Moody

„Schon das Eierrätsel gelöst?", fragte Lee nach dem Ende der letzten Stunde Verteidigung gegen die dunklen Künste und packte seine Bücher ein.
Moody hatte sie heute wieder ordentlich drangenommen und der Großteil der Klasse, inklusive Fred und George, hatte den Raum beim Läuten schleunigst verlassen.

Felix schüttelte nur seinen Kopf und schloss seine Tasche.
„Nein, noch nicht. Meine Ohren klingeln schon, wenn ich nur daran denke", sagte er seufzend.
Lee grinste.
„Wird schon, Kumpel. Hast ja noch knapp zwei Monate."
„Vielen Dank auch", murmelte er und schulterte die Tasche.

Er stand vor einem riesigen Problem, wenn er das Rätsel nicht lösen konnte. Denn dann konnte er sich nicht auf die zweite Aufgabe vorbereiten, was ihm ein Bestehen unmöglich machte. Und so könnte er wohl kaum weiterhin auf Harrys Sicherheit achten.

„Lewis!"
Die Jungs drehten sich um und Moody gab Lee einen Wink weiterzugehen. Dann schloss er mit einem Schwenk seines Zauberstabes eine kleine Kiste, schloss die Bücher und humpelte auf Felix zu. Dieser wartete etwas unbehaglich, dann ging er mit ihm auf den Ausgang zu.

„Schon weitergekommen, Lewis? Mit dem Rätsel?", fragte er knurrig.
„Äh, nein, Sir. Noch nicht."
„Noch? Hast wohl eine Spur."
Felix biss sich auf die Zunge und sah stur geradeaus.
„Ich kann bis jetzt nur das ausschließen, was nicht funktioniert. Mal schauen, was übrig bleibt."
Moody brummte.
„Schon mal mit einem Bad versucht?"
„Verzeihung...wie bitte?", erwiderte Felix perplex.
Moody zwinkerte, wobei sein magisches Auge hin und her zuckte. Allerdings war das nicht etwa freundschaftlich. Es ließ Felix' Kehle eher so rau wie Schleifpapier werden.
„Hast mich schon verstanden. Ein Bad sollte wahre Wunder wirken. Hilft deinem Gedächtnis vielleicht auf die Sprünge. Das Ei darf natürlich nicht fehlen."
„Professor...Sie...Sie dürfen mir nicht helfen", murmelte Felix.

Moodys Gesicht zuckte und er griff in seine Manteltasche. Sein Flachmann kam zum Vorschein. Er trank daraus, dann erwiderte er:
„Willst du die zweite Aufgabe schaffen?"
Felix schwieg und sein entstellter Mund verzog sich zu einem fast spöttischem
Lächeln.
„Wobei du darauf wahrscheinlich gar nicht aus bist. Aufs Gewinnen, meine ich."
Jetzt sah Felix zu ihm. Beide Augen des Professors ruhten auf ihm und verwirrt erwiderte er:
„Nicht darauf...was meinen Sie, Professor?"
„Ich glaube, du weißt, wovon ich spreche."

Er wandte seinen Blick wieder nach vorne. Entweder wusste er, dass er wusste, dass er Harrys Namen in den Kelch geworfen hatte oder es war ihm schlicht und ergreifend egal. Aber egal, was es war, Felix schwitzte mittlerweile am ganzen Körper, während er an der Seite des Aurors durch die Gänge ging.

„Oder von wem", fügte Moody hinzu und Felix ballte seine Hände zu Fäusten.
„Professor..."
Moody unterbrach ihn brummig:
„Potter würde ich meinen, nich?"
Felix war nahe dran, sich einfach umzudrehen und zu McGonagall zu laufen. War das nicht fast ein Geständnis?
Außerdem klopfte ihm das Herz mittlerweile bis zum Hals. Warum hatte Lee auch schon gehen müssen?
Sie würden ihn in irgendeiner dunklen Ecke finden, unfähig, sich auch nur an seinen Namen zu erinnern. Nur leider würde McGonagall ihm den Hals umdrehen und das ließ sich nicht wieder geradebiegen. Im wahrsten Sinne des Wortes.

