𝓣𝓮𝓲𝓵 𝟏𝟎

Ihr Körper in meinen Armen erzitterte von Schluchzer zu Schluchzer immer heftiger, bis ich dachte, heftiger ginge es nicht mehr. Sie litt, machte sich Gedanken und kam einfach nicht zur Ruhe.

"Hey, es wird alles gut, wir schaffen das", flüsterte ich ihr ins Ohr und legte meine Hand zögerlicher auf ihre. Sie zuckte heftig zusammen, zog sie aber nicht weg. "Zusammen."

"Zusammen?", hackte sie nach.

"Ja, zusammen. Ich werde Sie damit nicht alleine lassen." Und ich verschränkte zögerlich meine Finger mit ihren, um ihre Hand dann endgültig in meiner spüren zu können. Ihre Nähe tat gut und schien mir Kraft zu geben.

"Danke." Ich spürte, wie sie ihre Finger ganz langsam, einen nach dem anderen, knickte, um meine festzuhalten.

"Wie weit bist du jetzt?", fragte ich ohne nachzudenken hinzu.

"Fünfte Woche", dass ich sie gedutzt hatte, schien ihr egal zu sein.

"Kann ich Sie Jane nennen? Es ist irgendwie komisch sonst", fragte ich. Sie nickte.

"Was willst du tun?"

"Ich weiß es nicht." Sie hatte sich wieder etwas gefangen und hob ihren Kopf von meinem Oberkörper, um mich ansehen zu können.

"Die Schule ist bald vorbei. Ich hoffe, ich kann bis dann noch alle meine Prüfungen ablegen und bestehen. Es passt nicht in meinen Plan. Ich... will das nicht!" Den letzten Satz hatte sie wieder in meinen Umhang heulend gesagt.

"Die Prüfungen sind schon bald. Das müsstest du schaffen", versuchte ich sie aufzuheitern.

"Und dann?" Mit ihrer anderen Hand zog sie mich näher an sich heran.

"Dann weiß ich es auch nicht." Zögerlich legte ich ihr meine andere Hand auf den Kopf und strich beruhigend über ihre Haare.

"Jane?"

"Ja?"

"Willst du es behalten?", fragte ich dann.

"Es passt gerade überhaupt nicht. Du und ich... war eher ein Unfall und außerdem weiß ich nicht, wie wir das zusammen oder nicht in der Zukunft hinbekommen wollen."

"Das weiß ich auch nicht", pflichtete ich ihr bei. "Ich bin nicht einfach", gab ich ihr zu bedenken.

"Aber du bist nun mal der Vater und da kann ich nichts machen."

"Ich kann's versuchen." Meine Hand wanderte auf ihre Wange. Mit geschlossenen Augen lehnte sie ihren Kopf näher am meine Hand.

"Danke, Severus", seufzte sie. Lange saß ich noch so da. Jane in meinen Armen. Ihre Nähe tat gut, erinnerte mich aber auch wieder an diese eine Nacht, die ich mittlerweile gut verdrängt hatte. Nach etwas mehr als einer halben Stunde waren wir zeitgleich so ineinander verschlungen eingeschlafen.

Als ich wieder erwachte, lang ich auf dem Rücken und Jane auf meinem Oberkörper. Ihre Hand umklammerte meine so fest, dass ich meine Finger nicht mehr spürte. Ihre Augen waren geschlossen und sie schien noch zu schlafen.

Ich würde Vater werden. Sie würde die Mutter sein. Wir würden zusammen ein Kind bekommen, Eltern werden. Irgendwie schienen sich diese Gedanken noch nicht so richtig in meinem Kopf wohl zu fühlen, ganz und gar nicht. Jane hatte gesagt, es würde nicht in ihren Plan passen. Was hatte sie überhaupt vor? Ich wusste nichts über sie, sie nichts über mich. Es war einfach passiert, ungewollt.

Jane schlug die Augen auf. Zuerst wanderte ihr Blick orientierungslos durch den Raum, dann realisierte sie, wo sie war und dass sie auf mir lag. Augenblicklich lief sie rot an. Unsicher was sie tun sollte, blieb sie stocksteif liegen.

"Was willst du tun? Sei ehrlich", bat sie mich dann mit tonloser Stimme. Damit hatte ich nicht gerechnet! Dass sie mich fragt, was ich wollte, wäre das letzte gewesen, dass ich erwartet hatte. Immerhin war nicht ich es, der noch in der Schule war, Pläne hatte und jetzt schwanger war. Ehrlich, ich war irgendwie froh darüber. Nicht ich sollte entscheiden, was wir tun würden, es war ihre Entscheidung.

