𝓣𝓮𝓲𝓵 𝟕

"Die halbe Stunde wird wohl vorbei sein", flüsterte ich. Sie nickte, schloss kurz noch mal die Augen.

"Ist das grade - wirklich passiert?", fragte sie stockend. Ich nickte. Ihre Lider klappten wieder auf und sie sah mich erschöpft an. Irgendwie erwartete ich eine Reaktion, aber es kam keine. Für einige Zeit allerdings nur. Sie betrachtete mich. Schon fast hatte ich das Gefühl, sie würde realisieren, dass ich ihr Professor war, ihr Hauslehrer, der sie von allen Lehrern am meisten terrorisierte. Doch das passierte nicht. Ein mattes Funkeln in ihren Augen flammte auf. Ihre Hand legte sich vorsichtig auf meine Wange. Dann folgten ihre Lippen genauso sanft auf meine. Fast unmerklich küsste sie mich. So sanft wie ich konnte, erwiderte ich diesen Kuss, drückte ihre Hand in meiner etwas fester, fuhr dabei mit meinem Daumen über ihren Handrücken. Ihre Zunge bat scheu um Einlass, den sie sofort bekam. Sehr schüchtern erkundete sie meinen Mund und strich über meine Zunge. Als sie sich wieder von mir löste, war ich es, der leicht rot angelaufen war. Ich versuchte mich zu beruhigen, aber die Hitze, die in mir hochstieg, wurde fast unerträglich. Federleicht fuhr sie über meine roten Wangen, wodurch die Farbe kräftiger wurde. Ich erzitterte unter ihren Berührungen erneut. Sich dann vollständig zurück ziehend stand sie auf, als wären ihre Beine aus Gummi. Genauso fühlte ich mich auch. Trotzdem folgte ich ihrem Beispiel und zog mich auch wieder an.

Schweigend standen wir voreinander. Keiner wagte sich zu bewegen oder etwas zu sagen. Schließlich griff ich noch sehr verhalten nach dem Test mit ihren Blut und begann ihn auszuwerten.

"Und?", fragte sie leise nach.

"7%. Sieben Milliliter auf hundert", antwortete ich.

"Jetzt müssen wir nur noch herausfinden, wie viel Gegengift dafür nötig ist", stellte sie fest. Ich nickte stumm.

"Aber nicht mehr heute."

"Nein", stimmte sie mir zu. "Gute Nacht."

"Gute Nacht", damit und einem letzten Kuss verließ sie meine Wohnung.

Überfordert sank ich auf einen Stuhl. Hatte ich nur geträumt? Hatte ich mich wieder in meinen Gedanken verloren? Ich sah mich um. Der Tisch, auf dem wir eben noch gelegen hatten, war etwas von seinem Platz gerückt. Ich schluckte schwer. Merlin, ich hatte mich wirklich kein Stück mehr unter Kontrolle gehabt. Sie wohl genauso wenig, aber sie war noch jung. Ihr passierten solche Fehler noch, mir durfte das nicht passieren. Das könnte mich meine Stelle hier in Hogwarts kosten und meinen Professortitel noch dazu. Ich hatte es wirklich getan!

Schnell verließ ich mein Labor, nicht ohne vorher noch den Tisch zurecht gerückt zu haben. Im Bad betrachtete ich mich im Spiegel. Meine Haare waren zerwühlt. Zögerlich knöpfte ich meine Robe auf, um mir meinen Oberkörper anzusehen. Überall hatte Adams ihre Spuren hinterlassen. Ich fuhr darüber, verzog das Gesicht. Einzig und allein das Verlangen nach ihr, hatte mich dazu getrieben. Ihr schien es genauso zu gehen. Das einzige, was nichts mit Verlangen zu tun gehabt hatte, waren unsere letzten zwei Küsse gewesen. Mir schaudert beim Gedanken daran. Ich wünschte sie zurück in mein Labor. Ich wünschte die Zeit zurück gedreht, uns wieder die halbe Stunde abwartend. Ich hätte sie beim besten Willen nicht so misshandeln dürfen! Nur weil sie und ihre Art mich an Lily erinnerten. Nur weil ich gehofft hatte, durch diese Tat meine Gedanken an Lily zu vertreiben und die Erinnerungen an sie vergessen zu können. Ich hatte gehofft, Adams könnte ihren Platz einnehmen. Ich stöhnte. Ehrlich jetzt? Was hatte ich mir nur dabei gedacht? Nichts, überhaupt nichts.

