Vorbereitungen
Überrascht sah er auf den Vogel und band dann die ungewöhnlich dicke Pergamentrolle von seinem Fuß ab, den er ihm stolz hinreckte. Nachdem Felix ihm einen Eulenkeks gegeben hatte, flog er wieder davon. Er rollte das Pergament aus.
„Jungs!", stieß er überrascht hervor, „Der ist von Professor Lupin."
Seine Freunde sahen auf und beugten sich zu ihm.
Hallo, Felix.
Ich wünsche dir alles erdenklich Gute, viel Gesundheit und Glück zu deinem siebzehnten Geburtstag.
Ich hoffe, dass der Brief rechtzeitig kam und du einen tollen Tag hattest. Genieße ihn, man wird nur einmal im Leben siebzehn.
Ich kann es kaum glauben, dass du jetzt schon volljährig bist. Stell mit diesem kleinen Vorteil bitte keinen allzu großen Unsinn an.
Wenn man es recht bedenkt, könntest du jetzt sogar am Trimagischen Turnier teilnehmen. Ein Freund aus dem Zaubereiministerium hat mir davon erzählt und wenn wir ehrlich sind...ich würde es dir zutrauen.
Mit freundlichen Grüßen, R.J. Lupin
„Da! Er sagt auch, dass du mitmachen sollst!", sagte George triumphierend und Felix sah lächelnd auf.
„Wie schon gesagt. Lieber nicht. Ich bin schon damit zufrieden, dass ich jetzt apparieren darf."
„Legal apparieren", erinnerte Lee ihn grinsend.
„Aber ist doch echt nett, dass er mir geschrieben hat, oder? Kann dann gleich die Antwort für ihn mit hochnehmen."
„Und...was ist das hier?"
Fred nahm einen runden Gegenstand, eingewickelt in Papier, in seine Hand.
„Das war dabei", murmelte Felix und Fred drückte es ihm in die Hand.
„Na, dann. Auspacken!"
Felix sah kurz in die Runde, dann wickelte er das Papier ab. Zum Vorschein kam - träumte er? - eine bronzene Taschenuhr. Fassungslos betrachtete er sie.
„Das ist echt nett vom Professor", meinte Lee, „Jetzt hast du eine funktionierende Uhr."
„Aber ich...aber, das kann ich doch gar nicht...ich kann das nicht annehmen!", stammelte Felix, sah erst auf seine kaputte Armbanduhr von seinem Vater, dann wieder fassungslos auf das Geschenk.
George rückte näher an ihn heran.
„Und wieso nicht? Es ist Tradition, dass ein Zauberer zu seinem volljährigen Geburtstag eine Uhr bekommt."
„Das ist mir bewusst, stell dir vor. Aber er kann sich wegen mir nicht in solche Unkosten stürzen."
Lee hob seine Hand. Zwischen seinen Fingern hielt er einen kleinen Zettel, welchen er herumwedelte.
„Das lag noch dabei."
Felix schnappte sich das Stück Pergament. Ein einziges Wort stand darauf: Doch
„Schon beängstigend, dass dich der Professor so gut kennt, dass er das extra noch hinzufügt", stichelte sein Freund.
Felix schnaubte.
„Ich find das gar nicht witzig. Ist ja nicht so, als würde er im Geld schwimmen."
Fred zuckte seine Schultern.
„Wie wär's, wenn du ihm einfach schreibst, wie sehr du dich bedankst..."
„...und dass du die Uhr sehr schön findest?"
„Find ich ja", erwiderte Felix schnell, „Die ist echt klasse, aber..."
„Na, also. Und jetzt hör auf, so ein Theater zu machen!"
Felix sah sie zweifelnd an, als dann aber Lee aus seiner Tasche ein Pergamentpapier und eine Feder samt Tintenfass kramte und ihm ohne ein weiteres Wort hinstellte, fing er an, zu schreiben.
„Wie ihr wollt", brummte er.
Sehr geehrter Professor.
Vielen Dank für Ihre Glückwünsche, diese kamen wirklich überraschend. Noch besser fand ich das Geschenk, auch wenn...
„Wenn du jetzt schreibst, dass das nicht nötig gewesen wäre, dreh ich dir den Hals um!", polterte George so heftig, dass er zusammenzuckte und schnell seinen Zauberstab zur Hand nahm, um den letzten Satz zu löschen.
Für die Uhr bin ich Ihnen wirklich sehr dankbar.
Und natürlich verspreche ich Ihnen, dass ich ganz sicher keinen (großen) Unfug anstellen werde.
An dem Trimagischen Turnier werde ich aber wahrscheinlich, trotz meiner Volljährigkeit, nicht teilnehmen. Ich hab das Gefühl, dass mir das eher Schwierigkeiten, als Freude bringen würde.
