Kapitel 12 (DGHD)

Cassies Sicht 

Der Anruf war kaum beendet, da rannten bereits alle los und ließen mich und Melissa zurück. Paige hatte uns mit dem Anruf mehr als nur beunruhigt, denn dem Haus war bisher noch nie etwas passiert. Natürlich war es schon oft Opfer der Zerstörung geworden, aber ein brand würde es komplett auslöschen, mit all unserem Inhalt. Aber wieso brannte das Haus denn nur? Wir hatten zwar Kerzen im Haus, aber die brannten fast nie. Aber keiner wusste, warum das Haus nun in Flammen stand. 

Wir rannten vom Strand weg und Diana übernahm zusammen mit Adam die Führung. Sie waren die schnellsten und die wo am Meisten Ausdauer hatten. Schnell merkte ich, dass ich diese Ausdauer aber nicht besaß und relativ unsportlich war, gegenüber den anderen. Einmal mehr ärgerte ich mich darüber und fragte mich, was es wohl brachte eine gute Hexe zu sein, wenn ich dadurch null Ausdauer besaß. Mittlerweile war viel Abstand zwischen mich und die anderen gefallen und Melissa ließ sich ebenfalls zurückfallen, damit ich nicht ganz alleine war. 

»Schade ... das ... wir nicht ... schneller ... sind.«, keuchte Melissa und ich hörte sie kaum, durch mein eigenes lautes Atmen und dröhnen meines Herzschlages. Ich musste definitiv sportlicher werden um die Mädels nicht mehr zu verlieren und in solchen Angelegenheiten endlich nicht die letzte zu sein. »Wenn wir nicht hinterher kommen, erfahren wir niemals was passiert ist!« Melissa kam langsam wieder zu Atem und schaute mich fragend an. »Kannst du schneller rennen?« Ich gab mir bereits schon die Mühe nicht stehen zu bleiben, schneller rennen war aber definitiv nicht drinnen. 

»Dann renn doch du schneller!«, zischte ich und blieb endlich stehen. All meine Muskeln brannten und durch meine Atemnot wurde mit schwarz vor Augen. »Okay, schaffst du es alleine?«, fragte sie und hörte sich an als würde sie mit einer Oma reden die sie über die Straße bringen wollte. »Geh schon!«, keifte ich und atmete tief durch und sah wie mein Blickfeld wieder klarer wurde und Melissa los sprintete. Irgendjemand würde mir bestimmt sagen was passiert war und wenn nicht, dann war das auch nicht so schlimm. Immerhin war das nicht das wichtigste. Wir hatten es geschafft den Zirkel zu vereinen, nun war der Dämon dran den wir erledigen mussten. Mich wunderte es stark, dass er uns noch nicht angegriffen hatte seid wir das Haus verlassen hatten um Prue in unseren Zirkel zu holen. 

»Das nenne ich mal entspannt hinterher trotten, oder nicht?«, fragte der Teufel höchstpersönlich und ich drehte mich wütend zu Prue herum. »Ich dachte du wärst auch ganz vorne.«, gestand ich und versuchte mich daran zu erinnern ob sie los gerannt war. »Um Jake in die Arme zu laufen? Nein danke. Ich begnüge mich damit, im Hintergrund zu agieren.«

»Was soll das heißen?«, argwöhnisch blickte ich sie an und fragte mich tatsächlich, was das alles bedeuten sollte. Hatte sie erneut vor uns irgendwie zu schaden? Zuzutrauen wäre es ihr definitiv. »Das soll heißen, dass ich mich nicht in vorderster Front stellen lasse um angegriffen zu werden.« Ich nickte nur leicht und lief los. Mit Prue zu reden stand jetzt nicht gerade auf meiner Prioritätenliste. Sie und ihr Zirkel waren dafür verantwortlich das Faye starb und wir an Macht verloren hatten. Das durfte keiner von uns jemals vergessen, egal wie gut sich Prue gab und wie unantastbar sie sich fühlte, sie war im Vergleich zu uns ein nichts.

