Graves Wohnung
William Taylor apparierte, wie Katerina es zuvor befohlen hatte, mit ihr und ihren Crup in Percival Graves Wohnung. Die Wände waren in einem hellen Weiß und die Möbel in einem dunkeln Holzton gehalten. Alles war perfekt aufeinander abgestimmt, wie Katerina auffiel. Dekoration wie Vasen, kleine Skulpturen und Pflanzen standen verteilt in dem Wohnzimmer. Die meisten Gegenstände befanden sich auf Schränken oder in Vitrinen; doch auch größere Pflanzen und Vasen, die keinen Platz bei den Möbeln gehabt hätten, schmückten die Böden und den Raum. Die Einrichtung wirkte durch die vielen Pflanzen sehr Naturverbunden und durch die Vasen und Skulpturen gewährte es auch einen Blick in die Vergangenheit.
Katerina ging zu einer Kommode, die rechts von ihr an der Wand stand und fuhr mit ihren schwarzen Handschuh über die Oberfläche. Wie erwartet war Staub auf dem Handschuh.
,,Es war lange niemand mehr hier gewesen." Katerina ließ den Blick weiter durch die Wohnung gleiten. Links vom Wohnzimmer konnte man einen leichten Einblick in die Küche erhaschen, da die beiden Räume nur zur Hälfte durch eine Wand getrennt wurden. Gegenüber von der Detektivin befand sich eine dunkelbraune Couch und davor an der Wand stand ein Kamin, der seit längerer Zeit nicht mehr in Gebrauch gewesen war. Fido, der während ihrer Untersuchung aufgeregt durch die Wohnung gelaufen war, bellte nun Katerina an und drehte sich dabei im Kreis. Die beiden Zauberer wandten ihre Aufmerksamkeit dem Tier zu. Während William nicht wusste, was mit dem Crup los war, verstand Katerina.
,,Hast du etwas entdeckt, Fido?"
Der magische Hund fing wieder an zu bellen und wedelte dabei stark mit seiner Rute.
,,Zeigs mir.", fuhr Katerina unbeirrt fort, ein leicht triumphierendes Lächeln huschte über ihr Gesicht, während William bloß unsicher dem Geschehen folgte. Fido, der quasi nur auf ihren Befehl gewartet hatte, rannte los und William und Katerina beeilten sich hinterher zu kommen. Durch die einzige Tür im Wohnzimmer, durch die der Hund gerannt ist, gelangten die beiden auf einen breiten Flur, der sich links und rechts von ihnen ausbreitete. Bis auf ein paar Vitrinen mit Vasen und anderen Gegenständen, die aus Katerinas Sicht sehr alt aussahen, gab es nichts bedeutendes in dem Flur, außer, dass sich dort drei weitere Türen befanden. Fido bearbeitete mit seinen Pfoten die Linke Tür ; sein Blick war dabei auf Katerina fixiert. Als Katerina bei ihm ankam, sprang dieser leicht nach hinten, um ihr Platz zu machen und stellte sich auf die andere Seite seiner Herrin neben William. Die Tür war abgeschlossen, doch mit einem einfachen Alohomora Zauber von der Hexe, ließ sich die Tür öffnen.
Fido schlüpfte zwischen die Beine der Detektivin als erster in den Raum und nahm seine Spur wieder auf. Seine Schnauze hielt er dabei nahe am Boden.
,,Mister Graves Schlafzimmer.", stellte William mit leichten Unbehagen fest, als er weiter in den Raum trat. Für ihn fühlte es sich an, als würde er jemandes Privatsphäre stören. Als wäre er ein Eindringling, der hier nichts zu suchen hatte. Die Dunkelhaarige jedoch blieb davon unbeeindruckt; sie hatte schon viele private Gemächer wegen ihres Berufes sehen müssen. Für manche wenige Fälle war es eben notwendig; manchmal musste sie sich sogar in welche rein schleichen, um antworten zu finden, da ihr die Erlaubnis verweigert wurde. Es kam eben auf dem Fall an.
