Kapitel 4 (DGHD)
Cassies Sicht
Ich schritt durch das Café und war überfordert mit der Lage. Unruhig lief ich hin und her und brabbelte irgendetwas vor mich hin. »Wie konnte das nur passieren?«, fragte ich mich und lief weiter im Kreis. »Wieso ausgerechnet ich?«, war meine nächste Frage.
»Cassie, was ist denn eigentlich passiert?«, fragte jemand und holte mich komplett aus meinen Gedanken raus. Ich drehte mich perplex zu meinen Kollegen um und starrte einem nach dem anderen an. »Was ist denn passiert?«, fragte Angelina. Ich blickte traurig zu ihr. »Wo bleibt eigentlich Charlie?«, fragte Justin. Angelina schaute zwischen mir und Justin hin und her. »Was ist?«, fragte Angelina. »Charlie ist ...«, ich konnte den Satz nicht beenden, da sich meine Stimme überschlug und ich das aufkeimende Gefühl der Traurigkeit, der Enge, der Hilflosigkeit eingrenzen wollte. »Was ist mit ihm denn? Ist er krank?«, fragten sie ahnungslos, nur ich wusste was los war. »Charlie ... er wird nicht mehr kommen.«, brachte ich heraus, aber meine Augen brannten bereits und ich wusste das Tränen in meine Augen geschossen waren.
»Cassie was ist los?«, fragte Angelina und wollte nun wirklich wissen was los war. »Ich bin die neue Chefin.«, informierte ich sie ohne Gefühlsregung. Ich wusste nicht wie ich ihnen die Nachricht überbringen sollte. »Charlie hatte ein Unfall und ...«, ich kam aber wieder nicht weiter. Ich konnte früher schon nicht die schlimmen Nachrichten überbringen, dass machten immer andere. »Wie geht es ihm?«, fragte Justin. »Ihm gehts gut, aber ich denke nicht das er so schnell kommt.«, sagte Angelina und schaute mich an. »Er kommt nicht mehr!«, schrie ich. Meine Stimme zitterte extrem und die Tränen liefen meine Wangen herunter. »Was soll das heißen?«, fragten alle auf einmal. »Er ist tot.«, schluchzte ich ohne halten. Die Stimmung sank total in den Keller und selbst die Atmosphäre schien unter unserer Stimmung zu leiden. Die Wärme im Raum sank bis unter den Null Punkt und ich fing an zu frösteln. Was eine Schlechte Nachricht alles bewirken konnte. Durch den Tränenschleier sah ich wie Angelina zurück taumelte und sich an einem Tisch festhalten musste um nicht umzukippen. Selbst die starken Jungs verloren kurz das Gleichgewicht und wurden kreidebleich. Niemand konnte sich gegen die Gefühle wehren.
»Warum ist er tot?«, brachte Justin hervor. Ich blinzelte mehrere male um eine klare Sicht zu bekommen und sagte »Ein Autounfall. Die Polizei sagt es sei ein geplanter Anschlag auf ihn gewesen.« Angelina schaffte es nicht mehr sich festzuhalten und fiel auf den Boden und fing an zu schluchzten. »Wie geht es denn jetzt weiter?«, fragte Mike. Sheela stand neben ihm und blickte ihn aus traurigen Augen an. »Ich weiß es nicht.«, gab ich offen und ehrlich zu. Charlie war mehr als nur unser Chef. Er war fast wie ein Kumpel für jeden von uns, wäre er jetzt hier, würde er versuchen die Stimmung von jedem zu bessern durch sehr schlechte Witze. Ich war nicht wie er und ich würde es auch nicht sein, dass ich jetzt die Verantwortung für den Laden übernehmen muss, fand ich nicht so prickelnd. »Wie geht es seiner Frau?«, fragte Sheela. »Wie soll es ihr wohl gehen? Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht. Ich habe mich nicht getraut sie anzurufen.«, sagte ich. »Und woher weißt du dann das du die Chefin bist? Vielleicht verkauft sie den Laden ja.