Felix D. Lewis
Die Zwillinge und Lee schnaubten nach einem Blick auf den letzten Absatz, aber Felix weigerte sich strikt, diesen zu ändern.
Gleich nach dem Essen verließ er die Große Halle und bekam von Mad-Eye Moody glatt einen Schlag auf den Rücken mit den ruppigen Worten:
„Glückwunsch. Volljährig."
„Danke, Sir", sagte Felix nur, ein Husten unterdrückend, und ging in die Eulerei.
Nachdem er die Briefe abgeschickt hatte, verließ er sie wieder und stieß auf dem Weg zum Verwandlungsunterricht auf seine Freunde.
„Und du machst wirklich nicht mit?", fragte Lee fast flehentlich und er schüttelte seinen Kopf.
„Danke, Lee, kein Bedarf."
Als sie am Abend in den Gemeinschaftsraum gingen, sahen sie gleich, dass sich eine Horde Schüler um das Schwarze Brett gedrängt hatte.
Sie stellten sich zu ihnen und sahen über ihre Schultern.
Trimagisches Turnier
Die Abordnungen aus Beauxbatons und Durmstrang kommen am Freitag den 30. Oktober, um sechs Uhr nachmittags an. Der Unterricht endet ein halbe Stunde früher.
Die Schüler werden gebeten, Taschen und Bücher in die Schlafräume zu bringen und sich vor dem Schloss zu versammeln, um unsere Gäste vor dem Willkommensfest zu begrüßen.
„Sie kommen", rief eine Zweitklässlerin aufgeregt und ihr Freund nickte ebenso hastig.
„In einer Woche. Was glaubst du? Wie viele werden es sein?"
Felix drehte sich zu den Zwillingen und Lee, welche triumphierend in die Hände klatschten.
„Perfekt. Eine Woche. Und Geschichte der Zauberei ist nicht ganz so lang."
Felix grinste und zusammen gingen sie, sich durch die tratschenden Schüler zwängend, in ihren Schlafsaal.
„Wenn ich das richtig mitbekommen habe, dann fällt bei Ron Zaubertränke aus. Die sind also noch glücklicher."
„Ja, gut möglich", sagte Lee und öffnete die Tür ihres Schlafsaals.
~
Er hätte schwören können, eben erst eingeschlafen zu sein, als sich eine Hand auf seinen Mund legte. Er schreckte auf und wollte schon nach seinem Zauberstab greifen, um den Raum zu erleuchten, bemerkte aber, dass das bereits geschehen war. Lee stand über ihm, den Zauberstab in der anderen Hand und sein Kopf zuckte Richtung Tür.
„Komm mit!", flüsterte er und nahm seine Hand von Felix' Mund. Er setzte sich auf.
„Was? Wieso denn das?"
„Tu's einfach!"
Er warf einen Blick auf die Nachbarbetten.
„Wo sind die Zwillinge?"
„Deswegen wecke ich dich doch, du Genie. Los jetzt!"
Ächzend setzte Felix seine Füße auf den Parkettboden und griff nach seinem Umhang.
„Wo, denkst du denn, sind sie?"
„Ich nehme mal an, sie wollen ein oder zwei Knallrümpfige Kröter entführen."
Felix erstarrte.
„Ernsthaft?"
Lee fuhr in seine Schuhe und zuckte mit den Schultern.
„Sie haben so was erwähnt."
Felix fielen fast die Augen aus dem Kopf und leise fluchend griff er ebenfalls nach seinen Schuhen.
Nach wenigen Minuten traten sie durch das große Tor des Schlosses und liefen über das feuchte Gras. Ihre Zauberstäbe hatten sie erloschen, sie hegten keinen Wert darauf, entdeckt zu werden.
Die Nacht war ungewöhnlich lau und nur ein leiser Luftzug zeugte von den angehenden Herbstmonaten. Felix freute sich jetzt schon darauf, diese Jahreszeit war ihm immer am Liebsten gewesen.
„Du weißt aber schon, dass das nicht der Weg zu Hagrids Hütte ist?", murmelte Felix nach einer Weile, „Wir sind zu weit rechts."
„Weiß schon. Hagrid hat die Viecher etwas näher am Verbotenen Wald untergebracht. Frag mich nicht, wieso!"
Stumm trotteten sie weiter. Felix hielt seinen Blick immer auf die dunkle Silhouette des Waldes gerichtet. Er war hundemüde, Lee hatte ihn aus seiner Tiefschlafphase gerissen, und eigentlich würde er jetzt lieber im Bett liegen, als die Zwillinge davon abzuhalten...
„Incendio!"
