Kapitel 20: Turino kehrt zurück
Jayden begleitete Turino hoch in die Wohnung, seine Hand hielt seinen Oberarm dabei fest umschlossen.
„Wie habt ihr ihn gefunden?", fragte ich Mia während wir einige Schritte hinter den beiden gingen.
Mia kräuselte nachdenklich die Stirn bevor sie antwortete. „Er hat uns gefunden. Wir waren gerade auf dem Rückweg vom Panini-Laden, als er uns nachgelaufen ist. Er sagte er wisse jetzt ganz sicher wo die Seite sei, es gäbe allerdings ein Problem."
„Was für ein Problem?", wollte Ben wissen.
„Keine Ahnung.", Mia zuckte die Achseln „Turino meinte er wolle es uns zusammen sagen, damit er sich nicht so oft wiederholen muss."
Oben in der Wohnung angekommen drückte Jayden Turino auf das wieder zusammengeklappte Sofa und setzte sich neben ihn. Jedem von uns war wohl bewusst, dass dies keine Geste der Freundlichkeit war, sondern dass Jayden in der Lage sein wollte, Turino aufzuhalten sollte er fliehen wollen.
„Wieso bist du weggelaufen?", stellte Ben nach einigen Momenten die erste und eine unser wohl wichtigsten Fragen.
Turino der nervös seine Lippen spitzte ließ seine Fingerknöchel knacken. Mia zuckte zusammen und öffnete den Mund, wohl um ihn zu bitten dies zu lassen, als Turino leise sagte: „Es war mir peinlich."
Jaydens Gesichtszüge waren angespannt und man konnte deutlich sehen, dass es ihn viel Mühe kostete Turino nicht anzuschreien als er fragte: „Was?"
„Ich habe die Seite nicht mehr!", dramatisch gestikulierend warf Turino seine Hände in die Luft.
Oh nein, das war gar nicht gut. Ich hatte gehofft, er würde die Seite haben. Ich dachte vielleicht müssten wir ihn ein wenig überreden, aber ich war fest davon ausgegangen er würde sie uns aushändigen. Wenn Turino sie gar nicht mehr hatte...
„Wer hat sie denn?", erkundigte ich mich.
Er stöhnte genervt auf: „Barbara!"
Bei diesem Namen klingelte etwas in meinem Kopf. Turino hatte schon einmal eine Barbara erwähnt. Im Zusammenhang mit dem Tag, an dem er seine Kräfte entdeckt hatte.
„DIE Barbara?", fragte Mia jetzt „Die die du gerettet hast?"
Turino nickte.
„Wieso hat sie die Seite?"
„Weil ich sie ihr geschenkt habe."
Es kostete mich sehr viel Kraft mir nicht die Hand vor die Stirn zu schlagen so wie Jayden es in diesem Moment tat.
„Aber wieso?", hakte ich weiter nach, obwohl es eigentlich unwichtig war.
„Naja...", Turino zögerte ein wenig „Weil ich sie geliebt habe."
„Und als Zeichen deiner Liebe hast du ihr die Seite geschenkt? Eine leere Seite? Warum denn keine verdammte Kette?" Jayden fluchte unwirsch und Turino zuckte erschrocken zusammen.
„Das...das war blöd... Aber wir wollten...heiraten und meine...meine Mutter sagte immer die Seite sei das Wertvollste, das wir besitzen. Barbara wusste das auch. Dann habe ich ihr als Zeichen, dass sie das Wichtigste für mich ist, das wertvollste geschenkt, dass ich hatte. Sie wusste es auch zu würdigen. Sie hat doch so oft mit angehört wie meine Mutter mir gesagt hat ich solle die Seite mit Leib und Seele beschützen. Ich konnte ja nicht ahnen..."
„Nein konntest du nicht.", fuhr Jayden ihn an: „Deine Mutter meinte es ist unglaublich wertvoll... nein du konntest es ja nicht wissen du..."
