Nachhilfe

Als sich erstmal herumgesprochen hatte, dass Denny und ich ein Paar waren, brach die reinste Hölle über mich zusammen. Die Mädchen durchlöcherten mich förmlich mit Fragen, während die neidischen Jungs abfällig über Denny herzogen. Gryffindor und Slytherin waren beiderseits geschockt darüber, dass sich jemand aus ihrem Haus mit dem Feind verbündet hatte. Doch ich war nicht die einzige, die unter dem Trubel litt. Denny traf es weitaus schlimmer als mich. Er wurde ziemlich übel beschimpft und sein eigenes Haus wandte sich gegen ihn. Mehrmals ging ich in der Pause zu ihm rüber, um die anderen Slytherins von ihm fern zu halten.

>>Vielleicht war das alles doch keine so gute Idee<<, flüsterte ich ihm leise, beim Mittagessen am Samstag, ins Ohr.

>>Es sind doch nur noch fünf Monate <<, meinte er zuversichtlich. Dunkle Schatten lagen unter seinen Augen und er wirkte erschöpft.

>>Du hast schlecht geschlafen! <<, stellte ich fest und musterte ihn besorgt.

>>Nicht so schlimm. Ich werde nicht gleich daran sterben<<, sagte er mit einem schiefen Lächeln, was wenig überzeugend aussah. Darauf erwiderte ich nichts mehr und biss gedankenverloren von meiner Hähnchenkeule ab.

Auch Remus verhielt sich seitdem merkwürdig. Er schien mir aus dem Weg zu gehen und wirkte im Unterricht eher kühl und distanziert. Aber vielleicht bildete ich es mir auch nur ein. Der übliche Schulstress, der Druck beim Quidditchtraining und die Sache mit Denny, belasteten mich zunehmend, und vielleicht sah ich Dinge, die gar nicht der Realität entsprachen. Trotzdem nahm ich mir vor, Remus in der kommende Woche zu besuchen.

>>Habt ihr schon gelesen? Sirius Black erwartet der „Kuss des Dementors". Das Ministerium hat den Dementoren die Erlaubnis dazu erteilt, sollten sie ihn finden<<, berichtete Bella am nächsten Tag beim Frühstück. Aufgeregte zeigte sie uns den Artikel im Tagespropheten.

>>Das ist ja entsetzlich! <<, sagte Helga sichtbar schockiert.

>>Was für eine fürchterliche Strafe! <<, stimmte ich ihr zu und trank einen Schluck von meinem Kaffee.

>>Er hat es doch verdient oder nicht? <<, meinte Jessica, die neben mir saß, abfällig.

>>Ich finde, niemand hat so ein Schicksal verdient. Schon allein die Vorstellung ein Dasein als leblose Hülle zu fristen...Furchtbar. << Ich versuchte mir vorzustellen, wie es wohl sein musste, ohne Seele zu existieren. Bei dem bloßen Gedanke daran erschauderte ich.

>>Aber er ist ein Massenmörder! << Aufgebracht sah sie mich an.

>>Und du meinst, das rechtfertig so eine Strafe? Ich finde ein lebenslanger Aufenthalt in Askaban ist Bestrafung genug. << Abschätzend schaute ich sie an. Ich bemerkte wie sie rot anlief und dann wütend den Blick abwandte. Kurz schüttelte ich den Kopf über sie, als plötzlich Oliver freudestrahlend zu uns rüber gerannt kam.

>>Hey Leute, habt ihr schon gehört? Harry hat seinen Feuerblitz von McGonagall wieder ausgehändigt bekommen. Damit werden wir die Ravenclaws plattmachen! << Stolz und überglücklich blickte er in die Runde.

>>Harry Potter hat einen Feuerblitz? <<, fragte ich verwundert.

>>Ja, zu Weihnachten hat er einen geschenkt bekommen. Da allerdings kein Absender draufstand, hat ihn Professor McGonagall konfisziert<<, erklärte er mir aufgeregt.

>>Vielleicht sollte ich mir auch einen Feuerblitz zulegen<<, überlegte ich laut.

>>Das wäre fantastisch, Stella! Du musst dir unbedingt einen bestellen! <<, feuerte Oliver mich an. Grinsend blickte ich zu ihm auf und musste über seine kindliche Begeisterung lachen.

>>Ich werde mal sehen, ob ich in den Osterferien einen auftreiben kann<<, versprach ich.