„Harry? Um den soll es mir bei der ganzen Sache gehen?", erwiderte er deshalb mit möglichst fester Stimme, „Professor, ich habe mich bei dem Turnier einzig und allein eingeschrieben, um zu gewinnen."
„So", murmelte Moody nur.
Er blieb stehen und fixierte Felix, der langsam und unauffällig nach seinem Zauberstab griff. Moody lächelte.
„In diesem Fall muss mir wohl ein Missverständnis unterlaufen sein. Und natürlich wünsche ich dir viel Glück", sagte er und ließ den Jungen stehen.

~

„Harry, ich brauche deine Eule!"
Felix war in das Zimmer der Viertklässler gestürmt, in dem eben Harry, Ron, Seamus und Dean Snape explodiert spielten. Unbedingt brauchte er einen dieser Vögel, welcher nicht gerade der Schule oder gar ihm gehörte. Die der Jungen aus seinem Jahrgang waren leider alle anderweitig unterwegs gewesen. Gerade jetzt, wo er so dringend einen brauchte.
Harry sah auf.
„Felix. Hedwig? Sie ist gerade unterwegs. Hat einen Brief für...einen Freund. Du weißt schon."
„Warum nimmst du nicht deine?", fragte Ron, als Felix sich Haare raufend abwandte.
Es wäre totaler Irrsinn, seine eigene Eule zu nehmen. Da könnte er Moody den Brief gleich zur Zensur geben.

„Du kannst Rons Eule nehmen", sagte da Seamus grinsend und er sah zu dem Käfig, in dem eine winzige Eule hockte und ohrenbetäubend vor sich hin pfiff.
Ron errötete.
„Ich weiß nicht. Ist der Brief wichtig?"
Felix sah auf den Umschlag in seiner Hand.
„Eigentlich schon", murmelte er nervös.
„Dann nimm doch eine von den Schuleulen."
Er könnte aus der Haut fahren. Wenn Moody keine Andeutungen gemacht hatte, dass er von Felix' kleinem Nachtspaziergang wusste, dann war er kein Metamorphmagus.

„Sag mal - ist alles in Ordnung?", fragte Harry stirnrunzelnd.
Felix nickte.
„Ja, sicher. Ich...ich werde einfach Rons Rat annehmen und eine Schuleule nehmen."
Er lächelte und verschwand sofort wieder aus ihrem Zimmer.
Natürlich würde er keine Schuleule nehmen. Vielleicht waren sie zuverlässig, aber ganz sicher nicht zuverlässig genug. Moody würde sie ebenfalls abfangen.
Andererseits. Würde er sich überhaupt die Mühe machen?
Er hatte alles, was er wollte. Und er selbst hatte keine Beweise gegen ihn. Da stellte sich dann gleich die nächste Frage. Ob er Lupin überhaupt den Brief schicken sollte...
Bis jetzt hatte er ihm zwar alles sagen können, aber in diesem Fall hatte er ihn im Dunkeln gelassen. Was kein Wunder war, wenn man bedachte, dass Lupin Moody wahrscheinlich sein Leben anvertrauen würde. Jeder, der Moody kannte. Zweifelsohne war er verrückt, aber die meisten Leute, die ihn kannten, schätzten ihn als fähigen und vor allem gesetzestreuen Auror ein.

Mitten auf der Treppe des Gryffindorturms blieb er stehen und starrte auf den Brief.
Felix ließ sich auf die Treppenstufen fallen und schloss seine Augen. Er ritt sich immer weiter in die Sache rein. Weder konnte er jetzt einen Rückzieher machen, noch ganz plötzlich von einem Moment auf den anderen mit all der Scheiße zu seinem ehemaligen Lehrer kommen, der erstens sowieso nichts dagegen tun konnte und zweitens erst einmal ohnmächtig werden würde.

Er sah auf. Dann ging er in seinen Schlafsaal, lief wortlos an den Zwillingen vorbei, griff nach dem Ei und ging in den Gemeinschaftsraum. Dort warf er den Brief ins Feuer. Der Brief, in dem er alles erzählen wollte. Worauf er vielleicht einen vernünftigen Rat bekommen hätte. Er sah zu, wie sich das Pergamentpapier langsam in Asche verwandelte, dann verließ er den Schlafsaal und machte sich auf den Weg in das Bad der Vertrauensschüler. Dort würde er seine Ruhe haben.

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