Licht in der Dunkelheit

Viele von ihnen schauten sich nur ängstlich um, wussten doch die Meisten von ihnen bis vor wenigen Wochen noch gar nicht, dass sie Hexen und Zauberer waren oder sie waren einfach unsicher, was auf sie zukommen würden.
Einige von ihnen strahlten aber jetzt schon eine solche selbstbewusste Präsenz aus, dass man annehmen konnte, sie hätten Hogwarts schon für sich eingenommen.

Wird nichts, solange die Zwillinge hier sind, dachte Felix schmunzelnd.
Dann blieb McGonagall vor dem wackeligen Hocker, auf welchem der alte Filzhut lag, stehen.
Da begann der Hut, sich zu räkeln und erhob seine leise, heisere Stimme, um sein alljährliches Lied zu singen, welches er jedes Jahr aufs Neue in Dumbledores Büro komponierte.

Erneut bricht ein Jahr an.
Freut euch auf Freundschaften,
scheut keine Herausforderungen.
Treibt euch gegenseitig an.

Seit tausenden von Jahren schon
sortiere ich euch ein.
Nie auch ist nur ein Fehler geschehen,
scheute nie den begeisterten Strom.

Vier Häuser sind's.
Hufflepuff, voller Ehrlichkeit und Treue.
Slytherin, der Ehrgeiz ist hoch angesehen,
dort, du findest viele neue Freunde.
Gryffindor. Entschlossenheit und Mut ist euer Metier.
Und Ravenclaw, Intelligenz und Kreativität ist das Wichtigste für euch.

Nun denn, habt keine Angst,
weiß selbst ganz genau, was ich tu.
Setzt mich voller Vertrauen auf euren Kopf.
Ich weise euch euren Häusern zu.

„Da hat er sich ja mal wieder selbst übertroffen", bemerkte George grinsend, als McGonagall sich zu den Schülern drehte.
„So. Ich werde jetzt nacheinander eure Namen aufrufen und der sprechende Hut wird euch dann in eure Häuser einteilen", sagte sie laut und rollte das Pergament auseinander.

„Cook, Mary!"

Ein kleines, blondhaariges Mädchen trat unsicher nach vorne und setzte sich vorsichtig auf den alten Hocker.
Dann setzte McGonagall ihr den alten Hut auf den Kopf, welcher anfing, sich vor- und zurückzubewegen und seine Augen fest zusammenzukneifen.

Hufflepuff!", schrie er dann laut und der Tisch der Hufflepuffs brach in lautes Jubeln aus. Etwas erleichtert setzte sich die Erstklässlerin zu ihnen.

„Frost, Jonathan."

Diesmal sagte der Hut sofort:
Ravenclaw!"

„Das ging schnell", flüsterte Fred.
„Nur vier Sekunden."

Felix nickte stumm. Bei ihm hatte es viel länger gedauert. Er war einer der berüchtigten Hutklemmer gewesen und der Hut hatte fast sieben Minuten gebraucht, um sich zwischen Slytherin und Gryffindor zu entscheiden, bis er dann letztendlich zweiteres gewählt hatte.
Felix hatte das nie verstanden, war er doch weder traditionell, ehrgeizig, geschweige denn ambitioniert, außer natürlich beim Quidditch und in Verwandlung, und erst recht kannte er keinen Vorfahren, welcher in Slytherin war. Sein Vater war ein Hufflepuff, seine Mutter aber, war ein Squib. Gryffindor ergab dann schon eher Sinn, da sein Großvater einer war. Väterlicherseits. Seine Großeltern mütterlicherseits waren beide Ravenclaw gewesen. Es war also alles dabei, außer Slytherin.

Gryffindor!", schrie der Hut in diesem Moment laut und schnell fiel er in das Klatschen seines Tisches ein.

Nach einiger Zeit war die Auswahlzeremonie beendet und McGonagall ließ den Hocker samt Hut mit einem flüchtigen Zauberstabwink verschwinden.
Dann setzte sie sich auf ihren Platz und mehrere Schüler traten nach vorne.
„Der Froschchor?"
„Der Froschchor", bestätigte Fred seufzend und trommelte, seine Wangen aufblasen, auf der Tischplatte.

Als Professor Flitwick und die Schüler sich wieder gesetzt hatten, stand Professor Dumbledore auf, um sich hinter das edel verzierte Pult, in Form einer Eule, zu stellen.
Sein Bart reichte ihm mittlerweile fast bis zu seiner Hüfte und sein silbernes Haar leuchtete im warmen Schein der Fackeln. Über die Gläser seiner halbmondförmigen Brille, welche auf seiner Nase lag, die aussah, als wäre sie zwei Mal gebrochen worden, musterte er die vier Tische.

