Expecto Patronum

Snape war nirgends zu sehen, er schien sich auf der Suche nach Black zu befinden.
Aber weiter unten sah Felix eine Bewegung zwischen den Bäumen.
Vielleicht Professor Lupin.
Er wollte eben dem niedergetrampelten Pfad folgte, als er plötzlich dunkle Schatten am Himmel sah. Entsetzt hielt er inne, als dutzende Dementoren und mehr auf eine Stelle mitten im Wald zusteuerten. Sofort schlug er die andere Richtung ein. Er rannte, was das Zeug hielt. Er sprang über große Steine, sperrige Wurzeln und schlug dünne Zweige zur Seite.

Da er seinen Blick immer wieder nach oben richtete, geriet er ins Straucheln, stolperte und fiel den Rest des Hanges nach unten. Er versuchte zwar, den Sturz abzubremsen, aber es schleuderte ihn einfach weiter. Dann hing er für einen Moment in der Luft und kam wenige Sekunden später auf dem harten Boden auf. Ein glühender Schmerz durchzuckte seine Brust, aber es blieb keine Zeit, sich darum zu kümmern. Schnell rappelte er sich auf und lief weiter.
Das Atmen verursachte nun ein unangenehmes Stechen in der Brust und nach kurzer Zeit fingen seine Augen fingen an zu tränen.

Aber dann sah er sie.
Harry hatte eben einen großen, mittlerweile zugefrorenen See erreicht und rief immer wieder laut:
Expecto Patronum!"
Sirius Black kniete vor ihm auf dem Boden und hatte stöhnend seine Arme über den Kopf zusammengeschlagen.
Felix stürzte an Harrys Seite. Entsetzt richtete er seinen Blick auf die Dementoren, welche sich zahlreich über sie beugten.
„DENK AN EINE GLÜCKLICHE ERINNERUNG!", rief Harry, als er Felix bemerkte und stieß den Zauber erneut laut aus.
Black sah auf.
Überfordert hob Felix seinen Zauberstab. Eine schöne Erinnerung. Das konnte ja alles Mögliche sein.

Sein erster Sieg im Quidditch. Seine Einschulung. All der Unsinn, den er mit den Zwillingen und Lee angestellt hatte...seine Eltern. Fast so, als wäre die Zeit stehengeblieben, sah er sie vor seinem inneren Auge. Seine Mum, die für ihn wohl schönste Frau. Ihre langen, blonden Haare, die sanften Augen und das freundliche Lächeln. Fast schon spürte er ihre Hände auf seinem Gesicht.
Und dann sein Vater. Der Mann, zu dem er immer aufgeschaut hatte. Die dunklen, seidenen Haare und ernst blickenden Augen. Trotzdem hatte er immer ein Lächeln auf den Lippen gehabt und immer versucht, soviel Zeit wie möglich mit seiner Familie zu verbringen. Gemeinsame Ausflüge, Stunden des eifrigen Lernens, lustige Quidditchspiele oder einfach nur ein gemütlicher Abend vor dem Kamin. Seine Mutter, die lesend auf der Couch gesessen hatte und er und sein Vater beim Zauberschach.

Erst als eine Träne über seine Wange lief, wurde er zurück in die Realität geholt. Er schwang seinen Zauberstab und stieß ein lautes „Expecto Patronum!" hervor.
Nichts. Die Wirkung blieb aus. Verzweifelt wandte er seinen Blick Harry zu. Er musste es schaffen!
Wenn es ein Drittklässler konnte, dann doch auch er!
Er schloss seine Augen und konzentrierte sich mit aller Kraft auf die Erinnerung, versuchte, sie mit all seinen Sinnen wahrzunehmen. Dann sah er wieder auf die dunklen Gestalten, welche über sie kreisten, und wiederholte den Zauber.
Expecto Patronum!"
Immer noch nichts. Seine Brust jagte ein glühendes Stechen durch seinen, vor Kälte bereits gelähmten, Körper.
EXPECTO PATRONUM!", schrie er mit aller Kraft.

Erst passierte nichts, aber dann begann die Spitze seines Zauberstabes zu zittern und im gleichen Augenblick strömte ein Strahl aus silbernem Licht aus ihr hervor.
Eine nicht erkennbare Gestalt formte sich daraus und verwandelte sich dann in ein
großes Schutzschild, welches die Dementoren abwehrte. Ein Patronus.
Gemeinsam, Harry und er, standen sie breitbeinig da und hielten verbissen ihre Zauberstäbe nach oben.
Ein leises Lachen glitt über seine Lippen, als die dunklen Gestalten zurückwichen.

