Kapitel 1
Es war ein grauer Morgen in New York. Die Autos fuhren in Schwärmen über die Straßen der Innenstadt und der dabei entstehende Lärm ließ kein Ausschlafen zu.
So auch nicht bei Detektiv Hanna Wilson, welche gerade ihren Wecker abstellte, der sie um fünf Uhr geweckt hatte. Sie ließ sich verschlafen aus ihrem Bett fallen, nur um sich zuerst auf den Weg in die Küche zu machen, wo sie mit einer Hand auf den Knopf der Kaffeemaschine drückte und sich mit der anderen den Schlaf aus den Augen rieb.
Die letzten Tage waren hart für sie. Entweder musste sie noch bis spät in die Nacht an einem Fall arbeiten oder der Papierkram nach einer Verhaftung landete stapelweise auf ihrem Schreibtisch. Wenn auch nur die Hälfte dieser Verhaftungen ihre Eigenen gewesen wären, würde sie das gar nicht mal so stören, allerdings hatte sie bis jetzt nur wenige Kleinkriminelle fassen können und der aktuelle Fall machte es ihr auch nicht gerade leichter. Sobald sie heute auf dem Revier wäre, würde sie sich noch mal an die Hinweise und Spuren heranmachen, welche ihr Team schon gefunden hatte.
Während im Inneren der Maschine die Bohnen gemahlen und das Wasser erwärmt wurde, machte sich Hanna daran, eine Schüssel aus einem der Regale ihrer Küche zu nehmen und sie mit Müsli und Milch zu füllen. Jetzt wartete sie nur noch auf ihre mit frischem Kaffee gefüllte Tasse, um ihr Frühstück beginnen zu können. Augenblicke später saß sie auf der Couch und schaltete den Fernseher ein, damit sie sich über die neuesten Ereignisse in ihrer Heimatstadt informieren konnte.
Sekunden danach hörte man die Stimme einer Reporterin, die über die neusten Verbrechen in der Stadt berichtete. Sofort griff Hanna zur Fernbedienung und drehte die Lautstärke etwas auf.
„Schon seit Wochen sucht die Polizei nach dem Täter, der für drei Morde verantwortlich zu sein scheint, bei denen es sich immer um Frauen im Alter von 20 bis 35 handelt. Noch hat die Polizei wenige Hinweise auf den Täte. Doch was wir mit Sicherheit wissen, ist, dass der Fall einer gewissen Hanna Wilson beim NYPD zugewiesen wurde. Sie ist Detektiv auf dem 16-ten Revier auf der Upper East Side von Manhattan. Das ist nun ihr erster großer Fall und-“
Plötzlich verstummte die Stimme und der Bildschirm wurde schwarz. Hanna ließ ihren Kopf seufzend nach hinten fallen und stellte ihre leere Müslischale auf den kleinen Tisch vor sich. Sie wollte nicht darüber nachdenken, wie viel sie in diesem Fall schon falsch gemacht hatte und wie wenig sie bis jetzt vorankam. Da brauchte sie auch keine Nachrichtensprecherin, die ihr das im Fernsehen auch noch unter die Nase rieb.
Frustriert stellte sie ihre leere Kaffeetasse und ihre Schüssel in den Geschirrspüler, bevor sie sich für einen neuen Tag auf der Arbeit fertigmachte.
Auf dem Revier angekommen, begrüßte sie ihre Kollegen mit einem kleinen Lächeln, bevor sie sich in ihr Büro verzog. Das Zimmer war im Verhältnis zu den Büros der Kollegen relativ groß und bot einen tollen Blick auf die nähere Umgebung. Der Schreibtisch stand gegenüber der Fenster, durch welche die Sonne jeden Morgen den gesamten Raum komplett erhellte. Ihre Aktenschränke und Ausrüstungskommode standen parallel zum Schreibtisch an der hinteren Wand. Sie hatte sogar ihre eigene Küche, welche es ihr erlaubte, so viel Kaffee zu trinken, wie sie nur wollte. Doch momentan war ihr nicht danach.
Kaum hatte sie ihre Tasche abgestellt und die Fallakte aus einer der Schubladen herausgekramt, kam auch schon ihr Praktikant Gale Jones ins Zimmer gestürmt.
„Wow, wow, wow. Machen sie mal halblang Speedy Gonzales, wozu die Hetzerei?“, fragte Hanna überrascht und ließ die Akte auf ihren Tisch fallen.