„Liebe Schüler und Schülerinnen, sehr geehrtes Kollegium", begann er, als er sich hinter dem edel verzierten Pult aufgestellt hatte, „Willkommen zu einem weiteren Jahr auf Hogwarts. Ich möchte ein paar Worte an euch richten, bevor das herrliche Festmahl unsere Sinne zu sehr berauscht."
Er warf einen kurzen Blick über die Schüler.
„Ich freue mich, Professor Lupin willkommen zu heißen, der uns die Ehre erweist, ab sofort im Fach Verteidigung gegen die dunklen Künste zu unterrichten. Alles Gute, Professor."

Er machte einen auffordernden Handschwenk und Lupin erhob sich unter dem Applaus der Schüler. Er verbeugte sich kurz mit einem unsicheren Lächeln und setzte sich dann schnell wieder.

„Schaut euch mal Snape an", flüsterte George mit einem leisen Blick auf den Hauslehrer der Slytherins.
Es war allgemein bekannt, dass er auf den Posten als Lehrer in Verteidigung gegen die dunklen Künste aus war, wie kein zweiter. Aber so, wie er Lupin jetzt ansah...das war keine Wut, das war purer Hass, welcher in seinen Augen loderte.
Georges Bruder und Felix sagten nichts dazu, sondern beobachteten ihn nur stumm und ließen ihren Blick dann zu Lupin wandern, welcher aber immer noch freundlich lächelte.

„Und eine weitere Veränderung im Kollegium betrifft uns. Und zwar wird Professor Kesselbrand, Lehrer in Pflege der magischen Geschöpfe, in den Ruhestand einkehren, um sich noch einige Jahre an seinen verbliebenen Gliedmaßen zu erfreuen. Umso größer ist meine Freude darüber, dass sein Nachfolger für die Stelle niemand anderes ist, als unser guter Rubeus Hagrid."

Er machte eine zweite Handbewegung in die andere Richtung und der Halbriese erhob sich, von McGonagall aufgefordert, brummend, wobei er den ganzen Lehrertisch ein Stück nach vorne schob.
Das ließ aber nicht einmal die Hauslehrerin der Gryffindors protestieren, da sie ja gewissermaßen selber Schuld daran war.

„Zu guter Letzt ein eher beunruhigendes Thema", fuhr Dumbledore fort und Hagrid setzte sich wieder, „Auf Ersuchen des Zaubereiministeriums beherbergt Hogwarts auf seinem Schulgelände bis auf Weiteres die Dementoren von Askaban."
Ein Raunen ging durch die Schülerreihen und Felix biss sich nervös auf die Innenseite seiner Unterlippe.

„Und zwar solange, bis Sirius Black gefangengenommen ist", sagte Dumbledore bestimmt über die Unruhe hinweg und bat mit erhobener Hand um Schweigen, „Die Dementoren positionieren sich an sämtlichen Eingängen der Schule. Auch wenn mir versichert wurde, dass ihre Anwesenheit keinen Einfluss auf unseren Schulalltag haben wird, hier ein Wort der Warnung."

Er schien kurz durchzuatmen.

„Dementoren sind böse Kreaturen. Sie unterscheiden nicht zwischen dem, den sie jagen und dem, der sich ihnen in den Weg stellt. Deshalb kann ich nur jeden Einzelnen von euch beschwören, gebt ihnen bitte keinen Anlass, euch Schaden zuzufügen."
Er sah mit düsterem Blick auf die Schüler. Es war mucksmäuschenstill und nicht einmal Fred und George rissen irgendwelche Witze.
Felix bekam bei den Worten des Schulleiters eine Gänsehaut und versuchte, den Blick von Professor Lupin zu ignorieren, welcher sich bei ihm einzubrennen schien.

„Es liegt nicht in der Natur eines Dementors...", fügte Dumbledore leise fort, „...Gnade walten zu lassen."
„Was zu beweisen war", flüsterte da eine gehässige Stimme und Felix drehte seinen Kopf.
Adrian Pucey und Cleitus Hasapis, zwei Slytherins aus seinem Jahrgang, sahen ihn mit einem hämischen Grinsen an und stumm drehte er sich wieder nach vorne.
Idioten.

„Aber glaubt mir...", redete Dumbledore jetzt eifrig weiter, „...dass man Glück und Zuversicht selbst in Zeiten der Dunkelheit zu finden vermag."
Er löschte eine kleine Kerze mit eine eleganten Handbewegung.
„Man darf bloß nicht vergessen, ein Licht leuchten zu lassen."
Er fuhr mit seiner Hand zurück und die kleine Flamme leuchtete wieder auf.

Mit einem aufmunterndem Lächeln beendete er die Rede und eröffnete das Festmahl.

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