Beruflicher Werdegang...

Als sie endlich den Samstag erreicht hatten, konnten sie wieder aufatmen. Professor McGonagall und Professor Sprout waren alle beide für volle drei Tage sehr ungehalten gewesen, nur Lupin hatte es mit Humor genommen und im Unterricht den Gemeinen Tintenkugler behandelt, auf den er angeblich auf einem seiner Rundgänge durch das Schloss gestoßen war.

Aber sie waren wenigstens einer Hinrichtung entgangen, da Felix sich noch schnell zum Eingang geschlichen hatte, um den Anschein zu wahren, am Teich gelernt zu haben, da Peeves dicht hielt und da sich Snape und die Opfer ihres Unfalls glücklicherweise nicht darüber ausgetauscht hatten. Es konnte auch sein, dass Lupin mit Snape gesprochen hatte, aber das war nur eine Vermutung. Es war eher unwahrscheinlich, dass Zweiterer sie nicht ans Messer lieferte.

Am Vormittag streiften die Zwillinge ausnahmsweise mal nicht durch die Schule oder über die Schlossgründe, sondern setzten sich mit zu Lee und Felix in die Bibliothek.
„Also. Was steht an?", fragte George und Felix schaute auf ein Stück Pergament.
„Wir sollten vielleicht mit Verteidigung gegen die dunklen Künste anfangen. Wenn Professor Lupin heute Abend danach fragt, können wir beruhigten Gewissens antworten."

Lee grinste.
„Klingt gut. Was ist die Aufgabe?"
Felix lächelte.
„Die ist sogar leicht. Wir sollen ein Geschöpf der Nacht auswählen und zwei Rollen Pergament verfassen. Der Lebensraum, Nahrungsgewohnheiten, besondere Merkmale, Verteidigungsmöglichleiten und so weiter."
Fred stöhnte auf.
„Und das nennst du leicht?"
Felix zuckte mit den Schultern.
„Wozu haben wir denn Bücher?"

„Ich nehme die Acromantula!", sagte Lee sofort und hob seine Hände an seine Kiefer. Er wackelte mit seinen Fingern, was ihm nur einen Schlag von George einbrachte.
„Solange du mich mit diesen Viechern in Ruhe lässt. Ich persönlich ziehe einen Basilisken vor. Die sind genial und ich kann Harry fragen. Der kennt sich damit aus."
„Das ist unfair", brummte sein Bruder, aber er grinste nur.
„Was nimmst du denn?"
„Ich werde Irrwichte nehmen. Die haben wir ja erst am Anfang des Jahres wiederholt."
„Klingt gut. Und du, Felix? Grindelohs?"
Felix winkte ab.
„Ne. Die sind langweilig. Also langweiliger, als andere Tierwesen. Ich komme ja jetzt nicht jeden Moment auf die Idee im See zu schwimmen."
„Nimm doch Werwölfe", schlug Lee vor und er sah auf.
„Weißt du was? Genau das mach ich."

Die Jungs standen auf, um sich ihre jeweilig benötigte Fachliteratur zuzulegen und machten sich dann an die Arbeit.
Außer George. Der verabschiedete sich erst einmal, um Harry aufzusuchen, versprach aber, danach sofort wiederzukommen.

Während Lee also mit völliger Begeisterung die Fressgewohnheiten der riesigen Spinnen durchlas und Fred aufschrieb, was die Merkmale eines Irrwichtes waren, las Felix erst einmal die Unterschiede zwischen Werwölfen und normalen Wölfen durch.

Davon gab es nicht viele. Der einzige war höchstens die ungewöhnliche Größe, da ein Werwolf die gewöhnlichen Tiere gut und gerne um ein paar Zoll überragte. Ansonsten konnte man sie nicht wirklich unterscheiden. Ein sicheres Merkmal wäre wohl noch am Ehesten der Vollmond.

