Peter Pettigrew

„Das...das ist nicht Ihr Ernst, Professor!", begann Felix, „Wissen Sie, wer das ist? Das ist..."
„Sirius Black. Ich weiß sehr wohl, wer das ist", fiel Lupin ihm ins Wort, „Und jetzt nimm deinen Zauberstab runter!"

Felix schüttelte seinen Kopf und für einen kurzen Augenblick blitzte Enttäuschung in seinen Augen auf.
„Wissen Sie, warum ich niemandem etwas von Ihrer Krankheit erzählt habe?"
Lupin erstarrte.
„Wie bitte?"
„Weil ich Ihnen vertraut habe."
Der Professor zog seine Augenbrauen zusammen.
„Felix", sagte er langsam, „Ich würde dir das alles gerne er..."
Doch in Felix kamen jetzt all die Erinnerungen des vergangenen Jahres auf. All die Lügen. Die Briefe, die Albus Dumbledore und sein Vater ausgetauscht hatten, die Fotos - er gab ein verbittertes Schnauben von sich.
„Ich hab das vielleicht nicht verdient, aber trotzdem dachte ich, Sie wären jemand, der mal ausnahmsweise..."
Er schloss seine Augen.

„Egal. So ein Fehler passiert mir nicht noch einmal. Zur Seite!"
„Felix, warte!"
Jetzt sah er fassungslos zu Harry.
„Ist das dein Ernst? Seid ihr alle verrückt geworden? Das hier ist ein Mörder!"
„Eben nicht!", erwiderte Lupin, „Wir waren eben dabei, Harry alles zu erklären."

Felix sah an ihm vorbei. Black erwiderte den Blick mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck, wobei jedoch seine Lippen verdächtig zuckten. Der Gefangene musterte ihn beunruhigend gründlich und schnell wandte er sich wieder zu Lupin.
„Sie gehen zur Seite und sagen, was Sie sagen wollen! Und sobald er auch nur einen Finger rührt, beende ich die ganze Sache."
Er sah kurz zu Snape, der bewusstlos auf dem Boden lag. Ein roter Streifen Blut rann von seiner Schläfe über sein Gesicht.
Lupin nickte und ging langsam einen Schritt zur Seite.
„Remus!", zischte Black in einer heiseren, leisen Stimme, „Du lässt dir doch..."
„Warte einfach ab, Sirius!"

Lupin atmete tief durch und sah dann zu Harry.
„Wie schon gesagt. Er hat deine Eltern nicht verraten. Es war jemand, von dem ich bisher dachte, dass er tot wäre. Bis du mir von ihm erzählt hast."
„Peter Pettigrew", murmelte Harry und Lupin nickte, „Aber das ist unmöglich. Er ist tot. Er hat ihn umgebracht."
Felix stutzte. Was hatte Harry da gerade gesagt?
Pettigrew?
„Das habe ich am Anfang auch gedacht. Aber dann sah ich ihn auf der Karte", fuhr
Lupin fort und ein gefährliches Knurren entwich ihm. Harry erwiderte stirnrunzelnd:
„Die Karte muss kaputt sein. Sie muss gelogen haben."
„Die Karte lügt nie!", warf Black euphorisch ein und ging, trotz Felix' Warnung zu Lupin.
Dieser war viel zu verdattert, als dass er etwas hätte tun können.
„Peter Pettigrew ist in diesem Raum. Zu diesem Zeitpunkt. Dort!"

Er zeigte auf Ron, der entsetzt seinen Mund aufriss.
„Wie bitte? Ich? Der Kerl ist verrückt."
„Doch nicht du, du...", in der Schnelle fiel ihm kein passendes Wort ein, dass er Ron an den Kopf werfen könnte und so fuhr er einfach zischend fort, „Die Ratte!"

„Moment, Moment", warf Felix völlig überfordert ein und sah zwischen den Anwesenden hin und her, „Erzählen Sie gerade, dass...wollen Sie Harry ernsthaft weismachen, dass der Zauberer, den Sie in die Luft gejagt haben, am Leben ist und - seit wie viel Jahren? - in Form dieser Ratte bei Ronald Weasley...lebt? So...so habe ich das jetzt jedenfalls verstanden."