Fido blieb vor dem Schreibtisch, der rechts neben der Tür stand, stehen und blickte mit seinen blauen Augen zu Katerina auf, die sich vor ihm hin kniete und ihm eine dicke Schraube als Leckerli zu warf. Es war wirklich praktisch, dass der Crup fast alles fressen konnte. Als lebender Mülleimer taugte er wirklich gut und man konnte gefühlt jede Kleinigkeit als Leckerli benutzen.
,,Gut gemacht, Fido.", lobte die dunkelhaarige ihn auf Deutsch und streichelte ihm noch kurz durch sein Fell, bevor sie sich wieder erhob.
,,Mal sehen, was du so schönes gefunden hast.", fuhr Katerina fort und begann den Schreibtisch zu untersuchen, der sich in einem Makellosen Zustand befand. Bis auf typischen Bürokram wie Feder, Pergament und Utensilien für Briefe gab es nichts bedeutendes, dass ihre Aufmerksamkeit erhaschte. Sie bemerkte, dass Mister Graves wohl ein sehr ordentlicher und koordinierter Auror und Direktor gewesen sein musste. Das deckte sich auch mit den Aussagen der anderen Auroren in der Autorenzentrale, die ihn als ernsten, zielstrebigen und ruhigen Charakter beschrieben, den man besser nicht verärgern sollte.
,,Was genau glaubst du hier zu finden?", fragte William Taylor, der Katerina bei ihrem Tun genau beobachtete.
,,Ich versuche, etwas verzaubertes zu finden.", erklärte Katerina leicht abwesend, ,,Ich habe Fido darauf trainiert verzauberte Gegenstände und ungewöhnliche Erscheinungen aufzuspüren."
,,Ich wusste gar nicht, dass Crups sowas können."
,,Das hatte vorher auch niemand versucht gehabt.", erwiderte sie.
Beeindruckt von dessen Fähigkeit sah er zu dem Crup, der zwischen Katerina und ihm auf dem Boden lag und seine Herrin beobachtete. William hätte ihm sowas gar nicht zugetraut, da er Crups bloß als Vielfrasse gesehen hatte, die schnell aggressiv gegenüber Muggeln wurden und diese angriffen. Aber er hatte vorher auch nie wirklich einen echten Crup gesehen, wodurch seine Annahmen bloß aus dem bestanden, was er nebenbei mal von anderen aufgeschnappt hatte. Doch dieser Crup wirkte nicht wie die magische Kreatur, die er im Kopf gehabt hatte. In den blauen Augen von Fido sah William Zuneigung zu Miss Wolf und Loyalität. Eine tief gehende Loyalität, die durch die gemeinsame Zeit zwischen den beiden immer weiter gestärkt worden ist.
William lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf die Detektiven, als diese ihren Zauberstab aus ihrem Mantel holte. Sie hielt ihren Stab in Richtung des Schreibtisches; ihre Lippen bewegten sich leicht, doch William vernahm keinen Ton von ihr. Die Spitze des Stabes leuchtete golden auf und zog einen Pfad aus goldenem Nebel, der in die offene Schublade des Schreibtisches verschwand. Das Licht in der Schublade wurde für einen kurzen Moment stärker, bis sich der Nebelpfad begann aufzulösen. William, der so eine Art von Zauber vorher noch nie gesehen hatte, öffnete seinen Mund, um etwas zu sagen, wurde allerdings von Katerina unterbrochen, die begeistert einige Dinge aus der Schublade herauszog. Von der Größe der Schublade her hätten die Gegenstände niemals genügend Platz darin gehabt, was bedeutete, dass sie von innen magisch vergrößert worden war.
,,Genial! Wirklich Schlau von Graves, die Schublade magisch zu tarnen. Ich hätte es wahrscheinlich übersehen, wenn Fido mich nicht auf den Schreibtisch aufmerksam gemacht hätte."
Die Deutsche begutachtete ihre neuen Pfunde auf dem Schreibtisch interessiert. Auch William ist näher herangetreten, um etwas zu sehen. Ein schwarzes in Leder eingebundenes Buch, eine mittelgroße, schwarze Schatulle und ein silberner Ring mit einem hellblauen fast durchsichtigen Diamanten kam zum Vorschein.
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