Während ich mich umzog, traute ich mich nicht mich noch weiter zu betrachten. Mir war klar, wie ich aussehen musste, und wem oder was ich es zu verdanken hatte. Ich wollte mich nicht auch noch darin bestätigt wissen, dass das wirklich passiert war, doch sobald ich die Augen schloss, sah ich sie wieder. Unter mir, keuchend und mich an sich ziehend. Bis in meine Träume verfolgte sie mich.

Am nächsten Morgen war endlich Samstag. Zum Glück, denn ich hatte so schlecht geschlafen, dass ich kaum einen klaren Gedanken fassen konnte. Erst nachdem ich bis elf Uhr liegen geblieben war, war ich mehr oder weniger bereit und dazu im Stande aufzudrehen, was ich dann auch tat. Unschlüssig was ich tun sollte, setzte ich mich auf mein Sofa. Ich wollte nicht ins Labor, wollte nicht erneut den Tisch sehen müssen, der zwar wieder an der richtigen Stelle stand, aber immer noch falsch aussah. Ich wollte mich nicht daran erinnern, dass ich sie so misshandelt hatte. Nicht jetzt schon wieder.

Um meine Gedanken an gestern Abend zu vertreiben, begann ich ein Buch zu lesen. Ich las zwar Wort für Wort, aber keines schien von meinem Kopf verstanden zu werden. Es bereitete mir nur Kopfschmerzen. Stöhnend rieb ich mir die Schläfen und schloss die Augen. Ein leises Klopfen an meine Tür ließ mich erschrocken hochfahren. Das Buch klatschte auf den Boden und blieb verkehrt herum liegen. Schnell hob ich es auf und schmiss es aufs Sofa. Dann ging ich zur Tür. Ich hoffe, es wäre Minerva oder irgend ein anderer Lehrer, aber nicht Adams. Als ich die Tür öffnete, traf mich ein Schlag. Eigentlich hätte ich damit rechnen müssen, dass Adams herkommen würde. Trotzdem war ich so überrascht.

"Hallo", sagte sie leise und sah mir nicht direkt in die Augen.

"Hallo."

"Kann ich mit Ihnen reden?" Ihre Bitte klang so zögerlich, dass man fast meinen konnte, sie wollte es selbst nicht. Ich nickte etwas überfordert und trat beiseite. Sobald die Tür hinter ihr ins Schloss fiel, fuhr sie zu mir herum.

"Es tut mir leid, ich hätte sie nicht küssen dürfen! Ich komme mir vor, als hätte ich sie dazu gezwungen, als hätte ich sie eigennützig missbraucht!" Ihre Stimme war zwar lauter geworden, zitterte dafür nun aber.

"Nein, nein, mir tut es leid. Ich hab versucht, durch sie Lily zu vergessen und- Ich wollte sie zu nichts zwingen", stotterte ich etwas unbeholfen. Erst jetzt fiel mir auf, dass sie einen Schal trug, obwohl es dafür eigentlich viel zu warm war. Ich hatte also auch eindeutige Spuren hinterlassen.

Etwas unschlüssig standen wir da. Keiner wagte den anderen wirklich anzusehen.

"Können wir das vielleicht einfach vergessen und so weiter machen wie vorher?", fragte ich dann. Sie nickte heftig.

"Ja", brachte sie nur schwach hervor. Unsere Blicke trafen sich und jeder zwang sich dazu, dem Blick des anderen stand zu halten.

"Okay", bestätigte ich.

"Okay", echote Adams. Dann war wieder Stille.

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