«, meinte Mike. Ich schüttelte den Kopf und strich mir die Haare hinter die Ohren, damit ich freie Sicht hatte. »Charlie und ich hatten schon solche Gespräche, er hat mir versichert das ich die Chefin werde, falls er in Ruhestand geht. Aber ich werde noch mit seiner Frau sprechen, jedoch nicht jetzt. Sie hat wichtigeres zu tun.«, sagte ich ihnen und wartete auf eine Reaktion. »Woher weißt du eigentlich von dem Unfall?«, fragte Justin misstrauisch. »Ich habe die Informationen von einem Freund von mir, Angelina und Mike, ihr müsstet Jake noch kennen. Von ihm habe ich sie.«, sagte ich. Jake hatte ja auch für lange Zeit hier gearbeitet mit Angelina und Mike zusammen. Wir waren hier gute Kollegen gewesen bis die Ausbildungen anfingen. »Er macht ja die Ausbildung zum Polizist.«
»Aber er darf dir solche Sachen doch gar nicht sagen.«, meinte Justin. »Ja das ist richtig und es könnte ihm sein Ausbildungsplatz kosten, weshalb wir warten müssen bis alles öffentlich ist. Das wird nicht lange dauern. Der Laden war sehr bekannt und ich befürchte das seine Frau sich auch bald bei mir melden wird.«, erklärte ich. »Und was machen wir jetzt? Ich kann heute nicht arbeiten nach so einer Nachricht.«, sagte Angelina und versuchte wieder aufzustehen. »Das kann ich gut verstehen, ich möchte auch keinen heute dazu zwingen. Wer arbeiten möchte, kann das heute gern machen. Wenn nicht ist auch in Ordnung.«, sagte ich und meinte es wirklich ernst. Keiner musste heute arbeiten wenn er es nicht wollte. »Wirst du den Laden den geschlossen lassen wenn keiner arbeiten will?« Ich schüttelte den Kopf, ich würde auf jeden Fall hier sein und arbeiten, ich brauchte diese Ablenkung. Ich konnte jetzt nicht daheim sitzen und darüber nachdenken was jetzt für Folgen kommen würden. »Ich kann nicht.«, weinte Angelina und rannte aus dem Laden. Ich blickte ihr nach, ich verstand sie. Sie war jemand der alles sehr schnell ans Herz ging, Charlie war wie ein Vater für sie. »Ich geh ihr hinterher.«, teilte uns Mike mit und verließ ebenfalls das Café. Übrig blieben Sheela und Justin. Beide blickten sich an und schienen durch puren Blickkontakt zu kommunizieren. Ich atmete tief durch, ich wusste das keiner von beiden arbeiten wollen würde.
»Ich bleibe, was ist zu tun?«, fragte Sheela und schaute mich fragend an. Ich starrte sie genauso fassungslos an wie Justin. Wir waren uns beide sicher gewesen das Sheela gehen würde, aber das sie jetzt sogar arbeiten wollte, haute uns beide aus den Socken. »Sheela?«, fragte Justin. »Justin, ich kann jetzt nicht nach Hause und rum flennen. Cassie braucht mindestens eine Person um hier alles zum laufen zu kriegen.«, sagte sie und fing bereits an die Stühle von den Tischen zu stellen. »Ich geh. Viel Spaß.«, eingeschnappt verließ Justin das Café und lies mich mit einer motivierten Sheela zurück. Ich ging auf Sheela zu und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Sie zuckte unter meiner Berührung zusammen, lies meine Hand aber dort. »Sheela, wenn du nicht arbeiten möchtest, ist das völlig ok.«, versuchte ich es nochmal. »Nein, ich bleibe. Du kannst schon mal den Rest vorbereiten. Ich stellte die Stühle runter, wisch die Tische ab und lüfte danach.«, erklärte sie mir ihr vorhaben und machte bereits weiter. Meine Hand fiel von ihrer Schulter und ich schaute ihr verständnislos hinterher. Das es noch so Leute gab die genauso auf solche Nachrichten reagierten wie ich.
