Last Christmas
Am Weihnachtsmorgen, einen Tag später, fand Felix unter dem großen Baum im Wohnzimmer, den er und sein Vater aus ihrem Garten hereingeholt hatten, zwei neue Bücher, eines davon über die englische Quidditch-Nationalmannschaft, einen Pullover, ein Radio, welches sogar Muggelsender ausstrahlte, und...fassungslos sperrte er seinen Mund auf, als er den Quaffel aus dem braunen Papier auspackte. Goldene Schriftzeichen schmückten ihn. Die Unterschrift von Dean Crock, dem besten Jäger, den die Montrose Magpies je hatten. Das war mit Abstand das beste Geschenk, welches er jemals erhalten hatte. Immer wieder bedankte er sich bei seinen Eltern.
Seinem Vater schenkte er einen neuen Umhang, da er sich über seinen alten Flicken immer wieder aufregte. Seine Mutter bekam ein Rezeptbuch der Delikatessen der Muggelwelt. Sie selbst schenkte ihrem Ehemann eine richtige Armbanduhr, wie die Muggel sie trugen.
Ein goldenes Gehäuse mit einem dunklen Lederband. Die Ziffern waren in römischen Zahlen dargestellt und die Zeiger waren zackig und spitz gestaltet.
„Das ist fantastisch, Schatz", meinte er und küsste Justyna, bevor er ihr eine samtene Schachtel überreichte.
Lächelnd warteten er und Felix, während sie sie öffnete. Felix saß vor der Couch auf dem Boden, die Wärme des Feuers im Rücken. Seine Eltern saßen auf der Couch, sein Vater hatte sich seiner Mutter zugedreht.
„Tavis, das..."
Sie schlug ihre Hand vor den Mund.
„Das ist atemberaubend", hauchte sie.
Lächelnd nahm er die silberne Kette aus der Schachtel und legte sie ihr um den Hals.
Der Anhänger bestand aus einem perlmuttweißem Hintergrund, in Silber gefasst, auf dem sich eine Möwe befand. Der Vogel breitete seine Flügel aus und schien Richtung Himmel zu fliegen.
„Warum eine Möwe?", fragte Felix und betrachtete staunend das silberne Tier.
„Nun. Nach unserer Hochzeit waren wir am Meer", antwortete Tavis und legte seinen Arm um Justynas Schultern.
Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange.
„Und das war eine wahrhaft bezaubernde Zeit. Der Strand und das riesige, blaue Meer. Einfach nur unglaublich schön", schwärmte sie.
~
„So. Wer hat Lust, Plätzchen zu backen?", fragte Justyna nach dem Frühstück und klatschte euphorisch in die Hände.
Ohne eine Antwort sprang Felix auf und räumte das Geschirr weg.
„Solltest du öfter anbieten", meinte Tavis schmunzelnd, während er seinen Kaffee austrank und stand dann ebenfalls auf.
Innerhalb weniger Minuten standen alle benötigten Zutaten auf dem Tisch und Felix' neues Radio, welches zwischen den blühenden Mistelzweigen, Sternchen und den Gewürzketten auf dem Fensterbrett stand wurde auf einen Sender gestellt, welcher sowohl Musik der Zaubererwelt, als auch Musik der Muggel ausstrahlte. Er liebte dieses Radio.
„Zimptlätzchen?", fragte Felix hoffnungsvoll und seine Mutter ging schmunzelnd zu den Gewürzen, um eine der Stangen ebenfalls zu den Zutaten zu legen.
„Dann fangen wir mal an", sagte sie lächelnd, „Willst du dich um die Eier kümmern?"
„Bin schon dabei!"
Er schnappte sich die Schüssel und stellte sie auf den Tisch. Dann nahm er sich das erste Ei und schlug es am Rand der Schüssel auf.
„Erinnert mich an den fünfjährigen Felix, der das Ei nicht in die Schüssel hat fallen lassen, sondern auf den Boden."
„Dad!"
Er kicherte.
„Nicht einmal den Tisch hast du getroffen!"
„Ich war klein, okay?"