Beim kommenden Spiel gegen Ravenclaw gewannen wir Haushoch, und die Freude wurde noch verstärkt, als Slytherin glatte fünfzig Punkte abgezogen wurden, da sie das Spiel behindert hatten. Malfoy, Crabbe, Goyle und Flint hatten sich als Dementoren verkleidet und waren auf das Spielfeld geschlichen. Doch Harry hatte sie mit einem Patronus Zauber aufgehalten.Fred und George organisierten eine fette Party im Gryffindorturm. Sie hatten sogar jede Menge Butterbier aufgetrieben. Wir feierten bis in die Nacht hinein. Die Party fand erst ein Ende, als Professor McGonagall, um ein Uhr morgens, im Morgenmantel und Haarnetz, auftauchte und uns ins Bett schickte

Ein plötzlicher Schrei riss mich jedoch aus meinem wohlverdienten Schlaf. Verwirrte blickte ich mich in unserem Schlafsaal um. Auch Helga und Bella saßen kerzengerade in ihren Betten.

>>Wer hat da geschrien? <<, fragte Helga verschlafen und schaute sich ebenso verwirrt um, wie ich. Draußen hörte man Türen klappern und mehrere Schritte.

>>Wir sehen besser mal nach, was da los ist! <<, sagte ich und sprang leichtfüßig auf. Mit den Fingern durchkämmte ich meine schwarzen Locken, während ich mir meinen roten Morgenmantel überzog. Gähnend schlurfte ich mit ein paar anderen die Treppe zum Gemeinschaftsraum hinunter. Ein paar Jungs hatten sich dort bereits eingefunden.

>>Alle zurück in die Betten! <<, rief Percy, der gerade herbei gerannt kam.

>>Percy – Sirius Black! In unserem Schlafsaal! Mit einem Messer! Hat mich geweckt! <<, meinte Ron bestürzt. Offensichtlich war er es gewesen, der geschrien hatte.

>>Unsinn! Du hast zu viel gegessen, Ron – davon hat mal Alpträume - <<, sagte Percy.

>>Ich sag dir doch - <<

>>Jetzt aber wirklich! Genug ist genug! << Professor McGonagall war ebenfalls in den Gemeinschaftsraum getreten.

Ron versuchte ihr zu erklären, dass er keinen Alptraum gehabt und wahrhaftig Sirius Black gesehen hatte. Erst glaubte sie ihm nicht, doch Sir Cadogan, der als Vertretung für die fette Dame fungierte, bestätigte das Gesagt. Er hatte Black reingelassen, da er das Passwort kannte.

>>Welcher unsägliche Dummkopf hat die Passwörter von dieser Woche aufgeschrieben und sie herumliegen lassen? <<, fragte McGonagall mit zittriger Stimme. Zunächst herrschte vollkommene Stille, bis Neville Longbottom langsam die Hand hob.

Das Schloss wurde erneut durchsucht, doch erfolglos. Sirius Black war wieder entkommen. Die Sicherheitsmaßnahmen wurden noch verschärft. Sir Codogan wurde gefeuert und die fette Dame kehrte an ihren alten Platz zurück.

>>Miss Winger, auf ein Wort! <<, hielt mich Professor Snape nach dem Unterricht am Montag auf.

>>Ich fürchte, dass ihre Extrastunde am Donnerstag ausfallen muss<<, stellte er mir gegenüber klar.

>>Oh..., warum denn? Ich wollte doch die Diptamessenz fertigstellen<<, enttäuschte blickte ich ihn an.

>>Ich muss ein paar wichtige Besorgungen erledigen<<, rechtfertigte er sich. Er schien über irgendetwas verärgert zu sein.

>>Vielleicht kann ich Ihnen helfen<<, bot ich aus einem plötzlichen Impuls heraus an. Innerlich schüttelte ich selbst den Kopf über mich. War ich denn völlig übergeschnappt? Auch der Professor schien überrascht über mein plötzliches Angebot.

>>Ich denke, Sie werden mir keine große Hilfe sein. Ich muss seltene und vor allem teure Zutaten besorgen. Die bekommt man nicht einfach an jeder Straßenecke. << Ungehalten warf er seine Aktentasche auf den Tisch und begann seine Unterlagen einzusortieren.

>>Verstehe<<, sagte ich schlicht und wandte mich zum Gehen. Ich war schon fast aus dem Klassenraum verschwunden, als Snape wütend vor sich her murmelte:

>>Er wird ja wohl mal einen Monat ohne Trank überstehen. Dumbledore soll sich mal nicht so haben! << Verwundert drehte ich mich um, doch der Professor schien zu sehr in Gedanken versunken, um mich zu bemerken. Nachdenklich trat ich auf den zugigen Gang und dachte über Snapes Worte nach... Schlussendlich wollte ich mich aber auch nicht in seine Privatangelegenheiten einmischen und verscheuchte die Gedanken aus meinen Kopf.

Der Montag zog ereignislos an mir vorbei, genauso wie der Dienstag. Mittwoch hatten wir dann wieder Verteidigung gegen die dunklen Künste.

>> Oger sind äußerst kräftig, aber dumm. Trotzdem sollte man sie lieber nicht unterschätzen. Sie sind menschenfressende Monster und wissen wie sie mit ihrer Keule umzugehen haben<<, erklärte Remus der Klasse.

