Kapitel 4.
Die Tür war schwerer als gedacht und sie schwang genau in den Wächter. Aron war zu erstaunt, um schnell genug zu reagieren und ich sprintete los. Ich hatte keine Ahnung, wohin ich musste, und ich wusste nicht, wie mein Körper nach der Gefangenschaft noch richtig funktionieren konnte. Ich rannte durch einen von Fackeln erleuchteten Gang. Wenn das was ich in der Drachenreiterschule über die Stollen der Grolle gelernt hatte, wahr war musste es irgendwo eine Haupthöhle geben die alle kleineren Höhlen miteinander verband. Wenn ich diese finden würde, würde ich vielleicht auch einen Ausgang finden. Meine Geschwister waren zwar noch irgendwo, ich wusste nicht wo aber in den Verließen der Weiselben war ich ihnen keine Hilfe. Also kümmerte ich mich erst mal darum, dass ich hier rauskam. Ich blieb schlitternd stehen, als ich an einer Kreuzung anlangte. Hinter mir konnte ich Aron näherkommen hören. Mein Atem ging rasselnd und langsam geriet ich in Panik, Links oder Rechts? Zurück konnte ich nicht. Ich wusste nicht wie viel von dieser Entscheidung abhängig war. Ich wünschte ich hätte die Zeit gehabt meine Entscheidung mit Bedacht zu fällen, doch die hatte ich nicht also lief ich nach Links. Aron hatte mich nun fast eingeholt und ich konnte nicht mehr, der einzige Grund warum ich mich noch weiter bewegte war, mein Überlebensinstinkt. Wenn ich wieder in Sicherheit wäre, würde ich wahrscheinlich zwei tagelang durchschlafen müssen, um wieder zu Kräften zu kommen.
Der Tunnel war schmal und er zog sich gefühlt ewig in die Länge. Ich wusste nicht, wie lange ich schon rannte doch meine Lunge brannte und ich hatte Seitenstechen. Lange würde ich sicher nicht mehr durchhalten, ich musste Aron irgendwie überlisten. Der Gang vor mir spaltete sich schon wieder, dieses Mal in drei verschiedene Richtungen. Die Schritte Arons hinter mir wurden immer lauter, doch ich durfte meine Richtung dieses Mal nicht zu unbedacht wählen. Der Stollen war unter der Erde, dementsprechend war die Luft hier abgestanden. Wenn ich Glück hatte, dann würde einer dieser Tunnel nach Draußen oder in einen Größeren Raum führen. Und wenn ich dann noch mehr Glück hatte, würde aus dem Gang, der dorthin führte, bessere Luft kommen. Tatsächlich waren die Götter gnädig mit mir, aus dem linken Tunnel wehte eine leichte Brise. Aron hatte mich nun fast eingeholt und ich fragte mich, warum er nicht um Verstärkung gerufen hatte. Schnaufend rannte ich in den linken Tunnel, mein Körper schrie mich an eine Pause zu machen, doch mein Kopf trieb mich vorwärts. Nicht stehen bleiben, nicht stehen bleiben. Wie ein Lied wiederholte ich diese Worte gedanklich immer wieder. Und so trieb ich meinen Körper immer weiter, vorwärts. Meine Beine fühlten sich schwach und gummig an und ich stolperte mehrmals. Aron war nun in Reichweite und ich spürte, wie ich immer langsamer wurde ich konnte einfach nicht mehr.
Panik machte sich in mir breit, ich wollte nicht in die Zelle zurück. Verzweifelt versuchte ich wieder schneller zu laufen, doch es ging nicht, meine Beine sagten einfach nein, sie wollten nicht mehr.
Ich stolperte.
Ich bereitete mich Seelisch darauf vor auf dem Boden aufzuschlagen, doch es geschah nicht. Aron hatte mich aufgefangen. „Warum so hastig, Prinzessin?", fragte er mich belustigt. Er schien, obwohl er mich den ganzen Weg verfolgt hatte im Gegensatz zu mir keine Probleme mit seiner Atmung zu haben. Er hielt mich fest so, dass ich mich nicht losreißen konnte, egal wie sehr ich es versuchte.
Ich antwortete ihm nicht. Schließlich war die Antwort offensichtlich, ich wollte weg von hier. Ich wollte raus aus diesem Stollen, ich hasste es wie alle Elben unter der Erde zu sein.
Er lächelte mich freundlich an und war bis jetzt (abgesehen davon, dass er mich nicht losließ) nicht gemein oder unhöflich gewesen. Dennoch sagte mir mein Gefühl, dass irgendetwas an ihm nicht stimmte.
