Der Prinz der Zauberer
Mit schnellen Schritten lief Felix durch die Gänge der Bibliothek. Immer noch ärgerte er sich, wie verrückt.
Das war doch zum Drachenmelken. Am Liebsten hätte er die ganze Bibliothek zusammengeschrien. Peeves hätte vielleicht mitgemacht.
Es war einfach nicht zufassen, wie nah er gerade dran war, zu erfahren, wer dieser Mistkerl war.
Er fuhr sich durch die Haare.
Vielleicht konnte er sich ja mit Lernen ein wenig ablenken. Er schlug zähneknirschend das Lehrbuch für den Zaubertrankunterricht auf. Als...er stutzte und stolperte fast über seine eigenen Füße.
Dieses Buch gehört dem Halbblutprinzen.
Halbblutprinz.
PRINZ.
Mit offenem Mund starrte er auf die schnörkelige Schrift und lief mit gesenktem Blick weiter. Warum fiel ihm das jetzt erst auf?
Ob Trelawney ihn mit Prinz der Zauberer gemeint hatte?
Ergab das Sinn?
Wenn ja und dem so wäre, dann müsste er nur noch herausfinden, wem dieses Bich gehörte und wer dieser Erbe war.
„Pass doch auf!"
Es gab einen Stoß, er stolperte zur Seite und stieß gegen einen Bücherstapel, welcher krachend in sich zusammenfiel. Das Buch hatte er dabei verloren und es war zu Boden gefallen. Ebenso seine Tasche. Zum Glück schien das Tintenfass nicht zerbrochen zu sein.
Adrian, der ihn gestoßen hatte, hob das Buch mit einem Lächeln auf und blätterte die Seiten durch.
„Interessant", sagte er grinsend und gab dann Cleitus und Lucian Bole, einem der Treiber Slytherins, der allerdings eine andere Kursgruppe besuchte, einen Wink. Sie stießen ihn in einen engen Gang und drängten ihn auf die Wand zu.
Cleitus hatte seinen Zauberstab gezogen und hielt ihn drohend in seine Richtung.
Felix wäre es sicher schlecht ergangen, hätte er versucht seinen eigenen zu ziehen. Noch musste der Gryffindor sich zurückhalten.
Er warf einen Blick auf die Bücherrücken und verwarf sofort den Gedanken eines auftauchenden Schülers. Das waren alles Werke über das elementarsten Wissen der Magie, welches jeder Schüler schon längst hinter sich gelassen hatte.
„Was soll das, Pucey?", zischte er.
Adrian klappte das Buch zu und warf es achtlos auf den Boden. Dann ging er langsam auf Felix zu.
„Hast du etwa schon die Sache auf dem Gang vergessen? Ganz zu schweigen von..."
Er tat so, als müsse er überlegen.
„...der Sache mit Professor Snape? Oder letztes Jahr auf dem Quidditchfeld?"
Felix lachte trocken auf.
„Ist das dein Ernst?"
Adrians Augen blitzten bedrohlich auf.
„Ich hab mich lange genug zurückgehalten, Bastard!"
„Woher dieser Sinneswandel? Weil wenig Gefahr besteht, dass ihr erwischt werdet?"
„Ja, ja. Mach dich nur lustig!", zischte Adrian und zog nun ebenfalls seinen Zauberstab.
Ich hätte einen Fluch gebraucht, der mehrere ausschaltet, schoss es Felix durch den Kopf.
Aber er tat ganz gelassen und fragte mit schiefgelegtem Kopf:
„Und was willst du jetzt machen? Mir die Schneidezähne wachsen lassen? Meine Haare in ein Geweih verwandeln? Mir Furunkel ins Gesicht zaubern? Das sind alles Sachen, die ich auch selbst hinbekomme. Soll ich es dir zeigen?"
Adrian wollte etwas erwidern, als jedoch gedämpfte Schritte ertönten und er kurz inne hielt, um über die Schulter zu sehen.
Diesen Moment der Unachtsamkeit nutzte Felix sofort.
Er warf sich in Cleitus' Arm, schlug ihm den Zauberstab aus der Hand und zog dann seinen eigenen, den er dem herumgewirbelten Adrian entgegenhielt. Lucian hatte seinen ebenfalls nach oben gerissen, aber keiner von ihnen sprach einen Fluch aus.
„Du weißt, wie das beim letzten Mal ausgegangen ist", erinnerte Felix Adrian,
„Geh einfach und wir wiederholen das nicht."
