An besagtem Samstag blieb ihm also nichts anderes übrig, als sich nach dem Frühstück auf den Weg in den Krankenflügel zu begeben. Wenn er es nicht tat, würde Professor McGonagall ihm am Ende noch verbieten, an dem Spiel teilzunehmen, obwohl das schon sehr unwahrscheinlich war.
Er hatte ihn schon fast erreicht, als Harry glatt mit ihm zusammenstieß. Er trug einen Quidditchumhang, hielt aber ausnahmsweise mal keinen Besen in der Hand. Sein Nimbus2000 war zu seinem Leidwesen im ersten Spiel in die Peitschende Weide geweht worden.
Harry entschuldigte sich mit einem bedauernden Blick und ging dann schnell weiter.
„Die Zwillinge erklären dir einfach danach alles!", rief er ihm noch zu, dann war der Junge um die Ecke verschwunden.
„Potter! Aufpassen!", zischte es im nächsten Moment und Felix lief schnell weiter, bevor Snape auch ihn sah.
Vor dem Krankenflügel angekommen, hörte er schon die leisen Stimmen zweier Personen. Entschlossen drückte er die Tür auf und trat ein.
In der Mitte des Raumes standen Professor Lupin und Pomfrey, welche eben die Schulter des Mannes abtastete. Sie lächelte.
„Das fühlt sich schon viel besser an, Professor. In ein bis zwei Tagen sind Sie wieder wohlauf."
„Vielen Dank, sehr freundlich", erwiderte Lupin und strich sich über den Arm.
Pomfrey sah Felix und winkte ihn zu sich.
„Du fängst gleich hinten bei den Fenstern an und arbeitest dich nach vorne durch!", sagte sie und sein Blick fiel auf Adrian, welcher bereits dabei war, den Boden zu wischen.
Er nickte und wollte mit einem Gruß an den Professor weitergehen, als sie verlangend ihre Hand ausstreckte.
„Hast du nicht etwas vergessen?"
„Ist das Ihr Ernst?"
„Wie immer!"
„Wie immer?", mischte sich Lupin stirnrunzelnd ein, auch wenn Felix hätte schwören können, einen Glanz von Belustigung in seinen Augen zu entdecken.
„Wie in den letzten fünf Jahren", erklärte sie nur und winkte ungeduldig mit ihrer Hand.
Seufzend reichte Felix ihr seinen Zauberstab und ging nach hinten, um sich an die Arbeit zu machen. Adrian ignorierte er dabei und als wenige Sekunden später die Tür hinter Professor Lupin ins Schloss fiel, waren dieser, Madam Pomfrey und er alleine.
~
Als Felix endlich mit den riesigen Fenstern fertig war, war es bereits Mittag und seine Arme brannten, wie Feuer. Die Jungen hatten ihre Arbeit schweigend verrichtet und alles, was Felix jetzt noch wollte, war von hier zu verschwinden.
„Wir sind fertig Ma'am. Dürfen wir gehen?"
Madam Pomfrey schnaubte belustigt.
„Fertig. Dass ich nicht lache. Die Bettpfannen müssen ausgeleert, die Spinnenweben in den Ecken entfernt, die Bettlaken gewechselt und die Arzneischränke aufgefüllt werden. Und danach schaue ich nach, ob ihr auch tatsächlich alles ordentlich gemacht oder nur schlampig gearbeitet habt."
Mit einem Wink scheuchte sie sie fort. Knurrend ging Adrian auf das erste Bett zu. Felix, der sich an die Bettpfannen wagte, entdeckte unter den Betten noch viel schlimmere Dinge. Dinge, die er nie wieder vergessen würde. Schaudernd richtete er sich auf.
Ein Blick an die Uhr ließ den Frust in seinem Inneren direkt wieder aufkochen. Oliver wollte heute heute Spielzüge durchgehen.
Zwei Stunden später brachte Madam Pomfrey ihnen ein paar Sandwiches, die sie stillschweigend verdrückten, bevor sie dann endlich ihre Arbeit beendeten.
Nachdem sie alles überprüft hatte und nach einer gefühlten Ewigkeit voller Kritik endlich zufrieden war, gab sie ihnen die Zauberstäbe zurück und entließ sie.