»Prue, geh nach Hause oder lauf los, aber geh mir nicht auf die Nerven!«, meckerte ich und lief schneller, aber Prue ließ sich nicht abwimmeln und folgte mir auf Schritt und Tritt. »Ach Cassie, so schlimm ist das doch nun auch wieder nicht. Ich weiß das ihr mich nicht leiden könnt, aber das müsste ihr ja zum Glück auch gar nicht. Ihr müsst mich nur akzeptieren.«, meinte sie und lief gemütlich neben mir her. »Du verstehst es nicht oder?«, fragte ich und hoffte das sie mich nur veräppelte, aber ihr ernstes Gesicht veränderte sich nicht. »Wir wollen dich gar nicht! Du bist nur im Zirkel weil wir einen vollständigen brauchen um gegen die Dämonen zu kämpfen. Wir wären weiterhin auch gut ohne dich ausgekommen, aber das geht leider nicht. Akzeptieren, tolerieren oder mögen, wird niemals in Frage kommen. Dulden ist wohl das Beste was wir dir gegenüber zeigen können. Wir dulden dich nur!« Mit jedem weiteren Satz den ich sprach, wurde ich lauter und meine Wut ihr gegenüber weniger. Es war unfair ihr das jetzt alles an den Kopf zu werfen, immerhin wusste  sie was sie alles falsch gemacht hatte, ob sie es nun zugab oder nicht. Sie würde sich vermutlich nicht innerlich zerfleischen, weil sie Faye umgebracht haben, aber sie wird es auch nicht vergessen. Allein dafür würden wir immer sorgen. 

»Das weiß ich, aber es ist schön zu hören das mal jemand den Mumm hat, mir das zu sagen.«, sagte Prue ehrlich und lief schweigend neben mir her. Völlig verdattert blickte ich sie an und fragte mich tatsächlich, was nun schon wieder passiert war. Ich hatte ihr die Wahrheit gesagt, meiner Wut Luft gemacht, aber anstatt das sie sauer war, bedankte sie sich bei mir. Irgendwie war ich doch im falschen Film gelandet. 

Zu zweit erreichten wir mittlerweile die große Wiese, die um unser verlassenes Haus gewachsen war, und schauten auf die Flammen. Das Haus brannte, aber etwas stimmte nicht mit den Flammen, sie bewegten sich nicht, auch nicht der Rauch. Verwirrt fragte ich mich, wie das nur sein konnte. 

»Wie geht das denn?«, fragte auch Prue neben mir und staunte über dieses Wunder. In der Natur würde so etwas niemals zustande kommen. »Diana, dein Part!«, rief Piper und ich sah wie sie die Hände in Richtung des Hauses hielt. Auch ihre Finger waren gespreizt. »Oh mein Gott, bin ich blöd!«, sagte ich und schlug mir die Hand an die Stirn. Piper hatte das Haus erstarren lassen, damit sie es irgendwie löschen könnten. Diana und ich hatten es geschafft, eine eigene Kraft zu entwickeln, jedoch war meine hier nutzlos, Dianas hingegen ein großer Vorteil. 

»Cassie, bist du da?!«, hörte ich Phoebe schreien. Schnell lief ich zu ihr und sagte »Ja, ich bin da.« Erfreut drehte sie sich um und erstarrte in ihrer Bewegung. Ihr blick war auf Prue gefallen und verfinsterte sich stätig. »Phoebe, was braucht ihr von mir?«, fragte ich um sie abzulenken. Sie giftete noch kurz Prue an und widmete sich dann mir. »Kannst du vielleicht den Rauch verscheuchen? Ich befürchte als Zirkel können wir das noch nicht, dafür sind unsere Bande noch zu gefährdet!«, sagte sie und warf dann wieder ein wütenden Blick auf Prue. Diese war gerade dabei das Haus anzuschauen und bemerkte den Blick gar nicht erst. »Okay, ich kann es versuchen.« Also war die Rettung des Hauses jetzt an erster Stelle. Diana war bereits dabei ins Haus zu laufen und zog eine blaue Linie hinter sich her. Erst als ich näher an diese Linie trat, erkannte ich, dass es Wasser war das sie benutzen würde, um das Haus zu löschen. 

Ich trat näher an das Haus und konzentrierte mich auf die Luftströme die um das Haus strömten. Sie waren zu stark, als das ich sie nicht erkennen könnte, aber ob ich sie auch beeinflussen konnte war die große Frage. Dafür hatte ich meine Gabe noch nicht ausgereift, aber vielleicht schaffte ich es, wenn ich näher ran kam? Wir hatten auf dem Dachboden ein Balkon der mich näher an das Dach brachte um den Rauch zu verschieben. Ich würde Diana benötigen. 

»Diana, warte!«, rief ich und lief schnell ins Haus hinterher. Hier drinnen sah es noch komischer aus als draußen. Einige Deckenbalken waren bereits herunter gekommen und lagen brennend vor Dianas Füßen. Sie versuchte die Balken zu löschen und verbrauchte viel von ihrem Wasser das sie mit rein gebracht hatte. »Diana, kannst du mir einen Weg frei löschen zum Dachboden?«, fragte ich und hörte das knacken von Holz. Ein weiterer Balken kam direkt auf Diana zugeflogen. Ohne groß darüber nachzudenken, riss ich meinen Arm nach oben und schickte einen Luftstoß gegen ihn und schleuderte den Balken ins hintere Eck des Zimmers. 