„Glaubst du etwa, ich lass mich von dir so zum Narren halten?"
„Verschwinde!", zischte Felix, „Lass mich einfach in Ruhe."
Adrian funkelte ihn stumm an und Cleitus, der dessen Unsicherheit bemerkte, lachte höhnisch auf, um diese zu überdecken.
„Was tust du, wenn nicht? Weinend zu deiner Mami rennen?"
Felix runzelte seine Stirn. Wie kam man denn auf so etwas?
„Ich...", begann er, als eine strenge Stimme ertönte.
„Was soll das? Sofort die Zauberstäbe runter!"
Die Jungs zuckten zusammen und sahen in das versteinerte Gesicht von Professor Mcgonagall. Cleitus und Lucian traten sofort einen Schritt zurück, aber die Hexe hatte die Situation schon längst erfasst.
„Für jeden einzelnen von Ihnen zehn Punkte Abzug. Mitkommen!"
Knurrend senkten Adrian und Lucian ihre Zauberstäbe und sie und Cleitus, der seinen Zauberstab wieder hatte, folgten ihr. Felix hob noch seine Sachen auf, dann tat er es ihnen gleich.
~
„Von Schülern in Ihrem Alter hätte ich definitiv ein wenig mehr erwartet!", schimpfte McGonagall kurz darauf in ihrem Büro, „Ich bin enttäuscht!"
Felix biss sich auf die Zunge, um nicht etwas laut zu erwidern. Adrian und seine Freunde erwiderten ihren Blick nur trotzig, woraufhin sie ihre Augenbrauen zusammenzog und sie hinter ihrer Brille hervor noch ärgerlicher musterte.
„Mr Hasapis, Mr Bole, wenn ich Sie noch einmal bei so etwas erwische, können Sie mit härteren Konsequenzen rechnen! Haben-Sie-mich-verstanden?"
„Natürlich, Professor."
„Wir nehmen uns Ihren Rat zu Herzen", erwiderten die zwei Jungs aufgesetzt höflich.
Kühl wies McGonagall sie an, zu gehen.
„Und nun zu Ihnen beiden", sagte sie dann an Felix und Adrian gewandt, „Ihre Streitigkeiten sind in der Vergangenheit schon häufiger aufgefallen und mittlerweile nehmen diese extreme Ausmaße an. Sie übertreten die Grenzen. Alle beide!"
„Ja, Professor", sagte Felix nur.
Adrians Miene blieb unergründlich.
Professor McGonagall erhob sich, die Fingerknöchel fest auf den Schreibtisch gestützt.
„Haben Sie vielleicht etwas zu sagen, Mr Pucey?"
„Nein, Professor", erwiderte er spitz, „Wir hatten nur eine kleine Meinungsverschiedenheit. Das ist alles."
„Und Sie, Mr Lewis?"
Felix juckte es regelrecht in den Fingern, diesem elenden Feigling eine zu verpassen. Aber er steckte schon so im Schlamassel. Also sah er nur kurz zu Adrian und sagte dann:
„Es lag nicht in meiner Absicht, Ärger zu verursachen, Professor!"
„Da bin ich mir sicher. Sie beide werden am Samstag in den Krankenflügel gehen, um dort Madam Pomfrey zu helfen!"
„Aber Professor. Am Samstag müssen wir für das Spiel gegen Ravenclaw trainieren!", protestiere Felix.
Wütend sah sie ihn an.
„Mr Lewis. Sie werden am Samstag zehn Uhr in den Krankenflügel gehen und ihn erst wieder verlassen, wenn man es Ihnen erlaubt! Verstanden?"
Felix presste seine Zähne aufeinander und nickte. Bei dem süffisanten Grinsen des Slytherins war das noch schwieriger. Er könnte ausrasten.
„Sehr gut. Mr Pucey, gehen Sie jetzt! Wenn ich so etwas noch einmal erlebe, können Sie etwas erleben! Vor allem, wenn das Verhältnis wieder bei drei zu eins steht."
Wortlos drehte Adrian sich um und ging. Felix hätte schwören können, doch so etwas, wie ein Zucken in ihren Gesicht zu sehen, als sie nun ihn bedachte.
Sobald sie Tür hinter dem Jungen laut ins Schloss gefallen war, setzte sie sich wieder und nahm ihre Brille ab. Sie sah zu Felix auf.
„Wie gesagt", begann sie etwas ruhiger, „Versuchen Sie bitte, sich zurückzuhalten. Sie sind kaum in Hogwarts angekommen und schon gibt es wieder Ärger."
