Abschied...

Als Felix am nächsten Tag beim Frühstück saß, unterhielt er sich ganz normal mit seinen Freunden, als wäre nie etwas gewesen. Angelina saß mittlerweile neben Fred. Zu ihrer Linken Katie und ihr gegenüber saß Alicia. Neben Lee.
Felix betrachtete seinen Freund stumm, bevor er nach einer der Toastscheiben griff.

Als Ron, Harry und Hermine, dessen Knochen durch Pomfreys Hilfe wieder zusammengewachsen war, in die Große Halle traten, strahlten sie, als wäre Weihnachten und ihr Geburtstag auf einen Tag gefallen war. Zwar hatten sie verdächtige Schatten unter ihren Augen, aber das war für sie kein Hindernis.

„Am Montag geht's ab nach Hause", rief George eben enthusiastisch und klatschte begeistert in die Hände, „Felix, du musst unbedingt zu uns kommen. Wir erstellen die ersten Bestelllisten für unsere Produkte."
„Und außerdem gehen wir zur Quidditch-Weltmeisterschaft."
„Harry kommt auch und Dad versucht, noch eine Karte für dich rauszuschlagen."
„Nein!", sagte Felix fassungslos, aber grinsend sahen die Zwillinge ihn an.
Seine Augen leuchteten begeistert auf.
„Das ist ja klasse", rief er und sah sie schwärmerisch an.
„Irland gegen Bulgarien!", sagte Fred und schwang seinen Löffel, wie einen seiner Schläger in die Luft.
„Das wird das beste Spiel, das wir jemals gesehen haben."
„Oh ja", stimmte Felix zu, „Lee, du kommst doch auch?"
Der Junge sah ihn bedauernd an.
„Leider nicht. Wir haben keine Karten bekommen können, wir müssen uns mit Erzählungen und Fotos zufrieden geben."
Die Jungs stöhnten enttäuscht aus und schnell fügte er hinzu:
„Angelina ist aber dabei."
Er zwinkerte Fred und George zu, die leicht erröteten. Schnell versteckten sie ihre Gesichter hinter ihren Bechern.

Der Einflug der Posteulen ließ sie aufschauen und schnell fing Felix seine Ausgabe des Tagespropheten auf, ehe sie seinen Tee verschüttete.
Mit einem leichten Schmunzeln musste er feststellen, dass nichts von Sirius Black in der Zeitung stand. Diese Blöße wollte sich der Zaubereiminister augenscheinlich nicht geben, Sirius Black gefasst und wieder entkommen gelassen zu haben.

Er sah zu Ron, Hermine und Harry. Dieser hatte einen Brief bekommen, den er überglücklich las.
„Alles gut?"
Er sah zu George und grinste breit. Das erste Mal seit Wochen ein ehrliches Grinsen.
„Alles bestens. Ich freue mich nur auf die Ferien."
George erwiderte es erleichtert.
„Ja. Die werden klasse."
„Aber entschuldigt mich erst mal", sagte er dann, als sein Blick auf den leeren Platz von Professor Lupin fiel, „Ich bin gleich wieder zurück."

Er warf Fred die Zeitung zu, trank schnell den letzten Schluck seines Tees und stand dann auf.
„Psst. Felix."
Er sah zur Seite.
Harry hatte sich leicht nach hinten gelehnt und flüsterte jetzt:
„Schönen Gruß von Sirius."
Er zeigte die letzten Zeilen des Briefes.

PS. Grüß Hermine und Ron von mir. Felix natürlich auch, vielleicht kommen wir bei unserem nächsten Treffen mal dazu, uns alle zu unterhalten. Hermine muss mir unbedingt mehr über die verschiedenen Motorräder der Muggel erzählen.

PPS. Schreib mir ALLES, was in Hogwarts so los ist!!!

PPPS. Sag Moony, dass er gewaltigen Ärger kriegt, wenn er meine Briefe ignoriert und sich nicht meldet.