All das schrieb er nieder, dann las er weiter. Und je mehr er las, desto unwohler wurde ihm. Denn mit jedem weiteren Wort, wurde der Verdacht bestätigt, der sich in der Nacht, in der Professor Lupin ihn im Krankenflügel abgefangen hatte, in seine Gedanken geschlichen hatte.

In den Tagen vor den Vollmondnächten weißen die Betroffenen der Lykanthropie oft eine kränkliche Erscheinung auf. Auffällig sind zum Beispiel Kopfschmerzen, Übelkeit, Gliederschmerzen oder ein Gefühl der Schlappheit.

Das traf so ziemlich auf Lupin zu, der sich zwar nie beklagte, aber wirklich immer einen kränklichen und erschöpften Eindruck machte. Zudem war er sehr blass und sah älter aus, als er letztendlich war, was an den Verwandlungen liegen könnte. Noch hoffte er, sich zu irren...

Im Zustand als Werwolf würde der Mensch sogar seinen besten Freund angreifen und töten. Die, die Werwolfangriffe überlebt haben, aber gebissen wurden, haben sich in der nächsten Vollmondnacht ebenfalls verwandelt.
Für Tiere ist der Werwolf dagegen ungefährlich, weshalb auch Animagi vor Bissen des Werwolfes resistent sind.

Es gibt keine Heilung für Werwölfe. Wenn sie vermeiden wollen, als solche Mordtaten zu begehen, müssen sie dafür sorgen, in der betreffenden Nacht weggesperrt zu sein.
Eine weitere, sicherere Option wäre der Wolfsbanntrank (kreiert von Damocles Belby). Dieser bittere Trank verhindert zwar nicht eine Verwandlung, aber sorgt dafür, dass der menschliche Verstand erhalten bleibt.

Felix schloss seine Augen. Er erinnerte sich noch genau an die Phiole, die Lupin bei sich gehabt hatte. Und der Inhalt schien nicht wirklich angenehm geschmeckt zu haben.

Neben den schrecklichen Folgen, die die Zwangsverwandlung für Betroffene ohnehin hat, leiden sie unter gesellschaftlicher Ächtung ihrer Krankheit.
Werwölfe werden gemieden und aus dem Freundeskreis und öffentlichen Einrichtungen, wie zum Beispiel Schulen, ausgeschlossen. Wenn etwas über ihre Krankheit in die Öffentlichkeit gelangt, verlieren sie meist Beruf, sowie soziale Bindungen.

Werwölfe wurden ministeriell als Tierwesen der höchsten Gefährlichkeitsstufe eingeordnet, auch wenn dies wahrscheinlich nur während den Vollmondnächten gilt.
Die Daten der Erkrankten werden zur Sicherheit der Allgemeinheit im Werwolf-Register erfasst. Dieses Register gehört ebenso zur Tierwesenbehörde, wie auch zum Werwolf-Fangkommando, welches sich um auffällig werdende Werwölfe kümmert.

Felix schluckte. Auf gut Englisch: Sie wurden umgebracht.
Er stand auf.
„Wo gehst du hin?", fragte Lee sofort und er lächelte.
„Brauch noch ein Buch. Das hier ist unvollständig."

In Nullkommanichts hatte er eine Mondtabelle gefunden. Wann war Lupin gleich noch krank gewesen?
Er glich die Zeitpunkte ab und tatsächlich. Und wenn ihm das immer noch nicht reichte, dann brauchte er sich nur an die erste Stunde zu erinnern.
Lupins Irrwicht war keine Glaskugel, wie er gedacht hatte. Sondern ein Vollmond.

In seinem Hirn ratterte es. Ob Professor Dumbledore davon wusste?
Mit Sicherheit, immerhin schien Snape Lupin den Wolfsbanntrank zu brauen. Aber ob das reichte?
Oder wusste doch nur dieser davon und griff ihm unter die Arme. Würde dieser Mann das tun?
Lupin war ohne Zweifel ein Lehrer, der für Felix über alle anderen Lehrer ging. Aber er war immer noch ein Werwolf, welcher an einer Schule unterrichtete.
Er müsste die Einnahme des Trankes nur einmal versäumen...