Ich drehte mich kopfschüttelnd um und ging zur Theke und wusch diese ab. Während Sheela die letzten Stühle runter stellte, holte ich die Tassen und die Gläser uns stellte sie schon in die Schränke. Ein geschäftiges Treiben herrschte bereits ohne Gäste, was würde wohl passieren wenn erstmal die Leute da waren? Jedoch dachte ich gar nicht mehr an Charlie sondern arbeitete einfach. Kurz bevor ich die Tür aufschließen wollte klingelte das Telefon. Sheela lief darauf zu und nahm es noch vor mir und sagte »Café Clockwork, Sheela hallo?« Ich lief zur Tür und schloss sie auf damit alle rein kommen könnten. »Cassie.«, sagte Sheela. Ich drehte mich zu ihr um und sah das sie mir das Telefon hinhielt. »Für dich.«, sagte sie. Ich runzelte kurz die Stirn lief dann aber auf sie zu und hörte hinter mir die Klingel. Ich nahm das Telefon von Sheela ab und sagte »Cassie, Hallo?« Sheela kam hinter der Theke hervor. »Hallo Cassie. Wie geht es Ihnen?«, fragte eine bekannte Stimme. »Oh Hallo Mrs. Brown.«, sagte ich, das sie heute anrief wunderte mich schon etwas. »Mr. Armstrong sagte mir, dass sie bereits bescheid wissen über Charlie.«, sagte sie. »Bitte?«, fragte ich erschrocken und schwor mir, Jake das nächste mal eine rein zu hauen wenn ich ihn sah. »Ja das ist gut, weil dadurch konntest du dich mit dem Thema auseinander setzen.«, meinte sie. »Wenn ihr heute den Laden geschlossen lassen wollen, versteh ich das. Ihr müsst heute nicht arbeiten.«, erinnerte sie mich. »Den Satz hab ich vorher auch benutzt bei meinen Kollegen.«, sagte ich und schmunzelte ein bisschen. »Du hast es den Kollegen bereits gesagt?«, fragte sie. »Ja hab ich. Ich und Sheela arbeiten jetzt.«, sagte ich. »Ja das ist gut. Kannst du die nächsten Tage vielleicht mal bei mir vorbei kommen? Dann können wir das weitere vorgehen besprechen.«, meinte sie. »Ja natürlich. Ich schaue mal wie ich es einrichten kann, wenn wir irgendwas helfen sollen, gib bitte bescheid, ok?«, sagte ich.
»Cassie, kommst du mal kurz?«, fragte Sheela und tippte mir auf die Schulter. »Warten Sie mal kurz Mrs. Brown.«, sagte ich zu der Frau meines verstorbenes Chefs. Ich drehte mich zu Sheela um und sah sie fragend an. Hinter ihr stand eine Frau mit einem Mann daneben, beide schauten ausdruckslos durch das Café. »Das sind zwei vom Gesundheitsamt.«, sagte Sheela. »Ausgerechnet heute.«, seufzte ich und gab Sheela das Telefon und stellte mich dann vor die beiden beamten. »Hallo, was kann ich für Sie tun?«, fragte ich höflich. »Wir kommen vom Gesundheitsamt Washington. Wir müssen einem Verdacht nachgehen.«, sagte die Frau. »Ein Verdacht?«, fragte ich und hoffte auf mehr Informationen, aber es kam nichts. Die beiden liefen stattdessen durch das ganze Café und nahmen proben. »Alles in Ordnung?«, fragte Sheela und gab mir das Telefon wieder. »Ja, es gibt ein Verdacht.«, knurrte ich und nahm das Telefon wieder ans Ohr. »Cassie ist alles in Ordnung bei euch.«, fragte sie vorsichtig. »Ja, irgendjemand hat uns angeschwärzt! Aber die werden nichts finden.«, sagte ich. »Das hoffe ich, aber ich vertraue dir Cassie. Mein Sohn kam gerade heim, wir sehen uns die Tage. Tschüss Cassie.« Ich nickte und sagte »Tschüss Mrs. Brown.« Sie legte auf und ich legte das Telefon endlich weg und sah zwei lachende Jugendliche vor dem Café.
»Sag mal, was wollen die eigentlich?«, fragte Sheela zickig und wollte gerade raus laufen, aber ich hielt sie zurück »Ich geh.« Ich lief nach draußen und fragte »Hallo, kann ich helfen?« Die beiden grinsten mich breit an. »Das Gesundheitsamt ist bei euch?«, fragte einer der beiden. »Ja, aber sie werden nichts finden.«, sagte ich und schaute zurück zum Laden. »Doch das werden sie.« Der Junge von beiden schlug dem anderen gegen die Schultern. »Wieso sollten sie denn was finden?«, fragte ich misstrauisch. Erst jetzt fiel mir die Mütze von dem einen Jungen auf. Sauer blickte ich auf das Logo vom Café Blueleagons. Das war das neue Café das ständig versuchte uns zu ruinieren. »Ach, habt ihr versucht uns aus dem Geschäft zu schmeißen?«, fragte ich. Beide schauten mich überrascht an. »Wenn ihr euren Erfolg feiern wollt, würde ich warten bis ihr die Infos bekommt das ihr recht habt. Ansonsten hats kein Sinn.«, meinte ich und wollte mich gerade wieder umdrehen als sie mich aufhielten. »Woher weißt du das wir schuld sind?«, fragte er. »Die Mütze mit dem Logo anzuhaben ist halt blöd.«, sagte ich und ging wieder in das Café.