Felix lachte leise.
„Dankeschön. Die Grüße gebe ich zurück."
Dann verließ er schnell die Halle und machte sich auf den Weg in den Krankenflügel, in dem Lupin höchstwahrscheinlich aufgrund der letzten Nacht lag.
Aber dort war der Professor nicht aufzufinden.
„Er ist sicher in seinem Büro oder im Lehrerzimmer. Wie kommen Sie denn darauf, dass er hier sein könnte?", fragte Madam Pomfrey mit einem belustigten Lächeln und fast hätte er gesagt, dass er von Professor Lupins Problem wusste.
Aber er hatte sich nur bedankt und hatte sich dann auf den Weg in sein Büro gemacht, wo er ihn tatsächlich fand.

Allerdings nicht so, wie er es sich erhofft hatte.
„Sie packen?", fragte er verblüfft, als er eintrat und der Professor drehte sich um.
Sein bleiches Gesicht wurde von breiten Kratzern durchzogen. Aber er lächelte freundlich und legte die Bücher auf seinem Arm in den Koffer.

„Ja, Felix", sagte er und ging zum nächsten Stapel, „Eh die Briefe der besorgten Eltern kommen. Niemand will, dass ein Werwolf sein Kind unterrichtet."
Er lachte leise und Felix hätte seinen letzten Knut darauf verwettet, dass er eher eine klägliche Grimasse zog.
„Aber...Sir. Sie sind unser bester Lehrer in Verteidigung gegen..."
„Und ich bin begeistert, wie viel ihr in diesem Schuljahr gelernt habt", unterbrach Lupin ihn.

Er klappte den Deckel zu und ging zu seinem Schreibtisch. Jetzt sah Felix auch die Karte der Rumtreiber darauf liegen, die sie eigentlich Harry gegeben hatten.
„Wollten Sie mir nicht helfen?", murmelte Felix, „Außerdem...wer weiß, wer der nächste Lehrer ist und was dem wieder so einfällt."
Lupin lachte.
„Ich bin mir sicher, mein Nachfolger wird seine Sache gut machen und zu deiner anderen Befürchtung: Mein Angebot steht immer noch. Wenn du Hilfe brauchst, schreibst du mir einfach, in Ordnung?"

Er strich seinen Anzug glatt und fegte mit seinem Zauberstab über den Kaminsims.
Die Gläser, die grobe Uhr, welche immer nur angezeigt hatte, wann der Professor seinen nächsten Termin hatte, das eine Bild der Frau und des Mannes, die einen kleinen Jungen in ihrer Mitte hielten und das andere Bild, auf dem vier Jungs zu sehen waren, welche sich gegenseitig neckten verschwanden alle in einem zweiten Koffer und der Sims glänzte wie neu.

Felix nickte und sah sich etwas betrübt um.
„Und was machen Sie jetzt?"
„Ach, mal sehen. Albus Dumbledore hat mir ein paar Vorschläge gemacht."
„Ah."
Es herrschte kurz ein betretenes Schweigen, was Lupin zum Schmunzeln brachte. Er stützte sich auf die breite Tischplatte.

„Ich bin mir sicher, dass wir uns wiedersehen. Du fliegst in deinen letzten zwei Jahren möglichst nicht von der Schule, machst erst einmal in Ruhe deinen Schulabschluss mit einem Ohnegleichen in Pflege der magischen Geschöpfe, Muggelkunde, Verwandlung und gefälligst auch in Verteidigung gegen die dunklen Künste und danach machst du genau das, was dir am Besten liegt. Und falls dich dein zukünftiges Selbst wieder einmal beunruhigen sollte, schickst du mir einfach eine Eule."

Felix lachte leise.
„Glauben Sie wirklich, das ist so einfach?"
Er zwinkerte schelmisch.
„Bei meiner alten Sammlung von Schokofroschkarten - ah, Harry ist auch auf dem Weg hierher."
„Na dann...Nein, eine Frage hätte ich noch", sagte er schnell.
„Ja?"
„Erinnern Sie sich an die Kutschfahrt vom Bahnhof zum Schloss am Anfang des Schuljahres? Sie sagten, meine Eltern hätten sich bei meinem Namen etwas gedacht. Was...was meinten Sie damit?"
Lupin lächelte.