„Jayden!", griff ich ein bevor Jayden Turino noch in die Flucht trieb: „Das hat doch keinen Sinn! Reg dich ab!" Ich wandte mich an Turino: „Das ist doch dann kein Problem. Wir fragen Barbara einfach..."
„Ähhhm...", verlegen blickte Turino auf seine roten Turnschuhe: „Es gibt nur ein...winziges...Problem. Wir haben uns getrennt. Kurz vor unserer Hochzeit."
„Sag mir bitte", flehte Mia „dass es eine Trennung im Guten war."
„Ähhh", sagte Turino wieder und Jayden schlug sich mit der flachen Hand und voller Wucht auf den Oberschenkel. Ben, Mia und ich warfen ihm einen vorwurfsvollen Blick zu, aber er stand nur auf und begann, im Raum rum zu tigern.
Obwohl auch er fast mit den Nerven am Ende zu sein schien wandte sich Ben ganz ruhig an Turino: „Was ist denn passiert."
Dieser wurde knallrot und nuschelte: „Habe zwei Kamele gekauft..."
„Wie bitte?", Mia blinzelte.
„Von unserem gesparten Geld."
„Oh nein.", murmelte ich.
„Das wir eigentlich für die Hochzeit verwenden wollten...", beendete Turino leise.
Mia und ich starrten ihn fassungslos an. Er hatte mit dem Geld für seine Hochzeit lieber ein Kamel gekauft? Dann konnte er sich von seiner Freundin ja gar nicht im Guten getrennt haben...
„Aber wieso?", fragte ich.
„Weil ich sie züchten wollte. Ihr glaubt gar nicht wie viel Geld, das gebracht hätte und das hätten wir dann für unser Haus ausgeben können!"
„Gebracht HÄTTE?"
Jetzt wurde Turino noch röter: „Es waren zwei Männchen."
Ben und Jayden begannen gleichzeitig zu lachen.
„Aber der Typ, der die Kamele verkauft hat, drängte sie mir förmlich .", versuchte sich Turino mit schwacher Stimme zu verteidigen.
„Wie kann man denn nur so...", fing Jayden an, aber ich stupste ihm unsanft in die Seite bevor er Turino wieder verjagte. Wir brauchten ihn noch und da war es nicht gerade hilfreich, wenn Jayden gemein zu ihm war.
Mia ließ sich auf der Seite von Turino nieder, die Jayden nicht in Beschlag nahm und legte einen Arm um seine Schultern als er anfing zu schluchzen: „Ich...ich habe sie wirklich geliebt...ich hab das doch für unsere...unsere Zukunft getan."
„Weißt du", sagte Mia und versuchte anscheinend möglichst erwachsen zu wirken, wobei Ben sich die Hand vor den Mund hielt, wahrscheinlich um sie nicht auszulachen „Frauen mögen es nicht, wenn man mit ihrem Geld einfach so etwas kauft und es vorher nicht mit ihnen abspricht. Sie denken dann, ihre Meinung würde euch Männern nichts bedeuten. Und wenn das Geld auch noch für ihre Hochzeit war...uhh da hast du ein Problem mein Lieber."
Turino schluchzte nur noch lauter. Mia biss sich auf die Lippe und murmelte: „Verdammt ich kann so etwas einfach nicht." Ihren Arm ließ sie dennoch über Turinos Schulter liegen.
„Besitzt du die Kamele noch?", fragte Ben und kratzte sich am Kinn.
„Nein. Ich habe es zum Glück geschafft sie zu verkaufen. Naja, ...was heißt zum Glück? Ich habe sie deutlich unter ihrem eigentlichen Wert verkauft."
„Hast du Barbara das Geld zurückgegeben?"
„Das Geld, dass ich bekommen habe, habe ich ihr tatsächlich angeboten. Aber sie meinte sie wolle es nicht und ich soll es mir in den...naja sonstwohin stecken.
„Kann man es ihr verübeln?", murmelte ich.