„Erbärmlich, ich weiß."
„Ich habe ihn nicht getötet. Der Feigling hat die Straße in die Luft gejagt und sich dann einen Finger abgeschnitten, damit die ganze Welt glaubt, er wäre tot", zischte Black und Harry sah ihn gedankenverloren an.
„Und Rons Ratte..."
„...fehlt eine Kralle", beendete Hermine leise seinen Satz.
Harry sah auf.
„Ich will es sehen", sagte er und Black warf einen Blick zu Felix.
Es war kein Blick, der um Erlaubnis bat. Vielmehr ein versichernder, dass der Junge seine Drohung nicht wahr machte. Dann ging er auf Ron zu und riss ihm die Ratte aus der Hand, ohne sich um seinen lautstarken Protest zu kümmern.
Lupin drehte sich zu Felix.
„Wir brauchen unsere Zauberstäbe."
Etwas Stählernes lag in seiner Stimme, was er gar nicht von ihm gewohnt war. Nicht einmal nach seiner Aktion in der Verbotenen Abteilung, hatte der Professor in diesem Ton mit ihm gesprochen.

Felix sagte nichts, sondern sah nur auf die quiekende Ratte, welche sich unter Blacks Griff wandte. Das war...verrückt. Was, wenn sie diese Geschichte nur erfanden, um erst ihr Vertrauen zu erschleichen und sie dann überwältigten?
Was, wenn Lupin ihm, sobald er ihm den Zauberstab reichte, einen Fluch auf den Hals jagte?
Wenn Black wirklich der Mann war, von dem alle Welt ausging, würde er auch vor einem Mord an Kindern nicht zurückschrecken.
Er sah zu Harry, der den Blick nur bittend erwiderte...und gab nach. Langsam reichte er dem Professor die Stäbe.

„Zusammen. Bereit?", sagte Lupin dann zu seinem Freund und richtete seinen auf Krätze.
Ein wahrer Felsblock fiel von Felix ab. Es sah nicht so aus, als hätte er die falsche Entscheidung getroffen.
„Bere...MERLIN! Der Mistkerl hat mich gebissen."
Die Ratte fiel auf den Boden, wo sie sofort ihre kurzen Beine in Bewegung setzte, um den beiden Zauberern zu entkommen, die ihr einen Fluch nach dem anderen nachjagten.
Und als Krätze auf ein kleines Loch in der Wand zusprang, trafen sie ihn.

Das Quieken verwandelte sich in einen schrillen Schrei und kurz darauf gab es einen gewaltigen Knall, als ein kleiner, rundlicher Mann gegen die Bretterwand krachte.
Entsetzt schnappten die Schüler nach Luft.

Sein Kopf war von dünnen, fettigen Haaren bedeckt und hatte eine kleine, kahle Stelle mitten auf seinem Hinterkopf.
Wimmernd richtete der Mann sich wieder auf und warf einen unsicheren Blick zu den entsetzten Schülern und den Männern, die ihn mit undefinierbaren Blicken ansahen.

„Ach, hallo Peter", sagte Lupin freundlich, als wäre er es gewohnt, dass sich Ratten in seinem Umfeld, als alte Schulfreunde entpuppten, „Lange nicht gesehen."
„S...S...Sirius? R...R...Remus!", quiekte der Mann und sah Black und Lupin mit großen Augen an, „Meine Freunde...meine alten Freunde."
Sein Blick huschte für einen Moment zur Tür.

Black hob seinen Zauberstab, doch Professor Lupin packte ihn am Armgelenk und sah ihn warnend an, dann wandte er sich, betont lässig und einladend, erneut Pettigrew zu, den Felix immer noch fassungslos anstarrte. Sogar seinen Zauberstab hatte er gesenkt.

