Planung

Sirius empfing ihn bereits im Flur. Sobald Felix die Tür geschlossen hatte, stand der Mann schon vor ihm.
„Du bist wieder da!", stellte er fest und verwirrt sah Felix auf.
„Wolltest du nicht schon vorhin gehen?"
„Doch nicht, wenn du zu Voldemort musst. Geht es dir gut?"
Besorgt musterte Sirius ihn und beruhigend lächelte er.
„Ja, ja, alles gut. Mit mir ist alles in Ordnung."
Skeptisch besah sich der Zauberer Felix' zitternde Finger, die erst nach zwei Anläufen den Verschluss des Umhanges lösen konnten.
„Sicher? Du..."
„Du siehst nicht gut aus."

Felix' Kopf ruckte nach oben und er sah Albus Dumbledore im Türrahmen des Speiseraumes stehen.
„Sie sind schon da. Das ist gut", meinte Felix möglichst lässig und hängte sich den Umhang über den Arm.
Der Schulleiter lächelte und trat einen Schritt zur Seite.
„Komm nur erst einmal herein, ich habe uns Tee zubereitet."
Tee. Irgendwie war das im Augenblick genau das, was Felix sehr gut gebrauchen konnte. Er und Sirius folgten Dumbledore und ließen sich schließlich an dem Esstisch nieder.
Geblümte Porzellantassen schwebten auf einen Zauberschwenk hin zu den drei Männern und eine Kanne goss das dampfende Getränk aus. Dankbar schloss Felix seine Finger um seine Tasse und atmete noch einmal tief durch.

Der Stuhl scharrte über den Boden, als sich Dumbledore setzte, dann herrschte Stille. Er und Sirius sahen Felix geduldig an, warteten, bis er von selbst anfing zu sprechen.
„Er hat Bozo Pocklington", begann er schließlich und sah auf. „Den Fotografen des Tagespropheten."
Verwirrt warfen sich seine beiden Gesprächspartner einen knappen Blick zu, dann fragte der ältere der beiden:
„Was will Tom von dem Mann? Und wie hat er ihn zu sich geholt?"
„Er...ich weiß nicht, wo und wie genau sie ihn entführt haben, aber ich soll heute Abend seinen Platz einnehmen. Er...er und Rita Kimmkorn werden da Scrimgeour interviewen und ich soll..."
Felix starrte in die dunkle Brühe.

„Sag mir bitte nicht, dass du ihn umbringen sollst, Felix."
„Oh, Merlin, das muss ich nicht. Nein, ich soll ihm einen bestimmten roten Umschlag aus dem Büro des Ministers bringen. Meinem und Pocklingtons Wohl zuliebe, wie er sagte."
Fast ein wenig hilflos sah Felix zu dem Professor.
„Sir, was auch immer das ist, wenn ich das nicht tue, dann stirbt der Mann. Aus Askaban kann man ihn holen, aber zurück zu den Lebenden...das schafft kein Mensch."

Albus Dumbledore hatte die Finger ineinander verschränkt und starrte auf die Tischplatte.
„In diesem Umschlag ist die neue Reform", meinte er dann schließlich leise. „Und mir ist sehr wohl bewusst, wie wichtig die Erfüllung des Auftrages ist und wir wissen nicht einmal, ob Tom den Mann am Leben lässt, selbst wenn du ihn zufriedenstellst."
„Aber...aber wir sind uns schon einig, dass wir das tun, oder? Ich meine...es geht hier um ein Menschenleben. Im Gegensatz zu einer politischen Veränderung, deren Zustimmung man sich rein theoretisch immer wieder holen kann."

„Genau das ist der Punkt: rein theoretisch. Ich nehme an, Tom hat das auch bedacht. Es würde Scrimgeour sehr viel schwerer fallen, nach so einem Rückschlag ein zweites Mal an die Unterschriften zu kommen. Und da sprechen wir noch gar nicht davon, ob und wie ihm die Hexen und Zauberer des Gamots oder gar Englands dann noch vertrauen, wenn es um solche wichtigen Dinge, wie etwa die Regierung eines Landes geht."
Jetzt sah auch Sirius ratlos zu Dumbledore.
„Aber wir versuchen das trotzdem irgendwie, richtig? Wie Felix sagte, es geht hier um ein Menschenleben."
„Und ich gedenke nicht, dieses einem unnötig erhöhtem Risiko auszusetzen. Das Problem, welches sich uns jedoch darstellt, ist nun einmal die Erfüllung. Sie muss so geschehen, dass die Reform trotzdem noch durchgesetzt werden kann, Tom uns jedoch nicht auf die Schliche kommt."

Felix fuhr sich mit der Hand über den Kopf und hielt sich an seinen Haaren fest. Was hatte er denn auch erwartet?
Dass Voldemort ihn nur dann zu sich rufen würde, wenn es etwas Geheimes auszuplaudern gab?
Jetzt hätte er auch gerne seine jetzige Situation gegen die vorherige ausgetauscht, als er noch nicht wirklich gebraucht wurde. Denn jetzt musste er sich etwas Gutes überlegen, sonst würde Voldemort ihn wirklich noch umbringen. Und trotzdem musste er gerade Dumbledores Einwand berücksichtigen. Ein zweites Mal alle Stimmen zusammenzubekommen, war weitaus schwieriger.