Die ganze Stunde über versuchte ich seine Aufmerksamkeit zu erlangen, doch er ignorierte mich. Er sah wieder kränklich und blass aus, und ich vermutete, dass er sich wieder etwas eingefangen hatte. Eigentlich wollte ich ihn nach der Stunde auf sein seltsames Verhalten ansprechen, doch Denny wartete auf mich vor dem Klassenzimmer.

>>Was machst du hier? <<, fragte ich überrascht. Lächelnd kam er auf mich zu.

>>Mir ist zu Ohren gekommen, dass deine Extrastunde bei Snape ausfällt. Also dachte ich mir, wir könnten die Gunst der Stunde nutzen und du gibst mir ein bisschen praktischen Unterricht. << Kurz dachte ich über seinen Vorschlag nach. Eigentlich wollte ich Remus besuchen, doch das könnte ich auch danach noch erledigen.

>>Sicher, ich werde Professor Snape fragen, ob wir sein Klassenzimmer nutzen dürfen.<<

Gesagt getan. Snape war zwar nicht besonders angetan von der Idee, doch er willigte schließlich ein.

>>Also, wir brauchen 7 Tropfen von der Murtlap-Essenz, 3 Löwenfischgräten, 3 Unzen Ingwer, 12 Blutblasenschoten, 4 Unzen getrockneter Roter Klee, 1 Messlöffel Knöterich und 2 Liter Wasser <<, las Denny laut aus dem Lehrbuch vor. Zustimmend nickte ich und sah dabei zu, wie er die benötigten Utensilien auf dem Tisch verteilte. Dann goss er Wasser in einen Zinnkessel und brachte es mit einer kleinen Flamme zum Kochen.

>>Gut, dann versuche es jetzt weiter, ohne Lehrbuch<<, forderte ich ihn auf und musste über seinen entsetzten Blick leicht schmunzeln.

>>Keine Sorge, ich werde dir natürlich helfen<<, versicherte ich ihm. Während er den Ingwer und die Blutblasenschoten in 1,5cm große Stücke zerkleinerte, behielt ich die Wassertemperatur im Auge.

>>Warum hast du eigentlich keinen Freund? <<, fragte mich Denny so überraschend, dass ich leicht zusammen zuckte.

>>Hab ich doch jetzt<<, erwiderte ich scherzhaft und begutachtete seine Schneidtechnik.

>>Einen richtigen Freund. << Er warf mir einen ernsten Blick zu, ehe er sich weiter auf seine Arbeit konzentrierte.

>>Ich habe eher schlechte Erfahrungen damit gemacht<<, sagte ich ausweichend und sah dabei zu, wie er vorsichtig den Ingwer und die Schoten ins kochende Wasser gab. Dann fügte er noch die Löwenfischgräten, die Murtlap-Essenz und den Knöterich hinzu.

>>Jetzt zweimal im Uhrzeigersinn umrühren und den Klee hinzufügen<<, erklärte ich.

>>Was für schlechte Erfahrungen? <<, bohrte Denny nach, während er meine Anweisungen befolgte.

>>Ich musste feststellen, dass die meisten Jungs andere Bewegründe für eine Beziehung haben, als ich sie habe. << Ich stellte die Flamme etwas größer und bemerkte aus dem Augenwinkel, wie Denny mich verständnislos musterte.

>>Sie standen nur auf mein Äußeres und mein Ansehen in der Schule. Wollten mit mir angeben, oder mich nur ins Bett kriegen. << Allein bei dem Gedanken daran, verzog ich das Gesicht.

>>Also halte ich mich lieber zurück und warte auf den Richtigen<<, fügte ich seufzend hinzu. Verstehend nickte Denny.

>>Und was ist mit dir? <<, wechselte ich das Thema. Bekümmert senkte er kurz den Blick.

>>Wenn es nach meinen Eltern geht, dann werde ich nach meinem Abschluss Viktoria Fawley heiraten, das ist ein Mädchen ein Jahrgang unter uns. Sie haben bereits ein Haus für uns ausgesucht und hoffen, dass wir spätestens in einem Jahr einen Nachkommen zeugen<< Seine Stimme klang eiskalt, als er das sagte. Entsetzt weiteten sich meinen Augen.

>>Das ist ja... furchtbar <<, brachte ich stockend hervor.

>>So ist das nun mal bei Reinblütern<<, erwiderte Denny distanziert und wandte sich wieder dem brodelnden Kessel zu.

>>Wissen sie denn, dass du zurzeit mit mir zusammen bist? << Nachdenklich musterte ich ihn.

>>Klar..., aber vor meinem Abschluss ist ihnen egal, mit wem ich zusammen bin, oder nicht. Außerdem bist du ja keine schlechte Partie in ihren Augen. Sie kennen schließlich deine Eltern. << Schweigen breitete sich zwischen uns aus und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top