„Felix Dalius...", sagte er, „...bedeutet Glückliches Schicksal."
Felix schluckte.
„Wirklich? Das...klingt gut."
Der Professor schenkte ihm ein warmes Lächeln.
„Und ich bin überzeugt, dass es sich bewahrheiten wird."
„Vielleicht. Aber dann...werde ich mal gehen", sagte Felix mit einem matten Lächeln, „Machen Sie's gut."
„Danke, Felix, auf jeden Fall. Du auch."
Er streckte seine Hand aus und nach einer Sekunde des Zögerns schüttelte Felix sie. Er würde ihm vertrauen. Es würde sich alles zum Guten wenden.
Dann verließ er mit einem flüchtigen Nicken das Büro. Auf der Treppe begegnete er Harry, der ihn nur fragend ansah.
„Er geht", brummte Felix leise und ging schnell weiter.
Harry sah ihn mit großen Augen an und nahm dann schnell die letzten Stufen.

Noch auf dem Weg in den Gemeinschaftsraum fluchte er leise vor sich hin, doch sobald er durch das Porträt der Fetten Dame kletterte, empfingen George und Lee ihn mit einem recht seltsamen Grinsen.
„Wo ist Fred?", fragte er und es wurde noch breiter.
„Mit Angelina in der Großen Halle. Er hat ja noch solchen Hunger", antwortete George und strich sich theatralisch über den Bauch.
Die Enttäuschung in seiner Stimme war jedoch nicht zu überhören.
Felix lachte schallend auf und ließ sich auf einen der Sessel am Kamin nieder.
„Das ist klasse", sagte er ebenfalls grinsend und sie setzten sich mit dazu.
„Ist es."
„Aber ich sag's euch gleich. Wenn das solche Ausmaße annimmt, dass er nur noch mit ihr rumhängt, unternehme ich etwas dagegen", drohte George, was seine Freunde vergnügt kichern ließ.

~

Sie verbrachten ihren letzten Tag vor den großen Ferien am Ufer des Schwarzen Sees und unterhielten sich über Quidditch und die Welt. Fred, Angelina und Alicia kamen auch schon bald dazu und sie quatschten und lachten so lange, bis sie sich erschöpft gegen die warmen Baumstämme lehnten und dem riesigen Kraken beim Schwimmen zusahen.
„Wir müssen mal wieder versuchen, seine Tentakel einzufärben", murmelte Lee und glucksend dachte Felix an ihr zweites Jahr in Hogwarts.
Tage lang hatte sich niemand an den See gewagt, da der Bewohner stinkwütend war und jeden Schüler fortschleuderte, der ihm doch in die Nähe kam.

Der nächste Morgen verlief ungeheuer hektisch. Sie mussten möglichst früh aufstehen, essen, die letzten verlorenen Sachen zusammensuchen, das Gepäck in die Eingangshalle bringen und dabei möglichst noch Peeves' Wasserbomben und Farbeimern ausweichen. Und ein paar Mal mussten sie sich vor Snape in Sicherheit bringen. Besonders Felix, den er schon anblaffte, wenn sie noch durch zwanzig Meter Korridor getrennt wurden. In diesem Fall ging Felix sofort in die andere Richtung, als hätte er ihn nicht bemerkt und verschwand in einem der unzähligen Geheimgänge, die hinter Wandteppichen, Gemälden, Statuen oder vermeintlich zugemauerten Türen lagen.

Letztendlich schaffte er es sogar völlig unbeschadet aus dem Schloss und ging mit seinen Freunden nach Hogsmeade, wo der Hogwartsexpress schon mit dampfendem Schlot auf die Schüler wartete.
Sogar Adrians  und Cleitus' nervigen Kommentaren waren sie entgangen.

Sie sicherten sich auch sogleich ihr Abteil und sofort packten die Zwillinge ein explodierendes Kartenspiel aus.
Felix lehnte sich zurück und beobachtete das Schloss, welche sich hinter den
einzelnen Häusern und Baumwipfeln hervorhob.
Merlin sei dank, hatte er es erst mal mit all den Aufgaben, Tests und Strafarbeiten geschafft. Und mit ein bisschen Glück würde das nächste Schuljahr sogar zur Abwechslung mal eher entspannt ablaufen. Er könnte all die Ereignisse des letztes Jahres...überwinden. Er hätte die Möglichkeit, wieder auf festen Füßen zu stehen.
Er lächelte, als Fred mit einem schwarzen Gesicht hinter seinen qualmenden Karten hervorschaute.

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