„Wir hatten eine kleine Unterhaltung, Peter. Über die Nacht als Lily und James starben. Du hast vielleicht die Einzelheiten verpasst, während du dort auf dem Bett herumgequiekt hast."
„Remus", keuchte Pettigrew und dicke Schweißperlen rannen über sein fettiges Gesicht, „Du glaubst ihm doch nicht etwa, er hat versucht, mich umzubringen. Remus..."
„Das wissen wir", sagte Lupin mit kühler Stimme, „Peter, ich möchte ein oder zwei kleine Fragen mit dir klären, wenn du so..."
„Und jetzt ist er hier, um es noch einmal zu versuchen!", kreischte Pettigrew fast und Felix wurde von einer unglaublichen Abneigung ihm gegenüber ergriffen.
Nicht einmal Adrian Pucey war jemals so feige gewesen.

„Er hat Lily und James umgebracht und jetzt ist er hier, um auch mich zu töten...du musst mir helfen Remus!", schrie er und deutete hektisch auf Black, der so aussah, als würde er jeden Moment an die Decke gehen. Mit unergründlichen Augen sah der Sträfling ihn an.
„Keiner wird hier versuchen, dich zu töten, bevor wir nicht ein paar Dinge geklärt haben."
„Geklärt?", kreischte Pettigrew, wie ein in die Enge getriebenes Tier.

Sein angstvoller Blick huschte erst zu den brettervernagelten Fenstern, dann wieder zur Tür.
„Ich wusste, dass er mich jagen wird! Ich wusste, dass er mir auf den Fersen war! Darauf habe ich zwölf Jahre lang gewartet!"
„Du wusstest, dass Sirius aus Askaban fliehen würde?", erwiderte der Professor stirnrunzelnd und Felix sah zu Black, „Obwohl es bisher noch keiner geschafft hat?"
„Er hat dunkle Kräfte, von denen unsereiner nur träumen kann. Du-weißt-schon-wer hat ihm seine Kniffe beigebracht."

Ein freudloses, kraftloses Lachen erfüllte den Raum und wütend sah Black ihn an.
„Voldemort? Mir ein paar Kniffe beibringen?"
Wie unter einem Peitschenschlag zuckte Pettigrew zusammen.
„Was denn? Angst vor dem Namen des alten Herrn?", fuhr Black ungerührt fort, „Ich versteh dich wohl. Seine Leute sind nicht besonders gut auf dich zu sprechen, nicht wahr, Peter?"

„Ich weiß nicht, was du meinst", piepste er jetzt und sackte ein Stück in sich zusammen.
„Vor mir hast du dich jedenfalls nicht zwölf Jahre lang versteckt. Sondern vor
Voldemorts Anhängern. Ich habe in Askaban einige Dinge gehört, Peter. Sie glauben, du wärst tot. Sie haben im Schlaf geschrien. Glaube mir, wenn sie herausfinden, dass du lebst, wirst du ihnen wohl Rede und Antwort stehen müssen."

„Weiß nicht...wovon du...redest", startete Pettigrew einen letzten, schrillen Versuch.
Er wischte sich über das Gesicht und sah zu Lupin.
„Remus...du glaubst doch nicht etwa...diesem Irren."
„Zugegeben. Es fällt mir schwer, zu begreifen, warum ein Unschuldiger zwölf Jahre lang als Ratte leben sollte, Peter", erwiderte Lupin gleichmütig.
„Unschuldig, aber voller Angst", quiekte Pettigrew, „Wenn Voldemorts Anhänger mich gefunden hätten...sie sind hinter mir her, weil ich einen ihrer besten Männer nach Askaban gebracht habe. Sirius Black."
Blacks Gesicht verzog sich zu einer Grimasse und wütend knurrte er.