Felix öffnete die Tür und verkniff sich den Kommentar, den er auf den Lippen hatte, als sich der Slytherin rücksichtslos an ihm vorbeidrängte.
~
„Na, wie war es?", erklang die belustigte Stimme des Professors, als er sich zu Felix setzte.
Er war in die Große Halle gegangen, um dort erst einmal etwas zu entspannen. Jetzt sah er auf. Lupin saß ihm gegenüber, in seiner Hand eine Tasse mit heißer Schokolade. Felix grinste.
„Unvergesslich. Beim nächsten Mal muss ich unbedingt meine Freunde mitnehmen."
Lupin lachte leise.
„Unter den Betten sind Sachen, welche locker an einen Irrwicht heranreichen, findest du nicht?", meinte er sarkastisch und Felix zog überrascht seine Augenbrauen nach oben.
„Das klingt so, als hätten Sie das schon einige Male durchgemacht, Sir."
Lupin grinste und zum ersten Mal konnte Felix sehen, dass seine Augen das Funkeln eines Kindes annahmen.
„Einige Male kommen schon zusammen", antwortete er, „Aber mit den richtigen Freunden vergehen die Strafarbeiten, wie im Flug. Auch wenn Si..."
Er räusperte sich.
„Auch wenn diese einen dann immer auftragen, sich um die Bettpfannen zu kümmern."
Felix hätte darauf gewettet, dass Lupin eben fast Sirius Blacks Namen ausgesprochen hätte, aber da er einen wehmütigen Ausdruck angenommen hatte, fragte er nur lachend:
„Will ich wissen, was Sie angestellt haben?"
Niemals hätte er gedacht, dass dieser Mann in seiner Schulzeit die Lehrer ebenso in den Wahnsinn getrieben haben könnte. Obwohl das nicht auszuschließen war. Jeder stellte mal Unsinn an.
„Das Übliche", sagte Lupin lächelnd, „Ich gehe aber lieber nicht näher ins Detail, ich will dich ja nicht ermutigen, noch mehr Unfug zu treiben."
Felix grinste.
„Da kommen Sie vier Jahre zu spät."
,,Nach dem, was ich so gehört habe. Gerade Snape schwärmt ja geradezu von dir und deinen Freunden."
Felix legte seinen Kopf schief.
„Mit Verlaub, Sir. Professor Snape."
Lupin lachte.
„Auch wieder wahr. Aber..."
Er sah sich kurz um.
„Wiederhole das lieber nicht."
„Machen Sie sich da mal keine Sorgen."
„Fe!", ertönte eine laute Stimme und er sah zum Eingang.
Dort standen die Zwillinge und winkten hektisch. Das Training schien vorbei zu sein. Er sah zu Lupin und ließ seine Tasse mit einem Zauberstabschwenk verschwinden.
„Entschuldigen Sie mich bitte, Professor. Ich...wünsche Ihnen noch einen schönen Tag."
Lupin nickte lächelnd.
„Danke, dir auch. Ach, Felix!"
Felix, der sich schon einige Schritte entfernt hatte, drehte sich wieder um und sah ihn fragend an.
„Möglichst so, dass ihr nicht erwischt werdet. Falls ich es bin, der es tut...nun ja, meine Augen sind nicht mehr die Besten. Madam Pomfrey rät mir des Öfteren zu einer Brille."
Felix grinste.
„In Ordnung, Professor."
Damit eilte er schnell zu den Zwillingen.
„Wo ist Lee?"
,,Der ist bei Filch. Das musst du dir ansehen."
„Er hat seine Stimme zum Singen gebracht."
„Nicht wahr", sagte Felix mit großen Augen, aber ihr Grinsen war Antwort genug.
„Du kannst ja noch dieses Katzenvieh in einen Vogel verwandeln."
„Auf jeden Fall ist er gerade auf dem Weg in den Krankenflügel."
„Apropros, wie war es denn?", fragte George.
„Ach, ganz gut. Ich hoffe nur, dass es nicht wieder ausartet und er mich jetzt in Ruhe lässt."
Wie sehr er sich irren sollte.
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