Er sah zu dem Tisch, an dem seine Freunde saßen. George war inzwischen auch eingetroffen und winkte ihm zu.
Seufzend griff er zu dem Buch der Thestrale.

~

Nach einem ziemlich schweigsamen Mittagessen machte er sich auf den Weg in Professor McGonagalls Büro.
Dort angekommen klopfte er und trat, auf ihre Antwort hin, ein.

Sie nickte ihm zu.
„Mr Lewis, setzen Sie sich!"
Er atmete auf. Sie schien nicht mehr sauer zu sein.
Er nahm Platz und sie räumte einige Ausarbeitungen zur Seite, die sie wohl eben korrigiert hatte. Dann faltete sie ihre Hände und begann:
„Nun, heute wollten wir Ihre beruflichen Interessen und Chancen besprechen. Sie müssen dieses Jahr Ihre ZAGs ablegen und da wäre es vorteilhaft, wenn Sie schon wüssten, in welche Richtung es nach Ihrer Schullaufbahn ungefähr gehen soll. Haben Sie sich schon Gedanken darüber gemacht?"

Felix biss sich auf die Zunge. Er schüttelte seinen Kopf.
„Nein, Professor. Ehrlich gesagt weiß ich überhaupt nicht, welche Richtung für mich die Beste wäre."
„Nun. Dann schauen wir uns erst einmal Ihre Noten an."
Sie schlug ein Heft auf, welches sie schon bereit gelegt hatte und zählte auf:
„In Verwandlung stehen Sie auf einem Ohnegleichen. Das wird auch in den meisten Berufen verlangt, aber da werden Sie wohl keine Probleme haben. In Zaubertränke stehen Sie seit diesem Jahr auch auf ein Ohnegleichen, genau wie in Pflege magischer Geschöpfe. Das sind wohl definitiv ihre Stärken. In Verteidigung gegen die dunklen Künste stehen Sie auf Kippe."
„Ja. Professor Lupin sagt immer, ich sollte mich etwas mehr konzentrieren."
„Ja, das fällt Ihnen etwas schwerer. Das weiß ich."
Felix nickte.

„In Arithmantik stehen Sie ebenfalls auf Kippe. Da aber eher zwischen Bestanden und Nicht bestanden. Haben Sie vor, dieses Fach weiterhin zu belegen?"
„Kommt darauf an, wie ich bei den ZAGs abschneide. Eigentlich schon."
„Hm. Kräuterkunde scheint Sie ja nicht wirklich zu interessieren", stellte sie dann fest.
„Naja, interessieren tut es mich wirklich nicht. Aber ich hätte gedacht, dass ich da noch ganz gut stehe."
„Ein Annehmbar. Mehr verlangt Professor Sprout gar nicht, falls Sie das Fach in Ihrem sechsten Jahrgang immer noch besuchen wollen. Allerdings sieht es in Wahrsagen und Astronomie ganz und gar nicht gut aus. Ein Mies und ein..."
Sie hielt inne und sah ihn über den Rändern ihrer Brille an.
„...Troll."

„Naja, aber Sie müssen doch zugeben, dass Astronomie total sinnlos ist", versuchte Felix, sich zu rechtfertigen, „Es funktioniert doch alles so, wie es funktionieren soll. Da brauch ich diesen glühenden Gaskörpern, die wir eh nur von Weiten sehen, nicht auch noch Namen geben und aufschreiben wie, wo und wann sie erscheinen."
Sie schwieg und sah wieder auf das Pergament, auch wenn er glaubte, ein Zucken in ihrem Gesicht zu sehen.

„Nun, Mr Lewis", sagte sie dann nach einer Weile, „Wo liegen denn ihre Interessen?"
Er blies seine Wangen auf.
„Ach du Elend", murmelte er.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top