„Wir… wir…wir haben eine Spur zum Aufenthaltsort unseres Täters.“, sagte er völlig außer Puste.
Sofort schaute Hanna ihn mit großen Augen an.
„Na dann los, wozu stehen wir hier noch rum. Sagen sie der Zentrale Bescheid, dass sie eine Streife bereitstellen sollen, falls wir Hilfe brauchen.“
Während sie den Befehl gab, lief sie zu dem Regal an der gegenüberliegenden Wand, schnallte sich ihren Waffengürtel um die Hüfte, hackte ihr Funkgerät in das Holster und zog sich ihre kugelsichere Weste über. Gale war völlig euphorisch und stand noch etwas verloren in Hannas Büro, nicht wissend, was er nun zuerst machen sollte.
„Was stehen sie denn da noch so rum?! Brauchen sie etwa eine schriftliche Einladung?“
Sofort machte sich Gale wieder auf den Weg und Hanna machte sich seufzend weiter für den Außeneinsatz fertig. Das war der erste Hinweis auf den Täter seit Tagen und sie konnte es sich einfach nicht leisten, ihn entwischen zu lassen.
Nach nur ein paar Minuten saßen Hannas Team und sie auch schon im Einsatzwagen auf dem Weg zum vermeidlichen Standort des Täters. Während sie fuhren, schweiften ihre Gedanken zu den Tagen zuvor, in denen sie nichts in der Hand hatten außer drei Leichen und die jeweiligen Mordwaffen. Jetzt, nach fast zwei Wochen, hatten sie die erste, wirklich greifbare Spur des Mörders und diese Chance durften sie sich nicht verbauen.
Hanna wurde auf einmal aus ihren Gedanken gerissen, als sich die Tür des Einsatzwagens öffnete und sie einem großen jungen Mann mit freundlichem Gesichtsausdruck gegenüberstand.
„Ich bin Detektiv Walker, man hat mir erzählt, dass sie die leitende Ermittlerin in diesem Fall sind.“, stellte er sich vor und schüttelte die Hand von Hanna.
„Genau die bin ich.“, gab sie mit einem professionellen Lächeln zurück. Gemeinsam mit Detektiv Walker lief sie zum nahestehenden Gebäude, welches seine besten Tage schon lange hinter sich hatte und damit der perfekte Ort zum Observieren war.
„Was haben wir?“, fragte Hanna das Team des anderen Detektivs und stellte sich mit den Armen vor der Brust verschränkt vor die Truppe, welche erst zu Detektiv Walker hinüberschauten, der ein zustimmendes Nicken preisgab, nur um sich dann zu Hanna umzudrehen und ihr die derzeitige Lage zu schildern.
„Er hält sich momentan in dem Gebäude schräg gegenüber von uns auf. Nach unseren Informationen will er hier das nächste Opfer umbringen.“, schilderte einer der Männer die Lage.
„Ok, vielen Dank. Machen sie weiter. Mein Team wird sie gleich unterstützen… Luke, Jenna, Kai? Baut euch schon mal auf, ich komme gleich zu euch.“, schlug Hanna ihrem Team vor, nachdem sie sich zu ihnen umgedreht hatte. Sie nickten und machten sich gleich an die Arbeit, ein gutes Sichtfeld zum Gebäude zu haben und ihre Ausrüstung aufzubauen.
In der Zwischenzeit hatte sich Hanna wieder umgedreht und unterhielt sich noch weiter mit Detektiv Walker, bevor sie sich ein paar Minuten später ihrer eigenen Crew widmete.
„Und? Schon irgendwas herausgefunden?“, fragte sie in die Runde und schaute dabei durch ein kleines Fernglas zum Zielgebäude.
„Gib uns noch eine Minute und dann haben wir mehr Informationen, als das andere Team in zwei Stunden herausgefunden hat.“, meinte Jenna mit einem kleinen Grinsen auf dem Gesicht und klappte ihren Computer auf. Jenna Mills war die Spurensuch-Expertin in Hannas Team, wenn sie jemanden nicht finden konnte, dann konnte es keiner. Mitglied Nummer zwei hieß Luke Fellow, er kümmerte sich um die ganze Ausrüstung, sei es nun die Benutzung im Speziellen oder das Entwerfen von bestimmtem Equipment. Luke war der Beste, wenn es um solche Sachen ging. Ebenfalls ein wichtiges Teammitglied war Kai Parker, er war so was wie der Stratege der Gruppe. Er war dafür zuständig Hanna und Gale (ihr jetziger Praktikant) zu sagen, wo oder wie sie am besten eingreifen müssten.