Fast hätte Felix etwas Unverschämtes erwidert. Von wegen, kaum war er in Howarts angekommen.
Aber er nickte nur.
„Gehen Sie jetzt und bei dem nächsten Vorfall lassen Sie Ihren Zauberstab stecken!"
„Ja, Professor."
Er drehte sich um und verließ ebenfalls das Büro.
Auf dem Gang wurde er schon von drei triumphierenden Idioten erwartet.
„Das tut mir ja wirklich leid", sagte Adrian grinsend.
„Dass es soweit kommt, wollten wir natürlich nicht", fügte Cleitus hinzu und stieß seinen Freund kichernd an.
„Spart euch das, ihr elenden Feiglinge!", zischte Felix und ging an ihnen vorbei, sodass ihm eine Antwort erspart blieb.
Die wurde ihm schon in Form eines Schulterremplers von Lucian verpasst.
Aber er ging hoch erhobenen Hauptes weiter, bis er endlich wieder die Bibliothek erreicht hatte. Vielleicht konnte er ja jetzt in Ruhe lernen.
Er atmete tief durch, setzte sich sogleich an einen der Tische und blätterte sein Lehrbuch auf.
Verfasse eine Anleitung auf drei Rollen Pergament, wie man eine stärkende Lösung braut.
Beschreiben Sie dabei die exakte Wirkung und wie diese wiederum untauglich werden könnte.
Er blätterte die Seiten des Lehrbuches um und las sich dann die Beschreibung des Halbblutprinzen um.
Und wieder musste er an ihn und die eventuelle Verbindung zu Trelawney denken.
Er schüttelte seinen Kopf. Wenn er seine Note in Zaubertränke beibehalten wollte, musste er sich jetzt konzentrieren!
~
„Ja?"
„Verzeihen Sie, aber wo stehen die Jahrbücher?"
Madam Prince, welche bis eben noch auf ein Blatt Pergament gestarrt hatte, hob jetzt ihren Kopf und runzelte ihre Stirn.
„Wofür brauchen Sie die?", fragte sie misstrauisch.
Felix lächelte.
„Mein Vater hat mir empfohlen, mal einen Blick hineinzuwerfen."
Er zwinkerte, woraufhin sie nur ihre Augen verdrehte.
„Letzte Reihe rechts. Die Jahre stehen an den Regalen."
„Vielen Dank!"
Sie brummte irgendetwas Unverständliches, aber er hatte sie schon verlassen und steuerte auf die angegebene Reihe zu.
Dort angekommen eröffnete sich ihm ein Regal voller dicker, verstaubte Wälzer. Mit aufgeblasenen Wangen ließ er seine Augen über die Jahreszahlen schweifen.
Da!
1971-1977
In diesen Jahren war sein Vater zur Schule gegangen. Also auch, wenn seine Aussage stimmte, Viktoria Rose Smith.
Er zog die Bücher aus dem Regal, verlor fast das Gleichgewicht, schaffte es aber noch gerade so bis zum nächsten Tisch.
Der Hufflepuff, der hier saß, es war zwar einer aus dem fünften Jahrgang, befand sich aber, wie auch Lucian Bole, in einer anderen Kursgruppe, sah ihn missbilligend an, aber sein Freund lächelte ihm freundlich zu. Es war Cedric Diggory.
Felix nickte ihm zu und setzte sich.
„Was hast denn du vor?"
Er sah wieder auf.
„Ach, find das nur interessant", sagte er abwinkend.
Cedric grinste.
„Sag mir, wenn du meinen alten Herrn gefunden hast! Ich glaube von 1966 bis 1973."
„Mach ich", meinte Felix schmunzelnd und schlug das erste Buch auf.
Eine dicke Staubwolke stob auf und hustend wedelte er mit seiner Hand vor seinem Gesicht herum.
Als er wieder klar sehen konnte, begann er langsam die Seiten umzuschlagen. Alle möglichen Hexen und Zauberer fand er hier.
Von Abbott über Fletcher zu Stump, bis hin zu Zabini war alles dabei. Avery, Midgen, Whittle, Bones, Malfoy, Lestrange...sogar Sirius Black und Remus Lupin fand er hier.
Interessiert betrachtete er die Bilder der beiden Fratzen schneidenden Jungen. Naja, Lupin hielt sich etwas mehr zurück. Sie standen genau unter einem Peter Pettigrew und Harrys Vater, den Felix ja ebenfalls auf dem Foto gesehen hatte.