Seine Eltern prusteten und sein Vater ging zu dem Radio, um den Lautstärkeregler hochzustellen.
Und jetzt stand die Familie Lewis backend in der Küche, während George Michael und Andrew Ridgeley sich mit Chris Rea und Cyril Knotts abwechselten.
Tavis pfiff die Melodie zu Chris' Stimme mit und packte die ersten Ausstechformen auf den Tisch.
Felix duckte sich unter einem der verzauberten Engel hinweg, die in der Küche herumschwebten und griff nach dem Nudelholz, um den Teig auszurollen.
„Mehl!", rief sein Dad noch und schnell breitete Felix es auf dem Tisch aus, bevor er dann den Teig aus der Schüssel holte.
„Jetzt geht es los!", meinte er da, als die Schicksalsschwestern mit ihrem neuen Hit den Raum erfüllten.
Im Takt wippte Felix mit seinem Fuß auf den Boden, als...
Er erstarrte und kniff die Augen zusammen. Dann sah er ungläubig zu seinem Vater, der vor Lachen fast zusammenbrach.
Sein Gesicht, sowie seine Haare und seine Kleidung waren voller Mehl.
„Das ist jetzt nicht dein Ernst!"
Glatt traf ihn eine zweite Hand voller Mehl und sofort schnappte er sich die Packung.
„Na warte!"
Er schleuderte alles auf seinen Vater. Nur leider hüllte es nicht nur ihn, sondern auch seine Mutter ein.
Sie schrie kurz auf, dann tauchte sie neben ihm auf und schmierte ihm das Mehl ins Gsicht.
Schnell befreite er sich und versuchte, möglichst wenig abzubekommen, dafür aber seine Eltern ordentlich aufzumischen.
Keuchend hielten sie schließlich inne und mit einem kläglichen Lächeln sah Justyna auf den fast weißen Teig.
„Das wird interessant, Jungs."
Doch sie stachen die Plätzchen trotzdem aus und sobald sie alle in den Backofen befördert hatte, scheuchte sie Tavis und Felix nach draußen.
„Ihr geht jetzt eine Runde um den Block, während ich hier aufräume und es mir gemütlich mache! Nein, keine Widerrede!"
Sie mussten sich nach einer Weile geschlagen geben und so gingen sie in den Flur, um sich ihre Wintersachen anzuziehen, welche auch einem Muggel nicht auffielen. Immerhin hatten sie ausschließlich nur diese als Nachbarn.
„Warte!"
Tavis ließ seine Hand durch Felix' Haare fahren und glatt hüllte ihn eine weitere Wolke ein.
Grinsend verließen sie das Haus.
Der Schnee in ihrem Vorgarten lag fast kniehoch und verdeckte nicht nur die geliebten Rosenbüsche seiner Mum, sondern auch sämtliche Beete, sowie die Hälfte des Briefkastens vor dem Gartentor.
Tavis sah sich kurz um, dann zog er seinen Zauberstab und mit einem Schwenk war der Weg bis zur Straße frei.
Mit zuckenden Mundwinkeln legte er seinen Finger auf die Lippen und setzte sich in Bewegung.
Sie gingen der Straße hinunter, die Hände tief in den Taschen versenkt und sahen sich gelegentlich die Weihnachtsbäume der Muggel, die man durch die Fenster auch auf der Straße sehen konnte, an.
Felix versuchte dabei immer, feste Eisbrocken auf der Straße zu zertreten.
Tavis stieß ihn an.
„Was fandest du heute morgen am Besten?"
Er grinste.
„Na, den Quaffel. Was denn sonst?"
Tavis lachte leise.
„Ja. Was denn sonst?"
„Bei den Büchern freue ich mich auf jeden Fall schon auf die Tierwesen, welche Amerika so beheimatet."
„Das sah tatsächlich interessant aus. Deine Mutter kennt dich einfach zu gut."
„Dich aber auch. Die Uhr war genau das Richtige für dich."
„Nicht? Sie dir doch mal an, wie genial sie ist!"