Hanna war sehr stolz auf ihr Team und die Arbeit, die sie schon geleistet hatten, auch wenn sie noch nicht so viele Einsätze und Fälle hatten, schlugen sie sich bis jetzt sehr gut. Das Verhältnis zueinander war anfangs nicht so gut, sie mussten lernen, miteinander auszukommen und haben lange gebraucht, um sich gegenseitig nicht erwürgen zu wollen. Mittlerweile bezeichneten sie sich jedoch schon fast als Familie. Der Gedanke an die anfänglichen Schwierigkeiten zwischen ihnen ließen Hanna leicht schmunzeln, bevor sie von Jenna aus dem Tagtraum gerissen wurde.
„Noah Miller, 32, lebt mit seiner Freundin in Harlem. Hat seinen Master-Abschluss in Yale gemacht und arbeitet jetzt in einem Restaurant Ecke Mulberry St. und Grand St.“
Auf dem Bildschirm auf Jennas Computer erschien schon bald ein Bild von einem jungen Mann, welcher nicht gerade wie ein typischer Verbrecher aussah.
„Schon irgendwelche Vorstrafen oder Ähnliches?“, fragte Hanna kurz darauf.
„Gib mir eine Sekunde.“, meinte Jenna und tippte schon fleißig auf ihrem Rechner. In der Zwischenzeit wendete sich Hanna zurück an Detektiv Walker und nannte ihm die neusten Informationen.
„Ich hab‘s.“, sagte Jenna gerade laut genug, dass Hanna es verstehen konnte. Sie entschuldigte sich bei Detektiv Walker für einen kurzen Moment und ging rüber zu Jenna.
„Und schon etwas Auffälliges gefunden?“, fragte Hanna bestimmt und schaute über Jennas Schulter hinweg auf ihren Computer.
„Er wurde schon des Öfteren wegen Drogenkonsum verhaftet und saß schon fünf Jahre wegen Vergewaltigung und Diebstahl im Gefängnis.“, erklärte Jenna ihr und zeigte mit der Maus auf die jeweiligen Informationen.
„Ok, super Arbeit. Luke? Was sagt die Ausrüstung?“, lobte sie Jenna und wendete sich sogleich an Luke.
„Die Drohne ist zum Abflug bereit.“, gab er nur zurück und wartete auf Hannas Zeichen, um sie losschicken zu dürfen.
„Na dann, bring das Ding mal in die Luft. Wir wollen heute schließlich noch einen Kriminellen fassen.“, sagte Hanna und stemmte die Hände konzentriert in die Hüfte.
Luke nahm sich sofort die Fernsteuerung für die Drohne in die Hand und ließ sie zu Anfang auf der Stelle fliegen, bevor er sie zum Gebäude lenkte, in dem der Täter sitzen sollte. Er drückte zwei Tasten auf seinem Computer und sofort schaltete die Kamera der Drohne auf Wärmebild um.
Augenblicke später versammelten sich das Team von Detektiv Walker und der Rest von Hannas Team um Luke herum und schauten gespannt auf den Bildschirm.
„Da.“, zischte Kai. Die Wärmebildfunktion zeigte eine Gestalt, welche gerade mit einer anderen rang.
„Zoom mal etwas ran.“, befahl Hanna Luke und schaute gespannt auf den Computer. Sofort vergrößerte sich das Bild und nun war klar zu erkennen, was eine der beiden Personen in der Hand hielt.
„Wir gehen rein. Detektiv Walker, sie und ihr Team begleiten mich. Kai, du auch.“, ergriff Hanna die Initiative und überprüfte ihre Waffe auf Munition.
„Und was ist mit mir Detektiv Wilson?“, fragte eine leise Stimme aus der hintersten Ecke.
„Für sie geht es heute nicht in den Außeneinsatz, Gale. Unsere Zielperson ist bewaffnet und gefährlich. Falls wir Verstärkung benötigen, dürfen sie sich dieser gern anschließen. Aber fürs Erste setzten sie heute aus.“, beantwortete Hanna ihrem Praktikanten seine Frage und bereitete sich weiter vor, gleich ins gegenüberliegende Gebäude zu stürmen.
Gale nickte nur enttäuscht. Scheinbar hatte Hanna es gesehen, denn sie kam auf ihn zu und legte ihm verständnisvoll eine Hand auf die Schulter.