Felix hob ruckartig seinen Kopf hoch. Könnte das funktionieren?
„Wir könnten doch eine Kopie des Dokuments anfertigen. Dann kann ich die Voldemort geben und der Umsetzung steht nichts im Weg."
Dumbledore rieb sich die Hände.
„So einfach ist das nicht. Solche Dinge werden versiegelt. Von dem Minister persönlich. Und an dieses Siegel kommt niemand, ohne es ihm gewaltsam vom Finger zu reißen."
Gedankenverloren trommelte Sirius mit seinen Fingern auf den Tisch.
„Ich glaube aber, dass das noch das geringste Problem sein wird. Sch...Snape kann uns da bestimmt aushelfen. Ihr trinkt vorher einfach einen Kaffee oder so und dann..."

Diesmal widersprach Felix:
„Du vergisst, dass ich Kimmkorn begleiten werde, die ihn interviewen wird. Hast du sie jemals Kaffee trinken sehen, wenn sie eigentlich arbeiten müsste? Ich weiß vor allem sowieso nicht, ob die Zeit, die ich mir mit einem Schlaftrunk verschaffen kann, ausreicht, um es so aussehen zu lassen, als wäre tatsächlich eingebrochen worden. Und dieses Interview sollte ja vielleicht auch noch geführt werden, oder? Und wenn nicht über Scrimgeours Politik, dann doch mindestens über die gestohlenen Unterlagen. Eine Fotograf wäre da sehr praktisch. Beweismäßig, meine ich."

Sirius zog seine Stirn in Falten.
„Entweder du machst es dir zu kompliziert oder Voldemorts Anforderungen sind einfach zu dumm."
Eine flache Hand krachte auf die Tischplatte und ließ beide zusammenzucken.
„Ich habe eine Idee!"
Die gletscherblauen Augen funkelten triumphierend.
„Dieser Orden hat zwei Metamorphmagi. Ich überrede Rita, Tonks in ihre Rolle schlüpfen zu lassen. Natürlich, ohne auf nähere Einzelheiten einzugehen. Dafür bekommt sie einen unschlagbaren Aufreißer und..."
Er neigte seinen Kopf zu Felix.
„Um Pocklington möglichst heil aus der Sache rauszubekommen, müssen wir den Minister vorerst von seiner Schuld überzeugen. Tonks entdeckt den Umschlag nach dem Interview in deiner Tasche und wie durch Zufall ist bei deiner darauffolgenden Flucht Alastor in der Nähe."

Felix erblasste.
„Warum denn das? Meinen Sie, Moody schnappt mich. Also so richtig...auf seine Art?"
Dumbledore schmunzelte.
„Nein, nein. Aber er ist einer der wenigen, denen ich es zutraue, dir eine Verletzung zuzufügen, die kein erhöhtes Risiko für deine und Pocklingtons Gesundheit darstellen wird und die trotzdem überzeugt, dass man versucht hat, dich aufzuhalten."
„Das ergibt Sinn", meldete sich Sirius zu Wort. „Pocklington sollte die gleichen Verletzungen haben, er ist für Voldemort sonst nutzlos und..."
„Und er bringt ihn um", beendete Felix leise den Satz.
„Allerdings."

Dumbledore führte seine Fingerspitzen aneinander.
„Du musst dich an Pocklingtons Kleidung und seine schon vorhandenen Verletzungen erinnern. Die, die nicht wegzudenken sind und die du dir notfalls auch selbst zufügen könntest. Bedenke noch einmal, Tom ist gerissen, es muss echt aussehen. Wenn du heil bei ihm ankommst, kann er Procklington nicht einfach so gehen lassen und wenn dann zusätzlich der ganze Auftrag schiefgeht, wird er Verdacht schöpfen und vermuten, dass der Orden dahinter steckt."
Das stimmte. Diesmal hatte Voldemort ihm sogar ausdrücklich verboten, etwas preiszugeben. Felix war sich sicher, dass diese Aufgabe ein Test war. Der Diebstahl der Reformation würde Voldemort nicht den Sieg bringen, aber so wie Felix die Aufgabe erfüllte, so würde er wissen, was er an ihm hatte und ob er ihm überhaupt ein wenig vertrauen konnte.

„Er...er trug ganz einfache Kleidung. Eine Jeans und ein rotes Oberteil. Ich glaube, ich habe das einmal in der Herbstkollektion von Madam Malkins gesehen."
Felix schloss seine Augen, um sich an den Gefangenen zurückzuerinnern.
„Und er hatte eine echt hässliche Platzwunde an der Schläfe. Ansonsten...na ja, hier und da ein paar Kratzer, nichts Weltbewegendes. Tatsächlich sah er sogar ganz gut aus, abgesehen davon, dass er sich in Voldemorts Händen befand." Felix schluckte. „Die haben ihn echt nicht gut behandelt."

Sirius fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und Dumbledore lehnte sich zurück.
„Um das noch einmal zu verdeutlichen: Unser Hauptaugenmerk liegt auf der Kopie des Reformgesetzes und die Befreiung Bozo Pocklingtons. Traust du dir das zu, Felix?"
Was hatte er denn schon für eine Wahl?
Felix nickte. „Ich bekomme das hin. Wir dürfen uns keinen Fehler erlauben. Auch Rita Kimmkorn bleibt an dem Tag besser mit einem Ordensmitglied Zuhause. Und Tonks...Tonks sollte vielleicht von dort aus..."
Beruhigend hob der Professor seine Hand. „Felix. Wir bekommen das hin."

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