Er war überrascht, wie ähnlich...er kniff seine Augen zusammen, um die kleine Schrift entziffern zu können...James Potter Harry doch war. Nur seine Augen waren anders. Er hatte dunkle, braune. Keine grünen.
Noch verrückter war allerdings das Bild eines elfjährigen Professor Snape, welches er kurz darauf fand. Für einen Moment überlegte er, es zu vervielfältigen und in der Schule auszuhängen. Er verwarf den Gedanken aber wieder und nahm sich vor, den Zwillingen und Lee keinesfalls eines der Jahrbücher in die Hände fallen zu lassen.
Er blätterte weiter. Jetzt ärgerte er sich, dass er seine Eltern nicht nach dem Haus von Smith gefragt hatte. Das hätte die Suche ungemein vereinfacht. Denn bis jetzt fand er kein Mädchen, was auch nur annähernd, wie die ihm bekannte Frau aussah.
„Hier ist dein Vater", murmelte Felix und deutete auf einen Mann aus dem fünften Jahrgang.
Cedric sah auf und ein belustigtes Lachen entwich ihm.
Felix beschloss, den Drachen am Schwanz zu packen und gleich mit den Büchern aus dem siebten Jahrgang fortzufahren.
Er hielt inne.
Wer sagte ihm, dass Victoria Smith überhaupt das letzte Jahr belegt hatte?
Er nahm sich die Jahrbücher von 1976 zur Hand und blätterte dort durch die unzähligen Seiten. Er fand es unglaublich, wie sehr sich Professor Lupin und seine Freunde verändert hatten. Jetzt ähnelten sie schon deutlich ihren erwachsenen Versionen und er erkannte sogar Peter Pettigrew. Das war der Mann, der auf dem Foto gegenüber von James Potter gesessen hatte.
Als er die nächste Seite umblätterte, stockte ihm der Atem. Er war auf eine Goldgrube gestoßen.
~Tavis Lewis, Malcom Lewis, Clarice Brooks
Es war ein Gruppenfoto, anscheinend hatten die Schüler in diesem Schuljahr selbst die Anordnung und Reihenfolge des Auftauchens ihrer Namen festgelegt. Und dieser Mann neben seinem Vater, sein Onkel, war eindeutig der, welcher das Foto der kleinen Gemeinschaft geschossen hatte.
Nur leider...er machte eine unwirsche Handbewegung. Der Name der Frau und ihr Aussehen passten definitiv nicht zusammen.
Das sechzehnjährige Mädchen zwischen den beiden Brüdern konnte nur genannte Viktoria Rose Smith sein.
Aber warum stand hier dann Clarice Brooks?
Das war auch der Name gewesen, der in dem Traum gefallen war, in den der Fremde ihn geschickt hatte. Und sie und...und...
Er riss seine Augen auf.
Dann riss er ohne Weiteres das Bild aus dem Buch, ignorierte das empörte Aufrufen von Cedrics Freund und sprang auf.
„Jetzt hör schon auf, Sean!"
„Aber er kann doch nicht einfach..."
„Hier wird nicht gerannt!"
Er ließ all die Stimmen hinter sich, rannte auf den Gang und die Treppen hoch. An all die unzähligen Gemälde vorbei und über Mrs Norris drüber.
Gerade so erwischte er noch die letzte Stufe einer sich bewegenden Stufe, dann hatte er auch schon das siebte Stockwerk erreicht.
Merlin sei Dank hing vor dem Gemeinschaftsraum wieder die Fette Dame, die ihn gleich nach der Nennung des Passwortes durchließ. Ohne Zwischenstopp hechtete er durch den Gemeinschaftsraum und hoch zu den Schlafsälen der Jungen.
Dort angekommen riss er die Tür zu seinem auf, sprang zu seinem Bett und kramte mit klopfendem Herzen die Schachtel darunter hervor. Er hoffte einfach nur, dass er sich irrte. Er musste sich einfach irren!
Er hatte sie geöffnet, riss die Briefe heraus und griff dann nach dem Foto.
Mit zitternden Händen hielt er die zwei Bilder nebeneinander.
Er keuchte und schloss seine Augen. Wie, als würde es verschwinden, wenn er sie erst einmal fest genug zusammenkniff.
Doch als er sie wieder öffnete, sah er genau das Gleiche.
Viktoria Rose Smith und Malcom Lewis.
Oder auch Clarice und Mel.
Die zwei Personen aus seinem Traum. Aus seiner Vision.
Sein Onkel und die beste Freundin seiner Mutter.
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