Aber noch ehe er hätte Quidditch sagen können, fielen sie wieder mit voller Wucht über sie her. Die Jungen schwankten und schnell griff Felix nach Harrys Arm, um ihn aufrecht zuhalten.
Doch dann bekamen sie einen zweiten Stoß ab und stießen ein angestrengtes Keuchen aus. Da erlosch Harrys Schild. Die Dementoren waren einfach zu viel. Harry stürzte vornüber und schnell beugte sich Black schützend über ihn.

EXPECTO PATRONUM!", brüllte Felix und sammelte all seine Kraft. Fest biss er sich auf die Lippe, als er seine glücklichen Momente vor seinem inneren Auge vorüberziehen ließ. Doch sein Arm wurde langsam schwer.
„Durchhalten!", keuchte eine schwache, wenn auch durchdringende Stimme genau vor ihm.
Blacks Stimme und verbissen rammte Felix seine Füße noch fester in den Boden. Die Stimme seiner Eltern hallte in seinen Ohren wider und plötzlich...plötzlich verwandelten sie sich in verzweifelte Schreie.
In den Weihnachtsferien hatte er sie zum letzten Mal gesehen. Danach hatte er vor ihrem Grab gestanden.
Er schwankte. Sofort nutzten die Wächter Askabans das aus. Sie spürten seine Angst. Seine Verbitterung. Und mit aller Kraft rammten sie gegen seinen Patronus.

Nicht schlappmachen, befahl er sich in Gedanken.
Nicht schlappmachen! Konzentriere dich!

Mit einem lauten Kreischen schlug ein Dementor gegen sein Schild. Der nächste folgte sofort.
Felix' Arm fing an zu zittern und verzweifelt umklammerte er den Griff seines Zauberstabes noch fester. Doch dann gab es einen so gewaltigen Stoß, dass er auf die Knie sackte. Sofort schnellte Blacks Hand nach vorne und mit festem Griff hielt er seinen Arm nach oben.
Mittlerweile biss Felix so fest auf seine Zunge, dass sich sein Mund mit Blut füllte.
„Oben...halten", keuchte Black.
In seinen grauen Augen lagen Zuversicht und Angst zugleich. Angst um seinen Patensohn. Angst um ein Leben als leere Hülle. Und vielleicht auch Angst um seinen Freund, Remus Lupin, der ihn schon einmal verloren hatte.

Und dann erlosch auch Felix' Schild. Sofort stürzten sich die Dementoren auf sie. Auch Harry, der immer noch unter Black lag, wurde nicht verschont.
Mit entsetzt aufgerissenen Augen starrte Felix in die dunklen Mäuler der Kreaturen. Jede einzelne Faser seines Körpers wurde von einer nassen Kälte erfüllt und die schlimmsten Bilder, von denen er dachte, dass er sich so etwas niemals vorstellen könnte, rasten durch seinen Kopf.
Und dann wurde alles schwarz um ihn herum.

„Du warst einfach noch nicht so weit für soviel auf einmal", flüsterte eine leise Stimme und kurz darauf ertönte ein belustigtes Lachen.
„Einfältiger Junge. Warte noch ein paar Sommer, dann bist du vielleicht in der Lage, alles zu verarbeiten. Du solltest zuallererst damit anfangen, es zu akzeptieren"

Als er seine Augen wieder aufschlug starrte er direkt an den sternenbedeckten Nachthimmel. Erleichtert stellte er fest, dass er seine Seele scheinbar immer noch besaß, aber im nächsten Moment erinnerte er sich an Black. Das unveränderte Stechen ignorierend fuhr er hoch, kam aber nicht weit.
Snape hatte seinen Zauberstab auf ihn gerichtet, drückte ihn wieder zurück auf die heraufbeschworene Trage und knurrte wütend:
„Liegen bleiben!"
„Warten Sie...", begann Felix und war selbst entsetzt, wie hohl seine Stimme klang, „Black ist unschuldig. Sie..."
„Seien Sie still! Sirius Black hat sie verhext. Sie können nicht mehr klar denken. Aber Madam Pomfrey wird Sie schon wieder aufpäppeln."
In seiner Stimme lag ein Hauch von Genugtuung. Felix sah zur Seite und sah dort zwei weitere Tragen, auf denen Harry und Black lagen.

„Nein, Sie müssen mir glauben.", widersprach Felix erschöpft, „Er ist...unschuldig. Er hat diese Morde nicht begangen."
Doch Snape hörte nicht auf ihn und bugsierte ihn und Harry in den Krankenflügel. Mit Black verschwand er dann sofort wieder auf den Gang.

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