„Wie kannst du es wagen. Ich ein Spion Voldemorts. Wer ist denn immer um seine ach so mächtigen Freunde herumscharwenzelt? Peter, Peter. Du mochtest schon immer starke Freunde, die für dich nach dem Rechten sehen, nicht wahr? Trotzdem werde ich nie begreifen, warum du ein Spion bist."
Pettigrew rang nach Luft.
„Ich? Ein Spion? Du bist wahnsinnig. Völlig wahnsinnig. Wie kannst du nur so etwas sagen?"
„Lily und James machten dich zu ihrem Geheimniswahrer. DICH!"

Sirius Black lachte kläglich auf.
„Was für ein großartiger Plan. Was für ein Bluff. Du hast sicher Luftsprünge gemacht, als wir dich eingeweiht haben. Du konntest es sicher gar nicht erwarten, zu Voldemort zu gehen. Elender Feigling!"

Jetzt schrie Black wutentbrannt und beruhigend legte Lupin seine Hand auf seine Schulter. Black sah zu Harry.
„Glaube mir. Glaube mir, Harry", krächzte er, „Niemals hätte ich James und Lily verraten. Lieber wäre ich gestorben."

Harry sah ihn starr an, dann nickte er und im selben Moment schrie Pettigrew auf.
„Nein!"
Er fiel auf die Knie, als hätte Harry ihn eben zum Freischuss freigegeben und rutschte zu ihm.
„Nein, du darfst ihm nicht glauben! Du bist ein guter Junge...du wirst die Wahrheit erkennen...Remus...du glaubst ihm doch nicht etwa auch...Sirius...ich bin's...Peter... dein Freund...du wirst doch nicht..."

Black stieß mit dem Fuß nach ihm und Pettigrew zuckte zurück.
„Ich hab schon genug Dreck auf dem Umhang, ohne dass du ihn berührst", sagte er verächtlich.
Erneut versuchte er es bei Lupin.
„Remus...du glaubst das doch nicht...hätte Sirius dir nicht gesagt, dass sie den Plan geändert hatten?"
„Nicht, wenn er glaubte, ich wäre der Spion, Peter", sagte Lupin „Ich vermute, deshalb hast du es mir nicht gesagt, Sirius?"

Ungerührt sah er über Pettigrews Kopf hinweg.
„Verzeih mir, Moony", sagte Black.
„Keine Ursache, Tatze, alter Freund", sagte Lupin und krempelte sich die Ärmel hoch, „Und du, vergibst auch du mir, dass ich dich für einen Mörder und Verräter gehalten habe?"
„Natürlich", antwortete Black und ein kurzes Grinsen huschte über sein ausgemergeltes Gesicht. Auch er begann die Ärmel hochzurollen.

„Sollen wir ihn gemeinsam töten?"
„Ja, ich denke schon", sagte Lupin grimmig.
„Das könnt ihr nicht tun ... das werdet ihr nicht", keuchte Pettigrew.
„Das werdet ihr wirklich nicht"
Überrascht sahen die beiden Männer zu Felix, der sich, seit seiner Frage, herausgehalten hatte und immer noch fassungslos zu Pettigrew sah.

„Wie bitte?"
„Felix. Nimm es mir nicht übel, aber das geht dich rein gar nichts an! Halte dich da bitte raus!"
Felix sah zu Lupin.
„Das stimmt. Aber, Professor, wollt ihr wirklich an ihm zum Mörder werden? Soviel ich mitbekommen habe, ist er das nicht wert."
„Er hat Recht."
Sie sahen zu Harry, der einen Schritt nach vorne machte.
„Wir bringen ihn zurück zum Schloss. Dort übergeben wir ihn den Dementoren."
„Danke...", schrie Pettigrew und warf sich ihm vor die Füße, „Danke...du hast ein gutes Herz."
Harry sprang zurück.

„Weg! Ich tu das nicht wegen Ihnen! Mein Vater hätte auch nicht gewollt, dass sie wegen dir zu Mördern werden."
Lupin atmete tief ein und sah kurz in die Runde.
„Also gut. Bringen wir ihn zum Schloss. Alles klar, Tatze, alter Freund?"
Blacks Gesicht war fast ungläubig und langsam nickte er.
Lupin schloss ihn in eine Umarmung.

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