Er krempelte seinen Ärmel nach oben und betrachtete die Ziffern und Zeiger mit leuchtenden Augen.
„Guten Tag, Mr Lewis!"
Sie sahen auf. Vor ihnen stand William, ein Muggel, der ein paar Häuser weiter wohnte und im gleichen Alter, wie Felix war. Der Junge nickte ihm zu.
„Hallo, Felix."
Felix lächelte und musterte seine blonden Haare, die blassen, straffen Gesichtszüge und die hellen, leuchtenden Augen.
„Guten Tag, William", sagte sein Vater lächelnd und reichte ihm die Hand, „Was machst du so ganz alleine hier draußen?"
„Ach, meine Eltern und meine Schwester sind gerade dabei, sich auszuruhen. Kleiner Mittagsschlaf. Ich gehe lieber eine Runde spazieren."
Schien er tatsächlich öfter zu tun. Sein Körperbau war ungewöhnlich sportlich. Breite Schultern...
Felix schüttelte seinen Kopf. Was für ein Schwachwinn.
Sein Vater lächelte William zu und fragte:
„Willst du vielleicht ein Stück mit uns gehen?"
„Das wäre mir eine Freude, Mr Lewis!"
Felix kniff schmunzelnd seine Lippen zusammen und zu dritt stapften sie weiter. Zwar konnten sie sich jetzt nicht mehr über Dinge der magischen Welt unterhalten, aber Williams Erzählungen über seine Schule und all die Gewohnheiten der Muggel war auch sehr interessant. Eben erzählte er von einer ihrer Sportarten, Fußball, von der Felix schon einmal etwas gehört hatte. Darunter vorstellen konnte er sich nichts.
„Mögen Sie Fußball?", fragte William eben seinen Vater, eine seiner langen Strähnen zur Seite wischend.
Tavis legte seinen Kopf schief.
„Mögen ist vielleicht das falsche Wort. Dieser Sport ist zweifelsohne sehr interessant, aber ich kenne mich damit kaum aus."
„Mit was denn genau? Vielleicht kann ich Sie ein wenig aufklären."
Tavis sah zu seinem Sohn, dann meinte er:
„Erzähl einfach das, was du einem absoluten Anfänger in diesem Fach erzählen würdest"
Der Junge grinste.
„Wie Sie wünschen."
Und so erzählte er ihnen lang und breit von den Regeln und Mannschaften des Fußballs. Felix schwirrte schon nach kurzer Zeit der Kopf und verwirrt fragte er:
„Und man darf wirklich nicht mehr spielen, wenn man jemanden...anrempelt oder...oder umstößt? Ich meine, man fällt ja nicht tief, oder?"
Sein Vater räusperte sich warnend, aber William lachte auf.
„Nazürlich. Du ahnst nicht, was bei diesen Fouls schon alles passiert ist. Hast du wirklich noch nie ein Spiel gesehen?"
Als Felix mit dem Kopf schüttelte, sagte er:
„Dann kommst du eben einfach mal zu mir und wir schauen uns gemeinsam eins an."
„Das wird ein bisschen schwierig. Gehe in Schottland auf eine Schule."
„Schottland. Na, dann eben mal in den Ferien. In diesen jetzt ist es auch ungünstig, aber...danach?"
Felix sah fragend zu seinem Vater, dann nickte er.
„Das wäre echt toll. Können wir machen."
„Super", meinte William grinsend.
Den Rest des Weges unterhielten sie sich hauptsächlich über Belangloses. Felix' Vater arbeitete nach dessen Angaben im sozialen Bereich und auf Williams Frage nach den Geschenken des heutigen Tages gab Felix nur den Pullover, das Radio und ein Buch über die Tiere Amerikas an.
Und dann verbrachten sie den restlichen Tag zu Hause, aßen Plätzchen und feierten Weihnachten.
An den ersten Feiertagen jedoch unternahmen sie verschiedene Ausflüge und an jedem Abend der Woche testete Felix seinen Fluch. Er baute die Bewegung, die Betonung und Wirkung aus und machte nach einiger Zeit wirklich gewaltige Fortschritte.
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