„Sein sie nicht allzu traurig, ok? Kommt der nächste Fall, dürfen sie wieder dabei sein. Nur haben wir jetzt das Problem, dass wir nicht genau wissen wie dieser Noah tickt und ich sie da nicht einfach reinschicken kann ohne mir Sorgen zu machen, dass ihnen etwas passiert. Als mein Praktikant bin ich dafür verantwortlich, dass ihnen nicht geschadet wird und das kann ich gerade hierbei nicht gewährleisten. Verstehen sie was ich meine?“
Hanna guckte ihm erwartungsvoll in die Augen und bekam ein kraftvolles Nicken als Antwort zurück.
„Super. Dann schauen sie heute von hieraus zu und können dafür beim nächsten Mal ihr eigenes Können zeigen… Achso und rufen sie die Streife an, dass sie herkommen sollen, nur falls wir Verstärkung brauchen.“, meinte Hanna zum Abschluss und klopfte anerkennend auf Gales Schulter. Der brachte nur ein müdes Lächeln zustande und setzte sich dann in einen Stuhl neben Luke, um alles von der Kamera mitzubekommen, welche über die Drohne von Luke gesteuert wurde.
In der Zwischenzeit stand das Team von Detektiv Walker und er selbst bereit, um in das Gebäude zu stürmen.
„Sind sie alle bereit?“, fragte Hanna, nachdem auch sie sich zu der Gruppe gesellt hatte.
„Denken sie dran, sollte es zu einer Schießerei kommen und sie haben freie Bahn um Noah Miller zu erschießen, dann tun sie das. Wenn sie oder einer ihrer Kollegen verletzt wird, denken sie nicht mal daran ihn oder sie liegen zu lassen, sondern bringen sie sich oder den Verletzten in Sicherheit bevor sie weiter vorrücken… Ich habe das Kommando in diesem Fall, also wird gemacht was ich sage, verstanden?“
Alle nickten.
„Na dann mal los. Machen sie sich auf alles gefasst.“, gab sie das Schlusswort und drückte die Türen des Verstecks auf um zum gegenüberliegenden Gebäude zu gelangen.
Kaum waren sie angekommen, verständigten sich alle nur noch mit Handzeichen und Blickkontakt.
„Bleiben sie wachsam. Wir nähern uns immer zu zweit von verschiedenen Richtungen an. Laut meinen Leuten befindet er sich momentan in der dritten Etage und keine weitere Person ist zu sehen. Sein sie vorsichtig.“, war das letzte was Hanna flüsterte, bevor sie ihre Waffe aus ihrem Holster nahm und die Eingangstür des Gebäudes so leise wie möglich öffnete.
Mit Handzeichen, zeigte Hanna den Zweiergruppen an, aus welcher Richtung sie sich nähern sollen und signalisierte Kai mit einem Kopfnicken, dass er ihr folgen sollte.
Schon bald befanden sich alle Paare auf der dritten Etage und näherten sich aus den Himmelsrichtungen der Zielperson.
Die Stille machte es einfacher die Richtung aus der die Stimme kam zu identifizieren. Sie kamen zu einem Bereich, welcher durch einfache Plastikvorhänge abgegrenzt war und traten immer näher heran. Die Stimme war in der Zwischenzeit verstummt und man hörte nur noch ein leises Wimmern. Hanna gab der Gruppe ein Zeichen stehen zu bleiben und ging nun allein auf den ‘Raum‘ zu, zog einen der Vorhänge ganz langsam zur Seite… und es eröffnete sich ein Bild des Grauens.
Überall war Blut und die Deckenlampe flackerte pausenlos. Auf den Tischen lagen verrostete Krankenhausinstrumente, welche man für OPs benutzte und Blutbeutel sämtlicher Blutgruppen wurden in einem Kühlschrank mit Sichtfenster gelagert. Am anderen Ende lag eine Frau, festgeschnallt auf einem OP-Tisch. Außer ihrer Unterwäsche hatte sie nichts weiter an und wandte sich ängstlich auf dem Tisch. Wenn man genauer hinsah konnte man schon viele Schnittwunden und blaue Flecke feststellen die ihr vom Täter zugefügt wurden.
Mit dem Rücken zu Hanna stand außerdem ein Mann mit breiten Schultern. Er trug eine einfache Jeans und ein helles T-Shirt, welches schon die ein oder anderen Blutflecken aufwies. Ganz langsam tastete sich Hanna an den Mann heran, bis sie nur noch wenige Meter hinter ihm stand. Unterdessen hatte die Frau schon einen Blick auf Hanna werfen können und machte nun einen flehenden Gesichtsausdruck, der um Hilfe suchte.