»Danke Cassie. Mhm, das wird schwer, aber ich denke wir schaffen das.«, meinte Diana und wir kämpften uns bereits weiter durch zur Treppe. »Oh Gott, wenn Pipers Kraft nach lässt, sitzen wir in der Falle, ich hoffe das ist dir bewusst?«, fragte Diana ängstlich. »Piper würde die Erstarrung nicht auflösen solange wir hier drinnen sind. Also komm.«, drängte ich sie und schob sie auf die Treppe zu. Natürlich bekam ich es auch mit der Angst zu tun. Die Angst das plötzlich etwas schief ging und wir hier verbannten war groß, aber wenn ich mich davon beeinflussen ließ, könnte ich gleich aufgeben. 

»Okay, ich passe auf das dir nichts auf den Kopf fliegt und schieb die Sachen auf die Seite, du löscht alles vor dir.«, meinte ich um uns hier zu motivieren. »Okay, los gehts.«, sagte Diana und atmete tief durch und lief die Treppen nach oben. An einigen stellen war sie schon kaputt und wiesen Löcher auf die in den Keller führten, der ebenfalls schon leicht brannte. Diana löschte etwas vor ihr und trat leicht zur Seite das ich erkannte was es war. Es war ein Tisch mit einer Lampe. Kurz konzentrierte ich mich um der Luft zu befehlen, den Tisch wegzuschieben. Der Tisch verschob sich unter großen Knarren und endete kurz vor der Wand. Zusammen liefen wir weiter. 

Es war so eine eintönige Arbeit für uns beide. Diana löschte, ich schob und schleuderte herunterfliegende Dinge beiseite. Wir waren beide damit beschäftigt und ich ließ immer wieder meine Gedanken schweifen und fragte mich, was wohl noch alles passieren würde. Würden wir jemals Ruhe haben und konnten wir jemals ein normales Leben führen indem ich nicht in brennende Häuser rennen würde? Würde ich mit Adam Kinder bekommen und unsere Gaben weitervererben? Auf das sie ihr Leben ebenfalls in Angst leben mussten?

»Cassie, kann ich dich dort alleine lassen? Der Dachboden ist soweit gelöscht!«, rief Diana und wedelte mir vor den Augen herum. »Hä?« Ich blickte mich um und erkannte, dass wir bereits auf dem Balkon standen, der Rauch war auch hier schlimmer als unten. Ein beklommenes Gefühl suchte mich heim, als ich daran dachte, wie ich meine Hand in den Rauch steckte und sie auf einmal komplett verschwand. »Ob ich dich hier alleine lassen kann?«, fragte Diana erneut und ich nickte. Ab hier würde meine Aufgabe beginnen. Diana atmete kräftig aus und ließ kurz die Arme hängen. Sie schmerzten bestimmt schon, genauso wie ihr Kopf. Wir hatten beide schon bemerkt, wo unsere Grenzen lagen, denn wenn wir sie erreichten, bekamen wir unerträgliche Kopfschmerzen. Weiter war noch keiner von uns gegangen, aber ich befürchtete, dass wir das nun machen mussten. Diana um das Haus weites gehend zu löschen und ich den Rauch verschwinden zu lassen, damit die Menschen aus der Stadt ihn nicht sahen und hier raus kamen um zu schauen was war. Wenn das passieren würde, wäre das Haus tatsächlich verloren. 

»Diana, wie geht es deinem Kopf?«, fragte ich und schaute sie prüfend an. »Er tut weh.«, gestand sie und hob ihn sich auch kurz und schwankte in meine Richtung. »Oh Gott Diana!«, rief ich aus und stützte sie. »Du solltest sofort aufhören.«, bat ich und wusste das es umsonst war, Diana würde weiter machen. Wenn wir das Haus verloren, war es ebenfalls ein Verlust für uns alle. Und ein Stück von Faye wäre ebenfalls weg. Ich wusste nicht wer dieses Haus als erster gefunden hat und für den Zirkel benutzte, aber Faye hatte mich hier damals aufgeklärt das wir Hexen waren. Ich verband auch dieses Haus mit ihr. 

»Nein auf keinen Fall.«, sagte Diana und hob erneut die Hände und bewegte sie in einem Kreis. Über unseren Köpfen teilte sich aus der Luft Wasser und erschien direkt vor ihr. »Wir haben eine Aufgabe bekommen, diese müssen wir zu ende bringen! Ich komme dich holen sobald ich fertig bin!« Das ihr das Wasser gereicht hatte, wunderte mich stark. »Okay. Pass auf dich auf.«, bat ich sie, als sie bereits wieder rein lief. Ich hoffte das uns beiden nichts passierte. Fest in Gedanken versunken, begann ich meine Arme zu heben und die Luft zu bewegen um den Rauch zu verteilen. 

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