"Ich werde dich unterstützen, egal wobei." Noch während ich dies aussprach, wurde mir bewusst, dass ich jetzt mein restliches Leben nicht mehr von Jane loskommen würde. Zuerst schockte mich dieser Gedanke, dann beruhigte ich mich wieder. Es hätte es mich wirklich schlimmer treffen können. "Was willst du tun?", fragte ich zurück, da sie nichts sagte und mich nur ruhig ansah. Obwohl sie scheinbar beherrscht dalag, konnte ich ihre Unsicherheit in ihren Augen sehen. Immer wieder zuckte sie leicht.

"Ich weiß es nicht." Verzweiflung schwang in ihrer Stimme ganz deutlich mit. "Es sind im Moment einfach die falschen Bedingungen."

"Lass dir Zeit." Sie nickte etwas abgehackt.

"Darf ich dich was fragen?", fragte sie mich nach einer kurzen Pause.

"Ja, ist wohl jetzt dringend erforderlich zu reden."

"Wie alt bist du?"

"39", antwortete ich knapp. "Du? Wenn ich fragen darf."

"17." Ich schloss meine Augen und atmete tief durch.

"22 Jahre", seufzte ich dann und schlug meine Augen wieder auf.

"Sieht so aus", bestätigte sie. Schließlich entschied ich mich, mich endlich mal aufzusetzen. Sie festhalten richtete ich mich auf, sodass sie auf meinem Schoß saß.

"Severus?", fragte sie. Merlin, es hatte sich noch nie so schön angehört, wenn jemand meinen Namen gesagt hatte.

"Ja?"

"Ich will nicht irgendwann alleine da stehen." Ich öffnete den Mund und wollte widersprechen, dass das nicht passieren würde, doch sie brachte mich Kopfschüttelnd zum Schweigen. "Deshalb... wäre es nicht besser, wenn wir... sozusagen zusammen sind? Ich weiß, das hört sich komisch an und gerade ist alles insgesamt komisch und es ist viel auf einmal, aber ich finde, die Vorraussetzungen für eine Familie sind nicht mal so schlecht. Klar, wir kennen uns nicht, aber... also von meiner Sicht aus... es hätte mich auch schlimmer treffen können", stotterte sie vor sich hin, schien sich aber sicher zu sein. Sprachlos sah ich sie an. So langsam wurde mir die Lage dann doch etwas zu viel. Nicht wirklich zu viel, aber zu viel auf einmal. Ich wusste eigentlich schon, dass ich das genauso sah wie Jane, aber ich war im Moment so überfordert, dass ich das nicht realisierte. Es vergingen mehrere Sekunden, bis ich mich soweit sortiert hatte, dass ich etwas sagen konnte.

"Mich hätte es auch schlimmer treffen können. Also, ja, versuchen wir es." Sie lächelte. "Das heißt, ich darf dich jetzt offiziell meine Freundin nennen?", fragte ich leise und so zögerlich, wie ich es nicht von mir kannte.

"Und ich dich mein..." Sie sprach wohl absichtlich nicht weiter, sah mir dafür aber in die Augen. Ihre Hand löste sich von meiner und sofort schliefen meine Finger ein. Ihre Hand vergrub sich in meinen Haaren und sie setzte sich anders auf meinen Schoß, sodass jeweils ein Bein auf einer Seite auf die Matratze trafen. Sie grinste und lehnte sich an mich.

"Ich will mich Hals über Kopf in dich verlieben", flüsterte sie so nah an meinen Lippen, dass ich ihren Atem darauf spüren konnte. Unkontrolliert zog ich sie noch näher an mich und hielt Jane fest. Mit geschlossenen Augen legte sie ihre Lippen auf meine und küsste mich sanft. Ich erwiderte genauso sanft.

Als wir uns wieder von einander lösten, schob ich ihren Pullover etwas beiseite, sodass ich meine Hand darunter verschwinden lassen konnte. Vorsichtig legte ich sie flach auf ihren Bauch. Jane sah zu, was ich tat.

"Ich glaube das ist schon längst passiert, Jane..." Meine Stimme war leise und kaum verständlich, trotzdem zauberte es ihr ein Lächeln aufs Gesicht. Diesmal küsste ich sie.

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