Jayden sah Turino jetzt weder belustigt noch wütend, sondern nur äußerst konzentriert an: „Gibt es denn gar keine Möglichkeit irgendwie an die Seite zu kommen?"
„Ich weiß es nicht."
„Was ist...", meldete sich Mia zu Wort: „Wenn wir einfach mal versuchen mit Barbara zu reden und ihr erklären, wie wichtig diese Seite für uns ist?"
Ich nickte: „Das ist wahrscheinlich das Beste, das wir machen können."
Turino sah gar nicht begeistert aus: „Sie wird euch im hohen Bogen rauswerfen. Oder euch für verrückt erklären!"
„Ich könnte auch einfach...", begann Jayden, doch Turino sprang auf uns sah ihn wütend an: „Du wirst nicht in ihrem Kopf rumwurschteln, Gedankenleser! Das ist meine einzige Bedingung. Ich helfe euch so gut ich kann und bringe euch zu Barbara, aber du wirst nicht in ihren Kopf eindringen!"
Jayden blickte verdrießlich drein und machte gerade den Mund auf, als Ben Turino die Hand hinstreckte „Einverstanden! Wann können wir starten?"
„Also...", Turino blickte verlegen „Barbara ist wieder zu ihren Eltern gezogen. Also besser gesagt in die Wohnung unter ihren Eltern. Die wohnen in den Bergen, ein wenig entfernt von hier... je nachdem wie schnell der Zug fährt, müssen wir schon ein wenig Zeit einplanen. Und ich habe meinen Vater gerade erst ein paar Tage im Laden allein gelassen. Übermorgen?"
Ich runzelte zwar die Stirn aber Mia und Ben nickten und sagten: „Einverstanden!" Jayden sagte ausnahmsweise gar nichts.
Übermorgen? Das waren ja noch zwei ganze Tage bis dahin. Wer wusste schon was in dieser Zeit alles passieren könnte? Uns könnte zum Beispiel jemand zuvorkommen und die Seite an sich nehmen. Aber ohne Turino konnten wir wohl schlecht zu seiner Ex-Freundin fahren. Oder würde seine Abwesenheit unsere Chancen an die Seite zu gelangen vielleicht sogar erhöhen? Sie musste wirklich unglaublich wütend auf ihn sein. Und man konnte es ihr wirklich nicht verübeln. Wäre er MEIN Freund gewesen, hätte ich ihn wohl auch hochkant rausgeschmissen. Und zwar sowas von. Zwei Kamele kaufen von dem Geld für die gemeinsame Hochzeit. Typisch Mann.
Mia wandte sich mir zu: „Bist du denn schon bereit für eine Reise?"
„Wir machen doch nichts Anstrengendes. Wir versuchen nur Turinos Ex-Freundin zu überreden uns die Seite zu überlassen."
Turino schüttelte daraufhin den Kopf: „Glaub mir, das wird ganz sicher anstrengend..."
Doch Mia unterbrach ihn und erklärte: „Ich meine...wenn wir die Seite haben wird uns der Globus vermutlich an den nächsten Ort bringen. Und das heißt wir müssen wieder reisen."
„Vergiss nicht: ich bin schon am Tag meiner Verletzung mit dem Globus geflogen. Kurz nach einer OP. Ich staune zwar selbst über die schnellen Regenerationsfähigkeiten meines Körpers, aber mir geht es gut. Die Wunde könnte nicht besser heilen und so lange wir an keinem Marathonlauf teilnehmen müssen..."
Mia wollte noch etwas sagen aber Ben schritt ein: „Mia, wenn sie sagt es geht, dann geht es. Außerdem haben wir noch zwei Tage bevor wir aufbrechen."
Obwohl ihr der Gedanke noch nicht zu 100 % zu gefallen schien, dass ich schon wieder reisen würde, versuchte Mia ihre skeptische Miene durch eine fröhliche zu ersetzen und klatschte in die Hände: „Dann sollten wir jetzt wohl Reisevorbereitungen treffen."
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