„Nehmen sie sofort die Hände hoch. Sie sind verhaftet, wegen mehrfachem Mord und Entführung von Frauen!“, schrie Hanna förmlich. Der Mann blieb wie erstarrt stehen und rührte sich nicht weiter.
„Ich sagte Hände hoch.“, wiederholte sie sich, nun mit einer etwas gesenkten aber dennoch autoritären Stimme. In der Zwischenzeit hatte sich auch das restliche Team im Raum versammelt und jeder hielt seine Waffe genau auf den Mann gerichtet.
Der Mann drehte sich ganz langsam um, ließ das Skalpell, welches er bis eben noch in der Hand hatte, auf den Boden fallen und nahm die Hände hoch.
„Ich...ich…es ist nicht das wonach es aussieht.“, stotterte der Mann und schaute mit gequältem Gesichtsausdruck zu Hanna.
„Ach nein?“, fragte sie sarkastisch und zog eine Augenbraue nach oben. Der Mann schüttelte eifrig den Kopf. Doch Hanna ließ das nicht auf sich sitzen.
„Also sieht es nicht danach aus, eine Frau zu entführen und sie umbringen zu wollen?“
Der Mann blieb still und schaute nur nach unten.
„Das reicht mir schon als Antwort.“, meinte Hanna schnippisch und zog die Handschellen aus ihrem Gürtel. Mit einem Handzeichen befahl sie dem Team die verängstigte Frau zu befreien und einen Krankenwagen zu rufen.
„Noah Miller, sie sind verhaftet wegen Entführung und dreifachen Mordes. Sie haben das Recht zu Schweigen. Alles was sie sagen kann und wird vor Gericht gegen sie verwendet werden.“
Mit diesen Worten drehte sie Noah um, drückte ihn gehen den OP-Tisch und riss ihm die Arme nach hinten, um diese in Handschellen zu legen.
Auf dem Weg nach draußen verfluchte er das gesamte Team mit Beleidigungen und wandte sich unter den Handschellen und dem Griff von Hanna.
Draußen angekommen stand schon die Streife, welche Gale vorhin angefordert hatte, vor der Tür und nahm Noah Miller mit zum nächsten Wagen, um ihn aufs Revier zu fahren.
„Kai, du kannst Jenna und Luke schon mal helfen die Ausrüstung wieder zusammenzupacken, ok? Ich komme gleich nach.“, meinte Hanna, nachdem sie die Hände frei hatte. Kai nickte und machte sich sofort auf den Weg, während Hanna einfach nur dastand und den Tulmult beobachtete.
„Detektiv Wilson?! Fahren sie bei uns mit?“, kam einer der Polizisten auf sie zugelaufen.
„Nein danke, ich fahre mit meinem Team zurück. Sie können den Mann schon aufs Revier fahren. Ab jetzt bin ich eh nicht mehr für ihn zuständig.“, lehnte Hanna dankend ab und gab noch letzte Anweisungen, bevor sie den Fall in Gedanken abhacken konnte.
„Ok, wie sie wollen.“, versicherte ihr ihr Kollege, stieg zu seinem Partner ins Auto und fuhr Noah Miller zum Revier.
Erleichtert atmete Hanna aus und ging zum Gebäude zurück, wo Jenna, Luke, Gale und Kai schon am Einsatzwagen standen und die Ausrüstung einluden.
„Ein neuer Fall erledigt. Endlich.“, meinte Hanna erleichtert und konnte nicht mehr aufhören zu grinsen. Auch der Rest des Teams konnte sich ein kurzes Grinsen nicht verkneifen und zusammen stiegen sie erleichtert in den Wagen um zum Revier zurück zu fahren.
Der Papierkram, welcher jetzt noch erledigt werden musste, taten der Erleichterung von Hanna allerdings keinen Abbruch. Wenn sie recht überlegte freute sie sich sogar ein bisschen darauf.
„Wollen wir nach unserer Schicht noch was trinken gehen? Den Fall abschließen?“, fragte Hanna in die Runde.
„Klar gern, ich habe heute nichts mehr vor.“, meinte Jenna und gab Hanna ein zustimmendes Nicken.
„Ich muss vorher nochmal nach Hause und nach den Kindern sehen, aber sonst klappt es bei mir auch.“, antwortete Kai und lächelte kurz als Zustimmung.
„Bin dabei.“, warf Luke ein und zeigte mit seiner Hand einen Daumen nach oben.