Mit einem Fauchen wurde ein großer Holzhaufen angefacht und er stolperte zurück.
Vor ihm standen Fred, George, Oliver Angelina und Alicia.
„Was zum...Oliver?"
Verwirrt sah er zu George.
„Alles Gute zum Geburtstag, Kumpel!"
Grinsend legte Lee seine Hand auf Felix' Schulter.
„So, Fe, wenn du es schaffst, das Feuer auszupusten, hast du einen Wunsch frei."
Überwältigt sah Felix in die Runde.
„Das...wow. Ihr seid echt unschlagbar."
Mit zuckenden Mundwinkeln drückte Alicia ihm eine Flasche Butterbier in die Hand.
„Alles Gute, Felix."
Angelina nickte zustimmend und prostete ihm zu.
„Eigentlich wollten wir noch ein paar Leute mehr einladen, aber wirklich nahe standest du keinem von ihnen."
Felix winkte ab.
„Ach was. Das ist großartig. Ihr seid klasse!"
Jetzt legte auch Fred seinen Arm um Felix und gemeinsam mit Lee führte er ihn an das Lagerfeuer.
„Dann lassen wir deinen Geburtstag mal richtig ausklingen."
Sie ließen sich in das Gras am Rand des Feuers nieder und noch ehe er sich versah, befand er sich inmitten einer kleinen Feier. Lachend trank er sein Butterbier, die Ohren immer auf die Gespräche und Scherze gerichtet.
Schmunzelnd stieß Lee ihn an.
„Das müssten wir eigentlich öfter machen."
Zustimmend nickte er.
„Das wäre auf jeden Fall eine Überlegung wert."
Sein Blick blieb an den rauen Lippen seines Freundes hängen. Als er sich dabei erwischte, starrte er schnell wieder in die Flammen und fügte hinzu:
„Da gibt es dann Feuerwhisky."
Grinsend griff Lee zur Seite.
„Damit können wir auch dienen."
~
In der folgenden Woche erinnerte Hogwarts eher an einen aufgewühlten Bienenstock, als an eine Schule.
Es wurde geputzt, geprobt und das Turnier war wahrscheinlich das einzige Thema, um welches es sich außerhalb der Gespräche über den Unterricht drehte.
Wer würde der Hogwarts-Champion sein, welche Aufgaben würde es in dem Turnier geben und wer würde wohl aus Durmstrang und Beauxbatons dabei sein?
Felix und die Zwillinge kamen am späten Nachmittag des 29. Oktobers gerade an
einer alten Rüstung vorbei, aus der Filch im Moment Peeves vertrieb.
„Verfluchter Tunichtgut!", fluchte der Hausmeister und blaffte dann die Jungs an: „Und ihr! Schuhe abputzen!"
Grummelnd hob er einen Eimer mit Putzwasser und einem monströsem Schwamm auf und setzte seinen Weg fort.
McGonagall war fast genauso unleidlich.
„Vergessen Sie ja nicht, ihre Schuluniformen zu waschen. Or-dent-lich. Und ich warne Sie. Ein Ausrutscher meines Hauses und das wird das größte Donnerwetter, was Sie jemals erlebt haben!", sagte sie streng in die stumme Klasse.
Die Ravenclaws sah sie dabei aber genauso an.
Nach dem Unterricht gingen sie durch ein Schloss, welches so sauber war, dass sogar die Kerker als Operationssaal hätten fungieren können.
Beim Essen bekam jeder Lehrer fast einen Anfall, wenn man auf den Tisch kleckerte und Filch schrie noch immer jedem Schüler nach, er solle gefälligst seine Schuhe abputzen. Mittlerweile gingen die jüngeren Schüler und viele Mädchen nur noch in Gruppen durch die Gänge.
Die Freunde waren erleichtert, sich am Abend endlich in den Schlafsaal zurückzuziehen und zur Ruhe kommen zu können.
Felix lag entspannt auf dem Bett, ab und zu ein Wort mit Lee wechselnd und dem leisen Flüstern der Zwillinge zuhörend.
„Ist irgendwas los?", fragte er stirnrunzelnd, „Ihr seid schon seit einer ganzen Weile ziemlich miesepetrig drauf."
„Kein Wunder", brummte George.
„Wir versuchen jetzt schon seit einer halben Ewigkeit Ludo Bagman zu erreichen. Er hat uns unsere Wettgewinne mit Leprechan-Gold ausgezahlt. Und das löst sich nach einiger Zeit auf."
„Ok...wow", murmelte Felix mit hochgezogenen Augenbrauen, „Das ist ungünstig."
„Allerdings", murmelte George.
Fred hatte sich schon wieder über das Pergament gebeugt.
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