ich habe ja nicht nur diese eine Münze entdeckt, nein, Perlen, Kelche, alles Mögliche hat sich in der Höhle befunden. Und nun bin ich auf der Suche nach jemandem, der mir hilft, diesen Fund möglichst gewinnbringend zu vermarkten."
Billi lachte. „Natürlich. Ich sehe nur einen Haken. Dein Erlebnis ist ja ganz nett für ein Kinderbuch, aber willst du in den Medien gross rauskommen, brauchst du etwas wirklich Spektakuläres."
„Also", unterbrach Jonathan ihn schüchtern, „ich finde schon, dass meine Geschichte spektakulär ist. Die Münzen, das viele Gold..."

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