Gale ist die ganze Zeit still geblieben und hatte kein Wort gesagt.
„Was ist mit ihnen Gale? Haben sie auch Lust?“, fragte Hanna ihn, nachdem sie mitbekommen hatte, dass er noch nichts zu ihrem Vorschlag gesagt hatte.
„Ich würde gern, aber meine Freundin und ich feiern unser Dreijähriges und den Abend haben wir schon verplant.“, gab Gale schüchtern zu und senkte nach seiner Antwort wieder den Kopf.
„Herzlichen Glückwunsch.“, meinte Hanna nach ein paar Sekunden und klopfte Gale freundschaftlich auf die Schulter. Auch der Rest des Teams gratulierte ihm und die restliche Fahrt ging es nur noch um Gale und seine Freundin.
Auf dem Revier angekommen, verteilte sich das ganze Team auf ihre jeweiligen Büros und fing an die Berichte für den Fall zu schreiben. Gale und Hanna teilten sich ein Büro seit er ihr Praktikant war und so kam es, dass Gale den Bericht für den Fall schrieb und Hanna sich an den Papierkram für die Verhaftung zu schaffen machte.
Mehrere Stunden vergingen und der Papierkram hatte sich schnell erledigt. Hanna holte sich in der Zwischenzeit einen Kaffee und saß nun gemütlich an ihrem Schreibtisch.
„Einfach mal nichts tun. Ist das nicht toll, Gale?“, sagte sie mehr zu sich selbst, als das sie von ihm eine Antwort erwartete und ließ ihren Kopf nach hinten über die Stuhllehne fallen.
„Ja, das ist wirklich gar nicht so übel.“, meinte Gale kurz darauf, was Hanna aber in ihrer Position nicht zu rühren schien, bis Steve Frazer, der Kaptain des Reviers auf einmal in Hannas Bürotür stand und sich räusperte.
„Hätte ich doch nur nichts gesagt.“, flüsterte Hanna zu sich selbst, nachdem sie durch das Räuspern vom Stuhl hochgeschreckt war. Es musste allerdings laut genug gewesen sein, dass Gale es hören konnte, denn ein kurzes leises Kichern konnte er sich nicht verkneifen.
„Was gibt es Kaptain?“, fragte Hanna nun lauter und mit einem freundlichen Gesicht dem Kaptain zugewandt.
„Ich wollte ihnen zu ihrem abgeschlossenen Fall gratulieren, Detektiv Wilson. Anfangs sah es fast so aus, als hätten sie keine Ahnung von dem was sie da tun aber scheinbar habe ich mich geirrt. Deswegen würde ich ihnen auch gern diesen Fall übertragen. Er ist gerade reingekommen. Es handelt sich bei dem Opfer um einen gewissen Peter Coleman.“, erklärte Kaptain Frazer kurz und überreichte Hanna eine Fallakte. Sie überflog kurz die Infos und machte sich einen groben Überblick über die schon vorhandenen Hinweise. Mit großen Augen schaute sie wieder zu ihrem Kaptain auf und ließ die Akte auf ihren Tisch gleiten.
„Wer ist denn nur zu so etwas fähig?“, stellte sie ihm ungläubig die Frage.
„Das sollen sie ja für uns rausfinden. Ich erwarte, dass sie noch heute den Tatort untersuchen. Danach dürfen sie für heute Schluss machen.“, war das Letzte was der Kaptain von sich gab, bevor er das Büro wieder verließ. Frustriert, jetzt nochmal zu einem Tatort fahren zu müssen, seufzte Hanna und packte die Fallakte in ihre Tasche um sich dann zu Hause noch ein genaueres Bild davon machen zu können.
„Gale, sie haben für heute Schluss, fahren sie zu ihrer Freundin und feiern sie ihr Dreijähriges. Viel Spaß.“, meinte sie etwas mürrisch und stand schon ihm Türrahmen, als ihr noch eine letzte Sache in den Sinn kam: „Achso Gale? Könnten sie Kai, Luke und Jenna sagen, dass sie nicht auf mich zu warten brauchen?“
Er nickte nur und gab Hanna ein mitfühlendes Lächeln, bevor sie auch schon hinter der nächsten Ecke verschwand.
Ein bisschen wütend und gleichzeitig traurig, den heutigen Abend vermutlich nicht mit ihren Freunden ausklingen zu lassen, schmiss sie ihre Tasche auf den Rücksitz und klemmte sich hinter das Steuer.
„Na dann mal los“
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