»Cassie ich brauche dich hinter der Theke!«, rief Sheela hektisch und rannte von Tisch zu Tisch und zur Theke wieder zurück um die Bestellungen zu holen. »Jo bin da.«, bevor ich raus gegangen war, war hier doch noch nicht so viel los. Ich lief hinter die Theke und sah die vielen Zettel mit Bestellungen und arbeitete eine nach der anderen ab. »Also wir sind dann fertig.«, verkündete eine Frau hinter mir. Ich stellte den Latte Macchiato auf ein kleinen Teller und drehte mich dann zu den Beamten um. »Dann möchte ich Sie bitten, vor die Theke zu treten!«, sagte ich in meinem besten Befehlston. Ich konnte es leiden wies Zahnweh wenn man hinter der Theke stand, wo niemand was zu suchen hatte außer die Angestellten. Beide trollten sich vor die Theke und beobachteten meine und Sheelas Bewegungen genaustens. Ich schloss die letzte Bestellung ab und widmete mich dann den beiden. »Also, haben Sie was gefunden?«, fragte ich. Die Frau schüttelte frustriert den Kopf »Nein, Glückwunsch.« Der Mann sah da schon freundlicher und meinte »Es ist sogar alles bestens, Hygienisch sind sie einwandfrei! Machen sie nur so weiter dann passt alles. Den Chef würden wir dann gerne den Bericht abgeben.« Ich schluckte den riesen Kloß herunter und sagte »Sie können den Bericht mir geben, ich gebe es weiter.« Der Mann nickte und sagte dann »Wir schicken den Bericht an das Café. Auf Wiedersehen.«
»Hoffentlich nicht.«, antwortete ich und nahm die nächste Bestellung entgegen und arbeitete sie ab. »Hey, wer waren denn die vier miese Peter?«, fragte Adam vor der Theke. »Zwei vom Gesundheitsamt und zwei vom Café Blueleagons.«, klärte ich ihn auf und schaute kurz im Café rum. Wir hatten wieder volles Haus und Sheela war nur noch am hin und her rennen und fragen ob sie noch was mochten oder ob alles in Ordnung sei. »Und wo ist Charlie? Müsste er da nicht da sein wenn das Gesundheitsamt vor der Tür steht?«, fragte er ohne zu wissen was eigentlich los war. Jetzt wo alles erledigt war, musste ich zwangsläufig wieder daran denken und mir schossen wieder die Tränen in die Augen. »Fuck!«, zischte ich und drehte mich von den Kunden und Adam weg. »Schatz was ist denn?«, fragte er und kam hinter die Theke. Er schaute mich kurz an und nahm mich ohne ein weiteres Wort in den Arm. »Versprich mir, das du nicht einfach stirbst! Ok?«, fragte ich und krallte mich an ihm fest. »Versprochen!«, er schien die Botschaft dahinter verstanden zu haben was mit Charlie passiert war. »Ich werde dich niemals alleine lassen.« Er strich mir beruhigend über den Rücken und führte mich zu dem Stuhl hinter der Theke und setzte mich darauf. Langsam lies er mich los und kümmerte sich um die neusten Bestellungen und sprang dann noch ein als es Sheela zu viel wurde. Ich hatte wirklich den besten Freund. »Danke Adam.«, sagte ich leise und dachte an Charlie.
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Hey Leute,
nach langem endlich mal wieder ein Kapitel. Ich hoffe es hat euch gefallen. Es war natürlich nichts magisches im Kapitel, aber mal etwas vom ganz normalen leben. Wenn euch ein Kapitel Name einfällt, immer her damit. Ich wünsche euch noch ein schönes Wochenende.
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