„Sehr beeindruckend, wie weit ihr trotz der Gefangenschaft noch ranntet.", flüsterte er. Alles in mir sträubte sich gegen ihn, ich wollte los von ihm, er sollte mich loslassen. Ich versuchte erneut mich zu wehren doch mein Körper war zu schwach als, dass ich etwas gegen seinen Griff hätte ausrichten können. Ich wollte ihm das Lächeln aus seinem schönen Gesicht schlagen, doch ich konnte nicht. Zu meiner Genugtuung musste ich allerdings feststellen, dass die Gefängnis Türe mindestes einen Blauen Fleck in seinem Gesicht hinterlassen würde.
Aron, blaue Augen leuchteten von Belustigung, wahrscheinlich machte es ihm Spaß Gefangene freizulassen und dann wieder einzufangen. „Ich dachte Euch liegen Eure Geschwister am Herzen? Wolltet Ihr Hambrig wirklich ohne sie verlassen?", nachdem er dies sagte, fühlte ich mich augenblicklich schlecht. Mein Fluchtversuch war so überstürzt gewesen, dass ich nicht viele Gedanken an meine Geschwister verschwendet hatte. Ich war wütend auf ihn, auf die Welt doch vor allem auf mich, weil ich nicht an Irina und Times gedacht hatte. „Natürlich nicht", fauchte ich ihn an. Er lächelte sanft und wiederholte: „Natürlich."
Ich versuchte mein Zittern zu unterdrücken, ich durfte nun keine Schwäche zeigen. Er trug wie jede Wache Waffen bei sich und jede falsche Bewegung meinerseits konnte mir das Leben kosten. Ich wusste nicht viel über ihn, konnte ihn nicht einschätzen und das störte mich. Über Beatrice und Gert wusste ich mehr sie waren einfacher einzuschätzen, berechenbarer. Doch Aron war ein Rätsel für mich.
„Wo sind meine Geschwister?", fragte ich gepresst, „Was habt ihr ihnen angetan?"
Aron lachte. Es war ein kleines Lachen. Nicht gehässig, aber auch nicht fröhlich. Er machte mich wütend, mit seiner ruhigen art. „Wo sind sie?"
„Ganz ruhig süße, ihnen geht es gut", er lächelte mich an. Dies sollte wohl beruhigend wirken, doch es brachte mich zur Weißglut. Ich war nun wieder etwas zu Kräften gekommen und rückte ihn so weit von mir weg, wie ich konnte. „Wo sind sie", fragte ich noch einmal. Aron gab mir keine Antwort. Er legte nur seinen Kopf schief und sah mich an. Ich wusste, dass es nichts bringen würde, ihn anzugreifen. Ich war im Gegensatz zu ihm unbewaffnet und nicht wirklich bei Kräften. „Interessant", murmelte er und musterte mich von Kopf bis Fuß. Je mehr Zeit ich mit ihm verbrachte, desto weniger konnte ich ihn ausstehen. „Ja", murmelte er wieder, "Der Orden wird schon wissen was er mach."
Der Orden, der Orden war eine Organisation der Drachenreiter. Was wusste diese Weiselben Wache über den Orden? Was wusste er über die Machenschaften des Ordens? Ich wartete, vielleicht würde er in seinen Selbstgesprächen noch mehr über sein über den Orden preisgeben. Was hatte Aron mit dem Orden zu tun?
Er sah mir nun in die Augen, und es war, als könnte er mir direkt in die Seele blicken. „Wir müssen gehen", meinte er ernst. Seine Stimmung hatte von jetzt auf Gleich komplett geändert. Doch ich kochte immer noch, er hatte mir keine meiner Fragen beantwortet. „Wo sind meine Geschwister?", fragte ich nochmal. „In Sicherheit", antwortete er, doch er wirkte abwesend, also wären seine Gedanken in einem anderen Land. Aron packte meinen Arm und zog mich hinter sich her. Ich wollte ihm nicht folgen alles in mir sträubte sich dagegen. Doch vielleicht war dies meine einzige Gelegenheit aus diesen schrecklichen Höhlen rauszukommen. Endlich wieder die Sonne auf meiner Haut zu spüren und die ruhe des Mondes genießen. Also ließ ich mich von ihm führen.
Wir liefen durch mehrere Tunnel, bogen so oft ab, dass ich die Orientierung verlor und schon mit dem Gedanken spielte, mich loszureißen und wieder weg zu laufen. Aron war unkonzentriert und es wäre ein Einfaches für mich gewesen ihn in diesem Zustand mit einem Überraschungsangriff zu überwältigen. Doch ich kannte mich hier nicht aus, allein wäre ich in diesen Gängen hoffnungslos verloren. Ich traute Aron nicht über den Weg, doch er kannte den Orden. Und wer wusste, vielleicht, ganz vielleicht war er ein Drachenreiter. Also folgte ich ihm weiter in die Tiefen des Tunnel Labyrinths.
Wow ich habe es auch mal geschafft weiter zu schreiben. Also ich bin sehr Stolz auf mich, auch wenn das Kapitel nicht sonderlich spannend ist. Jedenfalls. Hier ist das 4. Kapitel! Ich hoffe es hat euch gefallen :)
15.04.22
~Erdnussbrot
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